Johannes Calvin über 5. Mose 22,5: Eine Orientierungshilfe angesichts der heutigen Transgender-Debatte

Johannes Calvin über 5. Mose 22,5: Eine Orientierungshilfe angesichts der heutigen Transgender-Debatte

Eine Frau soll keine Männersachen auf sich haben, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen; denn jeder, der dies tut, ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel.

5.Mose 22,5

Transgender ist ein in den letzten Jahren in Gesellschaft und Kirchen heiß diskutiertes Thema. Sowohl über die ethische Beurteilung als auch über den praktischen Umgang wird viel gesprochen und geschrieben. Cory Griess bringt einen neuen Aspekt in die Debatte ein, indem er anhand von Johannes Calvins Auslegung zu 5. Mose 22,5 aufzeigt, dass wir nicht die ersten Christen sind, die sich über dieses Thema Gedanken machen.

Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Sprache in: Puritan Reformed Journal 16, Nr. 2 (Juli 2024), S. 151–170. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. Wir bedanken uns bei Micha Heimsoth für die deutsche Übersetzung.

Einleitung 

Die Kirche Christi existiert in Gesellschaften, insbesondere in westlichen Ländern, die eine moralische Revolution durchlaufen. Mit alarmierender Geschwindigkeit werfen Gesellschaften die jüdisch-christliche Ethik über Bord, die sie einst geprägt hatte. Derzeit steht die aktivistische Förderung von Transgender-Verhalten an der Spitze dieser moralischen Revolution.[1] Der zentrale Grundsatz dieser revolutionären Bewegung ist die Lehre, dass die Quelle des eigenen Geschlechts nicht unbedingt das biologische Geschlecht sei, sondern vielmehr die wahrgenommene psychologische Veranlagung. Nach dieser Weltanschauung sollten innere Gefühle der Dysphorie (Störung/Missstimmung) in Bezug auf das eigene Geschlecht die Identität einer Person so stark dominieren, dass diese Gefühle die Kleidung, das Verhalten und (seit dem Aufkommen der Endokrinologie[2] und der rekonstruktiven Chirurgie in den 1950er Jahren) die körperlichen Geschlechtsmerkmale bestimmen. Man müsse das Geschlecht überwinden und dürfe nicht versuchen, das innere Selbstgefühl mit dem eigenen Geschlecht in Einklang zu bringen.

Äußerliche Veränderungen, die keine rekonstruktive Chirurgie erfordern, insbesondere das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts, wurden in der Vergangenheit als „Transvestitismus“ oder „Crossdressing“ bezeichnet.[3] Crossdressing kann jedoch auch aus anderen Gründen als dem Wunsch, ein anderes Geschlecht zu sein, auftreten, wobei die eigene sexuelle Erregung der häufigste Grund ist. Daher umfasst der Begriff Transvestit eine breitere Kategorie von Menschen, die sich entgegen ihrem Geschlecht kleiden, als der Begriff Transgender. Transgender-Personen sind Menschen, die glauben, einem anderen Geschlecht anzugehören als ihrem biologischen Geschlecht, und von denen viele Crossdressing betreiben. Allerdings sind nicht alle Menschen, die Crossdressing betreiben, Transgender.

Die Lehre der Heiligen Schrift besagt, dass die Sexualität und das Geschlecht zwar beide vom Sündenfall betroffen sind, aber dennoch untrennbar miteinander verbunden sind. Gott ruft die Kirche dazu auf, diese grundlegenden Wahrheiten angesichts des zunehmenden Drucks hochzuhalten und gleichzeitig denen zu dienen, die sich ihrer unumstößlichen Realität widersetzen. Bei der Erfüllung ihres Auftrags, auf Gottes Wort zu stehen, darf die Kirche nicht vergessen, in ihrer eigenen Geschichte nach Hilfe zu suchen. Für reformierte und presbyterianische Kirchen bedeutet dies insbesondere, die reformierte Tradition zu nutzen.

Die Präsenz der Thematik in der Vergangenheit

Dennoch besteht die Versuchung zu glauben, dass Fragen rund um Geschlechtsdysphorie (Geschlechtsinkongruenz), Transgender-Verhalten und Transvestitismus rein zeitgenössische Themen sind, von denen die Theologen der Kirche in der Vergangenheit kaum etwas verstanden hätten. Sicherlich gibt es Entwicklungen, die niemand in der Vergangenheit hätte vorhersehen oder gar vollständig verstehen können. Dennoch waren viele Fragen rund um Geschlecht und Sexualität den reformierten Pastoren und Denkern in früheren Zeiten nicht fremd. Auch wenn es zu diesem Thema vielleicht keine Fülle an Material gibt, das für eine Untersuchung reif ist, gibt es doch einige wichtige Quellen, die zum Nutzen der heutigen Kirche aufgedeckt werden sollten. Eine solche Quelle ist die Predigt von Johannes Calvin über 5. Mose 22,5. In dieser Predigt behandelt Calvin das alttestamentliche Verbot des Transvestitismus (Crossdressing): Eine Frau soll keine Männersachen auf sich haben, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen; denn jeder, der dies tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Gräuel. Diese Abhandlung ist eine Untersuchung von Calvins Predigt sowie seiner Kommentare zu diesem Vers in seiner Harmonie[4] mit Blick auf die aktuelle Herausforderung der Kirche.

Bezieht sich dieser Vers der Heiligen Schrift auf die aktuelle Situation?

Bevor wir uns jedoch mit Calvin zu 5. Mose 22,5 befassen, müssen wir uns zwei Fragen stellen: Bezieht sich der Vers auf die aktuellen Fragestellungen?[5] Und: Lassen sich die Kommentare von Johannes Calvin zu diesem Vers auf die aktuellen Fragestellungen beziehen?

5. Mose 22,5 besteht aus drei Teilen. Die ersten beiden Teile bilden zusammen das Verbot: Eine Frau soll keine Männersachen auf sich haben, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen. Der dritte Teil nennt den Grund für das Verbot: Denn jeder, der dies tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Gräuel.

Die beiden Teile des einen Verbots bilden eine antithetische Parallelität, die das Gebot aus der Perspektive beider Geschlechter abdeckt, zuerst die Frau, dann den Mann. Eine Frau soll keine Männersachen auf sich haben, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen. Das hebräische Wort für „Mann“ in beiden Teilen des Verbots ist nicht isch, sondern geber. Lemanski weist darauf hin, dass das Wort geber die Männlichkeit des Mannes betont und nicht die Ähnlichkeiten zwischen Mann und Frau. Der Vers „verstärkt daher den beabsichtigten Kontrast zwischen Mann und Frau viel stärker, als es der Fall gewesen wäre, wenn der Gesetzgeber beispielsweise die Gegenüberstellung von isch-ischah verwendet hätte“.[6] Tatsächlich wurzelt das Verbot des Bibeltextes in Gottes eigener Verachtung für die Überschreitung seiner geschaffenen zweigeschlechtlichen Geschlechts- und Sexualitäts-Kategorien: Denn jeder, der dies tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Gräuel. Harland hat Recht, wenn er argumentiert, dass das Verbot auf Gottes vorheriger Entscheidung beruht, zwei verschiedengeschlechtliche Menschen zu erschaffen, und auf seiner Erschaffung Israels als ein Königreich von Priestern, die diese Schöpfungsordnung Gottes nicht überschreiten dürfen.[7]  Das Verbot, das in Gottes Entschluss begründet ist, gilt unabhängig vom kulturellen Kontext, menschlichen Motiven oder psychologischen Unterschieden.

Argumentation

Immer wieder werden heute Argumente dafür angeführt, dass dieser Bibelvers nicht das aktuelle Thema Transgenderismus behandele. Eliel Cruz kommt in der Washington Post zu dem eindeutigen Schluss: „Es gibt keinen einzigen Vers in der Heiligen Schrift, der sich mit Transgender-Identitäten befasst.“[8]  Unter Bezugnahme auf 5. Mose 22,5 stellt er fest: „Dieser Vers handelt von Crossdressing […] Trans zu sein ist kein Crossdressing. Es bedeutet, ein Geschlecht zu verkörpern, das nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Diesen Vers zu verwenden, um Transgender-Identitäten zu verurteilen, zeugt von Unkenntnis über Transgender-Identitäten und von Faulheit in der Auslegung.“[9] Cruz glaubt, dass eine Transgender-Person ontologisch (also vom Wesen her) gesehen ein anderes Geschlecht hat als das, das durch ihr biologisches Geschlecht angegeben ist. Das Tragen von Kleidung, die mit einem anderen Geschlecht assoziiert wird, ist daher für diese Person eine moralische Verpflichtung. Für Cruz ist Crossdressing eine Entscheidung, die aus anderen Motiven heraus getroffen wird, vor allem aus sexuellen Fetischen. Nach Cruz‘ Einschätzung bezieht sich der Bibeltext nur auf Crossdressing zur sexuellen Erregung oder aus anderen Motiven, nicht auf Personen, die sich selbst als Transgender betrachten und dann das Aussehen des anderen Geschlechts annehmen.

