Die leibliche Auferstehung als Sieg über den Tod

Die leibliche Auferstehung als Sieg über den Tod

Bibelarbeit über 1Korinther 15,50-58

Einleitung: Wie soll man sich die Auferstehung vorstellen?

Die Verse 1Korinther 15,50-58 schließen das große Kapitel über die Auferstehung von den Toten ab. Ab Vers 35 widmet sich der Apostel Paulus einer Frage: „Wie soll das zugehen, wenn die Toten auferweckt werden? Was für einen Körper werden sie dann haben?“ Paulus antwortet den Korinthern mit dem Hinweis darauf, dass die Auferstehung der Toten für Gott kein Problem darstellt. Gedankliche Probleme mit ihr wären nur dann gerechtfertigt, wenn wir allein von unserem jetzigen leiblichen Zustand auf die Auferstehung schlussfolgern müssten. Dann könnte man, wie es bei den Korinthern der Fall war, auf den Gedanken kommen, die Auferstehung sei nicht leiblich, sondern lediglich als eine Art Belebung der Seele zu verstehen.

Aber der Apostel betont, dass die Auferstehung eine Verwandlung des Leibes ist. Weil die Auferstehung leiblich ist, gibt es eine Verbindung, eine Kontinuität, zum jetzigen leiblichen Leben. Andererseits wird der Auferstehungsleib ganz anders sein als der jetzige. Er wird ein in nie dagewesener und nicht überbietbarer Weise vom Geist Gottes durchdrungener und beherrschter Leib sein. Er wird für immer frei sein von Sünde, Tod und Vergänglichkeit. Paulus schließt diese Botschaft mit den Versen 15,50-58 ab. Dort beschreibt er die Umwandlung der leiblichen Existenz, die am Jüngsten Tag die lebenden und die verstorbenen Gläubigen erfassen wird.

Die leibliche Auferstehung erscheint widersinnig, weil der Leib, wie wir ihn kennen, dem Tod verfallen ist (1Kor. 15,50)

In Vers 50 greift Paulus wahrscheinlich eine Aussage der Korinther auf, und er stimmt ihr zu: „Mit einem Körper aus Fleisch und Blut können wir nicht an Gottes Reich teilhaben.“ Gemeint ist: Menschen können nicht in ihrem alten Leib in Gottes Herrlichkeit eingehen. Es ist unmöglich, im alten Leib Gott zu schauen. Muss man dann aber nicht den Schluss ziehen, wenn es unmöglich ist, dass Menschen in ihrem jetzigen Leib ewiges Leben empfangen können, dass das zukünftige Leben leiblos ist?

Genau diese Konsequenz zieht der Apostel nicht. Während die Korinther auf den Gedanken kamen, es würde im Himmel keine leibliche Existenz geben, betont Paulus die Verwandlung unseres Leibes. Diese wird dann der neuen Welt, die erfüllt ist von Gottes Herrlichkeit und Lichtglanz, entsprechen. Wie diese Verwandlung aussehen wird, kann man aus dem jetzigen Leben nicht ableiten.

Durch die leibliche Auferstehung haben verstorbene Christen gegenüber lebenden keinen Nachteil (1Kor. 15,51)

Paulus spricht in Vers 51 darum von einem Geheimnis, das er der Gemeinde von Korinth mitteilt: Obwohl es dem menschlichen Denken unmöglich erscheint, wird es doch Wirklichkeit. Es entspricht inhaltlich dem „Wort des Herrn“, also der Offenbarung, die Jesus ihm bereits für die Thessalonicher gegeben hatte (1Thess. 4,15-17).

Wir haben hier also nicht mit einem völlig neuartigen Argument zu tun. Paulus wiederholt hier, dass alle, auch diejenigen, die bei der Wiederkunft Jesu noch leben, durch ihre völlige Verwandlung ins Reich Gottes eingehen werden. Dieses Geheimnis beinhaltet drei Aspekte:

Erstens: „Wir werden nicht alle sterben.“ Mit dieser Aussage bezieht sich Paulus nicht unbedingt auf seine Generation. Es geht ihm nicht darum, hier mitzuteilen, dass er und seine Zeitgenossen zu diesen Nichtsterbenden gehören werden, sondern für den Apostel steht fest, dass auch dann, wenn Jesus wiederkommen wird, eine Generation von Christen auf der Erde leben wird.

Die zweite Aussage des Geheimnisses, von dem Paulus spricht, lautet: „Aber bei uns allen wird es zu einer Verwandlung des Körpers kommen.“ Alle die verstorbenen Christen, genauso wie die, die noch leben, wenn Jesus wiederkommt, werden verwandelt werden. Gott wird ihnen einen geistlichen Leib geben, also einen Leib, der vom Geist Gottes bestimmt wird und der in der Lage ist, in die Vollendung einzugehen.

