Beispiele nicht-christlicher Lebens- und Weltanschauungen
Aus den bisherigen Ausführungen zur Thematik der christlichen Weltanschauung wurde klar, dass es im Grunde nur zwei Arten von Weltanschauungen gibt, die christliche, die im Einklang mit dem Wort Gottes steht, und die nichtchristliche oder die antichristliche, die sich gegen Gottes Wort auflehnt. Im Folgenden wollen wir uns einige prominente Beispiele anti-christlicher Lebensanschauungen anhand ihrer Grundannahmen ansehen.
Bitte behalten Sie dabei das bisherige Ergebnis im Hinterkopf: Jede Weltanschauung geht von bestimmten Grundannahmen aus. Diese werden ohne weiteres als Grundvoraussetzungen angenommen. Diese Axiome sind im Christentum wahr, und in jeder anderen Religion und Philosophie sind sie falsch. Denn es kann nur eine Wahrheit geben, eine Wahrheit, die in sich nicht widersprüchlich ist. Wir wollen uns nunmehr die Kern- und Grundannahmen einiger weitverbreiteter Weltanschauungskonzepte ansehen und sie mit der Wahrheit des Christentums vergleichen.
Im Hinduismus, der zwischen 2500 und 2000 vor Christi Geburt entstand, wurden mehrere heidnische Naturreligionen vermischt. Der Hindu kann aus ungefähr 300 Millionen (!) „Gottheiten“ auswählen. Im weiter entwickelten Hinduismus stellt Brahman die eine ultimative, geistige Realität dar. Diese Realität ist ohne Form, sie ist unbeschreibbar, unpersönlich und unverstehbar. Da Brahman die ultimative Realität ist, ist demzufolge alles andere nur Illusion. Die Schöpfung hat laut Hinduismus keinen Anfang und kein Ende. Geschichte ist eine endlose Abfolge von Schöpfung und Zerstörung. Der Mensch trägt den Funken des Brahman in sich. Er ist in seinem Körper gefangen und wird durch eine Reihe von Reinkarnationen in das Brahman aufgenommen.
Es ist offensichtlich: Damit steht der Hinduismus in einem krassen Gegensatz zur Wahrheit des Christentums, seines Monotheismus, seiner klaren Unterscheidung zwischen Schöpfer und Geschöpf und seinem schriftlich fixierten Offenbarungsprinzip.
Der Hinduismus hat speziell durch die New Age-Bewegung Eingang in die westliche Kultur gefunden. Er erfreut sich wachsender Beliebtheit. Lehren wie die Relativität von Wahrheit und die Verneinung alles Materiellen durch Vergeistigung allen Seins dienen einer desillusionierten und zunehmend materialistischen Gesellschaft als willkommene Fluchtmöglichkeit. Da die westliche Kultur ihre Wurzeln im Christentum hat, wird die Schuld für das nunmehrige Scheitern dieser Kultur nicht in seiner Abweichung von der Heiligen Schrift und damit vom dreieinen Gott gesucht, sondern im Christentum selbst. Jede Ausrede, sich gegen den wahren Gott aufzulehnen, wird vom gefallenen Menschen gerne in Anspruch genommen, um – ganz im Sinne von Römer 1,18 – die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufzuhalten (oder eigentlich: niederzuhalten).„
Nehmen wir nun eine ganz andere Weltanschauung, den Behaviorismus. Im Behaviorismus wird der Mensch grundsätzlich als ein weiterentwickeltes Tier verstanden, das konditioniert werden kann und muss. Gemäß den Vertretern dieser Theorie wird der Mensch nicht von seinem Willen oder von seinen Gefühlen gesteuert, sondern einzig und allein von äußeren Einflüssen und von seiner Umwelt. Damit der Mensch auf die äußeren Reize „richtig“ reagiert, muss er erzogen werden. Mit seiner naturalistisch-materialistischen Weltanschauung hat der Behaviorismus einen sehr starken Einfluss auf das Denken der westlichen Welt genommen. Diese Sichtweise wird meist mit dem Harvard-Professor B.F. Skinner in Verbindung gebracht.
Auf jeden Fall steht sie mit dem biblischen Christentum in starkem Konflikt, da sie dem Menschen jegliche Verantwortung nimmt und ihn sozusagen zum Opfer seiner Umwelt macht. Der Behaviorismus hat enorme Auswirkungen auf Fachbereiche wie unter anderem Psychologie, politische Theorie, Rechtswissenschaft, Anthropologie. Das so genannte Social Engineering, die These, dass der Staat und die Medien die Verantwortung haben, die Bevölkerung zu erziehen, folgt aus der Sichtweise des Behaviorismus. Es kann daher die Schlussfolgerung gezogen werden, dass der Behaviorismus zu staatlichem und medialem Totalitarismus führt und individuellen Freiheiten, wie etwa der Religionsfreiheit, feindlich gegenüber steht.
