Ich bin mir nicht sicher, wo (oder ob) G. K. Chesterton folgendes tatsächlich gesagt hat, aber es wird ihm häufig zugeschrieben (und es klingt auf jeden Fall sehr nach ihm):
„Wir könnten lange darüber debattieren, ob Jesus an Feen glaubte oder nicht. Das ist eine spannende Frage. Leider ist es jedoch unmöglich, darüber zu streiten, ob Jesus glaubte, dass reiche Menschen in großen Schwierigkeiten stecken oder nicht – es gibt so viele Hinweise, dass dem so ist – es ist einfach überwältigend.“
Das scheint mir ein typisches Zitat von Chesterton zu sein. Und es ist beinahe wahr. Es gibt tatsächlich große Gefahren, wenn man reich ist. Jesus betont das immer wieder. Aber wenn es große Gefahren für die Reichen gibt, gibt es auch viele Möglichkeiten. Das Neue Testament ist nicht gegen Reiche, aber es ist nachdrücklich gegen die Art und Weise, wie reiche Leute ihr Geld normalerweise sehen und verwenden.
Jeder, der die Evangelien studiert hat, weiß, dass das Lukasevangelium eine sehr scharfe Sprache gegenüber den Reichen verwendet und auch am meisten über unsere Verpflichtungen gegenüber den Armen spricht. Zum Beispiel spricht Jesus in Lukas‘ Version der Seligpreisungen nicht nur einen Segen für die Armen aus (Lk 6,20b), er spricht auch Weherufe über die Reichen aus: Wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren Trost schon empfangen! Wehe euch, die ihr satt seid; denn ihr werdet hungern! (Lk 6,24.25a).
Von den vier Evangelisten hat Lukas am meisten über Wohlstand und Armut zu sagen. Er wählte sein Material aus und organisierte es so, dass seine Zuhörer Folgendes verstehen: Wenn ich Jesus nachfolgen möchte, ist die Art und Weise, wie ich mit Geld umgehe, zentral.
Mit dieser offensichtlichen Betonung ist es einfach, Lukas (und den Jesus, über den er schreibt) zu jemandem zu machen, der sich energisch gegen reiche Leute ausspricht. Tatsächlich schauen viele Christen sofort auf Lukas, wenn sie etwas „Warnendes“ gegen Materialismus oder Einkommensunterschiede oder den Reichtum der westlichen Welt sagen wollen. Obwohl diese warnenden Worte manchmal notwendig sind, werden sie nicht dem gerecht, was Lukas sagen möchte. Wir machen einen schwerwiegenden Fehler, Lukas als Evangelisten gegen die Reichen zu sehen. Genauer gesagt ist er ein Evangelist an die Reichen.
Der Autor und seine Zuhörer
Wir müssen uns an zwei Dinge erinnern, wenn wir Lukas‘ Haltung gegenüber den Reichen verstehen wollen.
Erstens schreibt Lukas mit ziemlicher Sicherheit an Reiche. Beide Bücher sind an Theophilus gerichtet (Lk 1,3; Apg 1,1). In seinem Evangelium gibt Lukas Theophilus den Titel „vortrefflichster“, die gleiche Bezeichnung, die den römischen Richtern Felix (Apg 23,26) und Festus (Apg 26,25) zuteilwurde. Die meisten Ausleger gehen davon aus, dass Theophilus eine Art römischer Beamter war oder zumindest eine Person von sozialem Rang, die vor Kurzem konvertiert war und eine feste Grundlage im Glauben brauchte.
Zweitens war Lukas selbst höchstwahrscheinlich ebenfalls wohlhabend. Er begleitete Paulus gelegentlich auf dessen Missionsreisen und war bekannt als „der geliebte Arzt“ (Kol 4,14), damals wie heute kein Beruf mit kärglichem Lohn. Darüber hinaus beweist Lukas in seinem Schreiben, dass er gut ausgebildet, weit gereist und einflussreich war – wahrscheinlich also ein Mann mit gewissen Mitteln.
Lukas war kein armer Mann, der an arme Leute schrieb, damit sie gemeinsam die Reichen anprangern können. Es ist vielmehr so, dass Lukas ein reicher Mann war, der an einen anderen reichen Mann (und an Menschen wie ihn) schrieb, um zu zeigen, wie die Reichen Jesus wirklich nachfolgen können.
Weitere Hinweise
Diese These mag seltsam klingen, vielleicht sogar irritierend, aber wenn wir uns das Lukasevangelium und dann die Apostelgeschichte genauer ansehen, sehen wir mehrere Begebenheiten, die nur bei Lukas vorkommen. Darin sehen wir, wie es bei reichen Menschen „Klick macht“, woraufhin sie ihr Geld vorbildlich verwenden. Lukas schildert viele Ereignisse, um die Reichen zu warnen und zu tadeln. Das Evangelium enthält aber auch eine überraschende Anzahl von Beispielen wohlhabender Menschen, die sich als echte Nachfolger Christi erweisen.
Eine kurze Übersicht über das relevante Material in Lukas und in der Apostelgeschichte wird diese beiden Punkte belegen. Wie kein anderer der Schreiber des Neuen Testaments will Lukas uns zeigen, dass die Reichen oft etwas falsch machen, aber dass sie eben auch einiges richtig machen können.
Ein Überblick über das Lukasevangelium
Wir lesen in Marias Lobgesang über die große Wende, die kommt, wenn die Armen erhöht und die Reichen niedergeworfen werden (Lk 1,51-53). Von Beginn des Evangeliums an sehen wir, dass die Demütigen, Hungrigen und Armen zukünftigen Segen erwarten dürfen, während die Stolzen, Erhabenen und Reichen in Gefahr sind.
In Kapitel 3 erklärt Johannes der Täufer, dass die Umkehr direkt damit zusammenhängt, wie man mit seinem Geld umgeht (Lk 3,10-14). Wichtig ist jedoch, dass der Text niemals andeutet, dass man als Steuereintreiber oder Soldat in einem unterdrückerischen römischen Regime zum Komplizen wird. Es gab tatsächlich einen richtigen Weg, um gleichzeitig Geld zu verdienen und für die Römer zu arbeiten.