Ein umfassendes Gebot

Wie oben erwähnt, verbietet der Vers jedoch eindeutig jede soziale Äußerung, die dazu dient, sich selbst als ein anderes Geschlecht als das eigene Geschlecht darzustellen, unabhängig vom Grund. Das Verbot des Verses ist umfassend. Es geht nicht auf die Motive ein, sich als das andere Geschlecht zu kleiden, und beschränkt sich daher nicht auf bestimmte Gründe. Das Verbot des Verses schließt auch diejenigen nicht aus, die ontologische (und unbewiesene) Behauptungen aufstellen, um sich seinem Verbot zu entziehen. Cruz macht sich eines Anachronismus (Verwechslung der Epochen) schuldig. Er geht davon aus, dass das Verbot der Transvestiten in 5. Mose durch die heutige Definition von Crossdressing eingeschränkt sei, und nimmt daher auch an, dass der Vers möglicherweise nicht für Menschen mit Geschlechtsdysphorie gelte. Aber weder dieser Vers noch der Kontext enthalten einen Hinweis darauf. Es handelt sich um ein allumfassendes, göttliches „Nein!“[10]

Kann Johannes Calvin zu aktuellen Themen Stellung nehmen?

Nicht nur der Vers selbst ist auf aktuelle Themen anwendbar, sondern auch Johannes Calvins Kommentare dazu. Calvin sollte nicht von Vornherein ausgeschlossen werden, zu diesem Thema Stellung zu nehmen, nur weil er so weit vom aktuellen Kontext entfernt ist. Zum einen gab es während Calvins Wirken in Genf Transvestitismus. In Bezug auf Männer sagt Calvin: „Wir sehen immer wieder, dass sie sich wie Bräute kleiden.“ Und wenn er über das Vergehen bei Frauen spricht, bezieht er dies ebenfalls auf seine eigene Zeit: „Wenn Frauen sich wie Krieger kleiden (denn es gibt einige, die lieber[11] eine Hakenbüchse auf der Schulter tragen als einen Spinnrocken in der Hand), ist das gegen die Natur, und wir sollten es verabscheuen.“[12] In einer Predigt über 1. Timotheus drückt Calvin aus, dass er die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sogar in der unanständigen Kleidung der Oberschicht verwischt sah:

„Frauen sind heutzutage mehr denn je aus der Ordnung geraten, insbesondere wenn man diese großen Höfe besucht, wird man kaum einen Unterschied zwischen Männern und Frauen feststellen können. Tatsächlich missbrauchen auch die Männer sich selbst in dieser Hinsicht. Denn sie kleiden sich in Frauenkleidern und Frauen in Männerkleidern, sodass unter ihnen eine schreckliche Verwirrung herrscht, als hätte sich die Welt verschworen, die Ordnung der Natur auf den Kopf zu stellen.“[13]

Noch wichtiger ist, dass Calvin sich auf einer gewissen Ebene der Existenz von Menschen mit Geschlechtsdysphorie bewusst war, auch wenn dieser Begriff in Bezug auf sein Verständnis anachronistisch ist. In seiner Predigt zu 5. Mose 22,5 vertrat Calvin die Ansicht, dass es Männer gibt, die manchmal „bedauern, dass Gott sie nicht zu Frauen gemacht hat“.[14] Was könnte er damit anderes meinen als Menschen, die in gewisser Weise das erleben, was wir heute als Geschlechtsdysphorie bezeichnen? Sowohl der Vers als auch Calvins Verständnis des Themas machen Calvins Gedanken zu diesem Vers auf die aktuelle Situation anwendbar.[15]

Meine These lautet, dass Calvins Predigt für die Kirche, die sich heute mit dem Thema Transgender-Verhalten und -Aktivismus auseinandersetzen muss, in sechsfacher Hinsicht hilfreich ist: erstens in Calvins Überzeugung, dass 5. Mose 22,5 auch für die neutestamentliche Kirche gilt; zweitens in Calvins Berufung auf die Natur; drittens in Calvins Hinweis auf das siebte Gebot; viertens in Calvins Hinweis auf das neunte Gebot; fünftens in Calvins Verständnis davon, wie Kleidung unsere Scham bedeckt; und sechstens in Calvins gottesfürchtiger Weigerung, Kompromisse hinsichtlich des Verbots zuzulassen. Für jeden der sechs Punkte werde ich Calvins Verständnis erläutern und dann aufzeigen, inwiefern es für die heutige Kirche hilfreich ist.

5. mose 22,5: Verbindliches Gesetz für das Neue Testament

Calvins Verständnis

Das Gesetz gilt auch heute

Calvin hielt zwischen dem 20. März 1555 und dem 15. Juli 1556[16] 200 Predigten über das 5. Buch Mose. Es handelte sich dabei um Predigten an Wochentagen, da Calvin am Tag des Herrn in der Regel über das Neue Testament oder die Psalmen predigte. Der Calvin-Forscher Eric Kayayan argumentiert überzeugend, dass Calvins Wahl des 5. Buches Mose für diese Predigtreihe, die im März begann, wahrscheinlich dadurch beeinflusst war, dass im Februar die Partei, die Calvin und seinen Reformen wohlgesonnen war, endlich die Kontrolle über den Stadtrat erlangte. Calvin wollte vor der Gemeinde, den Stadtmagistraten und dem Konsistorium über die Anwendbarkeit des Gesetzes Gottes auf Genf sprechen, da es nun möglich war, sein Programm vollständig umzusetzen. Unter Verwendung des 5. Buches Mose forderte Calvin die christlichen Magistrate und das Konsistorium auf, dieses Gesetz durchzusetzen, während er das Volk aufforderte, es bereitwillig zu befolgen.[17]

Dies setzt jedoch voraus, dass das Gesetz Gottes im 5. Buch Mose in gewisser Weise auch für die neutestamentliche Kirche gilt. Tatsächlich erklärte Calvin in seiner ersten Predigt über das 5. Buch Mose, dass der Bund mit Abraham die Kirche, das Alte Testament und das Neue Testament miteinander verbindet. Darüber hinaus kommt das Gesetz Gottes in „dem ewigen Bund“ zum Volk. Somit diente alles, was darin zu finden ist, „nicht nur bis zum Kommen des Sohnes Gottes, sondern dient auch weiterhin zu unseren Gunsten und wird dies bis zum Ende der Welt tun“.[18]

Inwiefern gilt das Gesetz heute?

Die Frage ist, inwiefern das Gesetz des Alten Testaments bis zum Ende der Welt für uns gültig bleibt. Hier unterteilt Calvin die Gesetze des Alten Testaments in drei traditionelle Kategorien. Die erste Kategorie ist das Moralgesetz, das in seiner Form unveränderlich ist. Die zweite Kategorie umfasst das Zeremonialgesetz. Dieses Gesetz „wird nicht mehr angewendet“,[19] dennoch „sollten wir an seinem Wesen und seiner Wahrheit festhalten“.[20] Die dritte Kategorie bildet das Judizialgesetz. Auch dieses ist zwar nicht mehr im Detail verbindlich, hat jedoch Aspekte (einige Gesetze mehr, andere weniger), die „auch uns betreffen“, weil sie „auch die Moral betreffen“.[21]

