Christsein ist herausfordernd. Auch wenn Christen hier in Deutschland für gewöhnlich nicht um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet werden, so erleben Christen trotzdem Herausforderungen unterschiedlicher Art.
Einige hoffen seit Monaten auf einen neuen Arbeitsplatz. Andere leiden unter ihrer Krankheit. Wiederum andere sehnen sich nach einem Ehepartner, während sich manche in einer Ehe befinden, die für sie jeden Tag nur Kampf bedeutet. Diese Herausforderungen erleben nicht nur Christen. Doch für diejenigen, die an Jesus glauben, stellt sich die Frage: Wie soll ich als Christ damit umgehen?
Zum Glauben an Jesus zu kommen, heißt ja nicht einfach, nur gerettet und dann direkt in den Himmel entrückt zu werden. Vielmehr sind die Christen aufgerufen, hier auf dieser Erde ein Leben vor Gott zu führen. Da geraten sie in Herausforderungen.
Wenn du schon länger Christ bist, ist für dich die Botschaft der Rettung allein aus Gnade durch den Glauben an Jesus Christus sicherlich nichts Neues.Du kannst dir deine Rettung nicht verdienen, sondern sie wird dir geschenkt. Es geht darum, was Gott für dich getan hat. Doch was geschieht dann? Welche Auswirkungen hat dein Glaube an Jesus auf dein Leben?
Die Botschaft des Jakobus: Der Glaube ohne Werke ist tot
Jakobus zeigt in seinem Brief auf, dass der Glaube an Jesus das Leben sichtbar verändert. Vermutlich wie in keinem anderen Buch wird in diesem Brief betont, dass der Glaube, wenn er keine Werke hat, tot ist (Jak. 2,17.26). Das klingt provozierend: „Ich dachte immer, der Glaube allein reiche aus. Lesen wir das nicht bei Paulus?“ Aus diesem Grund nannte Martin Lutherden Jakobusbrief eine „recht stroherne Epistel“. Die Frage lautet: Wie passt das zusammen: Einerseits schreibt Paulus, „der Glaube allein rettet“, und andererseits erklärt Jakobus, „der Glaube allein reicht nicht, er muss auch Werke hervorbringen“?
Die Antwort ist nicht schwierig: Während Paulus sich gegen tote Werke wendet, wendet sich Jakobus gegen einen toten Glauben. Jakobus geht es nicht um die Frage: Wie empfangen wir durch Christus das ewige Heil? Vielmehr will er die Frage beantworten: Wie zeigt sich der rettende Glaube an Jesus Christus in unserem Leben? Wie sollen wir als Glaubende auf die Herausforderungen in unserem Leben reagieren?
Der Jakobusbrief ist sehr praktisch. In den insgesamt 108 Versen finden wir 54 Imperative. Halten wir noch einmal fest: Der Glaube an Jesus Christus rettet allein. Aber er bleibt nicht allein, sondern ihm folgen Werke.
Das Besondere am Jakobusbrief ist, dass er das einzige Buch im Neuen Testament ist, das zu den Weisheitsbüchern zählt. Er klingt so ähnlich wie im Alten Testament das Buch der Sprüche. Anstatt also stringent ein Thema nach dem anderen abzuhandeln, besteht die Absicht darin, dass Gottes Wahrheit unser Leben in verschiedenen Bereichen verändert.
Stell dir ein Holzbrett vor, in das mehrere Nägel geschlagen werden. Du fängst an, einen Nagel ein wenig ins Holz zu schlagen, dann ein paar weitere, und dann schlägst du den ersten wieder etwas tiefer hinein, anschließend einen weiteren. Auf diese Weise werden schlussendlich alle Nägel tief in diesem Holzstück stecken. Genauso geht Jakobus in seinem Brief vor. Er will Gottes Weisheit in alle Bereiche deines Lebens tiefer hineinhämmern, sodass sie in deinem Leben fest sitzen.