Worin besteht das Geheimnis? Das Geheimnis besteht darin, dass sowohl die Lebenden als auch die Toten eine Verwandlung erfahren werden. Die Toten sind nicht verloren, weil ihr alter Leib zerfallen ist. Egal, was mit ihrem alten Leib geschehen ist: Wenn sie an Christus glauben, sind sie in der leiblichen Auferstehung dabei. Die Lebenden haben keinen Vorteil, weil sie noch ihren alten Leib haben. Lebende wie Tote werden verwandelt werden.

Die leibliche Auferstehung geschieht schlagartig und mit unwiderstehlicher Macht (1Kor. 15,52)

Die dritte Aussage, die zu dem Geheimnis gehört, lesen wir in Vers 52: „Plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Die Verwandlung, so legt der Apostel hier dar, wird schlagartig und mit unwiderstehlicher Macht erfolgen. Der Zeitpunkt dieser Verwandlung wird vom Schall der letzten Posaune markiert.

Diese Posaune ist nicht die letzte in einer Reihe vorangegangener Posaunen. Sie ist zum Beispiel nicht die siebte Posaune aus der Offenbarung, dem letzten Bibelbuch. Vielmehr ist es die im Alten Testament angekündigte Posaune, die das Kommen des Herrn am Ende der Zeit ankündigt, etwa in Joel 2,1: „Stoßt in das Alarmhorn auf dem Berg Zion, und blast Lärm auf meinem heiligen Berg, dass alle Bewohner des Landes erzittern! Denn der Tag, an dem der Herr Gericht hält, ist nahe!“ Diese Posaune kündigt zwei Ereignisse an: Die Toten werden auferweckt, unverweslich, und die Lebenden werden verwandelt werden. Beide Vorgänge münden in dasselbe Ergebnis ein: Alle, die zu Christus gehören, werden ihm in einem unvergänglichen und unzerstörbaren Leib dienen.

Die leibliche Auferstehung ist notwendig, um Gottes volles Heil zu empfangen (1Kor. 15,53)

In Vers 53 spricht Paulus davon, dass unsere jetzige leibliche Existenz in die neue Leiblichkeit verwandelt werden muss. Warum diese Verwandlung erfolgen muss, erklärt der Apostel nicht ausdrücklich. Aber offenbar ergibt es sich aus dem Willen Gottes: So wie wir jetzt sind, will Gott der Allmächtige uns nicht in die Vollendung führen. Vielmehr hat er vorgesehen, dass wir in unvergänglichen Leibern an seiner Herrlichkeit Anteil haben. Der höchste Sinn der Auferstehung ist es, im neuen Leib auf größtmögliche Weise die Herrlichkeit Gottes zu erfassen und widerzuspiegeln.

Wenn Paulus von Verwandlung spricht, dann ist damit ausgeschlossen, dass die Auferstehung eine total neue Schöpfung ist, gewissermaßen aus dem Nichts erfolgt. Vielmehr wird an die alte Existenz angeknüpft: Wir, die alten Menschen, werden verwandelt. Der, der aufersteht, ist derselbe wie der, der im alten Leib gelebt hat. Aber dennoch ist das Neue gegenüber dem Alten so neu und überragend, dass es nicht einfach aus dem Alten abgeleitet werden kann. Unsere Verwandlung ist eine Neuschöpfung Gottes, nicht aus dem Nichts, aber sie überragt das Alte bei weitem.

Die leibliche Auferstehung erfüllt Zusagen des Alten Testaments (1Kor. 15,54.55)

Für Paulus ist die Verwandlung der Gläubigen, wenn die Posaune erschallt, die Erfüllung alttestamentlicher Prophetie. Das zeigt er in Vers 54: „Wenn das geschieht, …, dann wird das Prophetenwort erfüllt werden.
Paulus zitiert dann aus Jesaja 25,8 und aus Hosea 13,14.

Der Tod ist verschlungen worden vom Sieg
(Jes. 25, 8). Jesaja blickt bei diesem Vers voraus auf das zukünftige Heil Gottes für alle Völker. Dieses schließt die Beseitigung des Todes ein. Indem der Prophet vom „Verschlingen“ des Todes spricht, hat er wohl einen Meeresstrudel vor Augen, in den alles hineingezogen wird.

