Auch ein Thema im Neuen Testament: Spenden

Auch ein Thema im Neuen Testament: Spenden

In 1.Korinther 16,1–4, also ziemlich gegen Ende des ersten Korintherbriefes, geht Paulus auf ein sehr praktisches Thema ein: Es geht um das Spenden. Spenden hat mit Geld zu tun, und der Umgang mit Geld bestimmt einen Großteil unseres Tages, unseres Lebens.

Damals ging es um eine Sammlung für die bedürftige Gemeinde in Jerusalem. Der abrupte Übergang zu diesem Thema fällt ins Auge. In dem sehr langen vorherigen Kapitel sprach Paulus von der Auferstehung Christi. Er erklärt ausführlich, dass auch wir als seine Nachfolger leiblich auferstehen werden. Er spricht vom Himmel und von unserem herrlichen Auferstehungsleib und dass der Tod keine Macht mehr über uns haben wird, weil Christus für unsere Schuld am Kreuz gestorben ist und den Tod besiegt hat. Dann zieht er die Schlussfolgerung: Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn! (1Kor. 15,58).

Im Anschluss daran richtet der Apostel ohne Umschweife sein Augenmerk auf die Sammlung und auf den Umgang mit Geld. Diese Verknüpfung ist kein Zufall: Wir sind dazu aufgerufen, unser Geld so einzusetzen, dass es nicht vergeblich ist im Herrn. Jesus selbst stellt (namentlich in den Gleichnissen) die Verbindung zwischen Geld und Himmel her, indem er uns dazu aufruft, mit unseren vergänglichen Besitztümern unvergängliche Schätze im Himmel zu erwerben. Was für eine Chance!

Doch Geld für das Reich Gottes einzusetzen, ist nicht nur eine Chance, es ist auch ein klarer Auftrag. Denn alles, was wir besitzen und bekommen, ja selbst das, was wir verdienen, erhalten wir von Gott. Jesus spricht oft davon, dass wir nicht Eigentümer sind, sondern Verwalter. Gott der Herr gibt uns seine Gaben, damit unsere Bedürfnisse gestillt werden, damit wir versorgt und auch gesegnet werden. Aber er will auch, dass wir das, was er uns anvertraut hat, dahin weitergeben, wo es benötigt wird. Die Prinzipien, die der Apostel in diesen wenigen Versen lehrt, helfen uns dabei, dies zu verstehen.

Warum spenden?

Weil es viel Not und Bedürftigkeit gibt. Die Jerusalemer Gemeinde war aufgrund jahrelanger Verfolgung in ernster wirtschaftlicher Notlage. Hinzu kam, dass in Jerusalem einige Jahre zuvor eine Hungersnot ausgebrochen war. Die Geschwister benötigten Hilfe. Doch neben der materiellen Unterstützung ging es wesentlich um die Stärkung der Gemeinschaft unter den Christen. Paulus bezeichnet die Geldsammlung sogar mit dem griechischen Wort koinonia. Dieses Wort bezieht sich meistens auf das Sich-Versammeln der Christen in der Gemeinde, also auf Gemeinschaft: Wir teilen miteinander und zwar die Gaben, die Gott uns schenkt, und das stärkt unsere Liebe zueinander und unsere Verbundenheit miteinander. So schreibt Paulus aufgrund dieser Sammlung ebenfalls an die Christen in Rom: Es hat nämlich Mazedonien und Achaja gefallen, eine Sammlung für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu veranstalten; es hat ihnen gefallen, und sie sind es ihnen auch schuldig; denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil erhalten haben, so sind sie auch verpflichtet, jenen in den leiblichen zu dienen (Röm. 15,26.27).

Wem spenden?

Alle möglichen Institutionen und Hilfswerke bitten um unsere Spenden, von den Johannitern bis zu Greenpeace. Überall gibt es Bedürftige und regelmäßig kommt es in dieser Welt zu Katastrophen. Wem sollen wir spenden? In mehreren seiner Briefe ruft Paulus zu dieser einen Sammlung für die Gemeinde in Jerusalem auf. Er nennt sie Sammlung für die Heiligen. Daraus können wir ableiten, dass unsere erste finanzielle Verpflichtung der Gemeinde Gottes gilt. Es geht folglich um die Unterstützung der Aufgaben und der Diener der Gemeinde. Gemeinden sollen jedoch nicht nur an ihre eigenen Arbeiten und Mitglieder denken, sondern auch an andere bedürftige Christen und Gemeinden sowie natürlich für die Mission.