Wie aus Kapitel 1,1 hervorgeht, ist Jakobus der Verfasser. Dieser Jakobus ist niemand anderes als der Halbbruder Jesu. Nein, Maria war keine ewige Jungfrau, sondern Jesus ist in einer Großfamilie mit Halbgeschwistern aufgewachsen. Er hatte mindestens vier Brüder und zwei Schwestern (Mk. 6,3). Jakobus war anfangs skeptisch gegenüber Jesus. Doch nach Jesu Auferstehung wurde er zu einem hingegebenen Nachfolger Jesu. Er hatte in der Urgemeinde in Jerusalem eine Leitungsfunktion inne, und Paulus nannte ihn eine Säule der Gemeinde. In Apostelgeschichte 15 und 21 wird seine wichtige Stellung deutlich.
Wie sollte er sich in seinem Brief vorstellen? „Jakobus, von der heiligen Mutter Jesu geboren, jüngerer Bruder Jesu und Leiter der Gemeinde in der heiligen Stadt“? Wenn Jakobus sich so vorgestellt hätte, hätte er Bestseller verkaufen können. Doch er stellt sich ganz schlicht als Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus vor. Er schrieb den zwölf Stämmen in der Zerstreuung. Er richtete seinen Brief an Judenchristen, die vermutlich nach Stephanus‘ Tod aus Jerusalem fliehen mussten (Apg. 8). Diese Christen führten ihr Leben in äußerst schwierigen Umständen. Sie hatten ihr Zuhause verloren. Sie hatten wenig Geld, und sie lebten in einer gottlosen und in einer ihnen weitgehend fremden, ja feindselig gesonnenen Kultur. Wie sollten sie damit umgehen?
In Jakobus 1 geht es um das Thema: „Versuchungen widerstehen“.Zunächst wird uns dargelegt, was wir in den Versuchungen lernen können (Jak. 1,2-12). Im Anschluss daran, wird uns erläutert, was wir in den Versuchungen wissen müssen (Jak. 1,13-18).
1. Was wir in den Versuchungen lernen (Jak. 1,2-12)
Jakobus weist uns hier auf drei Aspekte hin:
1.1. Wir lernen zu wachsen (Jak. 1,2-4)
Jeder Christ erlebt Herausforderungen. Jakobus stellt nirgendwo in Frage, dass sie kommen werden. Er schreibt auch nicht: Falls irgendwann einmal jemand von euch in Versuchungen geraten sollte…, sondern: wenn und zwar im Sinn von: wann immer ihr in Versuchung geratet.
Was versteht er hier unter Versuchung? Während aus Jakobus 1,13 hervorgeht, dass er dort an Versuchungen zur Sünde denkt, hat Jakobus hier in 1,2 eher Umstände vor Augen, durch die wir in Prüfungen geraten und die unseren Glauben herausfordern. Man kann natürlich unterscheiden zwischen einerseits äußerlichen Anfechtungen oder Prüfungen im Glauben und andererseits Versuchungen zur Sünde. Aber wir werden sehen, dass wir gerade in Anfechtungen, die von außen kommen und entsprechenden Glaubensprüfungen besonders stark zur Sünde neigen.
Wenn Jakobus hier also von mancherlei Versuchungen spricht, dann fällt darunter sehr vieles. Es umfasst alles, was deine Treue zu Jesus bedrohen könnte. Das kann Krankheit sein, das können finanzielle Probleme sein, Einsamkeit oder der Tod.
Haltet es für lauter Freude klingt für uns in solchen Situationen befremdlich. Jakobus meint sicher nicht, dass wir uns darüber freuen, wenn wir hören, dass die Arbeitsstelle, auf die wir uns beworben haben, jemand anderes bekommen hat, oder dass wir uns darüber freuen sollen, dass das Nachbarkind Leukämie hat. Es geht nicht darum, dass wir rufen: „Hey, ich habe meinen Job verloren, aber ich freue mich trotzdem, ich fühle mich so happy!“ Vielmehr geht es um Folgendes: Wenn dein Herz und deine Emotionen am Boden zerschlagen sind und du dich mit Tränen in den Schlaf wälzt, entscheidest du dich trotzdem, Gott zu vertrauen: „Gott hält immer noch mein Leben in seiner Hand. Er meint es immer noch gut mit mir.“ Es ist eine bewusste Entscheidung, die du dann triffst.