In Kapitel 4 sehen wir, wie Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth predigt. Er liest aus Jesaja 61 und identifiziert sich als der vom Geist gesalbte Prophet, der gesandt wurde, um den Armen die frohe Botschaft zu verkünden (Lk 4,18). Im Folgenden nennt Jesus zwei Beispiele für die „Armen“, die die gute Nachricht erhalten haben. Er erwähnt die Witwe von Zarpat (Lk 4,25.26), die materiell arm war. Und dann erwähnt er Naeman, den syrischen General (4,27), der materiell reich war. Hier ist unser erstes Beispiel eines reichen Mannes, der es „verstanden“ hat. Obwohl er ein hoher General war, war er am Ende der Begebenheit demütig genug, um Elisa um Hilfe zu bitten und sich im Jordan zu waschen.
In Kapitel 5 sehen wir, wie Jesus einen Steuereintreiber namens Levi aufruft, ihm zu folgen. Als Levi Jesus folgte, ließ er alles hinter sich und veranstaltete später ein großes Fest in seinem Haus mit allen möglichen Steuereintreibern (5,27-29). Hier ist also ein weiterer reicher Mann, der das Richtige tut. Er hat seinen Beruf (zumindest für den Moment) hinter sich gelassen, aber er scheint nicht seinen ganzen Reichtum hinter sich gelassen zu haben.
In Kapitel 8 sehen wir eine Reihe reicher Frauen, die Jesus und seinen Jüngern dienen, indem sie sie materiell unterstützen (Lk 8,2.3). Dies sind weitere Beispiel davon, wie Reiche ihr Geld gut einsetzen.
Wir treffen den barmherzigen Samariter, der in Kapitel 10 dem Bedürftigen hilft. Hier sehen wir negative Beispiele der gesellschaftlichen Elite, die dringende Bedürfnisse ignoriert.
Und in Kapitel 12 begegnen wir dem reichen Narren, der für sich selbst lebt und auf seinen Reichtum vertraut (Lk 12,15.20.21). In Kapitel 14 wird das Reich Gottes erst mit einem Hochzeitsfest und anschließend mit einem großen Bankett verglichen. Sparsamkeit und Askese sind, obwohl sie manchmal notwendig sind, nicht Teil des Lebens im Überfluss, das Gott für sein Volk vorbereitet.
In Kapitel 15 sehen wir, wie der verlorene Sohn sein Erbe für sein sündiges Leben verschwendet, nur um wieder zu Verstand zu kommen, als er arm und mittellos ist. Wiederum zeigt uns Lukas (und Jesus) die Gefahr von Reichtum wie auch den Segen, der durch Armut entstehen kann. Wir sehen zudem ein anderes Beispiel eines weitherzigen Mannes, nämlich des Vaters, der ein Fest für seinen verlorenen Sohn feiert.
In Kapitel 16 haben wir ein Beispiel für einen reichen Mann, der sein Vermögen weise einsetzt, und ein Beispiel für einen reichen Mann, der sein Vermögen schlecht einsetzt. Zuerst haben wir das Gleichnis vom unehrlichen Verwalter. Wir sind manchmal verärgert darüber, dass Jesus einen bösen Mann als gutes Beispiel verwendet, aber der Punkt ist klar: Sei schlau mit deinem Geld und treu mit deinem irdischen Reichtum, damit du ihn strategisch für Gutes einsetzen kannst (16,8.9). Zweitens haben wir die Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus. Dies ist das negative Beispiel im Gegensatz zum positiven Beispiel weiter oben in diesem Kapitel. Der reiche Mann lebte in selbstzufriedenem Luxus und ignorierte die Bedürfnisse direkt vor ihm (16,19-21). Er wird in den Flammen des Gerichts endlos gequält.
Das Buch endet mit einem positiven Beispiel: Joseph von Arimathäa, ein Mitglied des Konzils, ein guter und gerechter Mann, der der Entscheidung des Hohen Rates nicht zugestimmt hatte, bat Pilatus um den Leib Jesu (23,50-53). Dies war genauso, wie der Prophet Jesaja vorausgesagt hatte, dass der leidende Diener bei seinem Tod mit einem reichen Mann begraben werden würde (Jes 53,9).
Was sehen wir also im Lukasevangelium? Wir erfahren, dass die Reichen einzigartigen Gefahren ausgesetzt sind. Sie können anderen gegenüber gefühllos, hochmütig, stolz, betrügerisch und selbstzufrieden sein und törichterweise auf ihren Reichtum vertrauen. Lukas sagt: Wenn das jetzt dein Leben beschreibt, dann wirst du am Ende der Zeiten unsanft erwachen, weil alles auf den Kopf gestellt wird. Die bescheidenen Armen werden auferweckt, und die arroganten Reichen werden niedergeworfen.
Auf der anderen Seite sehen wir, wie die Reichen mit ihrem Reichtum durchaus treu sein können. Sie unterstützen Jesus und seinen Dienst. Sie investieren in das, was richtig ist. Sie setzen ihr Geld mit Bedacht für geistlichen Gewinn ein. Die gerechten Reichen bei Lukas sind tatsächlich reich, aber sie sind auch großzügig, bereuen jedes Unrecht und sind der Sache Christi treu.
Ein Überblick über die Apostelgeschichte
In der Apostelgeschichte sehen wir, genau wie im Lukasevangelium, beide Arten von Beispielen. Wir sehen reiche Menschen in ihrer schlimmsten Form, und wir sehen, wie reiche Menschen das Reich Gottes erben und seine Werte ausleben können.
Die Gläubigen in der frühen Kirche hatten alles gemeinsam (Apg 2,44; 4,32). Auf den ersten Blick kann es so aussehen, als hätte die Kirche eine frühe Form des Kommunismus erfunden. Einige Leute haben versucht, den Text auf diese Weise auszulegen. Es scheint an den marxistischen Slogan zu erinnern: „Jeder gemäß seiner Fähigkeit; jedem gemäß seinen Bedürfnissen.“ In der Tat lesen wir später in Apostelgeschichte 11,29: Da beschlossen die Jünger, dass jeder von ihnen gemäß seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Hilfeleistung senden sollte. Das Teilen der frühen Kirche unterscheidet sich jedoch in zwei zentralen Punkten vom Kommunismus:
Erstens haben die frühen Christen das Privateigentum nicht abgeschafft (siehe Apg 4,34.37; 5,4). Die Menschen besaßen immer noch Häuser (z. B. Lydia, Hauskirchen, Maria, die Mutter von Johannes Markus).