Aber das ist nicht unsere einzige wirtschaftliche Verpflichtung. Jesus lehrt uns durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, dass wir im Namen des Herrn Arme und Bedürftige unterstützen sollen, egal welcher Herkunft, Religion oder Kultur sie sind.

Wann spenden?

Auch die Zeit für das Spenden ist von Bedeutung. Die Korinther sollten regelmäßig spenden, und zwar am Anfang der Woche. Ich denke, es ist in Ordnung, wenn man regelmäßig auch am Anfang des Monats spendet. Es geht darum, dass man die Höhe der Spenden von seinen Einnahmen abhängig macht und nicht von seinen sonstigen Ausgaben. Wenn wir bis zum Ende der Woche, des Monats oder gar des Jahres warten, wird meistens kein oder nur wenig Geld zum Spenden übrigbleiben. Gemeinden und christliche Werke haben ihr monatliches Budget. Auch sie müssen längerfristig planen können. Bedürftige können nicht auf den Moment warten, an dem wir in uns einmal Großzügigkeit verspüren.

Am besten ist es, immer sofort zu geben, sobald wir etwas bekommen. Wir sind Verwalter, Gottes Haushalter. Es ist sein Geld! Das Großartige daran, sofort zu geben, wenn wir etwas bekommen, ist, dass es die Versuchung beseitigt, Gottes Geld zu verplempern und ihn letztlich so zu berauben.

Menschen, die nicht regelmäßig geben, überschätzen in den allermeisten Fällen den Betrag, den sie monatlich oder jährlich spenden (auch wenn sie immer mal eine größere Summe abzweigen). Randy Alcorn schreibt in seinem Buch Geld, Besitz und Ewigkeit: „Haushalterschaft ist keine Überlegung, die wir ab und zu anstellen, sondern eine Verpflichtung Woche für Woche, Monat für Monat, die uns Disziplin und Konsequenz abverlangt.“[1]

Noch ein Wort dazu, warum Paulus konkret den ersten Tag der Woche erwähnt. Ganz einfach: Unser Geben ist Teil des Gottesdienstes. Unser Geben soll ein Bestandteil unserer Anbetung sein. Gleichzeitig soll unsere wöchentliche Anbetung uns auch an unsere beständige Verantwortung für die uns von Gott anvertrauten Besitztümer erinnern. Darum sammeln die meisten Gemeinden die Kollekte im Gottesdienst ein oder kündigen sie wenigstens dann ab.

Wir verherrlichen Gott, wenn wir ihm vertrauen. Auf kaum eine andere Art und Weise können wir der Welt unser Gottvertrauen so deutlich zeigen (und auch trainieren), wie durch unsere regelmäßigen Spenden am Anfang der Woche oder des Monats. Also zu einem Zeitpunkt, an dem wir noch nicht wissen, ob es am Ende des Monats reichen wird. Und wenn wir sogar bereits wissen, dass es nicht ausreichen wird, zeigen wir damit erst recht, dass wir von Gott abhängig sind und nicht von unserem Geld.

Wieviel spenden?

Dazu schreibt Paulus: je nachdem er Gedeihen hat, also entsprechend unserer Einnahmen und des materiellen Segens in unserem Leben. Nun können wir von unserem Überfluss geben, sodass wir es nicht wirklich merken, es uns also nicht wirklich „wehtut“. Wir können jedoch auch auf manche Dinge verzichten und uns selbst einschränken, um mehr spenden zu können. Ich denke, die folgenden Verse geben uns gut die Richtung vor, in die wir unseren Sinn lenken sollen: Gebt, so wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes und gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß schütten. Denn mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird euch wieder zugemessen werden (Lk. 6,38). Das aber [bedenkt]: Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer im Segen sät, der wird auch im Segen ernten (2Kor. 9,6). Wer im Geringsten treu ist, der wird auch im Großen treu sein (Lk. 16,10).

Was für verheißungsvolle Verse! Doch ebenso wenig wie aus Zwang zu geben, sollen wir darauf spekulieren, umso mehr zu bekommen, je mehr wir geben. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb (2Kor. 9,7).Doch wie lernt man es, fröhlich zu geben? Dinge wegzugeben, die wir selbst gut gebrauchen können oder zu benötigen meinen, oder an die wir uns gewöhnt haben, besonders Geld und Besitz, fällt uns schwer. Wie wird die Reaktion sein, wenn Sie demnächst Ihre Freunde zu einem fröhlichen Abend einladen mit der Aufforderung, dass sie ihr Scheckheft mitbringen?