Auf die Frage, was Gottes Absicht mit den Anfechtungen in unserem Leben ist, lautet die Antwort: Wir lernen auszuharren, und so bewährt sich unser Glaube. Dieser Prozess wird sich nicht über Nacht vollziehen. Vielmehr lernen wir Tag für Tag geduldig mit unseren Anfechtungen umzugehen. Dabei ist das Ziel, dass unser Leben und unser Charakter immer mehr geformt werden. Wir wachsen an geistlicher Reife, an Geduld und an Liebe. Auf dieser Erde werden wir nie den Zustand vollkommener Reinheit oder Sündlosigkeit erreichen. Aber Gott wird uns gerade in schwierigen Zeiten und Versuchungen wie ein Töpfer formen und unsere Kanten abschleifen.
Im Leid zitiert man gerne Römer 8,28: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen. Vergessen wir jedoch nicht, was darauf folgt: Da wird uns die Frage beantwortet, wohin das alles führen soll: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollen dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (Röm. 8,28.29).
Was ist also Gottes Ziel mit den Anfechtungen in deinem Leben? Dass du immer mehr so wirst wie Jesus. Wenn du gerade Anfechtungen und Versuchungen erfährst, die nicht aufzuhören scheinen, dann musst du dich nicht darüber freuen, dass du gerade in dieser Situation steckst. Aber du darfst lernen, im Glauben dadurch zu wachsen. Gerade in einer solchen Zeit will Gott dich nicht niedermachen, sondern er will, dass du mehr sein herrliches Wesen widerspiegelst.
Natürlich passt das in der Regel nicht mit Lebensplänen zusammen. Unsere eigenen Ziele sind, in dieser Welt erfolgreich zu sein, einen guten Job zu haben und eine gesunde Familie mit einem schönen Haus in der Vorstadt zu besitzen. Wenn diese Pläne durchkreuzt werden, fällt es uns schwer, Gottes Plan dahinter zu erkennen. Deswegen dürfen wir eine zweite Sache lernen:
1.2. Wir lernen, Gottes Weisheit zu vertrauen (Jak. 1,5-8)
Wir werden immer wieder in Zeiten geraten, in denen wir ausrufen: „Warum, Gott?“ „Warum ich schon wieder?“ „Gott, ich kann einfach nicht mehr!“ Manchmal sind es Situationen, die für andere, die von außen draufblicken, harmlos erscheinen. Aber du selbst hast das Gefühl, sie nicht mehr ertragen zu können.
Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, schreibt Jakobus. Klage deine Situation Gott! Sage ihm: „Herr, ich kann einfach nicht mehr. Ich weiß nicht wie ich das schaffen soll.“ Wie wird Gott reagieren? „der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht und sie [die Weisheit] wird ihm gegeben werden.“ Gott gibt sie dir gerne und freigiebig, wenn du ihn bittest. Er ist nicht ein Vater, der keine Lust hat, von der Couch aufzustehen, um seinen Kindern zu helfen, sondern er gibt gerne, und zwar genau das, was du benötigst.
Wenn wir Fragen zu einem Thema haben, greifen wir schnell zu einem Ratgeberbuch. Es gibt Ratgeberliteratur zu allen möglichen Themen, angefangen von Kindererziehung bis hin zu Finanzplanung. Angenommen du hättest alle diese Lebenshilfe-Bücher gelesen und sogar einige dieser Bücher selbst verfasst: Hättest du die Weisheit, von der Jakobus hier spricht? Nein. Diese Weisheit, die uns oft mangelt, ist nicht Intelligenz, sondern sie beginnt mit der Furcht Gottes. Es geht darum, dass ich Gott in das Zentrum meines Denkens und Lebens stelle. Wahre Weisheit beginnt mit einer gottzentrierten Haltung, und so wie es bereits im Alten Testament gelehrt wurde, werde ich erst dann weise, wenn ich diese in meinem Leben umsetze: Ich bin noch nicht weise, wenn ich weiß das Richtige zu tun, sondern erst dann, wenn ich es auslebe.
Jakobus erklärt, dass wir im Glauben und nicht mit Zweifel bitten sollen. Aber neigt man nicht gerade in Versuchungen und Anfechtungen zum Zweifeln?