Das ewige Leben ist also nicht einfach ein Ausweichen oder ein Ausklammern des Todes, sondern der Tod wird dann gar keine Bedrohung mehr für das Leben darstellen können. Mit dem Sieg, mit der Verwandlung, die Gott herbeiführt, wird der Tod für immer verschlungen sein. Das ewige Leben ist unantastbar für den Tod. Denn das neue leibliche Leben nach der Auferstehung ist Gottes Sieg über den Tod.

Das zweite Zitat entnimmt Paulus Hosea 13,14: „Wo, Tod, ist dein Sieg? Wo, Tod, ist dein Stachel?“ Im ursprünglichen Zusammenhang ist dieses Wort eine furchtbare Gerichtsandrohung über Ephraim: Gott ruft den Tod und den Scheol auf, um über Ephraim herzufallen und es für seine Sünden zu strafen: „Sollte ich sie von der Gewalt des Scheols (Totenreiches) erlösen, vom Tode sie befreien? Tod, wo ist dein Verderben? Totenreich, wo ist dein Sieg? Trost ist vor meinen Augen verborgen…„. Tod und Scheol werden hier also wie zwei Bluthunde auf Ephraim gehetzt, um ihr furchtbares Gericht am Nordreich zu vollstrecken.

Angesichts dessen, dass Christus das Zorngericht auf sich genommen hat und durch seine Auferstehung über den Tod gesiegt hat, aber kann Paulus diese grausame Gerichtsandrohung nehmen und den Tod schmähen, so dass der Aufruf, Tod, wo ist dein Stachel, zu einem Triumphlied über den Tod wird.

In der leiblichen Auferstehung bekommen wir vollkommenen Anteil an dem Sieg, den Christus errungen hat (1Kor. 15,56.57)

In Vers 56 erläutert Paulus die zitierten Schriftworte: „Der Stachel des Todes ist die Sünde.“ Tatsächlich ist die Sünde das Instrument, durch das der Tod seine Macht ausübt. Daher ist die Vergebung der Sünden aufgrund des Opfertodes Christi die Voraussetzung für die Befreiung vom Tod. Beides, Vergebung der Sünden und Befreiung vom Tod in der Auferstehung, wird im Glauben an Jesus Christus empfangen.

Die Kraft der Sünde ist das Gesetz„, erklärt der Apostel weiter.
Dass die Sünde, die die Herrschaft des Todes aufrecht erhält, eine solche Energie hat, liegt am Gesetz. Es ist das Gesetz, das über den Sünder das Todesurteil ausspricht. Das Gesetz offenbart zwar Gottes heiligen Willen, aber es vermag im Endgericht nicht zu retten. Es deckt die Sünden auf. Es hat aber nicht die Kraft, die Herrschaft der Sünde zu durchbrechen. Vielmehr täuscht die Sünde mit dem Gesetz den Sünder. Sie gaukelt ihm vor, das Gesetz sei der Weg zum Leben.

Das Gesetz steckt dem Sünder bestimmte Aussagen gewissermaßen in den falschen Hals: Zum Beispiel: „Wer die Gebote befolgt, gewinnt dadurch das Leben.
(3Mos. 18,5). Diese Aussage ist an sich nicht falsch. Aber sie gilt nur für den, der das Gesetz in ausnahmslos allen Teilen erfüllt. Wenn man nur ein einziges Gebot des Gesetzes übertritt, ist man der Verletzung des ganzen Gesetzes schuldig (Jak. 2,10). Aber jedes Gebot halten, kann kein Mensch.

Nun hat Gott auch nie behauptet, der Mensch sei in der Lage, das Gesetz zu erfüllen. Vielmehr ist es die Sünde, die den Sünder so verblendet, dass sie ihm einredet, er könne das Gesetz Gottes erfüllen. Aber allein derjenige, der an Jesus Christus glaubt, bekommt den Heiligen Geist. Dieser wirkt dann in den Gläubigen die Frucht, die Gott ehrt.

Dieses Heilshandeln Gottes erfüllt Paulus nur noch mit Dank: „Gott aber sei Dank!“ (1Kor. 15,57): Nicht das Gesetz, sondern Christus rettet von der Sünde. Und weil Christus von der Sünde rettet, befreit er vom Tod. Durch Christus, durch niemand und nichts sonst schenkt Gott den endgültigen Sieg über den Tod.

Eine Antwort auf die Frage, ob der Sieg entweder in der Gegenwart oder in der Zukunft liege, gibt der Apostel nicht. Es trifft ja auch beides zu: Christen leben in der Spannung, dass Gottes endzeitliches Heil jetzt schon angebrochen, aber noch nicht vollendet ist. Christus ist für unsere Sünden gestorben und hat in seiner Auferstehung den Tod besiegt. Er vollendet seinen Sieg, wenn er wiederkommt und uns in der Auferweckung von den Toten daran Anteil gibt. So danken wir Christus jetzt schon für das, was ist, und auch für das, was kommt.

