Wäre die Gemeinde Christi nur dort anzutreffen, wo Menschen ein makelloses Leben führen, hätte der Apostel Paulus nicht die folgende Frage gestellt: „Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1Kor. 3,16). Diese Frage will nicht die theologischen Kenntnisse der Gemeinde prüfen, sondern sie ist rhetorisch. Dass die korinthischen Christen Tempel Gottes waren, wird von dem Apostel vorausgesetzt. Gleichzeitig spricht er hier eines der Kernprobleme der Korinther an. Somit ist ein ermahnender und anklagender Beiklang unüberhörbar.
Die Berufung der Korinther als Tempel Christi einerseits und andererseits ihr Handeln befanden sich nicht in Übereinstimmung. Was war in Korinth geschehen?
Uneinigkeit und Spaltungen in der Gemeinde in Korinth
Noch bevor Paulus den ersten Korintherbrief verfasste, hatte bereits ein Informationsaustausch zwischen Paulus und der Gemeinde stattgefunden. Aus dem ersten Korintherbrief können wir folgern, dass es sowohl eine korinthische Gesandtschaft gab, von der Paulus als den Hausgenossen der Chloe sprach und die ihn wahrscheinlich in Ephesus aufsuchte (1Kor. 1,11; 16,8), als auch einen Brief, den die Korinther Paulus zukommen ließen (1Kor. 7,1). Die Berichte der Gesandtschaft sowie der Inhalt des besagten Briefes mussten den Apostel tief getroffen haben. Auf jeden Fall entschied er, der Gemeinde noch vor seinem geplanten Besuch in Korinth (1Kor. 16,2-8) einen Brief zu schreiben. Das ist unser erster Korintherbrief.
In diesem Schreiben geht der Apostel ausführlich auf die fehlende Einheit innerhalb der Gemeinde ein. Die Gemeinde in Korinth war gespalten (1Kor. 1,10). Es hatten sich Parteiungen gebildet. Man identifizierte sich mit Personen wie Petrus oder Apollos, und auf diese Weise brach ein Gedankengut in die Gemeinde ein, das mit ihrer Berufung, Tempel Gottes zu sein, absolut nicht in Übereinstimmung zu bringen war. Die Kultur Korinths, in der die neubekehrten Christen lebten, war griechisch-römisch geprägt. Unter anderem war sie bestimmt von einem Streben nach Macht und Einfluss. Die Menschen bedienten sich der zeitgenössischen Mittel, wie zum Beispiel der Redekunst (Rhetorik), um ihre Ziele durchzusetzen. Einige der Gemeindemitglieder konnten der Versuchung nicht widerstehen und zettelten Parteiungen an, um sich auf diese Weise zu profilieren. Die Einheit der Gemeinde löste sich in die von Paulus angesprochenen Gruppierungen auf (1Kor. 1,12.13). Dabei ging es noch nicht einmal um biblisch-lehrmäßige Unterschiede. Die Spannungen innerhalb der Gemeinde waren vornehmlich sozial- bzw. umweltbedingt. Der Einfluss der korinthischen Gesellschaft auf die Christen war enorm.
Gleichzeitig richtet sich hier an uns eine Frage: Wie viele der heutigen Gemeindeprobleme sind die Folge von geistigen Einbrüchen aus der Welt um uns herum?
Weil die Spaltungen daher rührten, dass einige der Korinther in ihren Vorstellungen dem nicht folgten, wie Christus seine Gemeinde will und was in der Heiligen Schrift darüber offenbart ist, sondern sich weltlicher Mittel bedienten, also solcher, die sie in ihrer Umgebung vorfanden, ist in den ersten Kapiteln des ersten Korintherbriefes die Kritik an den Spaltungen innerhalb der Gemeinde mit dem Aufzeigen des Gegensatzes zwischen menschlicher Weisheit und göttlicher Weisheit verwoben.