Zweitens kamen der Verkauf und die Verteilung ihrer Besitztümer nicht durch Gewalt oder Zwang zustande, sondern war freiwillig. Die Kirche hatte einen wunderbaren Gemeinschaftsgeist, aber das ist etwas ganz Anderes als der Geist des staatlich erzwungenen Kommunismus.
Der Ausdruck „alles gemeinsam“ wurde verwendet, um die radikale Großzügigkeit der frühen Kirche zu beschreiben. Ihr Muster ist ein Vorbild für Gottes Volk. Die Kirche erfüllte das Ideal des verheißenen Landes, in dem unter euch keine Armen sein werden (5Mos 15,4). Radikale Großzügigkeit in der Kirche ist ein Zeichen für den Anbruch des Reiches Gottes. Wenn wir mit unseren Brüdern und Schwestern in Not teilen, zeigen wir, dass Gottes versprochene Herrschaft hier und jetzt Wurzeln schlägt. Es ist ein Stück Himmel auf Erden.
In Kapitel 8 sehen wir, wie Simon versucht, die Kraft des Geistes mit Geld zu kaufen (Apg 8,14-24). Petrus sagt zu ihm: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben (Apg 8,20). Von dieser Begebenheit kommt das Wort Simonie, das im Mittelalter so verbreitet war. Es bedeutet den Kauf von kirchlichen Ämtern. Dies ist ein Beispiel für die ungerechten Reichen.
Tabitha in Kapitel 9 ist das gegenteilige Beispiel, da sie voller guter Werke und wohltätiger Handlungen war (Apg 9,36.37).
Lydia war wahrscheinlich eine reiche Frau. Sie war Verkäuferin von Purpurwaren (damals Luxuskleidung) und hatte ein Haus, das groß genug war, um Paulus und seine Begleiter unterzubringen (Apg 16,11-15). Diese reiche Frau hatte den richtigen Umgang mit Geld gelernt.
Die nächste Geschichte handelt von einer reichen Person, die den richtigen Umgang nicht versteht. Eine Sklavin wurde benutzt, um durch Wahrsagen Geld für ihre Besitzer zu verdienen. Als Paulus sie von dem Geist errettete, der in ihr wohnte, waren die Besitzer verärgert, weil sie keinen Gewinn mehr mit dieser Frau machen konnten. So benutzten sie ihre Verbindungen, um Paulus und Silas vor die Herrscher der Stadt zu schleppen, die dann den Befehl gaben, sie mit Ruten zu schlagen (Apg 16,16-24). Hier haben wir weitere reiche Menschen, die von ihrem Reichtum geblendet sind.
In Kapitel 17 erfahren wir, dass viele führende Frauen der Stadt glaubten (Apg 17,4.12). Hier haben wir wiederum weitere reiche Menschen, die zu Christus umkehren.
In Kapitel 19 sehen wir, dass viele Menschen begannen, von ihren heidnischen Praktiken umzukehren, als sie sich in Ephesus bekehrten. Also verbrannten sie ihre Zauberbücher, und der Wert belief sich auf 50.000 Silberlinge. Sie schworen ihrem früheren Beruf und der lukrativen Praxis ab, nachdem sie zu Christus gekommen waren (Apg 19,18.19).
Gleich nach diesem positiven Beispiel haben wir ein weiteres negatives Beispiel. Demetrius, ein Silberschmied in Ephesus, war verärgert darüber, dass Paulus sein Geschäft ruinierte. Er stellte nämlich kleine Götzenstatuen her (Apg 19,24-27). Die Menschen waren so aufgebracht, dass ihre religiöse und wirtschaftliche Lebensweise bedroht war, dass in der Stadt ein Aufruhr ausbrach (19,28.29).
Ungerechte und gerechte Reiche
Wir haben im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte eine Reihe dieser Gegenüberstellungen gesehen: Reiche Menschen, die einen Götzen aus dem Reichtum machen, und Reiche, die eine veränderte Haltung gegenüber dem Reichtum zeigen.
Wir haben den klugen Verwalter und dann den reichen Mann und den armen Lazarus in Lukas 16.
Wir finden in Apostelgeschichte 16 das Beispiel von Lydia, einer reichen Person, die ihren Reichtum richtig einsetzt und die reichen Besitzer der Sklavin, die dies nicht tun.
Und in Apostelgeschichte 19 sehen wir einige Menschen in Ephesus, die ihre magischen Künste zu einem hohen finanziellen Preis aufgeben, und wir treffen auf andere in Ephesus, die einen Aufruhr auslösen, weil sie durch Götzenbilder reich geworden sind, und das Evangelium dieses Leben im Reichtum bedroht.
Diese Gegenüberstellungen lassen stark darauf schließen, dass Lukas versuchte, Theophilus zu zeigen, wie dieser als reiches Mitglied der Oberschicht aufrichtig und gehorsam Christus nachfolgen konnte.
Wenn Sie von dieser These nicht überzeugt sind, lassen Sie mich auf zwei offensichtliche Gegenüberstellungen zurückkommen, die ich übersprungen habe. Dies sind die wichtigsten Gegenüberstellungen von ungerechten und gerechten Reichen bei Lukas und in der Apostelgeschichte. Wir finden jeweils eine dieser Gegenüberstellungen in jedem Buch.