Calvin sah 5. Mose 22,5 als ein Judizialgesetz, das zugleich vollkommen moralisch ist und daher auf ewig Gültigkeit hat. In seiner Harmonie des Gesetzes ordnete Calvin den Vers dem siebten Gebot zu, als Teil einer „politischen Ergänzung“ dazu, und zeigte damit, dass er ihn als Judizialgesetz betrachtete.[22] Indem er es jedoch als Teil des siebten Gebots erklärte, zeigte Calvin, dass er es für ein Judizialgesetz hielt, das auch moralisch ist. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass Calvin das Verbot seiner Gemeinde als Moralgesetz predigte und ausdrücklich erklärte: „Es ist nur eine Auslegung dieses Wortes von ihm [Gott]: Du sollst nicht ehebrechen.“[23] Darüber hinaus verwies Calvin seine Zuhörer auf eine Stelle im Neuen Testament, in der er eine Wiederholung dieses Gebots für die neutestamentliche Kirche sah. In 1. Korinther 11,5 werden gläubige Frauen aufgefordert, in der Kirche mit bedecktem Haupt zu beten. Neben anderen möglichen Bedeutungen dieses Verses sah Calvin darin ein Gebot, zwischen Männern und Frauen (in ihrer Kleidung) zu unterscheiden, wenn sie sich vor dem Herrn versammeln: „Wenn der heilige Paulus uns sagt, dass Frauen mit bedecktem Haupt und nicht mit offenem Haar in die Kirche kommen sollen, zeigt er dasselbe [wie 5. Mose 22,5].“[24] Schließlich argumentierte Calvin, wie unten gezeigt wird, dass dieses Verbot in 5. Mose 22,5 eine Offenbarung des Naturgesetzes ist. Das Naturgesetz ist für Calvin gleichwertig und wesensgleich mit dem Moralgesetz.[25] Das Verbot, das zwar Teil des Judizialgesetzes ist, ist für Calvin nicht nur teilweise moralisch, sondern an sich moralisch. Es gilt nicht nur in seinem Grundsatz, sondern auch in seiner konkreten Anwendung.

Hilfe für heute

Das Argument der moralischen Revisionisten lautet, dass das einzige göttliche Gebot, das im Neuen Testament gelte, ein unklar definiertes Gebot sei, Gott und seinen Nächsten zu lieben. Sie behaupten, dass mit dem Kommen Christi alle Gesetze des Alten Testaments vollständig außer Kraft gesetzt worden seien. Ein Teil ihrer Argumentation lautet, dass „das Alte Testament nicht zwischen ‚zeremoniellen‘ und ‚moralischen‘ Gesetzen unterscheidet“.[26] Alle Gesetze des Alten Testaments sind nach dieser Auffassung „zeremonieller Natur“ und mit dem Kommen Christi hinfällig geworden. Ihre unvermeidliche Schlussfolgerung lautet, dass „Gesetze in Bezug auf sexuelles Verhalten“ nicht „in das Neue Testament übernommen wurden“.[27] Calvins Verständnis der Anwendbarkeit des alttestamentlichen Gesetzes[28] und insbesondere des Verbots in 5. Mose 22,5 verdient es, weiter untersucht zu werden. Seine Argumentation und Schlussfolgerungen werden der Kirche helfen, sich den zunehmenden Gegenargumenten zu stellen, die behaupten, bibeltreu zu sein, und dennoch auf die moralische Akzeptanz von Transgender-Verhalten in der Kirche hinwirken.

Appell an die Natur

Calvins Verständnis

Ein Gebot, das in der Natur verankert ist

Calvin sah in dem Verbot aus 5. Mose 22,5 eine ausdrückliche Erwähnung eines Verbots, das Gott bereits in der Natur offenbart hatte:

„Das ist die Wirkung von Gottes Absicht, wenn er sagt, dass Männer keine Frauenkleidung tragen und Frauen keine Männerkleidung tragen sollen: Denn es gibt einen guten Grund dafür, dass es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen geben sollte. Und obwohl es kein geschriebenes Gesetz gab, lehrt uns das nicht sogar die Natur?“[29]

Nachdem Calvin diese Behauptung aufgestellt hatte, verweist er auf 1 Korinther 11, wo er, wie oben erwähnt, ein ähnliches Gebot fand, nun im Neuen Testament. Hier stellte Calvin fest, dass Paulus selbst in seinem Brief an die Korinther an die Natur appellierte:

„Und wenn der heilige Paulus uns sagt, dass Frauen mit bedecktem Kopf und nicht mit offenem Haar in die Kirche kommen müssen, zeigt er dasselbe. Was sagte er? Müssen wir zu euch über solche Dinge sprechen? […] Da ihr dies nun ohne Schriftstelle oder geschriebenes Wort wisst: Seht ihr nicht, wie Gott sozusagen einen Samen der Bescheidenheit in euch gesät hat, damit jeder Mensch darauf achtet, was für ihn schicklich ist? Lasst uns also beachten, dass Gott uns hier zeigen wollte, dass die Kleidung jedes Menschen so sein sollte, dass es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt.“[30]

Ein Appell an die Natur ist für Calvin in seinen Predigten über das 5. Buch Mose nichts Ungewöhnliches. In seiner Auslegung des Judizialgesetzes, das mindestens zwei Zeugen für eine Verurteilung wegen einer Straftat vorschreibt (5. Mose 19,15), sagt Calvin beispielsweise:

„Dieses Gesetz wurde von den Menschen angenommen, ohne dass sie wussten, dass es jemals von Mose ausgesprochen worden war. Denn in Wahrheit hatte unser Herr die Dinge in die Herzen der Menschen geschrieben, die er seinem Volk schriftlich dargelegt hatte […] Da es also eine solche Übereinstimmung gibt, wollen wir beachten, dass Gott die Menschheit niemals ohne einen Funken Rechtschaffenheit zurückgelassen hat […] und das nur, um sie unentschuldbar zu machen, wie der heilige Paulus im ersten Kapitel des Römerbriefs sagt. Es gab jedoch noch einen weiteren Grund, nämlich dass die Menschheit erhalten bleiben sollte und dass es einen Unterschied zwischen Menschen und Tieren geben sollte. Das ist es, was wir aus der Übereinstimmung lernen müssen, die zwischen dem Gesetz Moses und allen Regierungsformen besteht, die es unter allen Heiden der Welt gegeben hat.“ [31]

Hilfe für heute

Die Transgender-Bewegung (insbesondere, wie sie sich in der Kirche manifestiert) muss sich sowohl mit der Lehre von Gottes Gesetz, wie es in der Natur offenbart ist, als auch mit der Lehre von Gottes Gesetz in der Heiligen Schrift auseinandersetzen. Sie muss versuchen, beides zu beseitigen, um sich den Weg zu ebnen. Daher versuchen Befürworter von Transgender-Verhalten nicht nur, das gesamte Gesetz Gottes in das Alte Testament zu verbannen, sondern auch die Schöpfungsordnungen. In Bezug auf Galater 3,28 (…in Christus ist nicht Mann noch Frau…) – die unter den Befürwortern von Transgender-Verhalten am meisten missbrauchte Stelle – meint Cheryl B. Anderson: „Darüber hinaus ist ein erkennbares theologisches Prinzip in den Schriften des Paulus, dass der Tod und die Auferstehung Jesu die Grenzen der Schöpfung und auch traditionelle menschliche Grenzen wie die der Geschlechter zerstört haben.“[32] Dies ist eine erstaunliche Behauptung, die von einer angesehenen Gelehrten stammt. Das Kommen Christi habe „die Grenzen der Schöpfung gesprengt“. Das Kommen Christi habe nicht nur alle Gesetze Gottes, die auf dem Berg Sinai gegeben wurden, außer Kraft gesetzt, sondern auch alle Gesetze der ursprünglichen Schöpfungsordnung. Ein wesentlicher Bestandteil des Evangeliums selbst ist für Anderson und andere die Botschaft, dass die in der Schöpfung verankerten Geschlechtsunterschiede durch das Kommen Christi null und nichtig geworden seien.[33]

Die Kirche sollte sich von diesen Argumenten nicht einschüchtern lassen, sondern stattdessen weiterhin mit Calvin, der reformierten Tradition, ja mit der gesamten christlichen Tradition die Realität bekräftigen, die Gott in die Natur geschrieben hat. Trotz der Tatsache, dass es in der Geschichte Aufzeichnungen über intersexuelle Personen und Transvestiten gibt, die sich aus verschiedenen Gründen (einschließlich sexueller Perversion) wie das andere Geschlecht kleiden,[34] hat Calvin Recht, dass es historisch gesehen eine allgemeine Anerkennung der menschlichen Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau gibt. Die Kirche sollte sich auf diese Realität berufen – auch indem sie aufzeigt, dass die vorgeschlagene Auslegung von Galater 3,28 falsch ist.