Überhaupt geht es dem Apostel nicht um ein bloßes moralisierendes Abhandeln der in der korinthischen Gemeinde aufgetretenen Probleme. Vielmehr behandelt Paulus die Fragen grundsätzlich. Das heißt: Er beleuchtet die Missstände in der Gemeinde mit dem Blick auf das Kreuz Christi. Aus dieser Perspektive zieht er dann die Konsequenzen. Darum lesen wir im Zusammenhang mit den Spaltungen die Aussage: „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.“ (1Kor. 1,18).
Paulus sucht das Verhalten der Korinther zu ändern, indem er ihnen die Weisheit Gottes vor Augen führt. Er zeigt ihnen, dass im Blick auf Gemeinde und Gemeindebau menschliche Weisheit nichts als Torheit ist. Die Krise der korinthischen Gemeinde, ihre Spaltungen und die ethischen Missstände waren gerade die Folge des Einbruchs menschlicher Weisheit in die Gemeinde Gottes.
Eigentlich hätten die Christen in Korinth selbst merken müssen, dass man mit antiker Redekunst nicht Gemeinde bauen kann. Diesem Wahn, der aus menschlicher Weisheit herrührt, stellt der Apostel das Wort vom Kreuz entgegen: Dieses Wort ist Gottes Kraft für die, die errettet werden.
Es ist also kein Zufall, dass Paulus den Abschnitt, mit dem er die Sünde der Spaltungen in der Gemeinde behandelt, mit dem Hinweis auf das „Wort vom Kreuz“ beginnt (1Kor. 1,18).
Paulus spricht über dieses Problem sehr ausführlich (1Kor. 1,10 – 4,21). Nach der Einleitung, in der der Apostel seine Informationen über die Gemeindespaltungen anspricht (1Kor. 1,10-17), zeigt er den Gegensatz zwischen menschlicher und göttlicher Weisheit auf (1Kor. 1,19-25), und er ruft der Gemeinde in Erinnerung, dass Gott sie erwählt und berufen hat und sie in Christus alles empfangen hat. (1Kor. 1,26-31).
In Christus hat sie Anteil an der Weisheit Gottes, die für die Welt eine Torheit ist. Ihre gesamte Existenz als Gemeinde Christi fußt nicht auf der Weisheit dieser Welt, sondern auf dem, was dieser Welt Torheit ist. Darum muss Paulus sie beschämen, wenn er den Gemeindegliedern aufzeigt: Es ist menschliche Weisheit, derer ihr euch bedient und die Spaltungen innerhalb der Gemeinde herbeiführt.
Schließlich stellt er die rhetorische Frage: „Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid?“ Mit anderen Worten: Wisst ihr nicht, wer ihr seid? Wisst ihr nicht, warum ihr das seid?
Der Tempel Gottes – trotz allem
Die Spaltungen waren nicht das einzige Problem der Christen in Korinth. Paulus legt in seinem Brief seinen Finger auch auf weitere Missstände in der Gemeinde: Ein Mann verkehrte sexuell mit seiner Stiefmutter (1Kor. 5); die Christen verklagten sich gegenseitig vor weltlichen Gerichten (1Kor. 6); es gab Probleme beim Einnehmen des Abendmahls (1Kor. 11); und außerdem schlichen sich Leugner der Auferstehung Christi in die Gemeinde ein (1Kor. 15).
In vielen unserer heutigen Gemeinden hat sich eine stark romantisierende Vorstellung über die ersten Christen festgesetzt. Man geht davon aus, die Urchristen, die zeitlich noch so nahe an den im Neuen Testament beschriebenen Ereignissen lebten, seien uns geistlich weit voraus gewesen. Im Gegensatz zu dieser Vorstellung zeichnet der erste Korintherbrief ein sehr ernüchterndes Bild davon, wie die Christen in Korinth miteinander umgingen. Die geistliche und ethische Not in Korinth war groß!