Die Hoffnung auf eine leibliche Auferstehung lässt uns schon im alten Leib für Jesus Christus leben (1Kor. 15,58)

Diese Spannung, in der wir existieren, hat Folgen für das Hier und Jetzt. Das lesen wir im letzten Vers dieses Kapitels: „Seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn!
(1Kor. 15,58).
Neben dem Dank erwächst aus der Auferstehungshoffnung das Ausharren im Glauben. Bei unserer Auferstehungshoffnung geht es eben nicht allein darum, uns auf das „Jenseits“ zu vertrösten. Vielmehr geht es auch darum, die Auferstehungshoffnung als Basis für verantwortliches christliches Verhalten in der Gegenwart zu begreifen. Die Aufforderung, „seid fest, unerschütterlich„, meint also in diesem Zusammenhang, an der Hoffnung festzuhalten, dass die Toten auferstehen werden.

Im „Werk des Herrn zuzunehmen„, heißt, an dem Werk, das Christus wirkt und den Glaubenden aufgetragen hat, mit aller Kraft teilzunehmen. Das „Werk des Herrn“ ist vor allem der Aufbau seiner Gemeinde. Darin soll jeder „zunehmen„. Das heißt, er ist aufgerufen, ein Übermaß an Einsatz und Engagement an den Tag zu legen, über das hinaus, was notwendig erscheint. Dies soll „allezeit“ praktiziert werden, nicht nur, wenn es bequem und erfolgversprechend erscheint.

Solche Arbeit ist „mühevoll„. Sie beinhaltet, dass man als Jesusbekenner entgegen den Werten, Maßstäben und Traditionen der nichtchristlichen Gesellschaft glaubt und lebt und anderen beisteht, auf eine ebenfalls Christus-gemäße Weise zu leben. Paulus schließt mit einer Ermutigung: „Ihr wisst, dass das, was ihr für den Herrn tut, nicht vergeblich ist.
Vergeblich ist unsere Arbeit deshalb nicht, weil Christus sie, wenn er wiederkommt, anerkennen wird.

Die leibliche Auferstehung ist die einzig sinnvolle Hoffnung für eine dem Tod verfallene Welt.

Der Sieg über den Tod in der leiblichen Auferstehung hat mindestens drei Auswirkungen:

Erstens: Die leibliche Auferstehung der Gläubigen von den Toten ist der Sieg Gottes über den Tod. Daher können wir als Christen mit Nichtchristen offen über den Tod sprechen. Wir sterben wie sie. Aber wir haben eine feste Hoffnung, die über den Tod hinausreicht. Nichtchristen haben keine lebendige Hoffnung, weil alles, was sie erwarten, am Tod seine Grenze findet. Sie leben in Angst vor dem Tod, ohne Hoffnung in der Welt. Wir allein haben die Botschaft, dass der Tod vom Sieg Gottes verschlungen worden ist.

Zweitens: Die leibliche Auferstehung unterstreicht die ethische Bedeutung unserer leiblichen Existenz. Was wir mit unserem Leib tun und wofür wir ihn einsetzen, ist nicht egal. Unser jetziger Leib ist dazu da, sich für das „Werk des Herrn“ mit aller Kraft einzusetzen. Schon in unserem alten Leib sind wir ein Tempel Gottes und sind Glieder seines Leibes, der Gemeinde.

Drittens: Die christliche Verkündigung steht und fällt mit dem Glauben an die Auferstehung der Toten. Der christliche Glaube ist in der Überzeugung gegründet, dass die Rettung allein aus Gnaden geschieht. Dies wird in der Auferstehung der Toten eindrucksvoll veranschaulicht. Die leibliche Auferstehung ist eine Wirklichkeit, die von Menschen weder geschaffen noch manipuliert werden kann. Der christliche Glaube verlässt sich nicht auf Dinge, die für uns Menschen möglich und machbar erscheinen. Als Christen verlassen wir uns auf die Auferstehungsmacht Gottes, die in der Auferweckung seines Sohnes Jesus Christus aus den Toten offenbar geworden ist.

Wir dienen Gott mit Freude, weil wir eine feste, eine gewisse Hoffnung haben. Der Tod ist verschlungen worden vom Sieg Gottes. Gott hat durch Jesus Christus ein ewiges Leben hervorgebracht, das für den Tod unangreifbar ist: „Gelobt sei Gott, der uns den Sieg gegeben hat durch Jesus Christus, unseren Herrn!“