Dieses Buch gehört zu der Reihe „9 Merkmale gesunder Gemeinden“, die von Mark Devers 9Marks-Ministries herausgegeben wird, in Deutschland repräsentiert durch das Netzwerk „Evangelium 21“. Eine klare Verkündigung des Evangeliums ist natürlich das entscheidende Kriterium dafür, ob eine Gemeinde bibeltreu und gesund ist. Doch in diesem Buch geht es mehr als nur um gesunde Lehre. („Gesunde Lehre“ ist ein anderes der neun Merkmale und ein weiterer Buchtitel aus dieser Reihe.) Wie der Untertitel besagt, geht es darum, dass die Gemeinde die Herrlichkeit Christi in dieser Welt veranschaulichen soll, indem sie das Evangelium lehrt und lebt.
Allzu oft werden Menschen vom christlichen Glauben abgeschreckt, weil sie Negativerfahrungen mit Christen und christlichen Gemeinden machen – weil das Leben der Gemeinde nicht dem entspricht, was das Evangelium in Sachen Liebe, Barmherzigkeit, Freude und Vergebung lehrt.
Die Kernthese des Autors ist, dass die Lehre des Evangeliums eine „Kultur des Evangeliums“ in der Gemeinde hervorbringen muss: „Die Lehre von der Gnade erzeugt eine Kultur der Gnade“. Ja, Gemeinden sind, so sagt er, „Evangeliumskulturen“. Ortlund bringt es folgendermaßen auf den Punkt:
– Evangeliums-Lehre minus Evangeliums-Kultur = Heuchelei.
– Evangeliums-Kultur minus Evangeliums-Lehre = Schwäche.
– Evangeliums-Lehre plus Evangeliums-Kultur = Kraft.
Der Autor verdeutlicht das Evangelium von der Liebe Gottes im ersten Kapitel anhand einer tiefen und praktischen Auslegung von Johannes 3,16. Daran wird deutlich, was das Evangelium für jeden Einzelnen heißt. Im zweiten Kapitel widmet er sich der Bedeutung des Evangeliums für die Gemeinde. Dazu legt er Epheser 5,25.26 aus. Jesu bedingungslose Liebe zu seiner Braut, die er fortwährend reinigt und heiligt und schließlich verherrlichen wird, stellt uns Ortlund in einer zu Herzen gehenden Weise drastisch vor Augen. Ein Beispielzitat: „Wir sagen weder, dass Jesus einer der Wege ist, noch, dass er der beste Weg ist. Wir sagen, dass er der einzige Weg ist. Kommt mit uns zur einzigen wahren Liebe, die im ganzen Universum existiert. Verlasst das Bordell dieser Welt, wo alles käuflich ist und wo jeder seinen Preis hat. Kommt mit in die ewige Ehe, wo ihr nicht länger gekauft und verkauft, sondern in Ewigkeit geliebt und geschätzt werdet. Die Kraft seiner Gnade kann euch von all euren Hurereien reinigen. Ihr könnt eure Jungfräulichkeit wiedererlangen, ihr könnt eure Integrität zurückbekommen, großzügig geschenkt durch die Liebe Christi und fortwährend erneuert durch das Evangelium Christi. Kommt zu ihm!“
Im Rest des Buches wird deutlich, dass die Kultur der Gemeinde den Gegensatz zur Kultur der Welt bildet. Wenn man zum Beispiel die Seligpreisungen der Bergpredigt in ihr jeweiliges Gegenteil umformuliert, entsprechen sie den Grundregeln dieser Welt. Die Gemeinde hingegen ist ein Fremdkörper in dieser Weltkultur: „Die Kraft des Evangeliums erschafft heute in der Welt etwas grundlegend Anderes. Sie erschafft Gemeinden, die […] Gott erhöhen, Christus bewundern, vom Geist erfüllt sind, die Bibel genießen, Gnade predigen, Bequemlichkeit verachten, das Kreuz umklammern, Risiken eingehen, ihren Egoismus kreuzigen, Tratsch zum Schweigen bringen, von Gebet durchtränkt sind, an die Zukunft denken, sich um Außenstehende kümmern […] Sie ist eine ganz neue Art von Gemeinschaft, mit dem Ziel, die Herrlichkeit Christi sichtbar zu machen“. Dazu motiviert dieses wunderbare kurze Buch ungemein. Ray Ortlund, Das Evangelium. Wie die Gemeinde die Schönheit Christi darstellt. Betanien Verlag 2018, ISBN 978-3-945716-33-5, Paperback, 124 Seiten, Preis: € 7,90. lsdprio