Eine Frage des siebten Gebots

Calvins Verständnis

Wie oben erwähnt, erklärte Calvin in seiner Harmonie des Gesetzes 5. Mose 22,5 unter der Überschrift des siebten Gebots. Calvins Kommentare zu diesem Vers sind sehr kurz und umfassen nur einen Absatz.[35] Calvins Schwerpunkt lag auf der Keuschheit, die für Calvin das gemeinsame Thema der Gesetze war, die er in diesem „politischen Zusatz“ zum siebten Gebot festlegte.[36] Für Calvin bedeutet Keuschheit jedoch nicht nur, sich vollständig mit Kleidung zu bedecken, sondern sich auch anständig und ordentlich zu kleiden – worunter für ihn auch die Übereinstimmung mit dem eigenen Geschlecht fällt.[37] Wenn man sich nicht ordentlich und anständig kleide, führe dies zu mangelnder sexueller Reinheit. In diesem Verbot aus 5. Mose 22,5 sehe Gott die Gefahr voraus, damit „eine Art von Freizügigkeit nicht letztendlich zu etwas Schlimmerem führt“.[38]

In seiner Predigt zu 5. Mose 22,5 charakterisierte Calvin das Verbot eher sarkastisch:

„Wenn also in diesem Text gesagt wird, dass ein Mann keine Frauenkleidung tragen soll, gibt Gott dann ein elftes Gebot auf? Hat Gott es sich später anders überlegt und etwas zu dem hinzugefügt, was wir bisher von ihm gehört hatten? Nein, es ist nur eine Auslegung seines Gebots: Du sollst nicht ehebrechen.“[39]

Wenn ein Geschlecht die Grenze überschreitet und Kleidung des anderen Geschlechts trägt, ist das für Calvin – auch wenn es an sich noch kein Ehebruch ist –, ein „Laster, das zum Ehebruch neigt“.[40]

Die Realität des Problems

Hilfe für heute

Calvin erkannte offensichtlich die sexuellen Wünsche, die hinter verschiedenen Fällen von Crossdressing standen. Heute sollte die Kirche das ebenfalls erkennen. Dabei geht es um Fragen des siebten Gebots. Laut dem DSM-5-Handbuch suchen etwa 3 Prozent der männlichen Bevölkerung sexuelle Erregung, indem sie sich mit Frauenkleidung kleiden.[41] Eine schwedische Studie ergab, dass 0,4 Prozent der weiblichen Bevölkerung Crossdressing als sexuellen Fetisch praktizieren.[42] Bezeichnenderweise stuft das DSM-5 diesen transvestitischen Fetischismus nur dann als Störung ein, wenn Menschen „durch dieses Muster emotional belastet sind oder das Gefühl haben, dass es ihre soziale oder zwischenmenschliche Funktionsfähigkeit beeinträchtigt“.[43] Mit anderen Worten: Es sei objektiv nichts Verwerfliches daran, wenn ein Mann sich für seine eigene sexuelle Erregung als Frau verkleidet. Es sei nur dann ein Problem, wenn derjenige, der sich so kleidet, dabei große emotionale Probleme habe. Calvin erinnert uns daran, dass die Kirche dazu aufgerufen ist, dagegen aufzustehen und jede Art von Transvestismus als Sünde gegen das siebte Gebot zu sehen.

Was ist mit Transgender-Personen, die Kleider des anderen Geschlechts tragen, weil sie behaupten, von ihrem Wesen her dem anderen Geschlecht anzugehören? Normalerweise nehmen diese Anstoß an der Vorstellung, dass dabei sexuelle Wünsche im Spiel sind und dass das siebte Gebot auf ihre Situation zutrifft. Die beiden Konzepte der Geschlechtsidentität und der Sexualität werden in der Transgender-Förderung klar voneinander getrennt. Das eine bezieht sich darauf, welchem Geschlecht man sich selbst zugehörig fühlt, das andere darauf, welches Geschlecht man attraktiv findet. Wie sollte die Kirche darauf reagieren?

Der praktische Umgang

Während wir zuhören sollten, um zu verstehen, dürfen wir nicht vorschnell der Vorstellung zustimmen, dass die Transgender-Behauptungen einer Person immer losgelöst von sexueller Anziehung sind.[44] Wenn Transgender-Befürworter argumentieren, dass die subjektiven Gefühle einer Person für das Geschlecht ausschlaggebend seien, ist es dann nicht möglich, dass einige dieser Gefühle auch sexuelle Anziehung beinhalten?[45] Ist es nicht möglich, dass das erklärt, warum die subjektive eigene Identität umso weniger definierbar ist, je vielfältiger die sexuellen Anziehungskräfte sind? Die Aussage und die Forschungen eines anonymen, gläubigen Pastors, der jahrelang unter Geschlechtsdysphorie litt, deutet genau darauf hin:

„Nach dieser Zeit kam das Verlangen, eine Frau zu sein, wieder zurück. Ich erreichte nie wieder das Ausmaß meiner früheren Besessenheit als Jugendlicher, aber ich kämpfte ziemlich oft mit Tagträumen darüber, eine Frau zu sein. Das Crossdressing wurde auch zu etwas, das mir in der Regel sexuelle Befriedigung verschaffte. Aus diesem Grund machte es besonders süchtig. (Viele Jahre später erfuhr ich, dass diese sexuelle Befriedigung durch Crossdressing eine häufige vorübergehende Phase oder sogar eine dauerhafte Eigenschaft für die Mehrheit der biologischen Männer ist, die sich als transgender oder transsexuell identifizieren. Trans-Aktivisten geben diese Tatsache nicht gerne preis, da viele Transsexuelle sich dafür schämen, weil sie es als eine Entwertung ihrer Transsexualität empfinden. Diese Tatsache macht Transsexualität für die Öffentlichkeit auch weniger akzeptabel. Aus verschiedenen Studien schätze ich, dass etwa 75 % der m-t-f-Transsexuellen diese Erfahrung machen.)“[46]

Die Kirche sollte zwar vorsichtig vorgehen, aber dennoch nicht einfach die Vorstellung akzeptieren, dass das siebte Gebot nichts mit der Transgender-Identität zu tun hat.

Darüber hinaus kommt das siebte Gebot ins Spiel, da Transgender-Verhalten es unmöglich macht, sich auf moralisch zulässige Weise sexuell zu einer anderen Person hingezogen zu fühlen oder von einer anderen Person sexuell begehrt zu werden. Und da Letzteres größtenteils außerhalb der Kontrolle der Person liegt, die Transgender-Verhalten zeigt, gibt es keine Möglichkeit, diesen Verstoß gegen das siebte Gebot durch den Verweis auf die wesensmäßige Zugehörigkeit zu einem anderen Geschlecht zu relativieren.

Die Kirche muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Calvin Recht hat, wenn er in denen, die sich als das andere Geschlecht präsentieren, einen Verstoß gegen das siebte Gebot sieht, obwohl er (ebenso wenig wie das Verbot in 5. Mose 22,5) nicht unbedingt zwischen Transvestitismus und Transgender-Verhalten unterschieden hat.

Eine Frage des neunten Gebots

Calvins Verständnis

Bemerkenswert ist, dass Calvin das Verbot aus 5. Mose 22,5 sowohl im Blick auf das neunte Gebot als auch im Blick auf das siebte Gebot predigte. Tatsächlich fordert er in seiner Predigt zu diesem Vers sieben Mal Männer und Frauen auf, sich nicht mehr durch das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts zu „verkleiden“. Ein Zitat aus dem Anfang der Predigt ist dafür repräsentativ:

„Denn diejenigen, die es lieben, sich so zu verkleiden, verachten Gott: wie zum Beispiel bei diesen Masken- und Mumienfesten, bei denen Männer sich in Frauenkleider und Frauen sich in Männerkleider werfen, wie ihr wisst.“

Darüber hinaus fordert Calvin sieben Mal „Ehrlichkeit“ beim Ankleiden. Er sagt:

„Daraufhin müssen wir uns daran erinnern, dass Gott es gutheißt, wenn auch unsere Kleidung von Ehrlichkeit zeugt […] Denn selbst die Heiden haben uns eine Lektion erteilt, indem sie uns gezeigt haben, dass Menschen, die keine Ehrlichkeit walten lassen, damit verraten, dass ihre übrigen Tugenden nicht mehr als Tugenden gelten. Denn wenn sie in ihrem Verhalten und ihren Umgangsformen keine Ordnung, Diskretion und Bescheidenheit wahren, können sie wie entartete wilde Tiere wirken. Dann ist es ein Zeugnis dafür, dass wir vor Gott wandeln, wenn wir auf eine gewisse Ehrbarkeit in unserer Kleidung achten.“[47]

Calvin arbeitet hier mit Kategorien des neunten Gebots. Sich durch seine Kleidung zu „verkleiden“ ist Lügen, und „Ehrlichkeit“ in der Kleidung bedeutet, die Wahrheit zu sagen.