In Lukas 18 und 19 treffen wir zwei der berühmtesten Reichen der Bibel. Zuerst haben wir den reichen Jüngling, der hört, was Jesus über Geld sagt und traurig wird, weil er dachte, er sei ein guter Mensch, bis er merkte, dass die Nachfolge Jesu Auswirkungen auf sein Bankkonto haben würde (Lk 18,24.25). Für einen Moment sieht es so aus, als wäre es unmöglich, für einen reichen Menschen gerettet zu werden, aber Jesus zeigt auf, dass dies sehr wohl möglich ist (Lk 18,26.27). Diese Frage – Wer kann dann gerettet werden? (Vers 26) – wird im nächsten Kapitel beantwortet, wenn wir Zachäus begegnen, einem reichen Mann, der nach seiner Bekehrung eine völlig neue Haltung gegenüber dem Geld zeigt (Lk 19,8). Zachäus gibt nicht buchstäblich alles preis, was er besaß (wie Jesus zuvor in Vers 22 sagte), aber Zachäus tut, was der reiche Jüngling nicht tut. Ihm ist klar, dass Jesus zu folgen bedeutet, seine betrügerischen Wege zu bereuen. Zachäus wird nicht arm, aber er wendet sich von seiner Bosheit ab und wendet sich Christus zu mit einem neuen Herzen des Gehorsams und der Großzügigkeit.
Die andere offensichtliche Gegenüberstellung findet sich in Apostelgeschichte 4 und 5. Wir sehen dort den bewussten Kontrast zwischen Barnabas, einem reichen Mann, der den richtigen Umgang mit Geld gelernt hat, und Ananias und Saphira die als reiche Menschen nur äußerlich ein gutes Erscheinungsbild abgeben wollen.
Barnabas stammte aus Zypern und war Levit (das Landbesitzverbot muss auf der Strecke geblieben sein). Als Levit war er wahrscheinlich Teil der sozialen Elite. Als Grundbesitzer war er Teil der Oberschicht in Judäa. Nur etwa 5 Prozent der Juden besaßen Land. Barnabas verkaufte ein Feld und brachte das Geld zu den Aposteln, um es zu verteilen. (Interessant, dass es Lukas nichts ausmacht, uns mitzuteilen, wer dieses Geschenk gegeben hat. Vielleicht war es bereits offensichtlich. Oder vielleicht ist es manchmal angebracht, gute Vorbilder im Geben zu zeigen, so wie wir Beispiele im Bereich der Evangelisation oder des Gebets aufzeigen können.) Barnabas war also ein reiches Mitglied der Oberschicht, der durch den Heiligen Geist ein Vorbild der Großzügigkeit wurde.
Dann lesen wir im nächsten Kapitel von zwei weiteren Reichen, Ananias und Saphira. Auch sie verkauften ein Grundstück und legten das Geld den Aposteln zu Füßen (Apg 5,1.2). Aber sie logen über den Betrag ihrer Spende. Sie behielten einen Teil des Erlöses für sich, was vollkommen in Ordnung gewesen wäre, wenn sie nicht die Unwahrheit gesagt hätten, nur um so beeindruckend auszusehen wie Barnabas. Gott tötete sie beide wegen ihrer Lügen (Apg 5,5-10).
Immer und immer wieder kommuniziert Lukas mit reichen Leuten wie Theophilus (und mit reichen Leuten wie vielen von uns): Auf diese Weise kann man reich sein und absolut falsch handeln, und auf jene Weise kann man reich sein und ein Vorbild für christliches Engagement werden.
Wie können Reiche in das Himmelreich kommen?
Wie können also die Reichen in das Himmelreich kommen? Wie sieht es für reiche Christen aus, „es richtig zu verstehen“?
Wichtig ist, dass wir nicht aufgefordert werden, uns ständig dafür zu schämen, reich zu sein. Es bedeutet nicht, arm zu werden. Und es bedeutet nicht, dass materielle Güter oder Einkommensunterschiede prophetisch angeprangert werden sollen.
Aber seinen Reichtum richtig einzusetzen, hat große Auswirkungen. Ein reicher Christ zu sein, der es „richtig versteht“, bedeutet laut Lukas (zumindest) folgende sieben Dinge.
1. Wir glauben. Christus ist genug, er ist alles, was wir brauchen. Wir können nicht zwei Herren dienen.
2. Wir kehren um. Wir wenden uns von jeglichem Betrug, oder Lügen ab und geben denen zurück, die wir übervorteilt haben.
3. Wir stellen Jesus über den Gewinn.
4. Wir sind großzügig. Wir geben freigiebig, um den Armen zu helfen und das Evangelium weiter zu verbreiten.
5. Wir sind gute Verwalter. Wir versuchen nicht, unseren Weg zu Gott zu manipulieren, indem wir lügen, eine Show abziehen oder versuchen, mit unserem Reichtum Macht zu gewinnen. Wir sind immer schlau, aber niemals machtgierig.
6. Wir vertrauen nicht auf unser Geld. Es gibt keine wirkliche Sicherheit in Euro und Cent. Die gerechten Reichen erwarten nicht, dass ihr irdischer Reichtum Bestand hat. Sie leben für den himmlischen Reichtum.
7. Wir sind demütig. Wir betrachten alles, was wir haben, als Geschenk Gottes. Wir sind sanftmütig vor anderen und sanftmütig vor Gott.
Mit anderen Worten, Lukas, der große Evangelist der Reichen, sagt genau das, was Paulus an Timotheus schreibt:
Den Reichen in der jetzigen Weltzeit gebiete, nicht hochmütig zu sein, auch nicht ihre Hoffnung auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht. Sie sollen Gutes tun, reich werden an guten Werken, freigebig sein, bereit mit anderen zu teilen, damit sie das ewige Leben ergreifen und so für sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln (1Tim 6,17-19).
Ja, das Kamel kann es durch das Nadelöhr schaffen. Reiche Menschen können gerettet werden und treue, reiche Christen sein. Es erfordert ein neues Herz gegenüber Gott, eine neue Großzügigkeit gegenüber den Menschen und eine neue Haltung gegenüber dem Geld.
Kevin DeYoung ist leitender Pastor der reformierten Christ Covenant Church in Matthews im US-Bundesstaat North Carolina. Zudem unterrichtet er am Reformed Theological Seminary systematische Theologie. Mit seiner Frau Trisha hat er neun Kinder.