Das Beispiel Abrahams hilft uns weiter. In Römer 4,19-21 berichtet Paulus über den Glaubensvater Abraham: Und nicht schwach im Glauben sah er seinen eigenen, schon erstorbenen Leib an, da er fast hundert Jahre alt war, und das Absterben des Mutterleibes der Sara und zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde gestärkt im Glauben, weil er Gott die Ehre gab. Und er war völlig gewiss, dass er, was er verheißen habe, auch zu tun vermöge.
Man könnte einwenden: Hat nicht Abraham zweimal seine Frau Sara als seine Schwester ausgegeben, weil er Angst hatte? Hat nicht Abraham, weil er meinte, Sara könne nicht schwanger werden, sogar Saras Magd, Hagar, zur Frau genommen? Aber auch wenn wir von Momenten in Abrahams Leben wissen, in denen er ganz offensichtlich zweifelte, kann Paulus über Abrahams Leben insgesamt sagen, dass er Gott vertraute.
Ein Zweifler ist wankelmütig. Das Wort meint so viel wie: zwei Herzen haben. Das heißt: eine gespaltene Persönlichkeit haben. Der Zweifler vertraut irgendwie ein bisschen Gott, aber dann doch mehr der weltlichen Weisheit, die ihm etwas ganz Anderes einflüstert. Doch schon in 5.Mose 6,5 lautet das Gebot an das Volk Gottes: Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.
Gott allein zu vertrauen und unser Leben und unsere Anfechtungen aus seiner Perspektive zu sehen, fällt uns nicht leicht. Aber selbst wenn wir fühlen, dass in unserem Herzen Zweifel wuchern und uns wie ein stürmisches Meer aufwühlen, dürfen wir bitten: „Ich glaube, Herr, hilf meinen Unglauben!“ Eine dritte Sache, die wir lernen ist:
1.3. Wir lernen für die Ewigkeit zu leben (Jak. 1,9-12)
Versetzen wir uns in die Situation der Christen, an die Jakobus hier schreibt. Viele hatten ihr Zuhause verloren, und sie verfügten nur über geringe finanzielle Mittel, als sie ihr neues Leben, wahrscheinlich irgendwo in Syrien, begannen. Außerdem wurden sie von der Gesellschaft ausgegrenzt. Doch sie hatten allen Grund sich zu rühmen, selbst unter diesen Umständen. In Gottes Augen sind sie reich beschenkt. Reichtum an sich ist nicht verkehrt, nur sind wir versucht, unser Leben darauf aufzubauen. Wir vergessen, dass alles Materielle vergänglich ist. Aber wenn wir Mangel leiden, werden wir auf die Ewigkeit ausgerichtet. Denn wenn es uns an Geld mangelt, wenn uns die Gesundheit genommen wird oder wir andere Dinge missen, die so viel auf dieser Erde zählen, dann erinnert es uns daran, dass die sichtbare Welt nicht alles ist.
Der einzelne Spruch in Vers 12, der aus der Bergpredigt stammen könnte, fasst das vorher Gesagte nochmal zusammen. Was meint hier Krone? Möglicherweise haben wir die Krone eines Königs vor Augen. Doch es geht hier um einen Lorbeerkranz, den der siegreiche Läufer als Preis bei einem Wettkampf bekam. Das ist ein passendes Bild für unseren Glauben. Unser Glaube ist wie ein Lauf, für den wir hart trainieren müssen und uns damit auch in Verzicht zu üben haben. Wir lernen, für die Ewigkeit zu leben und nicht auf die Versuchung zu schauen, die vielleicht gerade jetzt attraktiv erscheint.
Auch, wenn wir in diesen Herausforderungen von außen lernen zu wachsen, wir lernen Gott zu vertrauen, und wir lernen, für die Ewigkeit zu leben. So können diese Herausforderungen auch schnell zu einer Versuchung zur Sünde werden.
