Wortverkündigung aus dem Jakobusbrief:
Kennen Sie das, dass Sie im Glauben angefochten sind, versucht werden, schwere Momente haben, in denen Sie ins Wanken geraten? Jakobus, der leibliche Bruder von Jesus, zu seiner Zeit Gemeindeleiter der ersten Gemeinde in Jerusalem, schreibt in seinem Brief über einige dieser Anfechtungen, mit denen wir alle zu kämpfen haben. Zum Beispiel, dass wir in manchen Situationen an Gottes gutem Willen zweifeln, dass wir uns fragen, wie er dieses oder jenes in meinem Leben zulassen konnte.
Was einen jedoch besonders verwundert, ist die Aufforderung, mit der Jakobus seinen Brief beginnt: „Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet.“ (1,2).
Anfechtungen und Freude?!
Welch ein abnormer, uns widerstrebender Vers. Wie kann Jakobus so etwas sagen? Wie kann Gott das von uns fordern? Wir sollen uns freuen, wenn wir in Anfechtungen, Versuchungen, Prüfungen geraten? Wenn wir Probleme und Sorgen haben? Wenn es uns schlecht geht?
Doch fragen wir erst einmal danach, was die Bibel unter Freude versteht. Biblische Freude ist nicht nur ein Gefühl der Fröhlichkeit und Ausgelassenheit. Die Bibel sagt, dass wir uns auch in Trauer und unter Tränen freuen können. Wenn man die vielen Stellen im Neuen Testament nachschlägt, in denen es um Freude geht, wird Folgendes deutlich: Biblische Freude heißt, mit Christus verbunden zu sein, sei es durch das, was er für uns tut, oder durch das, was wir (durch seine Gnade) für ihn tun, auch wenn wir für ihn leiden. Freude ist Anteilnehmen an der himmlischen Welt, Verbundenheit mit Gott. Das, was wir fühlen, was wir erkennen, was uns prägt, wenn wir mit Gott verbunden sind, ist und bedeutet Freude. Selbst die Traurigkeit der Buße führt in die Freude, denn Buße führt uns zu Gott (vgl. 2Kor. 7,8-10). Alles, was uns mehr mit Gott verbindet, was uns dankbarer und zufriedener in ihm macht, alles, was unser Vertrauen in ihm stärkt, vermehrt unsere Freude!
Wenn wir das erkannt haben, dann macht der Zusammenhang von Freude und Anfechtungen Sinn. Jakobus schreibt weiter: „da ihr ja wisst, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und es euch an nichts mangelt.“ (1,3.4).
Freude und Anfechtungen gehören zusammen: Freude bedeutet Verbundenheit mit Gott, und Anfechtungen treiben uns zu Gott. Sie lassen uns im Glauben standhafter und vollkommener werden und bewirken somit biblische Freude in uns. Es ist ein wenig wie beim Autofahrenlernen. Irgendwann muss man hinaus in den Straßenverkehr. Dort wird man in manch gefährliche Situation kommen. Doch nur so wird man Fahrerfahrung sammeln und ein besserer Autofahrer werden. Genauso verhält es sich mit dem Evangelium. Wir müssen das Evangelium in schwierigen Momenten ausleben, um im Glauben zu wachsen. Mit anderen Worten: Lebe deinen Glauben!
Aber wie gelingt uns das? Die Theorie ist klar, aber nun konkret: Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig gefreut, als Sie in Anfechtungen geraten sind? Wenn etwas wieder einmal nicht so lief, wie Sie es wollten? Wenn Sie eine gewisse Person wieder einmal so richtig genervt hat? Wenn Sie wieder einmal an Ihrem Schwachpunkt getroffen wurden? Haben Sie sich da gefreut? Hatten Sie dann diese biblische Freude, in der Sie spürten, dass Gott Ihnen in jenem Augenblick ganz nah ist?
