Autorität

Allgemeine Überlegungen

Alle Autorität ist von Gott gegeben. Römer 13 macht dies deutlich. Autorität ist ein wesentlicher Aspekt der Schöpfungsordnungen Gottes. Gott ist die oberste Autorität, und alle anderen Autoritäten haben ihre Quelle in ihm. Autorität ist. Es gibt keine Alternative zu ihr.

Da wir in einer gefallenen Schöpfung leben, kann man Autorität zum Guten gebrauchen, man kann sie aber auch missbrauchen. Der Missbrauch von Autorität löst jedoch die Grundkategorie Autorität nicht auf.

Wer Autorität ausübt, ist in der Regel dem übergeordnet, der unter seiner Autorität steht. Er hat mehr Kraft, Wissen, Erfahrung und Integrität. Im Beruf bildet der Meister den Lehrling aus, weil der Meister den Beruf bereits kennt und ausführen kann – im Gegensatz zum Lehrling.

Autorität ist immer auf das Ziel ausgerichtet, die Untergebenen anzuleiten. Der Meister lehrt den Lehrling mit der Absicht, dass dieser das Handwerk gut erlernt.

Autorität hängt immer mit einem Inhalt zusammen. Ein zu erlernendes Handwerk verlangt immer Fachkompetenz. Gewisse Dinge funktionieren einfach so, wie sie es eben tun. Der Meister hat sich der Fachlogik unterworfen und hat es dadurch gemeistert.

Bei der Autorität geht es um die Weitergabe von Fähigkeiten und Wissen. Autorität bezieht sich immer auf die Vergangenheit, da nur das weitergegeben werden kann, was bereits vorhanden ist. Dinge, die es erst in 100 Jahren gibt, können noch nicht weitergegeben werden. Daher ist Autorität immer traditionell orientiert. Sie ist auch im wahrsten Sinne des Wortes konservativ, da die Weitergabe guter Dingen immer auch ihre Bewahrung einschließt. Wenn ein Handwerk oder eine andere Sache nicht mehr weitergegeben wird, wird es irgendwann vergessen, also aussterben. Wer einen Teil der Vergangenheit verliert, verliert somit auch immer einen (möglichen) Teil der Zukunft, weil die verlorengegangene Sache nun einfach nicht mehr vorhanden sein wird. Daher gilt: „Zukunft braucht Herkunft“ (Odo Marquardt).

Erben ohne Testament?

In der Regel wollen Erwachsene den Heranwachsenden gute Dinge mit auf den Lebensweg geben. Nehmen wir das bereits erwähnte Beispiel des Erlernens eines Handwerks. Es geht aber auch um wichtige Dinge wie Sinn, Glaube, Werte und Orientierung. Normalerweise suchen Heranwachsende nach diesen Dingen. Wenn aber die Erwachsenen diese nicht anbieten, entsteht für die Jugendlichen ein Leerraum, der gefüllt werden will.

Was das konkret heißt, können wir uns am Beispiel der christlichen Gemeinde veranschaulichen.

In der Gemeinde soll das Wort Gottes weitergegeben werden. Wenn dies nicht in der Breite geschieht, wird der dadurch entstandene Leerraum mit anderen Dingen gefüllt. Junge Menschen füllen ihr Leben heute häufig mit Dingen, die unter die Haut gehen, die das Gefühl ansprechen.

Das ist die Ursache für den Anstieg moderner so genannter „Lobpreis“-Musik in vielen „modernen“ Gottesdiensten. An die Stelle des Wortes Gottes treten dann häufig Ersatzautoritäten: Konsum, Unterhaltung, Lust, Gefühl.

Die weitverbreitete Einstellung lautet: Was sich gut anfühlt, ist auch gut. Jeder bestimmt nach seinen Vorlieben, was er machen möchte. Diese Gefühls-Haltung ist auch durch einen allgemeinen Verlust der klassischen Autoritäten (Staat, Kirche, Schule, Familie) zu erklären.

Wir sollten die Jugendlichen nicht wie Erben ohne Testament behandeln, denn das sind sie nicht. Sie haben das Alte und das Neue Testament in ihrer Bibel.