Ich bin mir nicht sicher, wo (oder ob) G. K. Chesterton folgendes tatsächlich gesagt hat, aber es wird ihm häufig zugeschrieben (und es klingt auf jeden Fall sehr nach ihm):
„Wir könnten lange darüber debattieren, ob Jesus an Feen glaubte oder nicht. Das ist eine spannende Frage. Leider ist es jedoch unmöglich, darüber zu streiten, ob Jesus glaubte, dass reiche Menschen in großen Schwierigkeiten stecken oder nicht – es gibt so viele Hinweise, dass dem so ist – es ist einfach überwältigend.“
Das scheint mir ein typisches Zitat von Chesterton zu sein. Und es ist beinahe wahr. Es gibt tatsächlich große Gefahren, wenn man reich ist. Jesus betont das immer wieder. Aber wenn es große Gefahren für die Reichen gibt, gibt es auch viele Möglichkeiten. Das Neue Testament ist nicht gegen Reiche, aber es ist nachdrücklich gegen die Art und Weise, wie reiche Leute ihr Geld normalerweise sehen und verwenden.
Jeder, der die Evangelien studiert hat, weiß, dass das Lukasevangelium eine sehr scharfe Sprache gegenüber den Reichen verwendet und auch am meisten über unsere Verpflichtungen gegenüber den Armen spricht. Zum Beispiel spricht Jesus in Lukas‘ Version der Seligpreisungen nicht nur einen Segen für die Armen aus (Lk 6,20b), er spricht auch Weherufe über die Reichen aus: Wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren Trost schon empfangen! Wehe euch, die ihr satt seid; denn ihr werdet hungern! (Lk 6,24.25a).
Von den vier Evangelisten hat Lukas am meisten über Wohlstand und Armut zu sagen. Er wählte sein Material aus und organisierte es so, dass seine Zuhörer Folgendes verstehen: Wenn ich Jesus nachfolgen möchte, ist die Art und Weise, wie ich mit Geld umgehe, zentral.
Mit dieser offensichtlichen Betonung ist es einfach, Lukas (und den Jesus, über den er schreibt) zu jemandem zu machen, der sich energisch gegen reiche Leute ausspricht. Tatsächlich schauen viele Christen sofort auf Lukas, wenn sie etwas „Warnendes“ gegen Materialismus oder Einkommensunterschiede oder den Reichtum der westlichen Welt sagen wollen. Obwohl diese warnenden Worte manchmal notwendig sind, werden sie nicht dem gerecht, was Lukas sagen möchte. Wir machen einen schwerwiegenden Fehler, Lukas als Evangelisten gegen die Reichen zu sehen. Genauer gesagt ist er ein Evangelist an die Reichen.
Der Autor und seine Zuhörer
Wir müssen uns an zwei Dinge erinnern, wenn wir Lukas‘ Haltung gegenüber den Reichen verstehen wollen.
Erstens schreibt Lukas mit ziemlicher Sicherheit an Reiche. Beide Bücher sind an Theophilus gerichtet (Lk 1,3; Apg 1,1). In seinem Evangelium gibt Lukas Theophilus den Titel „vortrefflichster“, die gleiche Bezeichnung, die den römischen Richtern Felix (Apg 23,26) und Festus (Apg 26,25) zuteilwurde. Die meisten Ausleger gehen davon aus, dass Theophilus eine Art römischer Beamter war oder zumindest eine Person von sozialem Rang, die vor Kurzem konvertiert war und eine feste Grundlage im Glauben brauchte.
Zweitens war Lukas selbst höchstwahrscheinlich ebenfalls wohlhabend. Er begleitete Paulus gelegentlich auf dessen Missionsreisen und war bekannt als „der geliebte Arzt“ (Kol 4,14), damals wie heute kein Beruf mit kärglichem Lohn. Darüber hinaus beweist Lukas in seinem Schreiben, dass er gut ausgebildet, weit gereist und einflussreich war – wahrscheinlich also ein Mann mit gewissen Mitteln.
Lukas war kein armer Mann, der an arme Leute schrieb, damit sie gemeinsam die Reichen anprangern können. Es ist vielmehr so, dass Lukas ein reicher Mann war, der an einen anderen reichen Mann (und an Menschen wie ihn) schrieb, um zu zeigen, wie die Reichen Jesus wirklich nachfolgen können.
Weitere Hinweise
Diese These mag seltsam klingen, vielleicht sogar irritierend, aber wenn wir uns das Lukasevangelium und dann die Apostelgeschichte genauer ansehen, sehen wir mehrere Begebenheiten, die nur bei Lukas vorkommen. Darin sehen wir, wie es bei reichen Menschen „Klick macht“, woraufhin sie ihr Geld vorbildlich verwenden. Lukas schildert viele Ereignisse, um die Reichen zu warnen und zu tadeln. Das Evangelium enthält aber auch eine überraschende Anzahl von Beispielen wohlhabender Menschen, die sich als echte Nachfolger Christi erweisen.
Eine kurze Übersicht über das relevante Material in Lukas und in der Apostelgeschichte wird diese beiden Punkte belegen. Wie kein anderer der Schreiber des Neuen Testaments will Lukas uns zeigen, dass die Reichen oft etwas falsch machen, aber dass sie eben auch einiges richtig machen können.
Ein Überblick über das Lukasevangelium
Wir lesen in Marias Lobgesang über die große Wende, die kommt, wenn die Armen erhöht und die Reichen niedergeworfen werden (Lk 1,51-53). Von Beginn des Evangeliums an sehen wir, dass die Demütigen, Hungrigen und Armen zukünftigen Segen erwarten dürfen, während die Stolzen, Erhabenen und Reichen in Gefahr sind.
In Kapitel 3 erklärt Johannes der Täufer, dass die Umkehr direkt damit zusammenhängt, wie man mit seinem Geld umgeht (Lk 3,10-14). Wichtig ist jedoch, dass der Text niemals andeutet, dass man als Steuereintreiber oder Soldat in einem unterdrückerischen römischen Regime zum Komplizen wird. Es gab tatsächlich einen richtigen Weg, um gleichzeitig Geld zu verdienen und für die Römer zu arbeiten.
