„Zürnt ihr, so sündigt nicht“ – Was die Bibel zum Thema „Zorn“ sagt

„Zürnt ihr, so sündigt nicht“ – Was die Bibel zum Thema „Zorn“ sagt

Peters Herz pocht wie wild in seiner Brust. Er fühlt seinen eigenen Herzschlag in seiner Halsschlagader. Sein ganzer Körper ist überhitzt, und er ist gleichsam unfähig, sich selbst zu beruhigen. Er ist bereit zuzuschlagen. Auf wen, fragen Sie? Er ist bereit, seine Frau zu schlagen, die Gefährtin seiner Jugend, die Mutter seiner Kinder.

Situationen wie diese passieren viel zu oft. Aber das traurigste ist, dass so etwas nicht nur bei Nicht-Christen geschieht, sondern auch bei Christen. Sündhafter Zorn fügt unseren Gemeinden, Familien und letztendlich unserem christlichen Zeugnis größten Schaden zu.

Es ist nicht meine Absicht, mit diesem Artikel Schuld zuzuweisen, sondern eine Lösung für das Problem des sündhaften Zornes zu bieten.

Ich muss die Qualifizierung „sündhaft” verwenden, weil es auch „heiligen“ Zorn gibt. In Epheser 4,26 und 27 steht geschrieben: Zürnt ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn! Gebt auch nicht Raum dem Teufel!

Wenn man über diese Aussage nachdenkt, erkennt man, dass es eine Art von Zorn gibt, die nicht sündhaft ist, sondern heilig. Zorn an und für sich ist nicht immer sündhaft. Aber heiliger Zorn kommt viel seltener vor als man gemeinhin denkt. Schauen wir uns einmal an, was Zorn überhaupt ist.

Menschlicher Zorn hat zwei Aspekte, Motiv und Ausdruck. Zorn ist eine Emotion, die durch verschiedene Dinge ausgelöst werden kann, je nachdem wie unser individuelles Wertesystem ausgerichtet ist. Wenn ein Element unseres Wertesystems verletzt wird, kann dies Zorn auslösen, je nachdem welchen Rang dieses Element in unserem Wertesystem einnimmt und wie intensiv die Verletzung ist. Wenn Gottes Ehre, wie es auch sein sollte, in unserem Herzen die höchste Priorität einnimmt, dann werden Angriffe von außen auf eben diese Ehre Gottes in uns Zorn auslösen (Apg. 17,16). Unser bestes und allein perfektes Beispiel für diese Art von heiligem Zorn ist der Herr Jesus Christus selbst.

Je selbstsüchtiger und stolzer eine Person ist, desto mehr wird ein Angriff auf das eigene Ich Zorn auslösen. Dies ist dann sein Motiv, das erste Element des Zornes. Es ist nicht schwierig herauszufinden, welches Motiv Voraussetzung für heiligen Zorn ist und welches für sündhaften.

Aber wir müssen auch noch einen zweiten Aspekt in Betracht ziehen, und zwar auf welche Art und Weise Zorn ausgedrückt wird. Wir mögen aus all den richtigen Gründen zornig sein, aber wir können dann immer noch den Zorn auf eine sündhafte Weise zum Ausdruck bringen.

Es gibt hauptsächlich zwei Arten, wie Zorn sündhaft ausgedrückt wird: Die erste ist, einfach „Dampf ablassen”. Sprüche 29,11 warnt uns: Ein Tor lässt all seinem Unmut freien Lauf, aber ein Weiser hält ihn zurück. Dies ist eine klare Warnung, nicht einfach unsere emotionalen Schleusen zu öffnen und unserem Zorn freien Lauf zu lassen. Die Bibel bezeichnet dies als törichtes Verhalten. Wir sind dazu gerufen, nicht die Kontrolle über unsere Emotionen zu verlieren, so wie wir auch in Sprüche 25,28 lesen: Wie eine Stadt mit niedergerissenen Mauern, so ist ein Mann, der seinen Geist nicht beherrschen kann. Unsere Gesellschaft will uns oft weismachen: „Lass einfach alles raus!”, aber ein solches Verhalten steht in direktem Konflikt zu Gottes Wort. Wir mögen uns vielleicht besser fühlen, nachdem wir Dampf abgelassen haben, aber was wir nicht begreifen ist, dass wir in unserer Seele ein Verhaltensmuster entwickeln, das töricht ist, und je mehr wir dies zulassen, desto dominanter wird es. Anstatt Gerechtigkeit zu üben, wie es in 2.Timotheus 3,16 beschrieben wird, praktizieren wir Ungerechtigkeit. Mit unserem Zorn wird es immer schlimmer werden.