Kleidung gemäß dem neunten Gebot

Obwohl es einige biblische Hinweise darauf gibt, welche Art von Kleidung für jedes Geschlecht angemessen ist, gibt es keine von Gott vorgeschriebene Kleidung für Männer und Frauen. Es ist wahr, dass „Kleidung an sich keine inhärente Bedeutung hat, sondern ihre Bedeutung kulturell zugeschrieben wird“.[48] Dennoch hat Gott vorgeschrieben, dass Kleidung einen Unterschied zwischen den Geschlechtern zum Ausdruck bringen soll. Darauf weist das Verbot in 5. Mose 22,5 selbst hin, da ein Verbot des Crossdressings eine geschlechtsspezifische Kleidung voraussetzt. Jede Kultur kennt diese Unterscheidung, obwohl die Art der geschlechtsspezifischen Kleidung von Kultur zu Kultur unterschiedlich ist. Calvin lehrte, dass die Ehrlichkeit erfordert, sich entsprechend dem von Gott zugewiesenen Geschlecht zu kleiden, während das Kleiden entsprechend dem anderen Geschlecht eine Falschaussage ist.

Für Calvin geht dies auf Gottes Schöpfungsordnung zurück. „Gott will, dass die Dinge in Ordnung gebracht werden.“[49] Die Kleidung selbst bewahrt Gottes Schöpfungsordnung zweier unterschiedlicher Geschlechter. „Die Art und Weise, wie Männer sich kleiden, muss zeigen, dass Gott sie als Männer geschaffen hat, und dass auch Frauen die ihrem Geschlecht angemessene Sittsamkeit wahren müssen.“[50]

Hilfe für heute

Die Kirche muss für das kämpfen, was Calvin hier beobachtet. Sich als ein Geschlecht zu präsentieren, das sich vom eigenen Geschlecht unterscheidet – sei es das andere Geschlecht, ein ausgedachtes „Geschlecht“ oder sogar der Versuch, sich als geschlechtslos zu präsentieren – ist eine Sünde gegen das neunte Gebot. Das neunte Gebot verbietet sich auf eine Weise zu präsentieren, die die Welt über das eigene Geschlecht belügt.

Trotz gegenteiliger Behauptungen ist das Geschlecht eine objektive Realität. In den allermeisten Fällen ist dies offensichtlich, aber selbst bei Intersexualität und genetischen Erkrankungen gibt es immer noch ein objektives biologisches Geschlecht. Eine Studie der National Academy of Sciences aus dem Jahr 2001 kommt zu dem Schluss, dass „jede Zelle ein Geschlecht hat“.[51] Es kann Entwicklungsprobleme geben, die dazu führen, dass man in einer geringen Anzahl von Fällen das Geschlecht nicht erkennen kann, aber selbst das hebt das Geschlecht als objektive Realität nicht auf.[52] Sich als ein Geschlecht zu präsentieren, das nicht mit dem eigenen biologischen Geschlecht übereinstimmt, bedeutet, die Welt zu belügen.

Calvins Betonung des neunten Gebots kann der Kirche auch helfen, wenn sie sich mit der drängenden Frage auseinandersetzt, ob sie die „bevorzugten Pronomen“ einer Transgender-Person verwenden soll. Christen sehen sich zunehmend mit diesem moralischen Dilemma konfrontiert. Erschwerend kommt hinzu, dass Gesetze verabschiedet werden, die die Verwendung der bevorzugten Pronomen einer Person vorschreiben.[53]

Lebe nicht mit der Lüge

Was soll man als Christ tun? Mark Yarhouse rät: „Es ist ein Akt des Respekts, auch wenn wir anderer Meinung sind, die Person selbst entscheiden zu lassen, wie sie genannt werden möchte.“[54] Preston Sprinkle empfiehlt ebenfalls, die bevorzugten Pronomen einer Transgender-Person zu verwenden, als Zeichen der „Gastfreundschaft“ und um „Menschen dort abzuholen, wo sie stehen“.[55] Andrew T. Walker stimmt in seinem ansonsten ausgezeichneten Buch zu:

„Ich persönlich bin der Meinung, dass es in Ordnung ist, eine Transgender-Person in ihrer Kirche mit dem von ihr bevorzugten Pronomen anzusprechen. Auch wenn jemand in bester Absicht handelt, wenn er eine Person unmittelbar nach dem Kennenlernen auf die Verwendung ihres Pronomens anspricht oder sich weigert, ihrer Präferenz nachzukommen, könnte dies zu unnötigen Provokationen und Konfrontationen führen.“[56]

Die Weisheit würde zustimmen, dass Christen „die Pronomenverwendung einer Person nicht sofort konfrontieren“ sollten. Das unterscheidet sich jedoch erheblich von dem Ratschlag, dass ein Christ bewusst lügen darf, indem er jemanden als „er“ bezeichnet, obwohl bekannt ist, dass die Person eine „sie“ ist (oder umgekehrt), und damit jemandem hilft, eine Lüge zu festigen, die diese Person sich selbst erzählt hat. So sehr einem auch das Herz bricht angesichts des Schmerzes und der Verwirrung dieser Person, so sollte doch die Liebe zu Gott und zum Nächsten den Christen davon abhalten, den Rat von Yarhouse, Sprinkle und Walker zu befolgen.

Walkers zusätzlicher Ratschlag ist besser: „Die beste Lösung ist, Pronomen nach Möglichkeit ganz zu vermeiden.“[57] Dies könnte uns in vielen Situationen ermöglichen, „mit allen Menschen Frieden zu halten und in Heiligkeit zu leben“.[58] Dennoch wird wahrscheinlich der Tag kommen, an dem die christliche Überzeugung hinsichtlich des neunten Gebots den Verlust des Arbeitsplatzes oder der Freiheiten bedeuten wird. Wenn dem so ist, ruft Gott die Gläubigen dazu auf, um der Gerechtigkeit willen zu leiden. Calvin hilft uns, über diese Dinge richtig zu denken, indem er den Blick auf das neunte Gebot und eben nicht nur auf das siebte Gebot lenkt. Dadurch werden wir auf das vorbereitet, was eventuell auf uns zukommt.

Die Bekleidung

Calvins Verständnis

Als Calvin die allgemeinen Grundsätze predigte, die im Verbot von 5. Mose 22,5 enthalten sind, sprach er über das Wesen der Bekleidung. Calvin erklärt, dass Gott von uns erwartet, dass wir bei der Kleidung „den Gebrauch und die Ehrbarkeit respektieren“.[59] Die „Verwendung“ von Kleidung, sagt Calvin, besteht darin, uns „vor Kälte und Hitze zu schützen“.[60] Was „Ehrlichkeit“ betrifft, so geht die Bedeutung des Begriffs an dieser Stelle der Predigt über das Tragen der geschlechtsspezifischen Kleidung hinaus und umfasst die ehrliche Darstellung der eigenen Person in jeder Hinsicht. Calvin kritisiert diejenigen, die versuchen, andere durch ihre Kleidung zu täuschen, indem sie ihnen vorgaukeln, sie seien mehr, als sie wirklich sind – sei es, indem sie ihre sexuelle Attraktivität auf unechte Weise steigern, sich als wohlhabender präsentieren, als sie tatsächlich sind, oder sich sogar so kleiden, dass sie über ihre gesellschaftliche Stellung lügen, indem sie sich auffällig kleiden, „als würden sie zu einem Zwischenspiel gehen“.[61] Für Calvin bedeutet ehrliches Kleiden, sich so zu präsentieren, dass Geschlecht, Alter, Beruf, gesellschaftliche Stellung und so weiter zum Ausdruck kommen.

