Das Einander in der Gemeinde (Seite 2)

Das Einander in der Gemeinde (Seite 2)

„Tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen“

Die Kleinmütigen sind Gemeindeglieder, die von Ängsten und Zweifeln verfolgt werden. Vielleicht sind es Zweifel über ihre Errettung. Vielleicht ist es Verzweiflung über verschiedene Sünden in ihrem Leben. In allen diesen Fällen haben wir den Auftrag, Christi Trost zu spenden. Dies geschieht durch Zuhören, durch ein Wort Gottes, durch Gebet, auch indem man eigene Glaubenserfahrungen weitergibt. Vor allem ist es nötig, dass man versucht, die Ängste und Zweifel unseres Bruders oder unserer Schwester wirklich nachzuvollziehen und zu verstehen. Wir alle dürfen einander trösten! Wir alle sind aufgerufen, einander im Kampf des Glaubens beizustehen! Unter anderem aus diesem Grund hat Gott uns in einer Gemeinde zusammengestellt. Sonst könnte jeder sein Christsein zu Hause führen und sich ab und zu eine gute Predigt im Internet anhören.

Bei diesem Dienst stehen besonders die „Starken“ im Glauben in der Verantwortung. Sie sollen sich nicht über die ängstlichen und schwachen Mitchristen erheben, sondern diese tragen. Die Kleinmütigen und Schwachen wiederum dürfen darauf vertrauen und spürbar erfahren, dass sie nicht alleine sind, dass sie sich an ihre Glaubensgeschwister wenden können.

Diese Seite ist sehr wichtig! Wie oft und wie lange tragen wir alle unsere Nöte, unsere Sünden, unsere Ängste alleine herum, obwohl wir von Glaubensgeschwistern umgeben sind, von Menschen, mit denen wir zutiefst in Jesus Christus verbunden sind?! Und trotzdem denken wir, dass wir sie nicht belasten dürfen, oder es ist uns peinlich. Doch wir sind in der Gemeinde füreinander da! Unsere Aufgabe und unsere Freude ist es, uns gegenseitig behilflich zu sein!

Dieses Helfen wird in Geduld erfolgen: „…seid geduldig gegen jedermann!“ Oftmals hören wir uns die Not eines Mitchristen an. Wir diagnostizieren genau sein Problem. Wir überlegen uns eine Lösung des Problems. Und dann erwarten wir, dass der Betreffende gefälligst in ein, zwei, drei Schritten zu einer Lösung seines Problems kommen soll. Wenn es so einfach wäre, gäbe es ja das Problem nicht! Darum haben wir den Mut, einander mit Ausdauer immer wieder zu ermahnen und zu trösten. Einige Dinge können wir auch gar nicht ändern, sondern haben sie einfach nur mitzutragen.

 

Das Problem im gegenseitigen Dienst

Das klingt alles gut, und es wäre herrlich, wenn es immer so wäre. Aber es ist nicht immer so! Das war in Thessaloniki und das ist auch in unseren Gemeinden nicht immer der Fall. Paulus fordert uns dazu auf, so zu handeln. Der Heilige Geist treibt uns durch das Wort dazu an. Aber auch Christen sind immer noch Sünder. Wir leben nicht nur in einer sündigen Welt, sondern wir sündigen selbst.

Und das eigene sündige, unvollkommene Wesen kann man natürlich aus dem Gemeindeleben nicht heraushalten. Es wird auch innerhalb der Gemeinde immer wieder zu Ärger und Missverständnissen, bösen Worten, Lüge und Neid usw. kommen. Paulus ist da ganz realistisch. Und darum fügt er eine wichtige Ermahnung zum „Einander“ des Gemeindelebens hinzu: „Seht zu, dass niemand Böses mit Bösem vergilt, sondern jagt allezeit dem Guten nach, untereinander und gegen jedermann.“ (1Thess. 5,15)

Es wird auch in der Gemeinde Böses geben. Aber antwortet darauf nicht wiederum mit Bösem! Das ist das negative „Einander„: Gemeindeglieder sündigen aneinander, oder richtiger: gegeneinander. Aber wenn jemand an dir sündigt, sollst du nicht mit einer weiteren Sünde reagieren. Wir kennen das vielleicht aus dem engsten Familienkreis. Je vertrauter man sich ist, desto härter geht man miteinander um, desto mehr erwartet man voneinander. So hat man auch gerade in der Gemeinde die Erwartung, dass man hier ja wohl stets zuvorkommend und in Liebe behandelt wird. Und dann ist man verwundert und empört, wenn es einmal nicht so geschieht. Der Apostel Paulus gebietet: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem!“ Reagiert nicht mit Ärger oder Zorn oder Stolz!

Es geschieht Böses auch in der Gemeinde. Umso wichtiger ist es, dass wir freundlich reagieren, dass wir nach dem Guten trachten. Hier vernehmen wir sogar: Wir sollen „dem Guten nachjagen„! Jede Sünde in der Gemeinde soll uns immer mehr dazu antreiben, dass wir untereinander dem Guten nachjagen. Diese „Jagd“ soll unser Leben innerhalb und außerhalb der Gemeinde bestimmen.

Zusammengefasst für den gegenseitigen Dienst der Gemeindeglieder gilt also: Als Christ wird man nicht zu einem besonderen Genießer in Bezug auf religiöse Dinge. Christen sind keine Konsumenten! Christen sind von Gott reich beschenkt. Aber sie sollen diese Geschenke und Gaben nicht für sich behalten, sondern für andere Menschen und zuerst für die Glaubensgeschwister einbringen.

Wir sind Glieder an einem Leib! Christus, das Haupt des Leibes, wirkt und arbeitet in unserem Leben durch andere Gemeindeglieder. Und wir sollen diesen Dienst an uns gerne annehmen und selbst von Herzen für andere tun. Richten wir darum unseren Blick auf das Ziel des gegenseitigen Dienstes in der Gemeinde, auf das Ziel des Einanders in der Gemeinde:

 

Das Ziel des gegenseitigen Dienstes in der Gemeinde

Das Ziel des Einanders in der Gemeinde, das Ziel unseres Ermahnens, Tröstens, Helfens und Ertragens lässt sich in zwei Stufen unterscheiden, in ein Zwischenziel und in ein Endziel: Das Zwischenziel ist die Heilung und Stärkung, kurzum: das Glaubenswachstum des einzelnen Gemeindegliedes. Das Endziel ist die Erbauung des ganzen Leibes der Gemeinde, der der Leib Christi ist. Mit dem Dienst aneinander dienen wir darum Christus. Und das gibt uns die grundsätzliche Ausrichtung für diesen Dienst vor: Unser Dienst füreinander verfolgt nicht das Ziel, die eigenen Träume und Wünsche zu erfüllen, sondern es geht darum, uns auf Christus hin zu verändern, auf ihn zu weisen, ihn zu ehren und ihn zu verherrlichen.

Mögen wir deshalb mit dem Blick auf Jesus Christus, unseren Herrn, in der Gemeinde füreinander da sein und einander dienen.