Im Alten Testament war die Richtlinie des Gebens der zehnte Teil unseres Habens. Der „Zehnte“ sollte die Menschen dahin führen, Gott in ihrem Leben an die erste Stelle zu setzen. Diese für Gott gegebenen zehn Prozent sollten deutlich machen, dass ihm alles gehört. Doch der Zehnte ist erst der Beginn des Gebens. Alcorn bringt es auf den Punkt: „Der Zehnte war nie der Deckel des Gebens, sondern erst der Boden.“[2]Der Zehnte sollte schon damals den Menschen anregen, freiwillig und großzügig aus Liebe zu Gott noch mehr zu geben und die Freude am Geben zu entdecken. „Stellen sie sich den Vater eines Jungen vor, der möchte, dass sein Sohn mit der Tochter eines alten Freundes ausgeht. Widerwillig lässt sich der Junge darauf ein, weil sein Vater es von ihm wünscht. Doch als der Junge dann tatsächlich das Mädchen trifft, genießt er ihre Gegenwart so sehr, dass er sie ein weiteres Mal bittet, mit ihm auszugehen – und dann noch einmal und dann noch einmal. An diesem Punkt angelangt handelt der Junge nicht aus Pflicht, sondern freiwillig. Er muss nicht mit ihr ausgehen, sondern er will es.“

Die Israeliten gaben den Zehnten, weil Gott es ihnen befohlen hatte. Sie gaben darüber hinaus freiwillig Opfer, weil sie das wollten. Aber so, wie der junge Mann sich nie in das Mädchen verliebt hätte, wenn er sich der Bitte seines Vaters, mit ihr auszugehen, widersetzt hätte, so hätten die Israeliten nie die Freude des freiwilligen Gebens entdeckt, wenn sie nicht zuerst die Disziplin des Zehnten gelernt hätten.“[3]

Der Zehnte ist für uns, die wir im Neuen Bund leben, kein Gesetz mehr. Aber auch für uns kann er eine Hilfe sein:

– die Disziplin im Geben zu erlernen; 

– die Freude des Gebens zu entdecken;

– und sich immer wieder bewusst zu machen, dass Gott der Besitzer und wir lediglich die Verwalter sind.

Wenn ich den Zehnten geben will, bin ich gezwungen zu berechnen, wie viel Gott mir insgesamt gibt. Ich mache mir dadurch greifbar bewusst, wie gütig Gott zu mir ist. Der Zehnte ist kein Gesetz für uns. Wir dürfen viel mehr geben. Wenn das Gesetz die Menschen im Alten Bund dazu antrieb, mindestens zehn Prozent für Gott zu geben, sollte uns dann die Gnade nicht dazu bringen, wesentlich mehr zu geben?

Die Gemeinden in Mazedonien waren selber arm. Dennoch wollten sie unbedingt die noch ärmere Gemeinde in Jerusalem unterstützen. Paulus wollte ihre Spende zunächst gar nicht annehmen. Aber sie bedrängten ihn. Sie waren reich an Großzügigkeit. Sie wussten, dass sie von Gott abhängig sind, egal wie viel Geld am Anfang oder Ende des Monats sie haben (2Kor. 8,1–6).

Und das verhält sich bei uns genauso! Wir sollen vernünftig mit dem uns anvertrauten Geld umgehen. Wir sollen fleißig sein. Wenn wir die Möglichkeit haben, sollen wie durchaus versuchen, viel Geld zu verdienen. Aber wir dürfen uns nie daran hängen. Wenn wir vor Augen haben, dass wir immer zu hundert Prozent von Gott abhängig sind und er unser liebender Vater ist, der uns versorgt, wird uns das helfen. Aber auch das regelmäßige Spenden ist uns eine Hilfe, im Vertrauen auf Gott und in Großzügigkeit zu wachsen.

Sicher Spenden

Wenn ich aber angekommen bin, will ich die, welche ihr als geeignet erachtet, mit Briefen absenden, damit sie eure Liebesgabe nach Jerusalem überbringen (1Kor. 16,3). Jeder, der für das Werk des Herrn spendet, hat das Recht zu erwarten, dass seine Gaben rechtmäßig und weise eingesetzt werden. Dementsprechend muss die Gemeinde dafür sorgen, dass das gesammelte Geld von gottesfürchtigen und verantwortungsbewussten Geschwistern verwaltet und seiner Bestimmung zugeführt wird. In unserer Gemeinde machen das zwei Brüder aus der Leitung, die sich schon rein beruflich mit Geldsachen auskennen. Dies mag sicherlich hilfreich sein. Doch wichtiger ist ihre moralische und geistliche Qualität. Als die sieben Diakone gewählt wurden, ging es in erster Linie darum, dass sie ein gutes Zeugnis hatten und voll Heiligen Geistes waren. Es ging nicht vor allem darum, wie gut sie die Verwaltung und die Zahlen beherrschten (Apg. 6,3).

