Die Zehn Gebote gehören zu den wichtigsten Regeln, die Gott uns in der Heiligen Schrift für ein gelingendes Leben geschenkt hat.
Deswegen sind sie in den Fünf Büchern Mose zweimal überliefert: 2. Mose 20,1–17 und 5. Mose 5,6–21. Die Gliederung ist folgendermaßen:
Selbstvorstellung Gottes als Befreier aus dem Sklavenhaus Ägypten
(1) Fremdgötterverbot
(2) Bilderverbot
(3) Namensmissbrauchsverbot
(4) Sabbatgebot
(5) Elterngebot
(6) Tötungsverbot
(7) Ehebruchsverbot
(8) Diebstahlverbot
(9) Falschzeugnisverbot
(10) Begehrensverbot[1]
Die alttestamentlichen Propheten haben dem Volk Israel über mehrere Jahrhunderte hinweg immer wieder diese Zehn Gebote in Erinnerung gerufen und es so vor seinem verderblichen Götzendienst gewarnt. Auf drei dieser Stellen wollen wir näher eingehen.
Hosea ist der erste der 12 kleinen Propheten des Alten Testamentes. Er prophezeite etwa von 755 bis 710 v. Chr.[2] Gott sprach durch ihn über die damalige Situation: Fluchen und Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen hat überhandgenommen, und Blutschuld reiht sich an Blutschuld (Hos. 4,2). Blutschuld ist ein anderer Begriff für Bluttat und meint das Töten von Menschen. Gott nennt auch den Grund, warum die Israeliten von ihm abgefallen sind: weil es keine Wahrheit, keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Land gibt (Hos. 4,1b). Zuerst vergaßen die Israeliten Gottes Liebe und die Erkenntnis seines Wesens, danach übertraten sie die Zehn Gebote.
Jeremia diente Gott von ca. 627 v. Chr. bis 561 v. Chr. In seiner Tempelrede verkündete Gott durch ihn: Meint ihr denn, nachdem ihr gestohlen, gemordet, die Ehe gebrochen, falsch geschworen, dem Baal geräuchert habt und anderen Göttern nachgelaufen seid, die ihr nicht kennt, dass ihr dann kommen und vor mein Angesicht treten könnt in diesem Haus [= Tempel], das nach meinem Namen genannt ist, und sprecht: „Wir sind errettet!“ — nur, um dann alle diese Gräuel weiter zu verüben? (Jer. 7,9.10). Der falsche Götze Baal (Bedeutung: Besitzer/Herr) war ein semitischer Fruchtbarkeitsgott. Kultprostitution und sexuelle Ausschweifungen begleiteten seinen Götzendienst (1Kön. 14,24). Die Israeliten entfernten sich so weit von den biblischen Leitplanken, dass sie nicht mehr zwischen dem unsichtbaren Gott, der sich für unser Leben einsetzt, und dem sichtbaren Götzen Baal, der nur Chaos und Zerstörung bringt, unterscheiden konnten.
Hesekiel war eine Generation jünger als Jeremia und weissagte von 593 bis 571 v. Chr. Gott sprach durch ihn: Denn sie [= sowohl Israel als auch Juda] haben Ehebruch getrieben, und Blut ist an ihren Händen; ja, mit ihren Götzen haben sie Ehebruch getrieben, und für sie sogar ihre eigenen Kinder, die sie mir geboren haben, durchs Feuer gehen lassen, sodass sie verzehrt wurden! Überdies haben sie mir auch das angetan: Sie haben an demselben Tag mein Heiligtum verunreinigt und meine Sabbate entheiligt (Hes. 23,37.38). Die Rebellion gegen die Zehn Gebote führte dazu, dass die Israeliten sogar ihre eigenen Kinder den heidnischen Göttern geopfert hatten. Die Entheiligung des Sabbats war ein weiterer Hinweis ihrer Gottlosigkeit. Ehebruch steht in diesem Zusammenhang auch als sinnbildlicher Treuebruch gegenüber Gott, dem „Ehemann“ Israels (vergleiche Hos. 2,18).
Die bleibende Bedeutung der Zehn Gebote
Dass die Propheten die Zehn Gebote teilweise wörtlich zitiert haben, bestätigt ihre bleibende Bedeutung auch für uns Christen. Jesus verschärft die Zehn Gebote in der Bergpredigt sogar noch: eine Frau zu begehren ist für Gott bereits Ehebruch (vergleiche Mt. 5,27). Jesus als Herr des Sabbats hat den Ruhetag von menschlich-pharisäischen Traditionen gelöst und wieder auf Gott ausgerichtet, aber nicht grundsätzlich aufgehoben (vergleiche Mt. 12,1–8).
Die Zehn Gebote lehren uns: Unser Kult führt zu unserer Kultur. Wen oder was wir verehren, der oder das prägt unser Alltagsleben. Weil Gott uns liebt, kämpft er gegen unseren falschen Götzendienst, damit wir uns (und unseren Nachkommen) nicht länger selbst Schaden zufügen.
Die Geschichte der Bibel zeigt uns: Die Anbetung des dreieinigen Gottes und das Halten seines biblischen Wortes führen zu einer Kultur des Lebens, in der auch Menschen von Gottes Segnungen (Wohlstand, Demokratie, Menschenrechte usw.) profitieren, die noch im falschen Götzendienst gefangen sind. Auch daran sieht man Gottes Liebe zu uns Menschen.
[1]) Diese Aufzählung erfolgt nach der reformierten und anglikanischen Einteilung, vergleiche Wikipedia „Zehn Gebote“, abgerufen am 10.02.2020.
[2]) Siehe für die ungefähren Wirkungszeiten der Propheten John MacArthur, Studienbibel. Bielefeld: CLV, 8. Aufl. 2017, S. 1179; 1005; 1082.