Anfechtungen und Glaubenswachstum
Wenn wir uns in Anfechtungen bewähren wollen, so macht Jakobus deutlich, benötigen wir Weisheit! Was ist Weisheit? Weisheit bedeutet nicht, dass man viel Wissen hat, sondern dass man die Fähigkeit besitzt, das Wissen zur rechten Zeit anzuwenden. In Bezug auf die Heilige Schrift heißt das, das Wort Gottes nicht nur zu kennen, sondern befähigt zu werden, es im richtigen Moment anzuwenden. Weisheit bedeutet also nicht nur, das Evangelium von Christus zu kennen, sondern es auch auszuleben. Das ist das große Thema des Jakobusbriefes: Lebe deinen Glauben! Jakobus formuliert es folgendermaßen: „Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein.“ (1,22).
Die gute Nachricht ist, dass Gott uns gerne Weisheit geben will: „Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“ (1,5). Weisheit ist die Fähigkeit, das Wort Gottes zu hören, anzunehmen und zu tun – gerade auch in schwierigen Momenten (1,19-21). Jakobus kommt nun in seinem Brief zu ganz praktischen Lektionen:
Unsere Rede
Das Erste, was Jakobus wiederholt betont, ist, wie wir reden, was wir sagen, wie wir übereinander und zueinander sprechen: „Darum, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ (1,19). Gerade in unserer Rede verfehlen wir uns so oft. Und gerade mit unseren Worten können wir so viel Schaden anrichten. Jakobus vergleicht unsere Zunge unter anderem mit einem Steuerruder. Es ist sehr klein, aber es lenkt riesige Schiffe. Und so verhält es sich auch mit unserer Zunge. Sie ist sehr klein, und doch kann sie mit wenigen Worten großen Schaden anrichten.
Das gilt natürlich besonders für unseren Umgang miteinander. Wie oft hören wir nicht auf den Anderen. Anstatt zu versuchen, ihn zu verstehen, seufzen wir über ihn. Wir stöhnen über unseren Nächsten und betrachten ihn als Last und Hindernis für uns (5,9). Und dann sind wir nicht mehr weit davon entfernt, ihn zu verurteilen, zu beneiden oder ihm Dinge zu missgönnen. Letztendlich kommt es zum Streit, sogar unter Brüdern (3,9 – 4,3). Nicht durch das, was wir getan haben, sondern durch ein paar Worte! „So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer – welch großen Wald zündet es an!“ (3,5) Warum können Worte wie ein Feuer sein, das einen Flächenbrand auslöst? Weil wir die Auswirkungen unserer Worte nicht mehr kontrollieren können. Wenn sie einmal gesprochen sind, haben sie eine Wirkung, auf die wir keinen Einfluss mehr nehmen können. Und weil wir die Auswirkungen unserer Rede nicht mehr im Zaum halten können, so sagt Jakobus, sollen wir die Zunge selbst im Zaum halten! „Denn wir alle verfehlen uns vielfach; wenn jemand sich im Wort nicht verfehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten.“ (3,2).
Um unsere Zunge im Zaum zu halten, benötigen wir wiederum die Weisheit Gottes. Das heißt: Wenn unsere Worte durch Gottes Wort geprägt sind, dann wird sich die Kraft unserer Worte positiv auswirken. Jakobus macht uns diese Zusammenhänge deutlich: „Wenn ihr aber bitteren Neid und Selbstsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit! Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, seelische, dämonische. Denn wo Neid und Selbstsucht ist, da ist Unordnung und jede böse Tat. Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedfertig, gütig; sie lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und frei von Heuchelei. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.“ (3,14-18).
Am Ende des Briefes weist Jakobus darauf hin, dass wir mit unseren Worten Trost spenden können. Wir können füreinander beten und auch einander auf den rechten Weg weisen, also einander helfen, in den Anfechtungen zu bestehen (5,14-20).
Jakobus legt bei unseren Worten weiter darauf Wert, dass man sich auf das Gesagte verlassen können muss. Wir müssen zu dem stehen, was wir sagen: „Vor allem aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit irgend einem anderen Eid; euer Ja soll ein Ja sein, und euer Nein ein Nein.“ (5,12). Und damit kommen wir zu einer weiteren praktischen Lektion:
Hören und Tun
Es geht nicht nur um das Hören, es geht auch nicht nur um das Reden, sondern schlussendlich kommt es darauf an, dass wir handeln. Jakobus schreibt dazu Folgendes: „Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen. Denn wer nur Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht im Spiegel anschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war.“ (1,22-24).