Der Charakter der Autoritätsperson

Autorität ist für uns aus zwei Gründen schwer. Erstens: Wir sind Sünder, die sich nicht unterordnen wollen. Zweitens: Wir sind Sünder, die nicht aus den richtigen Gründen leiten wollen.

Was ist der richtige Grund, um Autorität auszuüben? Autorität ist immer für den Dienst gegeben. Gott gibt Autorität für den Dienst am anderen. Autorität dient nicht zum Selbstzweck oder zur Selbsterhöhung, sondern zur Ehre Gottes und zum Dienst am Nächsten. Man dient mit den Gaben, die man von Gott empfangen hat. Der Charakter von Autorität sollte immer von Demut geprägt sein.

Jesus Christus ist unser zentrales Vorbild für diese Art von Autorität. In der Fußwaschung (Joh. 13,1-11) und in den Anweisungen an seine Jünger (Mk. 10) wird dies deutlich. Jesus Christus, der Sohn Gottes, der alle Macht und jedes Recht hat bedient zu werden, nutzte seine Stärke und Autorität, um seinen Jüngern zu dienen. Er erniedrigte sich selbst und wusch ihnen die Füße. Er lehrte sie, dass der, der groß sein will im Reiche Gottes, ein Knecht aller werden muss. Am meisten gedient hat Jesus Christus am Kreuz. Dort, als alle Sünde auf ihm lag, hat er Vergebung der Sünden für sein Volk erworben. Damit hat er den Gläubigen den größten Dienst erwiesen und ihre größte Not gestillt. Am Kreuz finden wir unser Vorbild für Autorität: Hier treffen Gerechtigkeit und Gnade sowie Demut und Dienst aufeinander.

Beispiele für Familie und Schule

In einer christlichen Familie verhält es sich mit der Autorität folgendermaßen: Eltern sind ihren Kindern überlegen. Sie nutzen diese Überlegenheit, um ihren Kindern zu dienen. Ihr Ziel ist es, ihre Kinder in der Furcht des Herrn zu erziehen. Der Inhalt ist dabei die Offenbarung Gottes, die Heilige Schrift. Hier finden wir den Glauben, der ein für alle Mal überliefert worden ist.

Eltern sind aufgerufen, ihren Kindern das Wort Gottes weiterzugeben. Dies geschieht durch tägliche Familienandachten und durch den regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes. Die gesamte Familie sollte gemeinsam unter dem Wort Gottes zusammenkommen. Daher halte ich es für sinnvoll, dass Kinder so früh wie möglich bei der Predigt im Gottesdienst anwesend sind. Zweifellos verstehen sie anfangs nichts oder nicht viel. Es wird auch eine Weile dauern, bis sie alles verstehen. Trotzdem sollten Kinder sehr, sehr früh unter das Wort Gottes gebracht werden.

Zusätzlich können christliche Eltern ihre Kinder mit dem Heidelberger Katechismus lehren. Genau dafür wurde der Katechismus verfasst. Katechese bedeutet: Weitergabe von Lehre.

In der Schule sollte es klare Regeln für den Umgang miteinander geben. Ein autoritativer Erziehungsstil besteht darin, dass es klare Regeln gibt, die auch tatsächlich eingefordert werden. In der Pädagogik spricht man in diesem Zusammenhang von Klassenführung (Classroom Management).

Es gibt keine Alternative zur Autorität. Die Frage lautet immer, wer oder was Autorität hat. Wenn der Lehrer im Klassenzimmer keine Autorität hat, wird vielleicht ein Schüler den Platz der Autorität einnehmen. Das wäre natürlich für die anderen Schüler nicht gut.

Ein christlicher Lehrer sollte seine Autorität dafür nutzen, um fürsorglich mit seinen Schutzbefohlenen umzugehen. Es ist wichtig, eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung zu haben.

Zu guter Letzt zeichnet sich pädagogische Autorität durch eine hohe Fachlichkeit aus. Der Lehrer muss sein Fach gut beherrschen, um es den Schülern und Schülerinnen angemessen vermitteln zu können.