Deswegen ist es wichtig, dass wir zwei Dinge in Versuchungen wissen:
2. Was wir in Versuchungen wissen müssen (Jak. 1,13-18)
2.1. (Er-) kenne dein sündiges Herz (Jak. 1,13-15)
Ja, wir glauben an einen allmächtigen Gott, der alles regiert und lenkt. Wir glauben, dass er auch Schwierigkeiten benutzt, um uns im Glauben zu prüfen und dann auch dadurch zu formen, sodass wir Jesus immer ähnlicher werden. Denken wir an Abrahams Glaubensprüfung. Doch häufig wird eine Glaubensprüfung schnell zu einer Versuchung zur Sünde. Wir sehen im zweiten Teil ab Vers 13, dass das Wort Versuchung anders gefärbt ist als in den Versen 2 bis 4. In den Versen 2 bis 4 ist sie eine Glaubensprüfung, die uns wachsen lässt. In den Versen 13 bis 15 geht es um Versuchung zur Sünde.
Finanzielle Schwierigkeiten können für uns eine Versuchung sein, Gottes Fürsorge in unserem Leben zu hinterfragen. Der Tod eines geliebten Menschen kann uns dazu bringen, Gottes Liebe in Zweifel zu ziehen. Die Leiden eines Christen und das Wohlergehen von Gottlosen kann uns zu Überlegungen treiben, die Gottes Gerechtigkeit und sogar seine Existenz nicht anerkennen. Wenn wir in herausfordernden Situationen stecken, beginnen wir häufig, Gott Vorwürfe zu machen: „Herr Gott, du hast mir diese Krankheit geschickt, es geht mir übel damit, und ich habe jedes Recht, mich in Selbstmitleid zurückzuziehen.“ „Herr Gott, du hast mich hierhergeführt, ich wollte gar nicht in diese Stadt ziehen, aber du hast mich an diesen Platz gebracht, und jetzt fühle ich mich einsam. Du kannst jetzt auch nichts dagegen haben, dass ich so aggressiv auf meinen Mann reagiere. Das ist alles deine Schuld.“ „Herr Gott, als ich noch kein Christ war, ging es mir super. Ich hatte einen guten Job, und ich war beliebt, und nur weil ich auf der Arbeit sagte, ich würde Kunden nicht mehr anlügen, habe ich meinen Job verloren. Wenn ich mir jetzt ab und zu einen schmutzigen Film ansehe, liegt das an dir. Du hast mich hierhergebracht.“
Kennst du solche Gedankengänge? Doch woher kommt die Versuchung zur Sünde? Sie kommt nicht von Gott. Seine Absicht ist nicht, uns zu Fall zu bringen. Gott ist gut. Jetzt würden wir erwarten, dass Jakobus sagt: Es ist der Teufel, der euch versucht. Doch überraschenderweise sagt er: Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird (Jak. 1,14).
Die Sünde entspringt unseren eigenen Begierden. Unser sündiges Herz ist die Quelle der Versuchung. Wenn irgendetwas passiert, wird schnell das Umfeld verantwortlich gemacht: „Er hatte die falschen Freunde, die Familie war auch nicht so einfach, die Erziehung ebenfalls, und außerdem kümmert sich die Regierung nicht um solche Fälle.“
Natürlich prägt unser Umfeld uns. Doch schlussendlich steckt das Böse in deinem und meinem Herzen. Die Bibel hat ein sehr realistisches Bild von Sünde und Versuchung. Jesus sagt den religiösen Leitern des Volkes: Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung (Mt. 15,19). Wie funktioniert die Versuchung in unserem Herzen? Jakobus nennt vier Schritte:
► Erstens: Täuschung. Wir hinterfragen Gott. Wie Adam und Eva glauben wir Gott nicht und damit auch nicht, dass das, was Gott will, gut für uns ist. Wie die Schlange im Garten stellen wir die Frage: Hat Gott wirklich gesagt?
► Zweitens: Begierde. … wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Es verhält sich mit der Versuchung wie mit einem Fisch, der vom Köder gelockt wird, angebissen hat und dann fortgerissen wird. Die Versuchung lockt uns, sie sucht unsere Aufmerksamkeit und bemüht sich, attraktiv rüberzukommen, ohne zu sagen, dass sie uns töten will. Diese Begierde treibt einsame Ehefrauen in die Arme eines anderen Mannes, unzählige Männer in die Pornografie und Arbeitnehmer zur Unehrlichkeit.