Wenn man die rhetorische Frage („Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid?„) unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, so markiert sie ein großes Dennoch. Trotz aller Probleme und Missstände ist die Gemeinde noch immer der Tempel Gottes, und Paulus erinnert sie (wenn auch ermahnend) genau daran. Es scheint fast so, als wolle er die Korinther wachrütteln. Sie sollen selbst erkennen, wie sehr ihr Handeln dem widerspricht, wer sie in Christus sind. Er bezeichnet sie daher sehr ernst als „fleischlich“ (1Kor. 3,1-4). Im Anschluss daran (ab 1Kor. 3,5) veranschaulicht er anhand verschiedener Bilder, was die Gemeinde Gottes ist und was das für die Spaltungen heißt.
Das erste Bild beschreibt die Gemeinde als eine Pflanzung Gottes (1Kor. 3,6-8). Folglich ist alles Streben nach Macht und Einfluss sinnlos, denn die Gemeindeleiter sind lediglich die pflanzenden und begießenden Gärtner. Es ist Gott allein, der das Wachstum schenkt.
Das zweite Bild schildert die Gemeinde als Gottes Bauwerk (1Kor. 3,9-15). Das heißt: Die Leiter können lediglich auf dem Fundament bauen, das Christus bereits gelegt hat. Das Streben nach Einfluss, das natürlich sehr eng mit der Leiterschaft in der korinthischen Gemeinde verbunden war, rückt Paulus damit in ein Licht, in dem offenbar wird, wer wirklich Macht und Einfluss hat. Es ist Gott, der das Wachstum schenkt und der den Grundstein des Bauwerkes legt. Ohne das Handeln Gottes sind die Leiter zu nichts in der Lage.
Alle Überlegungen zu menschlichem Eifern um Macht müssen vor dieser Erkenntnis verblassen.
Den Höhepunkt der Bilder sowie der gesamten paulinischen Argumentation bildet die Identifizierung der Gemeinde mit dem Tempel Gottes (1Kor. 3,16.17). Indem Paulus im Anschluss daran (ab 1Kor. 3,18) die Gegensätzlichkeit zwischen menschlicher und göttlicher Weisheit als Thema erneut aufgreift, rundet er die Gedankenführung ab.
Halten wir fest: Der vom Geist Gottes inspirierte Apostel weist in diesem Abschnitt die Gemeinde darauf hin, dass Parteiungen und Spaltungen eine außerordentlich ernst zu nehmende Sünde sind. Zur Erläuterung stellt er die menschliche Weisheit der göttlichen Weisheit gegenüber und zeigt anhand einer Reihe von Bildern die wahrhaftigen Größenverhältnisse in der Gemeinde auf.
Hier aber, am Höhepunkt seiner Argumentation, erinnert Paulus die Christen daran, wer sie sind: der Tempel Gottes. Sie gehören Gott. Sie sind Gottes Eigentum.
Diesen Status haben sie in all ihrer Sündhaftigkeit nicht verloren. Der Geist Gottes wohnt in ihnen (1Kor. 3,16). So wie einst die Stiftshütte und der Tempel in Jerusalem Wohnorte des Geistes Gottes waren (2Mos. 25,8; 3Mos. 26,11; 4Mos. 5,3; 1Kön. 8,10f), ist es nun die Gemeinde.
Indem Paulus sie als den Tempel Gottes bezeichnet, dient der alttestamentliche Hintergrund als Folie. Einst erfüllte die Herrlichkeit Gottes den salomonischen Tempel, nun erfüllt diese Herrlichkeit die Gemeinde in Korinth.
Mehr noch: Jetzt erfüllt sich die Verheißung, dass Gott selbst unter seinem Volk wohnen will (3Mos. 26,11f; Hes. 37,27): „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein“ (2Kor. 6,16).