Der Sündenfall und die Kleiderwahl

Wenn wir uns an den Ursprung der Kleidung erinnern, hilft uns das, uns angemessen zu kleiden, führt Calvin weiter aus. Hier führt er uns zurück zum Sündenfall: „Denn jedes Mal, wenn wir ein Hemd oder einen Mantel anziehen, werden wir daran erinnert, dass unser Herr uns gebietet, uns zu verhüllen, weil sein Bild in uns entstellt ist: Und unsere Kleidung sollte uns an die Sünde unseres Vaters Adam denken lassen.“[62] Durch den Sündenfall haben wir Gottes Ebenbild in uns selbst entstellt. Daher muss wahre Ehrlichkeit in Bezug auf Kleidung notwendigerweise die Scham vor Gott und voreinander berücksichtigen. Hätte es den Sündenfall nie gegeben, gäbe es keine Scham, die es zu berücksichtigen gilt. Tatsächlich wäre Kleidung dann optional. Calvin weist darauf hin, dass Nacktheit an sich nicht unehrlich wäre, „wenn nicht Gottes Ebenbild in uns durch unsere Verdorbenheit entstellt wäre“.[63] Aber Nacktheit kann nach dem Sündenfall nicht mehr angemessen sein, gerade weil wir so viel zu verbergen haben. Calvin denkt dabei nicht an körperliche Hässlichkeit, sondern an unsere geistliche Entstellung, die sich in Begierde und anderen fehlgeleiteten Wünschen manifestiert. Diese bösen Begierden sind vor Gott beschämend, und ihre Existenz muss sich auf unsere Kleidung auswirken.

Hilfe für heute

Tatsächlich berücksichtigt Calvin hier zu wenig, dass wir bei der Wahl der eigenen Kleidung durchaus die Freiheit haben, Kunst, Schönheit und Individualität zum Ausdruck zu bringen. Dennoch gibt es bei Calvin eine Korrektur, die für die Kirche des 21. Jahrhunderts wichtig ist. Unsere Kultur denkt nur an subjektiven persönlichen Ausdruck. Wie man sich fühlt, ist das einzige Kriterium, wie man sich kleiden sollte. Dies ist für unsere Kultur die einzige Ehrlichkeit, den eigenen inneren Wünschen treu zu bleiben. Calvins biblische Gedanken zu diesem Thema veranlassen uns, über geistliche Ehrlichkeit in der Kleidung nachzudenken. Auch Christen können heute von Calvins Ermahnungen profitieren: Wenn wir unsere Kleidung auswählen, sollten wir unsere gefallene Natur und die Notwendigkeit, Scham zu bedecken, ehrlich berücksichtigen.

Anstatt durch unsere Kleidung sündige Begierden zu wecken, sollten wir diese Begierden durch unsere Kleidung unterdrücken. Wenn der Wunsch, ein anderes Geschlecht zu sein, Teil unserer Entstellung nach dem Sündenfall ist, dann sollte Kleidung nicht dazu dienen, diese Entstellung stolz zur Schau zu stellen, sondern sie vor Gott und anderen als Teil unserer Scham zu verbergen. Das bedeutet, ehrlich vor Gott mit diesen Begierden umzugehen und anzuerkennen, was sie sind. Ähnlich verhält es sich mit denen, die gegen heterosexuelle Begierden kämpfen: Kleidung soll diese Entstellung nicht zur Schau stellen, um die eigene Begierde und die anderer anzuregen, sondern sie vor Gott, anderen und sich selbst zu verbergen.

Calvin lehrt uns Dinge, von denen wir vielleicht nicht wussten, dass wir sie in Bezug auf das Thema Transgender-Verhalten bedenken müssen. Kleidung ist ein äußerst schwieriges Thema für Menschen mit Geschlechtsdysphorie (oder gleichgeschlechtlicher Anziehung). Eine umfassende biblische und theologische Sichtweise auf Kleidung ist deswegen sehr hilfreich. Dadurch wird auch den Kindern Gottes, die mit Geschlechtsdysphorie zu kämpfen haben, deutlich, dass sie mit den Herausforderungen in Bezug auf ihre Kleidung nicht allein sind. Wir alle müssen in einer Zeit, in der nur die Ehrlichkeit subjektiver Ausdrucksformen geschätzt wird, über die geistliche Ehrlichkeit unserer Kleidung aus biblischer Sicht nachdenken.

Keine Kompromisse

Calvins Verständnis

Calvin sah sich mit dem Einwand seiner eigenen Gemeinde konfrontiert, dass das Tragen von Kleidungsstücken des anderen Geschlechts einfach keine große Rolle spielen sollte: „Es sollte wirklich keine große Bedeutung haben, ob ein Mann sich auf die eine oder andere Weise kleidet.“[64] Calvins Antwort lautete: „Gott wird die Dinge in Ordnung bringen.“ Calvin berief sich in seiner Lehre oft auf Gottes Ordnungsliebe.[65] Er sah Gottes Ordnung in der Schöpfung, in der Art und Weise, wie Gott seine Kirche auf Erden geordnet hat, und auch in der moralischen Ordnung. So forderte Calvin in seiner Predigt zu 5. Mose 22,5 die Kirche auf, „jede Laxheit zu vermeiden“,[66] auch wenn es anderen so erschien, als würden kleine Kompromisse weder einem selbst noch anderen großen Schaden zufügen. Calvin duldete keine Kompromisse bei dem Verbot in 5. Mose 22,5.

Darüber hinaus duldete Calvin keine Kompromisse in Bezug auf Kleidung, die das Geschlecht betrifft, da er darin eine gefährliche Entwicklung sah. In seiner Harmonie des Gesetzes warnte Calvin: „Anstand und Bescheidenheit sind nicht nur aus Gründen der Schicklichkeit vorgeschrieben, sondern auch, damit eine bestimmte Art von Freiheit nicht letztendlich zu etwas Schlimmerem führt.“[67] In der Predigt argumentierte er genauso:

„Wenn Männer sich in Frauenkleider hüllen und Frauen sich in Männerkleider hüllen, wie ihr wisst: Was kommt dabei heraus? […] Wir sind sicher, dass das Leid, das daraus entsteht, eine Tür für alle Arten von Unzucht öffnet. Mit einem Wort: Solche Verkleidungen sind nichts anderes als Verlockungen zur Unzucht, wie die Erfahrung zeigt.“[68]

Eine ehrliche Sicht auf unsere sündige Natur

Calvin hat ein ehrliches Verständnis der menschlichen Natur. Wenn wir uns nur ein wenig gehen lassen, nutzt unsere Natur das sofort aus. Die Sünde gibt sich nie mit wenig zufrieden, sondern drängt nach mehr, sobald sie einmal Fuß gefasst hat. Und wenn wir durch das Nachgeben bei kleinen Dingen schwach geworden sind, neigen wir dazu, auch bei größeren Dingen nachzugeben.

Calvin duldete keine kleinen Kompromisse hinsichtlich des Verbots in 5. Mose 22,5, auch weil er von den Christen erwartete, dass sie Gott so sehr lieben und verehren, dass sie seine Gebote ohne Wenn und Aber befolgen. In seinem Kommentar zum letzten Teil des Verses, der den Grund für das Verbot enthält, kommt Calvins einfache, aber entschlossene Frömmigkeit zum Ausdruck: „Auch wenn daraus kein Übel entstand, missfällt doch die Sache selbst Gott. Wir hören, was an dieser Stelle darüber gesagt wird: Wer dies tut, ist ein Gräuel. Sollte uns diese Aussage nicht die Haare zu Berge stehen lassen, statt dass wir Gottes Zorn vorsätzlich auf uns ziehen?“[69]

Hilfe für heute

Mark Yarhouse empfiehlt der Kirche, Christen, die unter Geschlechtsdysphorie leiden, zu erlauben, ihr Unbehagen durch bestimmte begrenzte Transgender-Ausdrucksformen sowohl in der Kleidung als auch im Verhalten zu lindern: „Einige leben möglicherweise ein Geschlecht, das ihrem biologischen Geschlecht entspricht, je nach ihrem Unbehagen. Andere profitieren möglicherweise von einem Freiraum, um Wege zu finden, sich mit Aspekten des anderen Geschlechts zu identifizieren, um so ihr extremes Unbehagen zu bewältigen.“[70] Auch wenn man Verständnis für die belastende Erfahrung einer Geschlechtsdysphorie hat, sollte Calvins Verständnis von Gottes Ordnung, von der schlüpfrigen Neigung zur Sünde und von der Liebe der Christen zu Gott die Kirche davon abhalten, diesen Rat zu geben oder zu beherzigen. Auch wenn ein Kompromiss mit den belastenden Gefühlen kurzfristig Trost spendet, wird er langfristig nur zu noch größerem Unbehagen führen. Ist Yarhouses Ansatz nicht vergleichbar mit dem Rat an einen christlichen Pornografiesüchtigen, sich im Fall unangenehmer Versuchung anzügliche Bilder anzusehen, um die Versuchung etwas zu mildern?