Die Versuchung an sich ist noch keine Sünde, sondern es ist normal, dass wir versucht werden. Selbst Jesus wurde versucht. Aber er reagierte nie mit Sünde darauf, weil sein Herz nicht sündig war (Hebr. 2,18; 4,15). Wir dagegen lassen uns schnell auf die Versuchung ein: „Einmal schauen, ob ich in Versuchung komme, wenn ich mir diese Serie anschaue, diese Zeitschrift lese, dieses Zeug trinke.“ Jesus dagegen sagte: Wenn dich dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Sei radikal im Kampf gegen Sünde“.
► Drittens: Geburt der Sünde, wenn wir auf sie reagieren.
► Viertens: Tod. Dieses Bild der Sünde soll uns abschrecken. Es soll uns davor warnen, damit wir erkennen, wie schrecklich Sünde in Wahrheit ist.
Jetzt könnten wir nach Hause gehen und der Versuchung widerstehen. Doch ich denke, wenn Jakobus nach Vers 15 aufgehört hätte, dann würde uns etwas fehlen, um wirklich in der Versuchung Widerstand zu leisten. Wir müssten dann mit Oscar Wilde sagen: „Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“ Wir haben noch eine zweite Sache zu wissen:
2.2. (Er-)kenne deinen treuen Gott (Jak. 1,16-18)
Meistens, wenn es mir gesundheitlich schlecht geht und meine Frau das merkt, fragt sie, was los sei, und sie gibt mir dann Tabletten, die ich meistens ohne groß nachzufragen, schlucke: Ich weiß nicht so genau, was sie mir da verabreicht hat. Wenn mir hingegen eine wildfremde Person, zum Beispiel in der Stadt unter einer Brücke einige Tabletten anbieten würde, würde ich diese nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit schlucken. Es wäre auch nicht zu empfehlen. Aber meiner Frau kann ich vertrauen, dass sie mich nicht vergiften will.
In der Versuchung mag es uns schwer fallen zu glauben, dass Gott es wirklich gut mit uns meint. Wenn unsere Augen nur die Herausforderungen sehen, wenn wir nur spüren wie attraktiv die Sünde in unseren Augen ist, gerade dann wollen wir erkennen, dass Gott treu ist: Gott gibt uns nur gute Gaben (Jak. 1,17). Er beschenkt dich reichlich. Sein Weg, auch wenn er gerade schwerer zu sein scheint als der Weg der Sünde ist gut, weil es Gott ist, der dich diesen Weg führt. Woher weißt du das?
Gott ist unveränderlich gut, weil Gott der allmächtige Schöpfer ist. Er ist der Vater des Lichts. Von ihm geht das Licht aus, und er verändert sein Wesen nicht, wie wir oft in unseren Zweifeln denken. Gott ist unveränderlich gut. Gott gibt gute Gaben, und er wandelt sich nicht: Nach seinem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir eine Art Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien (Jak. 1,18).
Wie oft haben wir in der Versuchung einfach nicht die Kraft zu widerstehen. Wenn du bei Jesus im Glauben Zuflucht nimmst, hat Gott dir ein neues Leben geschenkt. Wenn du das Evangelium gehört hast, deine Verlorenheit erfasst hast, und erkannt hast, dass allein Jesus, unser Hohepriester, dich von Sünde zu erretten vermag und du ihn im Glauben angenommen hast, dann hat Gott dich zu einem neuen Menschen gemacht. Gott hat dir ein neues Herz geschenkt. Du kämpfst nicht mehr alleine gegen die Sünde, sondern Gottes Geist lebt in dir. Du bist Teil einer neuen Schöpfung. Jakobus nennt es hier eine Art Erstlingsfrucht. Es werden noch weitere Menschen hinzukommen. In deiner Versuchung darfst du wissen: Gott ist treu, und er hat dich mit seiner Gnade reich beschenkt.
Die
nächsten Tage werden herausfordernd. Dein Herz wird dich immer wieder versuchen
und irreführen. Aber vergiss nicht: Gott ist treu. Lerne Gottes Weisheit zu
vertrauen, und lerne für die Ewigkeit zu leben und nicht für die Sünde, die dir
im Moment so attraktiv zu sein scheint!