In Kapitel 4 sehen wir, wie Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth predigt. Er liest aus Jesaja 61 und identifiziert sich als der vom Geist gesalbte Prophet, der gesandt wurde, um den Armen die frohe Botschaft zu verkünden (Lk 4,18). Im Folgenden nennt Jesus zwei Beispiele für die „Armen“, die die gute Nachricht erhalten haben. Er erwähnt die Witwe von Zarpat (Lk 4,25.26), die materiell arm war. Und dann erwähnt er Naeman, den syrischen General (4,27), der materiell reich war. Hier ist unser erstes Beispiel eines reichen Mannes, der es „verstanden“ hat. Obwohl er ein hoher General war, war er am Ende der Begebenheit demütig genug, um Elisa um Hilfe zu bitten und sich im Jordan zu waschen.
In Kapitel 5 sehen wir, wie Jesus einen Steuereintreiber namens Levi aufruft, ihm zu folgen. Als Levi Jesus folgte, ließ er alles hinter sich und veranstaltete später ein großes Fest in seinem Haus mit allen möglichen Steuereintreibern (5,27-29). Hier ist also ein weiterer reicher Mann, der das Richtige tut. Er hat seinen Beruf (zumindest für den Moment) hinter sich gelassen, aber er scheint nicht seinen ganzen Reichtum hinter sich gelassen zu haben.
In Kapitel 8 sehen wir eine Reihe reicher Frauen, die Jesus und seinen Jüngern dienen, indem sie sie materiell unterstützen (Lk 8,2.3). Dies sind weitere Beispiel davon, wie Reiche ihr Geld gut einsetzen.
Wir treffen den barmherzigen Samariter, der in Kapitel 10 dem Bedürftigen hilft. Hier sehen wir negative Beispiele der gesellschaftlichen Elite, die dringende Bedürfnisse ignoriert.
Und in Kapitel 12 begegnen wir dem reichen Narren, der für sich selbst lebt und auf seinen Reichtum vertraut (Lk 12,15.20.21). In Kapitel 14 wird das Reich Gottes erst mit einem Hochzeitsfest und anschließend mit einem großen Bankett verglichen. Sparsamkeit und Askese sind, obwohl sie manchmal notwendig sind, nicht Teil des Lebens im Überfluss, das Gott für sein Volk vorbereitet.
In Kapitel 15 sehen wir, wie der verlorene Sohn sein Erbe für sein sündiges Leben verschwendet, nur um wieder zu Verstand zu kommen, als er arm und mittellos ist. Wiederum zeigt uns Lukas (und Jesus) die Gefahr von Reichtum wie auch den Segen, der durch Armut entstehen kann. Wir sehen zudem ein anderes Beispiel eines weitherzigen Mannes, nämlich des Vaters, der ein Fest für seinen verlorenen Sohn feiert.
In Kapitel 16 haben wir ein Beispiel für einen reichen Mann, der sein Vermögen weise einsetzt, und ein Beispiel für einen reichen Mann, der sein Vermögen schlecht einsetzt. Zuerst haben wir das Gleichnis vom unehrlichen Verwalter. Wir sind manchmal verärgert darüber, dass Jesus einen bösen Mann als gutes Beispiel verwendet, aber der Punkt ist klar: Sei schlau mit deinem Geld und treu mit deinem irdischen Reichtum, damit du ihn strategisch für Gutes einsetzen kannst (16,8.9). Zweitens haben wir die Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus. Dies ist das negative Beispiel im Gegensatz zum positiven Beispiel weiter oben in diesem Kapitel. Der reiche Mann lebte in selbstzufriedenem Luxus und ignorierte die Bedürfnisse direkt vor ihm (16,19-21). Er wird in den Flammen des Gerichts endlos gequält.
Das Buch endet mit einem positiven Beispiel: Joseph von Arimathäa, ein Mitglied des Konzils, ein guter und gerechter Mann, der der Entscheidung des Hohen Rates nicht zugestimmt hatte, bat Pilatus um den Leib Jesu (23,50-53). Dies war genauso, wie der Prophet Jesaja vorausgesagt hatte, dass der leidende Diener bei seinem Tod mit einem reichen Mann begraben werden würde (Jes 53,9).
Was sehen wir also im Lukasevangelium? Wir erfahren, dass die Reichen einzigartigen Gefahren ausgesetzt sind. Sie können anderen gegenüber gefühllos, hochmütig, stolz, betrügerisch und selbstzufrieden sein und törichterweise auf ihren Reichtum vertrauen. Lukas sagt: Wenn das jetzt dein Leben beschreibt, dann wirst du am Ende der Zeiten unsanft erwachen, weil alles auf den Kopf gestellt wird. Die bescheidenen Armen werden auferweckt, und die arroganten Reichen werden niedergeworfen.
Auf der anderen Seite sehen wir, wie die Reichen mit ihrem Reichtum durchaus treu sein können. Sie unterstützen Jesus und seinen Dienst. Sie investieren in das, was richtig ist. Sie setzen ihr Geld mit Bedacht für geistlichen Gewinn ein. Die gerechten Reichen bei Lukas sind tatsächlich reich, aber sie sind auch großzügig, bereuen jedes Unrecht und sind der Sache Christi treu.
Ein Überblick über die Apostelgeschichte
In der Apostelgeschichte sehen wir, genau wie im Lukasevangelium, beide Arten von Beispielen. Wir sehen reiche Menschen in ihrer schlimmsten Form, und wir sehen, wie reiche Menschen das Reich Gottes erben und seine Werte ausleben können.
Die Gläubigen in der frühen Kirche hatten alles gemeinsam (Apg 2,44; 4,32). Auf den ersten Blick kann es so aussehen, als hätte die Kirche eine frühe Form des Kommunismus erfunden. Einige Leute haben versucht, den Text auf diese Weise auszulegen. Es scheint an den marxistischen Slogan zu erinnern: „Jeder gemäß seiner Fähigkeit; jedem gemäß seinen Bedürfnissen.“ In der Tat lesen wir später in Apostelgeschichte 11,29: Da beschlossen die Jünger, dass jeder von ihnen gemäß seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Hilfeleistung senden sollte. Das Teilen der frühen Kirche unterscheidet sich jedoch in zwei zentralen Punkten vom Kommunismus:
Erstens haben die frühen Christen das Privateigentum nicht abgeschafft (siehe Apg 4,34.37; 5,4). Die Menschen besaßen immer noch Häuser (z. B. Lydia, Hauskirchen, Maria, die Mutter von Johannes Markus).