Für ein Kind Gottes, das mit Geschlechtsdysphorie oder einer anderen sündigen Begierde kämpft, die gegen seinen Willen in ihm aufkommt, bietet Calvin eine bessere Hilfe. Es ist in der Tat wahr, dass einem Christen die Haare zu Berge stehen sollten, wenn er hört, dass Gott solche Dinge als Gräuel bezeichnet. Reicht es uns am Ende des Tages nicht aus, zu erkennen, dass es dem Gott missfällt, der sein Volk liebt und der es in Christus von genau den Dingen freispricht, die es bereits getan hat und noch tun wird und die seine gute Ordnung zerstören?

Fazit

Calvin konnte und wollte die Lage der Welt im 21. Jahrhundert nicht vorhersagen. Wahrscheinlich hätte er sich niemals eine Welt vorstellen können, in der Gottes Wort und die Schöpfungsordnung abgelehnt wird und diese Ablehnung sogar noch gefeiert wird. Und doch „gibt es nichts Neues unter der Sonne“ (Pred 1,9). Gleichgeschlechtliches Verlangen, homosexuelles Verhalten und sogar Geschlechtsdysphorie und Transgender-Verhalten waren Teil von Calvins Welt. Tatsächlich waren sie Teil der Welt, als Gott die Heilige Schrift inspirierte.

Calvins Predigt über 5. Mose 22,5 bietet Gottes Volk eine Fülle von Hilfestellungen, wenn es sich mit den Herausforderungen der heutigen Zeit auseinandersetzt. Durch sein Verständnis des Gesetzes Gottes, seinen Appell an die Natur, seinen Hinweis auf das siebte und neunte Gebot, sein Verständnis der Natur der Kleidung und seine Unwilligkeit, Kompromisse mit der Sünde einzugehen, kann Calvin der Kirche eine große Hilfe sein, wenn sie sich der Herausforderung von Transgender-Verhalten und -Aktivismus sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Mauern stellt.

Cory Griess ist Professor für Praktische Theologie und Neues Testament am Protestant Reformed Theological Seminary in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan. Er ist verheiratet mit Lael und Vater von sieben Kindern.


[1] Erst seit 1974 hat sich der Begriff „Transgender“ durchgesetzt (Online Etymology Dictionary, „Transgender“, abgerufen am 15. Dezember 2022, https://www.etymonline.com/search?q=tragender).

Das moderne Konzept des Geschlechts, das für das Verständnis des Begriffs „Transgender“ von zentraler Bedeutung ist, ist erst seit einem Jahrzehnt belegt. Während des größten Teils der Menschheitsgeschichte war der Begriff „Geschlecht“ (im Englischen „Gender“) ein Synonym für das biologische Geschlecht einer Person. Erst seit 1963 bezieht sich der Begriff auf offensichtliche soziale Merkmale, die mit dem biologischen Geschlecht einer Person übereinstimmen können oder auch nicht (Online Etymology Dictionary, „Gender“, abgerufen am 15. Dezember 2022, https://www.etymonline.com/search?q=gender). Im englischen Original-Artikel wurde der Begriff „Sex“ verwendet, um auf die biologische Beschaffenheit einer Person hinzuweisen. Der Begriff „Gender“ wurde dagegen verwendet, um auf die sozialen Ausdrucksformen der Selbstidentität einer Person hinzuweisen. Ich bin der Überzeugung, dass die von Gott bestimmte Ordnung vorsieht, dass das soziale Geschlecht („Gender“) immer der richtige (biblische) Ausdruck des biologischen Geschlechts („Sex“) einer Person sein soll.

[2] Lehre von den Hormonen und den Hormondrüsen.

[3] Nili Fox vermutet, dass hinter Transgender-Ausdrucksformen ohne chirurgischen Eingriff dieselbe Motivation steckt wie hinter rekonstruktiver Chirurgie, und vermutet, dass „die Kleidung des Transvestiten als Stellvertreter für die Verkörperung fungiert. Der Körper wird durch Kleidung, Kosmetik oder Masken und andere Utensilien verwandelt, auch wenn die Umwandlung nur eine Metapher ist.“ Nili Fox, „Gender Transformation and Transgression: Contextualizing the Prohibition of Cross-Dressing in Deuteronomy 22:5“, Mishneh Todah, hrsg. von Nili Sacher Fox, David A. Glatt-Gilad und Michael J. Williams (Penn State University Press, 2009): 51.

[4] John Calvin, Commentaries on the Four Last Books of Moses: Arranged in the Form of a Harmony, (Calvin Translation Society, 1852 reprint Baker Book House, 1984).

[5] Die Frage betrifft nun den Gegenstand des Verbots in diesem Text. Ist es dasselbe wie das, was heute in der Transgender-Debatte thematisiert wird? Die Frage, ob dieses Gesetz aus dem Alten Testament auch heute noch gültig ist, wird später in diesem Artikel behandelt.

[6] Janusz Lemański, “(Post-)Deuteronomistic Prohibition of Transvestitism (Deut. 22:5)? The Question of Its Actual Meaning and Motivations,” Collectanea Theologica 90, no. 5 (March 29, 2021): S. 127.

[7] P. J. Harland, “Menswear and Womenswear: A Study of Deuteronomy 22:5.” The Expository Times, 110, no 3. (1988): S. 75–76.

[8] Eliel Cruz, “Where in the Bible does it say you can’t be transgender? Nowhere,” („Wo in der Bibel steht, dass man nicht Transgender sein darf? Nirgendwo.“) Washington Post, 26.8.2016. https://www.washingtonpost.com/news/acts-of-faith/wp/2016/08/26/where-in-the-bible-does-it-say-you-cant-be-transgender-nowhere/.

[9] Ebd.

[10] Wissenschaftliche Untersuchungen der Kultur des antiken Vorderen Orients, die versuchen, den historischen Anlass für das Verbot zu liefern, kommen zu folgenden Ergebnissen: verschiedene heidnische Praktiken, die zur Verehrung von Göttern und aus anderen Gründen angewendet wurden; eine alte Verbindung zwischen Crossdressing und Homosexualität; Frauen, die sich als Männer verkleiden, um zum Militär zu gehen und die Verbindung zwischen bestimmten Objekten des Geschlechtskleidungsstils und magischen Kräften. Fox kommt jedoch zu Recht zu dem Schluss: „Letztendlich erwähnt die Vorschrift im 5. Buch Mose, die allen Israeliten verbietet, sich wie das andere Geschlecht zu kleiden, jedoch weder magische Riten, Kultpraktiken noch militärische Kontexte. Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die zugrunde liegende Ideologie sich entweder mit anderen Themen oder mit allen Umständen befasst, die zu Crossdressing führen könnten, sei es im rituellen oder im alltäglichen Leben, wie beispielsweise die Neigung eines Individuums, sich wie ein Mitglied des anderen Geschlechts zu kleiden. Angesichts der Tatsache, dass die Bibel den Schwerpunkt auf sexuelle Dimorphie und Geschlechtdimorphie legt und eine Abneigung gegen die Vermischung von Dingen hat, die in der natürlichen und sozialen Ordnung als unterschiedlich angesehen werden, verdient diese Theorie mehr Beachtung.“ Fox, Gender Transformation and Transgression, S. 68. Hervorhebung von mir.

[11] Wahrscheinlich von „liever“, was „lieber“ bedeutet. Im französischen Original steht „aimeraient mieux“, was „würden lieber“ bedeutet. Jean Calvin. Sermons de M. Jean Calvin sur le V. livre de Moyse nommé Deutéronome. A Genève : de l’imprimerie de Thomas Courteau, 1567. Bibliothèque de Genève, A 5140, S. 736.

[12] Beide Zitate stammen aus Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 773.

[13] John Calvin, John Calvin’s Sermons on 1 Timothy, ed. Ray Van Neste and Brian Denker, (CreateSpace Independent Publishing Platform, 2016), S. 251.

[14] Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 773.