Wer hört, aber nicht handelt, der betrügt sich selbst, der mogelt sich an der Wirkung des Wortes vorbei. Das Wort genau zu hören und dennoch nicht danach zu handeln, ist töricht und absurd. Ein solches Verhalten entspricht einem Menschen, der aus dem Bett aufsteht, ins Bad geht und sich erst einmal genau im Spiegel betrachtet. Er erkennt, dass einiges zu tun ist, bevor er das Haus verlassen kann. Aber anstatt sich daraufhin zu kämmen oder zu waschen, vergisst er, was er gerade noch genau betrachtet hat und geht davon. Das ist absurd! Kein vernünftiger Mensch würde so handeln. Aber genau so ist es, wenn man das Wort Gottes hört und untätig bleibt. Allzu oft handeln wir leider genau so.
Dann aber bringen viele ein scheinfrommes Argument vor, warum es nicht notwendig sei, zu hören und das Gehörte in die Tat umzusetzen, sondern warum man an Jesus glauben könne und trotzdem sein Leben genauso weiter leben dürfe wie zuvor: Werden wir nicht aus Glauben gerettet? Führen Werke nicht in die Werkegerechtigkeit? Es geht doch um die Gnade Gottes und nicht um unsere guten Werke! Kommt nicht gerade hier die Heuchelei der Christen zum Ausdruck, die denken, dass sie etwas Besseres seien, weil sie moralischer leben?
Jakobus geht auf dieses Argument ein: „Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube retten?“ (2,14). Jakobus stellt die Frage nach einem ganz bestimmten Glauben, nämlich nach einem Glauben, der rettet. Und dann wird er wieder sehr praktisch: „Wenn nun ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und es ihnen an der täglichen Nahrung fehlt, und jemand von euch würde zu ihnen sagen: Geht hin in Frieden, wärmt und sättigt euch!, aber ihr würdet ihnen nicht geben, was zur Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse erforderlich ist, was würde das helfen?“ (2,15.16). Das hilft nichts! Das sind leere Versprechungen! „So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot.“ (2,17). Jakobus geht es nicht um Werke, die gegen den Glauben gestellt werden oder zum Glauben hinzugefügt werden müssten. Es geht ihm um einen Glauben, der zu Taten führt. Es geht um einen Glauben der durch Werke sichtbar wird: „Da wird dann einer sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Beweise mir doch deinen Glauben aus deinen Werken, und ich werde dir aus meinen Werken meinen Glauben beweisen!“ (2,18). Werke sind die erkennbaren Früchte des rettenden Glaubens.
Der Gegensatz dazu ist ein Glaube, der nicht rettet: „Du glaubst, dass es nur einen Gott gibt? Du tust wohl daran! Auch die Dämonen glauben es – und zittern!“ (2,19). Selbst die Dämonen glauben an Gott. Sie glauben wahrscheinlich sogar mehr an Gott und wissen mehr über ihn als viele Menschen. Sind sie deshalb gerettet? Ziehen sie die richtigen Konsequenzen aus diesem Glauben? Nein! Das Wort aus Jakobus 2,19 ist eine Anspielung auf das berühmte Glaubensbekenntnis des Volkes Israel aus dem Alten Testament, das Höre-Israel (Sch’ma-Israel): „Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft!“ (5Mos. 6,4.5). Wahrer, rettender Glaube bedeutet, Gott zu lieben. Und wahre Liebe zu Gott bedeutet, ihm gehorsam zu sein.