Jesus, das Fundament des neutestamentlichen Tempels, versprach seinen Jüngern den Heiligen Geist, der in ihnen wohnen werde (Joh. 14,17; 14,23). Durch diesen Geist wird die Gemeinde zum Tempel Gottes. Der Geist Gottes zog nicht in die korinthische Gemeinde ein, weil sie der Tempel Gottes ist. Vielmehr verhält es sich umgekehrt: Die Gemeinde wurde zum Tempel Gottes, weil der Geist Gottes dort eingekehrt war. Das Wohnen des Geistes Gottes, von dem in 1Korinther 3,16 die Rede ist, erinnert an das „Wohnen“ der Herrlichkeit Gottes im Tempel: Trotz aller Probleme und Missstände ist und bleibt die korinthische Gemeinde der Wohnort der Herrlichkeit Gottes.
Paulus, Jesus und der Wohnort Gottes
Paulus, der bekanntlich eine pharisäische Ausbildung hatte, nach der der Jerusalemer Tempel das religiöse Zentrum war, bezeichnet hier eine christliche Gemeinde in einer heidnischen Stadt als Tempel Gottes. Wie ist das möglich, zumal zur Zeit der Abfassung des ersten Korintherbriefes (ca. 55 n.Chr.) der Jerusalemer Tempel noch nicht zerstört war und noch immer das geistige Zentrum des Judentums bildete? Woher empfängt Paulus seine neue Einsicht über den Wohnort Gottes? Wie kommt er dazu, nun etwas anderes als das Gebäude in Jerusalem als Ort zu bezeichnen, an dem sich die Herrlichkeit Gottes niederließ? Antwort: Gerade darin wird die Radikalität der Bekehrung des Saulus von Tarsus offenbar. Darüber hinaus zeigt sich gerade darin, wie eng Paulus auf der Verkündigung Jesu aufbaute.
Bereits während der Zeit seines irdischen Wirkens hatte Jesus prophezeit, dass der Jerusalemer Tempel „verwüstet“ werde (Mt. 23,38). Sich selbst bezeichnete er als dem Jerusalemer Tempel überlegen (Mt. 12,6). Seine Auferstehung setzte er mit der Neuaufrichtung des Tempels gleich (Joh. 2,19). Er verglich sich mit dem Grundstein („Eckstein„) von etwas Neuem (Mk. 12,10), und er versprach seinen Jüngern die Gegenwart des Heiligen Geistes (Joh. 14,17).
Dass Paulus die Christen in Korinth nun als Tempel Gottes bezeichnet, zeugt von einer Kontinuität zwischen der Lehre Jesu und seiner eigenen: Der Apostel wusste, dass der Jerusalemer Tempelkult, namentlich, wenn es darum ging, dort Opfer zu bringen, inzwischen außer Kraft gesetzt worden war. Ähnliches hatte bereits Stephanus zum Ausdruck gebracht. In seiner Verteidigungsrede, aufgrund derer er von den Juden gesteinigt wurde, hatte er erklärt: „Doch der Höchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Menschenhand gemacht sind…“ (Apg. 7,48).
Kurzum: Was Paulus über den Tempel lehrte, steht in Kontinuität mit dem, was Jesus gelehrt hatte. Es macht vor allem drei Dinge deutlich: Jesus bewirkte im Leben des Paulus eine Veränderung, die seine bis dahin tiefsten Überzeugungen umkehrten; Paulus erfand das Christentum nicht neu (wie die liberale Theologie lange Zeit gelehrt hat), sondern seine Botschaft wurzelt in dem, was bereits Jesus verkündete; in und durch Jesus ist die Verbindung Gottes mit seinem Volk so eng geworden, dass die Herrlichkeit Gottes nun in den Gläubigen wohnt.
Die Berufung in Christus als Grundlage zur Heiligung
Unzweifelhaft hat die Botschaft, nach der die Gemeinde Gottes der Wohnort Gottes ist, für uns heute enorme Bedeutung, nicht zuletzt für unsere Auffassung, was die Gemeinde/ Kirche anbelangt.
Indem der Apostel die Gemeinde als Tempel Gottes bezeichnet, geht es ihm jedoch keineswegs um eine interessante Theorie, sondern er zielt damit auf Veränderung unter den Christen in Korinth, auf Heiligung.