Zweitens kamen der Verkauf und die Verteilung ihrer Besitztümer nicht durch Gewalt oder Zwang zustande, sondern war freiwillig. Die Kirche hatte einen wunderbaren Gemeinschaftsgeist, aber das ist etwas ganz Anderes als der Geist des staatlich erzwungenen Kommunismus.
Der Ausdruck „alles gemeinsam“ wurde verwendet, um die radikale Großzügigkeit der frühen Kirche zu beschreiben. Ihr Muster ist ein Vorbild für Gottes Volk. Die Kirche erfüllte das Ideal des verheißenen Landes, in dem unter euch keine Armen sein werden (5Mos 15,4). Radikale Großzügigkeit in der Kirche ist ein Zeichen für den Anbruch des Reiches Gottes. Wenn wir mit unseren Brüdern und Schwestern in Not teilen, zeigen wir, dass Gottes versprochene Herrschaft hier und jetzt Wurzeln schlägt. Es ist ein Stück Himmel auf Erden.
In Kapitel 8 sehen wir, wie Simon versucht, die Kraft des Geistes mit Geld zu kaufen (Apg 8,14-24). Petrus sagt zu ihm: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben (Apg 8,20). Von dieser Begebenheit kommt das Wort Simonie, das im Mittelalter so verbreitet war. Es bedeutet den Kauf von kirchlichen Ämtern. Dies ist ein Beispiel für die ungerechten Reichen.
Tabitha in Kapitel 9 ist das gegenteilige Beispiel, da sie voller guter Werke und wohltätiger Handlungen war (Apg 9,36.37).
Lydia war wahrscheinlich eine reiche Frau. Sie war Verkäuferin von Purpurwaren (damals Luxuskleidung) und hatte ein Haus, das groß genug war, um Paulus und seine Begleiter unterzubringen (Apg 16,11-15). Diese reiche Frau hatte den richtigen Umgang mit Geld gelernt.
Die nächste Geschichte handelt von einer reichen Person, die den richtigen Umgang nicht versteht. Eine Sklavin wurde benutzt, um durch Wahrsagen Geld für ihre Besitzer zu verdienen. Als Paulus sie von dem Geist errettete, der in ihr wohnte, waren die Besitzer verärgert, weil sie keinen Gewinn mehr mit dieser Frau machen konnten. So benutzten sie ihre Verbindungen, um Paulus und Silas vor die Herrscher der Stadt zu schleppen, die dann den Befehl gaben, sie mit Ruten zu schlagen (Apg 16,16-24). Hier haben wir weitere reiche Menschen, die von ihrem Reichtum geblendet sind.
In Kapitel 17 erfahren wir, dass viele führende Frauen der Stadt glaubten (Apg 17,4.12). Hier haben wir wiederum weitere reiche Menschen, die zu Christus umkehren.
In Kapitel 19 sehen wir, dass viele Menschen begannen, von ihren heidnischen Praktiken umzukehren, als sie sich in Ephesus bekehrten. Also verbrannten sie ihre Zauberbücher, und der Wert belief sich auf 50.000 Silberlinge. Sie schworen ihrem früheren Beruf und der lukrativen Praxis ab, nachdem sie zu Christus gekommen waren (Apg 19,18.19).
Gleich nach diesem positiven Beispiel haben wir ein weiteres negatives Beispiel. Demetrius, ein Silberschmied in Ephesus, war verärgert darüber, dass Paulus sein Geschäft ruinierte. Er stellte nämlich kleine Götzenstatuen her (Apg 19,24-27). Die Menschen waren so aufgebracht, dass ihre religiöse und wirtschaftliche Lebensweise bedroht war, dass in der Stadt ein Aufruhr ausbrach (19,28.29).
Ungerechte und gerechte Reiche
Wir haben im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte eine Reihe dieser Gegenüberstellungen gesehen: Reiche Menschen, die einen Götzen aus dem Reichtum machen, und Reiche, die eine veränderte Haltung gegenüber dem Reichtum zeigen.
Wir haben den klugen Verwalter und dann den reichen Mann und den armen Lazarus in Lukas 16.
Wir finden in Apostelgeschichte 16 das Beispiel von Lydia, einer reichen Person, die ihren Reichtum richtig einsetzt und die reichen Besitzer der Sklavin, die dies nicht tun.
Und in Apostelgeschichte 19 sehen wir einige Menschen in Ephesus, die ihre magischen Künste zu einem hohen finanziellen Preis aufgeben, und wir treffen auf andere in Ephesus, die einen Aufruhr auslösen, weil sie durch Götzenbilder reich geworden sind, und das Evangelium dieses Leben im Reichtum bedroht.
Diese Gegenüberstellungen lassen stark darauf schließen, dass Lukas versuchte, Theophilus zu zeigen, wie dieser als reiches Mitglied der Oberschicht aufrichtig und gehorsam Christus nachfolgen konnte.
Wenn Sie von dieser These nicht überzeugt sind, lassen Sie mich auf zwei offensichtliche Gegenüberstellungen zurückkommen, die ich übersprungen habe. Dies sind die wichtigsten Gegenüberstellungen von ungerechten und gerechten Reichen bei Lukas und in der Apostelgeschichte. Wir finden jeweils eine dieser Gegenüberstellungen in jedem Buch.