Fazit

„Völlig außer sich galoppierte ein Mann auf John Wesley zu und rief: ‚Mr. Wesley, Mr. Wesley, etwas Schreckliches ist passiert! Ihr Haus ist komplett abgebrannt!‘ Wesley ließ die Nachricht einen Moment lang sacken und antwortete dann: ‚Nein. Das Haus des Herrn ist abgebrannt. Das bedeutet für mich eine Verantwortung weniger.‘“[4] Nicht jeder hat den Luxus wenig zu besitzen. Oftmals tragen wir in unseren Breitengraden sehr große Verantwortung. Und nicht nur das: „Wir folgen einem Herrn, der arm für uns wurde, damit wir reich würden! Was Liebe ist, haben wir an dem erkannt, was Jesus getan hat: Er hat sein Leben für uns dahingegeben. Daher müssen auch wir bereit sein, unser Leben für unsere Geschwister herzugeben. Angenommen, jemand, der alles besitzt, was er zum Leben braucht, sieht seinen Bruder oder seine Schwester Not leiden. Wenn er sich ihnen daraufhin verschließt und kein Erbarmen mit ihnen hat – wie kann da Gottes Liebe in ihm bleiben? Meine Kinder, unsere Liebe darf sich nicht in Worten und schönen Reden erschöpfen; sie muss sich durch unser Tun als echt und wahr erweisen (1Joh. 3,16–18).

Warum hat Gott uns so reich gemacht und andere so arm? Antwort: damit wir lernen, einander zu helfen. Gott liebt nicht einige seiner Kinder mehr als andere, und gerade deshalb verteilt er seinen Reichtum ungleich. Denn Gott will, dass einige seiner Kinder an seiner Stelle an ihre Geschwister und an Bedürftige verteilen: Gott aber ist mächtig, euch jede Gnade im Überfluss zu spenden, sodass ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk, wie geschrieben steht: „Er hat ausgestreut, er hat den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit besteht in Ewigkeit“. Er aber, der dem Sämann Samen darreicht und Brot zur Speise, er möge euch die Saat darreichen und mehren und die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen, sodass ihr in allem reich werdet zu aller Freigebigkeit, die durch uns Gott gegenüber Dank bewirkt (2Kor. 9,8–11).

Ein offenes Wort zur Finanzierung der Bekennenden Kirche

Ich erlaube mir an dieser Stelle etwas im Blick auf die Finanzierung der Bekennenden Kirche anzumerken. Wie Sie wissen, wird diese Zeitschrift durch die Spenden der Leser getragen. Gott sei Lob und Dank dafür, dass er diesen Dienst Jahr für Jahr ermöglicht. Dankenswerterweise arbeiten die Autoren und Lektoren ehrenamtlich. Aber allein für den Druck und den Versand fallen dennoch pro Ausgabe über 6000 €uro an. In den zurückliegenden Jahren gab es immer einige wenige Großspender und einige Dutzend weitere Spender, die größere und kleinere Beträge auf das Konto des VRP überwiesen haben. Von daher ist die Bekennende Kirche (menschlich gesehen) sehr stark von einigen wenigen Spendern abhängig. Ich möchte Sie ermutigen, darüber nachzudenken und zu beten, ob Sie nicht in Zukunft diese Arbeit mit einem kleinen, aber regelmäßigen Beitrag unterstützen wollen. Denken Sie bitte auch daran, dass nicht nur Sie persönlich, sondern viele weitere Leser, Gemeinden und Mitarbeiter in Gemeinden durch die Artikel der Bekennenden Kirche und durch die dazugehörige Internetseite in ihrem Glauben und in ihrem Dienst unterstützt werden.

Um das Spenden zu erleichtern, haben wir einige Neuerungen eingeführt. Diese sind vorne im Grußwort beschrieben.


[1] Randy Alcorn, Geld, Besitz und Ewigkeit, Waldems [3L-Verlag] 2010, S. 278.

[2] A.a.O., S. 246.

[3] A.a.O., S. 247.

[4] A.a.O., S. 195.