Der Marxismus, mit seiner atheistisch-antichristlichen Weltanschauung, vertritt den so genannten dialektischen Materialismus. Dieser Prozess besagt, dass Konflikte und Gegensätze im Zuge der Zeit mehr und mehr zu einer neuen Synthese führen. Das heißt: Konflikte müssen gesucht werden, denn durch sie findet man zur Wahrheit. Der Marxismus ist in seiner Sicht der Zukunft „utopisch“.1 Das heißt, aus seiner Sicht gibt es keinen anderen Ort als die materielle Welt. In dieser materialistischen Weltsicht verneint der Marxismus Liebe und Glauben. Es sei etwas Belangloses. Demgegenüber bestimmt Ausbeutung das Schicksal des Menschen. Marxisten glauben deshalb, dass die Weltgeschichte die Geschichte des Kampfes zwischen Klassen, Gesellschaften und Nationen ist. Es ist der Kampf, der die Menschheit von einem sozio-politischen Arrangement zum nächsten treibt und dann letztlich zu einer angestrebten Diktatur des Proletariats führt. Im Marxismus wird der Arme gleichsam automatisch als „gut“ angesehen – nicht weil er gut ist, sondern weil er arm ist – und der Wohlhabende wird gewissermaßen automatisch als „böse“ angesehen – nicht weil er böse ist, sondern weil er wohlhabend ist.
Der Marxismus ist nach Jahrzehnten der Indoktrination durch Politik, Medien, Schulen und Universitäten fest im westlichen Denken verankert. Leider haben auch viele Christen diese Weltanschauung mehr oder weniger als Grundannahme für ihre Interpretation der Bibel angenommen – vielfach ohne sich dessen bewusst zu sein. Dies ist insbesondere deshalb tragisch, weil der Marxismus historisch einer der aggressivsten und unverblümtesten Gegner des Christentums ist. Millionen von Christen fanden in verschiedenen Teilen der Welt einen grausamen Tod durch die Hände der Marxisten. Zwar präsentiert sich der Marxismus gerne als gerecht und menschlich, er führt jedoch in politischen Systemen immer und ohne Ausnahmen zu totalitären Herrschaftsausübungen, die Andersdenkende rücksichtslos verfolgen.
Der Existenzialismus wurde in Europa populär durch Philosophen wie Martin Heidegger und Jean Paul Sartre. Das oberste Ideal dieser Weltanschauung ist die individuelle Erfahrung. Sie wird über das Wissen und über Normen gestellt. Gleichzeitig wird Aktion über das Nachdenken, Liebe über das Gesetz und der Einzelne über die Gruppe gestellt. Der religiöse Existenzialist sucht die Wahrheit nicht so sehr im geschriebenen Wort, sondern in vermeintlich persönlichen Erfahrungen mit Gott.
Leider hat der Existenzialismus weitgehend Eingang in die jüngere evangelikale Theologie gefunden – speziell, aber nicht ausschließlich, in der Charismatischen Bewegung. Es kann nicht bestritten werden, dass dem biblisch-christlichen Glauben eine Erfahrungskomponente innewohnt, jedoch darf diese niemals über das geoffenbarte Wort Gottes gestellt werden.
Der säkulare Existenzialismus verneint in seinen vielfältigen Erscheinungsformen die Existenz Gottes. Denken wir an die Schriften von Albert Camus oder Jean-Paul Sartre.
Dies sind nur einige der gängigsten Weltanschauungen unserer Zeit. Aber sie alle haben eines gemeinsam: Sie alle suchen „die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufzuhalten“ (Röm. 1,18).
Ich darf noch einmal daran erinnern, dass weltanschauliche „Neutralität“ ein Mythos ist. Christen müssen sehr vorsichtig sein, dass sie nicht Elemente antichristlicher Weltanschauungen in ihre eigene Weltanschauung aufnehmen, sondern dass das Wort Gottes allein Maßstab für ihre Welt- und Lebensanschauung bleibt. Wir sind dazu aufgerufen, jeden Gedanken gefangen zu nehmen unter den Gehorsam gegen Christus (2Kor. 10,5).
1) Das Wort kommt aus dem Griechischen. Es ist zusammengesetzt aus ou („nicht“) und topos („Platz“). Es hat also den Sinn von „nirgendwo“.