Aus diesem Grund wird Jakobus in seinem Brief so konkret. Deshalb gibt er uns so viele gute Anweisungen und Ermahnungen, wie wir den Glauben ausleben können! Was er aber bei allen praktischen Ratschlägen letztlich deutlich machen will, ist, dass es auf unser Herz ankommt! Das zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Brief (1,6-8; 4,7.8). Unser Reden und unser Tun zeigen letztlich nur, wie es in unserem Herzen aussieht. Mit anderen Worten: Das Wesen unseres Herzens prägt auch unsere Worte und Taten. Das ist der Punkt. Jakobus reitet hier nicht stumpf auf unseren fehlenden oder falschen Werken und unseren schlechten Worten herum. Er will keine Verhaltenstherapie mit uns veranstalten, sondern er zeigt uns den tiefsten Grund auf, warum wir uns so oft verfehlen, warum wir Streit untereinander haben, warum wir viele gute Dinge, die wir hören, nicht tun, warum es uns sooft an Demut, Sanftmut und Geduld fehlt, warum wir manche Nöte in unserem Leben haben und warum wir uns letztlich nicht in Anfechtungen freuen können.
Das Problem liegt in unserem Herzen, in unserem geteilten Herzen! Wir sind nicht mit unserem ganzen Herzen bei Gott. Wir vertrauen ihm nicht vollständig, nicht in allen Bereichen. Und das hat weitreichende, negative Auswirkungen auf unser Leben.
Ein geteiltes Herz – Wenn Anfechtungen zu Versuchungen werden
Wenn wir nicht mit ganzem Herzen Gott folgen und ihm vertrauen, gerade in Anfechtungen, dann heißt das, dass wir an ihm zweifeln. Zweifel beginnt nicht damit, dass wir direkt an Gott zweifeln. Zweifel beginnt in unserer Einstellung zu den Anfechtungen. Betrachte ich sie als etwas, mit dem Gott meinen Glauben stärken will, oder betrachte ich sie als unnötige Last? Theoretisch weiß ich, dass mir alle Dinge zum Besten dienen müssen, aber in der Praxis verliere ich häufig den Mut. Wenn es sich so verhält, gleiche ich „einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird […] einem Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen.“ (1,6.8). Wir sehen auf der einen Seite den mächtigen Gott, und auf der anderen fühlen wir uns trotzdem allein. Wir erblicken auf der einen Seite, wie Gott die ganze Welt regiert, und auf der anderen Seite starren wir auf unser scheinbar unüberwindbares Problem. Und dann passiert es schnell, dass die Anfechtung zur Versuchung, zur Sünde wird. Und selbst dann kommen wir vor Gott und klagen ihn an: Warum hast du das zugelassen? Warum gibst du mir diese Anfechtungen, diese Probleme in mein Leben, wenn du doch das Beste für mich willst?
An diesem Punkt warnt uns Jakobus deutlich: „Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand […] Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel.“ (1,13.16.17). Gott ist nur gut! Er verändert sich nicht. Er ist nicht willkürlich. Das Bild der Lichter (Sonne, Mond und Sterne) unterstreicht die Unveränderlichkeit Gottes. Gott ist gut, und er will uns seine guten Gaben geben. Er will, dass wir mit ihm immer mehr verbunden werden, dass wir uns im Glauben bewähren und standhaft werden und keinen Mangel haben (1,2-4). Jakobus behauptet nicht, dass Gott nie Versuchungen zulässt, auch nicht, dass Gott uns nie prüft. Gott prüft uns, aber sein Ziel ist es nie, uns zur Sünde zu verführen, sondern uns bewährt zu machen.
Wenn wir an diesem Ziel zweifeln, dann hat das nicht nur mit unserer Sicht von Gott und mit unserem Glauben zu tun, sondern es wirkt sich auch praktisch in unserem Leben aus. Wir haben dann in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Grundsätze. Die einen sind durch Gott geprägt, die anderen von der Welt. Jakobus weist uns auf die konkreten Auswirkungen eines geteilten Herzens hin: Wir bevorzugen dann manche Personen, während wir andere benachteiligen (2,1-4; 4,11.12). In einem Moment loben wir Gott, und im nächsten verfluchen wir Menschen, die doch von Gott geschaffen sind (3,9-12). Wahrheit und Lüge werden vermischt. Letztlich tendieren wir dahin, nicht immer völlig die Wahrheit zu sagen (5,12).