In Lukas 18 und 19 treffen wir zwei der berühmtesten Reichen der Bibel. Zuerst haben wir den reichen Jüngling, der hört, was Jesus über Geld sagt und traurig wird, weil er dachte, er sei ein guter Mensch, bis er merkte, dass die Nachfolge Jesu Auswirkungen auf sein Bankkonto haben würde (Lk 18,24.25). Für einen Moment sieht es so aus, als wäre es unmöglich, für einen reichen Menschen gerettet zu werden, aber Jesus zeigt auf, dass dies sehr wohl möglich ist (Lk 18,26.27). Diese Frage – Wer kann dann gerettet werden? (Vers 26) – wird im nächsten Kapitel beantwortet, wenn wir Zachäus begegnen, einem reichen Mann, der nach seiner Bekehrung eine völlig neue Haltung gegenüber dem Geld zeigt (Lk 19,8). Zachäus gibt nicht buchstäblich alles preis, was er besaß (wie Jesus zuvor in Vers 22 sagte), aber Zachäus tut, was der reiche Jüngling nicht tut. Ihm ist klar, dass Jesus zu folgen bedeutet, seine betrügerischen Wege zu bereuen. Zachäus wird nicht arm, aber er wendet sich von seiner Bosheit ab und wendet sich Christus zu mit einem neuen Herzen des Gehorsams und der Großzügigkeit.
Die andere offensichtliche Gegenüberstellung findet sich in Apostelgeschichte 4 und 5. Wir sehen dort den bewussten Kontrast zwischen Barnabas, einem reichen Mann, der den richtigen Umgang mit Geld gelernt hat, und Ananias und Saphira die als reiche Menschen nur äußerlich ein gutes Erscheinungsbild abgeben wollen.
Barnabas stammte aus Zypern und war Levit (das Landbesitzverbot muss auf der Strecke geblieben sein). Als Levit war er wahrscheinlich Teil der sozialen Elite. Als Grundbesitzer war er Teil der Oberschicht in Judäa. Nur etwa 5 Prozent der Juden besaßen Land. Barnabas verkaufte ein Feld und brachte das Geld zu den Aposteln, um es zu verteilen. (Interessant, dass es Lukas nichts ausmacht, uns mitzuteilen, wer dieses Geschenk gegeben hat. Vielleicht war es bereits offensichtlich. Oder vielleicht ist es manchmal angebracht, gute Vorbilder im Geben zu zeigen, so wie wir Beispiele im Bereich der Evangelisation oder des Gebets aufzeigen können.) Barnabas war also ein reiches Mitglied der Oberschicht, der durch den Heiligen Geist ein Vorbild der Großzügigkeit wurde.
Dann lesen wir im nächsten Kapitel von zwei weiteren Reichen, Ananias und Saphira. Auch sie verkauften ein Grundstück und legten das Geld den Aposteln zu Füßen (Apg 5,1.2). Aber sie logen über den Betrag ihrer Spende. Sie behielten einen Teil des Erlöses für sich, was vollkommen in Ordnung gewesen wäre, wenn sie nicht die Unwahrheit gesagt hätten, nur um so beeindruckend auszusehen wie Barnabas. Gott tötete sie beide wegen ihrer Lügen (Apg 5,5-10).
Immer und immer wieder kommuniziert Lukas mit reichen Leuten wie Theophilus (und mit reichen Leuten wie vielen von uns): Auf diese Weise kann man reich sein und absolut falsch handeln, und auf jene Weise kann man reich sein und ein Vorbild für christliches Engagement werden.
Wie können Reiche in das Himmelreich kommen?
Wie können also die Reichen in das Himmelreich kommen? Wie sieht es für reiche Christen aus, „es richtig zu verstehen“?
Wichtig ist, dass wir nicht aufgefordert werden, uns ständig dafür zu schämen, reich zu sein. Es bedeutet nicht, arm zu werden. Und es bedeutet nicht, dass materielle Güter oder Einkommensunterschiede prophetisch angeprangert werden sollen.
Aber seinen Reichtum richtig einzusetzen, hat große Auswirkungen. Ein reicher Christ zu sein, der es „richtig versteht“, bedeutet laut Lukas (zumindest) folgende sieben Dinge.
1. Wir glauben. Christus ist genug, er ist alles, was wir brauchen. Wir können nicht zwei Herren dienen.
2. Wir kehren um. Wir wenden uns von jeglichem Betrug, oder Lügen ab und geben denen zurück, die wir übervorteilt haben.
3. Wir stellen Jesus über den Gewinn.
4. Wir sind großzügig. Wir geben freigiebig, um den Armen zu helfen und das Evangelium weiter zu verbreiten.
5. Wir sind gute Verwalter. Wir versuchen nicht, unseren Weg zu Gott zu manipulieren, indem wir lügen, eine Show abziehen oder versuchen, mit unserem Reichtum Macht zu gewinnen. Wir sind immer schlau, aber niemals machtgierig.
6. Wir vertrauen nicht auf unser Geld. Es gibt keine wirkliche Sicherheit in Euro und Cent. Die gerechten Reichen erwarten nicht, dass ihr irdischer Reichtum Bestand hat. Sie leben für den himmlischen Reichtum.
7. Wir sind demütig. Wir betrachten alles, was wir haben, als Geschenk Gottes. Wir sind sanftmütig vor anderen und sanftmütig vor Gott.
Mit anderen Worten, Lukas, der große Evangelist der Reichen, sagt genau das, was Paulus an Timotheus schreibt:
Den Reichen in der jetzigen Weltzeit gebiete, nicht hochmütig zu sein, auch nicht ihre Hoffnung auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht. Sie sollen Gutes tun, reich werden an guten Werken, freigebig sein, bereit mit anderen zu teilen, damit sie das ewige Leben ergreifen und so für sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln (1Tim 6,17-19).
Ja, das Kamel kann es durch das Nadelöhr schaffen. Reiche Menschen können gerettet werden und treue, reiche Christen sein. Es erfordert ein neues Herz gegenüber Gott, eine neue Großzügigkeit gegenüber den Menschen und eine neue Haltung gegenüber dem Geld.
Kevin DeYoung ist leitender Pastor der reformierten Christ Covenant Church in Matthews im US-Bundesstaat North Carolina. Zudem unterrichtet er am Reformed Theological Seminary systematische Theologie. Mit seiner Frau Trisha hat er neun Kinder.
[1] Dieser Artikel erschien zuerst am 9. Oktober 2019 auf thegospelcoaliton.org. Für die Übersetzung danken wir Elsbeth Tafferner. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.