Die zweite sündhafte Art, Zorn auszudrücken ist, den Zorn in sich hineinzufressen. Obwohl dies nach außen aussieht wie eine gottgefällige Art, mit unserem Zorn umzugehen, ist es in Wirklichkeit nicht so. Wenn wir dies tun, wendet sich die Energie, die durch den Zorn hervorgerufen wird, nach innen, und wir fangen an, über den Auslöser unseres Zorns nachzugrübeln. Vielleicht haben wir dadurch sogar schlaflose Nächte, und letztendlich können wir sogar depressiv werden oder körperliche Symptome entwickeln. Das Dritte Buch Mose 19,17 warnt uns: Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen; sondern du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, dass du nicht seinetwegen Schuld tragen musst! Gleich danach in Vers 18 heißt es: Du sollst nicht Rache üben, noch Groll behalten gegen die Kinder deines Volkes.

Beide Reaktionen sind gleichermaßen sündhaft um Zorn auszudrücken, auch heiligen Zorn. Wenn wir mit Zorn auf sündhafte Weise umgehen, dann geben wir dem Teufel Raum in unserem Leben (Eph. 4,27).

Wir wollen nun nicht länger über sündhaften Zorn nachgrübeln, sondern sehen, was Gottes Wort bezüglich des richtigen Umgangs mit Zorn lehrt.

Bisher haben wir uns die beiden Elemente des Zornes angesehen: den Grund oder das Motiv des Zorns und den Ausdruck des Zorns. Schauen wir uns nun beide noch einmal an, um zu erkennen, was die biblische und gottgefällige Lösung ist. Beide Elemente müssen mit Gottes Wort übereinstimmen und müssen deshalb geheiligt werden.

Was die Auslöser betrifft, so ist es für uns wichtig, unser Wertesystem zu überprüfen – die Dinge, die uns wirklich wichtig sind. Wenn Angriffe auf uns persönlich niederprasseln oder Hindernisse für unsere persönlichen Pläne uns im Weg stehen, die unser Blut zum Kochen bringen, dann sind wir auf uns selbst fixiert, anstatt dass wir auf Gott orientiert sind. Es ist das höchste Ziel des Menschen, Gott zu verherrlichen, und es ist nicht das höchste Ziel Gottes, den Menschen zu verherrlichen.

Wenn wir solch eine egoistische Einstellung haben, dann fühlen wir uns zu allem berechtigt, was wir persönlich zu verdienen meinen, wie etwa Respekt oder Liebe unseres Ehepartners, beim Autofahren freie Straßen vor uns und niemanden, der uns oder unsere Meinung jemals in Frage stellt. Wir betrachten unser persönliches Wohlergehen und ein problemfreies Leben als ein Recht, und wenn jemand es wagt, diese Rechte zu verletzen, wird er unseren Ärger in der einen oder anderen Form zu spüren bekommen. Wir fühlen uns dann berechtigt, diesem Ärger Luft zu machen. Aber die Annahme, dass wir solche Rechte haben, oder das Recht, unsere eigenen Wege zu gehen, ist völlig falsch. Das einzige „verdiente Recht“, das wir haben, ist, zur Hölle zu fahren und dort für immer für unsere Sünden zu leiden. Der einzige Grund dafür, dass wir tatsächlich etwas Anderes bekommen, ist die Gnade Gottes in Jesus Christus.

Die Dinge, die wir genießen, sind, strenggenommen, nicht Rechte, sondern Privilegien. Ich habe kein Recht auf den Respekt, die Freundlichkeit oder die Loyalität meiner Frau. Meine Frau schuldet mir dies persönlich in keiner Weise. Sie schuldet es Gott, und wenn ich es empfange, dann kann ich Gott dafür danken, und wenn nicht, dann ist keines meiner Rechte verletzt worden, da ich viel Schlimmeres verdient habe, und ich kann freundlich und gottgefällig reagieren und nicht wie ein jähzorniger Tyrann.

Lieber christlicher Leser, der Schlüssel, um von unserem Zorn befreit zu werden, ist zu verstehen, dass wir keinerlei Gutes, sondern nur Schlechtes verdient haben, und dass alles Gute, das uns widerfährt, ein Geschenk Gottes in Jesus Christus ist.

Wenn es uns gelingt, uns betend eine solche Denkweise anzueignen, werden wir nicht nur frei von sündigem Zorn werden, sondern wir werden eine neue Einstellung zur Dankbarkeit gegenüber Gott erfahren, sodass wir mit dankbarem und freudigem Gehorsam antworten. Dies ist ein Prozess, aber es ist für jeden Christen erreichbar.

Was das Ausdrücken rechtschaffenen oder gerechten Zorns betrifft, so darf unsere Energie nicht dazu verwendet werden, andere unkontrolliert anzugreifen, indem wir uns Luft verschaffen, oder uns selbst schaden, indem wir ihn uns verinnerlichen oder ihn in uns hineinfressen. Vielmehr sollte die Energie darauf gerichtet sein, das Problem kontrolliert zu lösen oder anzugehen.

Wenn eine Sünde begangen wurde, helfen Sie demjenigen, der sie begangen hat, mit Gott und sich selbst wieder ins Reine zu kommen! Gehen Sie mit dem Problem in einer gottgefälligen Weise um, und lassen Sie die Sonne nicht über Ihrem Zorn untergehen! (Eph. 4,26).