Jonathan Edwards, Wahre Erweckung

Jonathan Edwards, Wahre Erweckung

Wenn wir in der Kirchengeschichte nach einem Prediger Ausschau halten, bei dem Reformation und Erweckung miteinander verschmolzen sind, können wir uns kaum ein besseres Beispiel vorstellen als den aus den Neuenglandstaaten stammenden Jonathan Edwards (1703–1758). Edwards war reformiert. Seine Schriften über die Erweckung sind deswegen von einzigartiger Bedeutung, weil er dieses Phänomen aus nächster Anschauung beobachten durfte.

Eine Erweckung, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Connecticut Valley während des Winters von 1734/1735 hatte, begann in Northampton, Massachusetts. In der dortigen Kirche war Edwards Wortverkündiger. Kurz darauf schilderte Edwards diese Erweckung in der Schrift A Faithful Narrative (1737), von dem hier die deutsche Übersetzung vorliegt. Mehr als 100 Jahre später wurde dieses Buch immer noch als Orientierung zum Thema Erweckungen konsultiert.

Fünf Jahre nach dieser regionalen Erweckung kam es zur sogenannten „Großen Erweckung“ (1740–1742). Diese Erweckung umfasste sämtliche englische Kolonien. Obwohl der englische Evangelist George Whitefield (1714–1770) das Hauptinstrument dieser Erweckungsbewegung war, wirkte auch Edwards darin maßgeblich mit: In der vorliegenden Schrift schildert Edwards das „Muster“ bei Erweckungen:

Erstens: Die Personen, die vom Heiligen Geist angerührt werden, werden sich des miserablen Zustandes bewusst, in dem sie sich gegenwärtig befinden. Sie erkennen die Gefahr des „ewigen Verlorengehens“. Viele von ihnen versuchen zunächst, ihr Leben zu reparieren „verbunden mit der geheimen Hoffnung, Gottes Zorn damit beschwichtigen zu können und die Sünden, die sie begangen haben, auszugleichen“. Wenn diese Leute „unerwartete Verschmutzung in ihren eigenen Herzen erkennen, machen sie sich auf, um ihre eigenen Verunreinigungen abzuwaschen und sich selbst zu reinigen“. Unweigerlich jedoch werden solche Versuche der Selbstreinigung, Selbsthilfe und Reform scheitern.

Im zweiten Schritt werden diese Personen durch das Wirken des Geistes Gottes zur Überzeugung ihrer absoluten Abhängigkeit von seiner souveränen Macht und Gnade und der universellen Notwendigkeit eines Mittlers geführt. Diese Überzeugung geht einher mit der unmittelbaren Einsicht, dass Gott vollständig gerecht ist, wenn er den von der Erkenntnis seiner Sünde Erfassten für immer in die Verdammnis schicken würde. Sie kommen zur demütigen Anerkennung ihrer totalen Verderbtheit. Sie bekennen, dass die Forderungen Gottes nach einem heiligen Leben gerecht sind.

Nur dann befinden sich die Menschen in dem Zustand, in dem sie bereit sind, den Erlöser zu umarmen, den Gott gnädig gegeben hat. Für Edwards ist es ein wesentlicher Bestandteil des Werkes des Heiligen Geistes in der Erweckung, dass der Mensch die heilige Souveränität Gottes vor Augen bekommt. Wie Paulus sagt: So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen (Röm. 9,16).

Bedeuten diese Erfahrungen zwangsläufig, dass die rettende Gnade immer gegenwärtig ist? Edwards zögert, diese Frage zu bejahen. Aber dort, wo Gottes Gnade gegenwärtig ist, manifestiert sie sich „in ernstem Verlangen nach Gott und Christus“. Der Sünder sehnt sich danach, Gott zu verstehen, ihn zu lieben, vor ihm demütig zu sein und Gemeinschaft mit Christus in seinen Wohltaten zu haben.

Jonathan Edwards, Wahre Erweckung. [Sola Gratia Verlag]. Artikelnummer: 819741. [ISBN: 978-3-948475-41-3]. Geb. 144 Seiten. € 11,90.