Dabei bildet die Grundlage neutestamentlicher Heiligung nicht eine mit dem erhobenen Zeigefinger gemachte Mahnung, sondern Paulus schreibt dies in der Erwartung, dass es der Geist Gottes ist, der die Veränderung bei den Christen herbeiführt: Die Gemeinde ist der Tempel Gottes, denn der Geist Gottes hat in ihr Wohnung genommen. Das Wirken dieses in der Gemeinde wohnenden Geistes ist der alleinige Grund für die Einheit der Gemeinde und dafür, dass die Spaltungen in ihr zu einem Ende kommen müssen.
Paulus weist darauf hin: „Seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise? Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus, der andere aber: Ich des Apollos, seid ihr nicht fleischlich?“ (1Kor. 3,3.4). Die Sünde der Korinther besteht in ihrem „fleischlichen“ Handeln. Dieses entspricht nicht ihrer Berufung. Genau dazu ruft der Apostel sie nun auf: Werdet das, was ihr bereits seid! Handelt entsprechend eurer Berufung!
Dazu passt die Aussage, die Paulus in einem anderen Zusammenhang etwas später macht: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott mit eurem Leib!“ (1Kor. 6,19.20). Der Apostel betont hier die Unvereinbarkeit zwischen Christsein und dem Treiben von Hurerei. Warum ist das unvereinbar? Weil es nicht der Identität eines Christen entspricht, dessen Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist.
Die Grundlage für die Heiligung bzw. die Notwendigkeit für die Heiligung besteht darin, dass wir Wohnort Gottes sind. Gleichzeitig ist es der in der Gemeinde Gottes lebende Heilige Geist, der die Heiligung schafft. Er ist es, der die Veränderung eines Wandelns nach Menschenweise in ein der Berufung Gottes gemäßes Verhalten bewirkt. Hier begegnet uns erneut die von Paulus aufgezeigte Gegensätzlichkeit zwischen menschlicher und göttlicher Weisheit, die sich vor allem im Licht des Evangeliums vom Kreuz Christi offenbart (1Kor. 1,18).
Die Gemeinde als Wohnort Gottes – Errungenschaft Christi und lebendige Hoffnung für uns
Gemeinde Christi ist nicht nur dort, wo Menschen ein scheinbar „heiliges“ oder makelloses Leben führen. Gemeinde Christi ist dort, wo der Geist Gottes Einzug gehalten hat und somit Menschen zum Tempel Gottes gemacht worden sind.
Diese Wahrheit wird kaum irgendwo greifbarer als in dem, was Paulus darüber verkündet, was und wo der Tempel Gottes jetzt ist. Gerade hier triumphiert die göttliche Weisheit über die menschliche. Die Gemeinde in Korinth war Tempel Gottes, auch wenn es in vieler Hinsicht für Menschen nicht so aussah. Dafür starb Christus, der Eckstein, am Kreuz. Darum werden die Korinther nicht dazu aufgerufen, aus sich selbst heraus Tempel zu sein, sondern ihre Berufung erfolgt aus dem Geist Gottes.
Alle Probleme, die Paulus im Brief behandelt, aber vor allem das Problem der Spaltungen, haben ihren Ursprung woanders als im Evangelium. Aber die Lösung liegt im Kreuz: Das Leben, zu dem die korinthischen Christen berufen worden sind, ist ein Leben als Tempel des lebendigen Gottes. Weil die Gemeinde Wohnort der Herrlichkeit Gottes ist, darf sie glauben, hoffen und in Liebe leben.
Am Ende bleibt die Frage, wie viele Schwierigkeiten in unseren Gemeinden beseitigt wären, wenn wir das Leben führen würden, zu dem wir berufen sind. Und dennoch: Im Glauben haben wir es schon. Wir sind Tempel Gottes, auch wenn es manchmal nicht so aussieht: „Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?