In manchen Dingen bitten wir Gott um Weisheit und um Segen und um Bewahrung. Aber in anderen Bereichen, in denen wir Gottes Weisheit und Segen und Bewahrung genauso benötigen, denken wir, dass wir es schon alleine schaffen. „Und doch wisst ihr nicht, was morgen sein wird! Denn was ist euer Leben? Es ist doch nur ein Dunst, der eine kleine Zeit sichtbar ist; danach aber verschwindet er. Stattdessen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will und wir leben, wollen wir dies oder das tun.“ (4,14.15).
Die Unbeständigkeit in unserem Leben und in unserem Glauben beginnt mit der Unbeständigkeit in Gott! Wir vertrauen nicht mit ganzem Herzen auf Gott, sei es, dass wir Angst in der Welt haben oder, so formuliert es Jakobus, dass wir Freundschaft mit der Welt pflegen wollen (4,4).
Die logische Folge davon ist, dass wir uns in Anfechtungen nicht freuen können, sondern dass sie uns zu Versuchungen, zur Sünde werden. Wenn es soweit gekommen ist, was müssen wir dann tun? Jakobus gibt uns eine ganz klare Antwort. In diesem Fall sollen wir trauern und heulen! Er meint damit nicht, dass wir nun erst recht verzweifeln sollen, weil wir ein geteiltes Herz haben, sondern dass wir aufgerufen sind, Buße zu tun: „So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid! Fühlt euer Elend, trauert und heult! Euer Lachen verwandle sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit!“ (4,7-9). Wenn wir uns in Anfechtungen nicht bewähren und darum auch nicht freuen können, dann sollen wir traurig werden und Buße tun. Das bedeutet, dass wir wieder mit ganzem Herzen zu Gott umkehren müssen, dass wir ihn um Hilfe und um Weisheit bitten müssen, sein Wort hören und tun zu können.
Diese demütige Bitte soll nicht unerhört bleiben: „Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.“ (4,10). „Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“ (1,5). Freut euch in den Anfechtungen! Aber trauert, wenn ihr geteilten Herzens seid!
Der Grund zur Trauer in unserem Leben sind nicht unsere Probleme, sondern unser geteiltes Herz!
Mit ganzem Herzen!
Jakobus ruft uns mit seinem Brief auf, mit ganzen Herzen auf Gott zu vertrauen, und zwar gerade dann, wenn wir uns in schwierigen Situationen befinden! Nur dann können wir unseren Glauben bzw. das Evangelium auch ausleben.
Welche Einstellung haben Sie zu Ihren Anfechtungen? Verstehen Sie sie als eine Prüfung, die Sie zur Bewährung und Reife führt, oder ist es für Sie nur eine unnötige Last? Jakobus sagt uns eindringlich: Zweifelt nicht an Gott, wenn ihr in Anfechtungen geratet, sondern bittet ihn um Weisheit, das Evangelium auszuleben.
Der Grund für den Zweifel, also für unser geteiltes Herz ist letztlich, dass wir gerade dieses Evangelium aus den Augen verloren haben, dass wir Christus und das, was er für uns getan hat, nicht mehr sehen. Aber gerade in ihm hat uns Gott seine Weisheit offenbart. In ihm hat er uns ein für allemal gezeigt, dass er kein willkürlicher Gott ist, sondern dass er uns liebt und dass er unser Retter und Bewahrer ist. In ihm sind wir erhöht worden. Und durch ihn bekommen wir die Kraft, Gott zu folgen. „Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Wer will gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott ist es doch, der rechtfertigt! Wer will verurteilen? Christus ist es doch, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist, der auch für uns eintritt! Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: ‚Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!‘ Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm. 8,31-39).
Haben wir diese Wahrheit vor Augen! Haben wir Christus vor Augen! Und wenn Sie heute oder spätestens morgen der nächsten Anfechtung begegnen, dann denken Sie bitte an diese Wahrheit! Und dann freuen Sie sich in der Anfechtung über diese Wahrheit!
Amen.