[15] Man könnte hoffen, dass mit fortschreitender Erforschung der Protokolle des Genfer Konsistoriums zur Zeit Calvins mehr Licht auf die Art und Weise fällt, wie das Konsistorium Fälle von Transvestitismus behandelte. Die in Kürze erscheinenden Bücher der Reihe “Sex, Marriage, and Family Life in John Calvin’s Geneva” von Robert Kingdon (inzwischen verstorben) und John Witte könnten diese Ergebnisse liefern.

[16] Michael Plant, “Calvin’s preaching on Deuteronomy,” Evangel 12, no. 2 (1994): S. 40.

[17] Eric Kayayan, “From Israel to Geneva: Calvin’s Sermons on Deuteronomy as Second Instruction on God’s Government in the Wake of the Elections of 3 February 1555,” Calvinus frater in Domino: Papers of the Twelfth International Congress on Calvin Research, Hrsg. Von Arnold Huijgen and Karin Maag, (Vandenhoeck & Ruprecht, 2020): S. 257–269.

[18] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 4.

[19] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 163.

[20] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 200.

[21] John Calvin, Calvin: Institutes of the Christian Religion–1559 edition, ed. John T. McNeill (Westminster John Knox Press, 1960), 1502–1503 (4.20.14.).

[22] John Calvin, Commentaries on the Four Last Books of Moses: Arranged in the Form of a Harmony, 3 (Calvin Translation Society, 1852 reprint Baker Book House, 1984), S. 108–110.

[23] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 774.

[24] Ebd., S. 773.

[25] Calvin, Institutes–1559 edition, 1504 (4.20.16.).

[26] The Reformation Project, “The Prohibitions in Leviticus Do Not Apply to Christians,” („Die Verbote im Buch Levitikus gelten nicht für Christen“), abgerufen am: 19.12.2022, https://reformationproject.org/case/levitical-prohibitions/

[27] Ebd.

[28] Die Unterscheidung zwischen judiziellen, zeremoniellen und moralischen Gesetzen zieht sich durch die gesamte Kirchengeschichte. Augustinus von Hippo berief sich darauf. Thomas von Aquin tat dasselbe. Philipp Melanchthon, Johannes Calvin und die Tradition der Reformation führten sie fort, wie aus Artikel 25 des Niederländischen Glaubensbekenntnisses und Kapitel 19 des Westminster-Bekenntnisses hervorgeht. Zu der Frage, ob diese Unterscheidung bewusst im Alten Testament verankert ist, und zu den Auswirkungen dieser Tatsache auf die Anwendbarkeit des alttestamentlichen Gesetzes auf die neutestamentliche Kirche siehe: Bruce P. Baugus, The Roots of Reformed Moral Theology: A Study of the Historical Background of an Ecclesial Tradition of Moral Instruction (Reformation Heritage Books, 2022), S. 63–68.

[29] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 773.

[30] Ebd.

[31] Ebd., S. 699.

[32] Cheryl Anderson, Ancient Laws and Contemporary Controversies: The Need for Inclusive Biblical Interpretation (Oxford University Press, 2009), S. 97.

[33] Wayne Litke argumentiert ebenso: Er argumentiert, dass dies impliziere, dass Paulus in Galater 3,28c Genesis 1,27 negiere und sogar über die Schöpfung hinausgehe, wodurch er nicht nur „die Spaltungen der Menschheit nach der Schöpfung, sondern sogar diejenigen, die ‚Schöpfungsordnungen‘ sind“ (1995:S. 176) negiere. Zitiert in D. Francois Tolmie, „Tendencies in the Interpretation of Galatians 3:28 since 1990“, in Acta Theologica 2014 Suppl 19: S. 105–129.

[34] Siehe Fox, Gender Transformation and Transgression, S. 53–62.

[35] Calvin nannte zwei Gründe für die Kürze seiner Kommentare in seiner Harmonie des Gesetzes. Erstens wollte er, dass sie für diejenigen hilfreich ist, die „noch nicht gut ausgebildet“ sind. Zweitens befürchtete er, dass sein schlechter Gesundheitszustand ihn daran hindern würde, ein ehrgeizigeres Werk zu vollenden. E.A. De Boer, „Origin and Originality of John Calvin’s ‚Harmony of the Law’, the Expository Project on Exodus-Deuteronomy (1559–1563)”, Acta Theologica 28, Nr. 2 (2. März 2010): S. 46–47.

[36] Calvin, Commentaries on the Four Last Books of Moses: Arranged in the Form of a Harmony, 3, S. 108–110.

[37] Calvin, Commentaries on the Four Last Books of Moses: Arranged in the Form of a Harmony, 3, S. 110.

[38] Calvin, Commentaries on the Four Last Books of Moses: Arranged in the Form of a Harmony, 3, S. 110. Lüsternheit steht letztendlich im Blickpunkt, wie auch in seiner Auslegung der anderen Gesetze in diesem „Political Supplement:“ S. 108–110.

[39] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 774.

[40] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 774.

[41] American Psychiatric Association, Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th Edition: DSM-5, 5. Auflage (Washington, D.C: American Psychiatric Publishing, 2013), S. 703.

[42] Niklas Langstrom und Kenneth Zucker, “Transvestic Fetishism in the General Population,” in Journal of Sex & Marital Therapy, 31 no. 2, (2005): S. 87–95.

[43] DSM-5, S. 703.

[44] Zumindest wenn man mit dieser Frage in einem Alter konfrontiert wird, in dem man bereits sexuell interessiert ist.

[45] Dennoch sind diese beiden bei einer Person nicht so leicht zu unterscheiden. Die völlige Verwirrung ist hier zu sehen: https://www.teenvogue.com/story/how-to-navigate-gender-dysphoria-during-sex.

[46] “Freedom from Gender Confusion: A Pastor’s Testimony,” The Abide Project. Abgerufen am 22.2.2024. https://www.abideproject.org/p/freedom-from-gender-confusion?utm_source=substack&utm_medium=email.

[47] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 773.

[48] Fox, Gender Transformation and Transgression, S. 50.

[49] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 773.

[50] Ebd.

[51] Theresa M. Wizemann und Mary-Lou Pardue, “Every Cell Has a Sex,” Exploring the Biological Contributions to Human Health: Does Sex Matter? 2001. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK222291/ Das Vorhandensein oder Fehlen des SRY-Gens scheint der entscheidende Faktor zu sein.

[52] Es kann sehr seltene Fälle geben, in denen man nicht herausfinden kann, welches Geschlecht eine Person wirklich hat. Man muss sich für das eine oder das andere entscheiden, und es besteht die Möglichkeit, dass man sich falsch entscheidet. Doch selbst in diesen seltensten aller Fälle gibt es immer noch das eine oder das andere Geschlecht, es gibt kein drittes Geschlecht. Vielmehr gibt es Entwicklungen, die schiefgelaufen sind, da sich der Sündenfall auch auf das Geschlecht ausgewirkt hat. Erstaunlich ist, dass Gott trotz der Auswirkungen des Sündenfalls auf das biologische Geschlecht seine Schöpfung so aufrechterhalten hat, dass in 99,98 Prozent der Fälle das Geschlecht einer Person eindeutig ist. Die seltensten Ausnahmen widerlegen nicht die Regel, sondern bestätigen vielmehr die Regel, dass es zwei Geschlechter gibt, wobei es in seltenen Fällen zu Fehlentwicklungen bei der Entwicklung dieser beiden Geschlechter kommt.

[53] In New York City kann man beispielsweise mit einer Geldstrafe von bis zu 250.000 US-Dollar belegt werden, wenn man absichtlich nicht die bevorzugten Pronomen einer Person verwendet: Eugene Volokh, “You Can be Fined for not Calling People ‘ze’ or ‘hir,’ if that’s the Pronoun they Demand that you Use” („Sie können mit einer Geldstrafe belegt werden, wenn Sie Personen nicht mit „ze” oder „hir” ansprechen, wenn dies die Pronomen sind, deren Verwendung sie von Ihnen verlangen“), Washington Post, 17. Mai 2016.

[54] Mark Yarhouse, “Understanding the Transgender Phenomenon,” Christianity Today, 8. Juni 2015. Accessed 12/22/22. https://www.christianitytoday.com/ct/2015/july-august/understanding-transgender-gender-dysphoria.html.

[55] Preston Sprinkle, Embodied: Transgender Identities, the Church, and What the Bible Has to Say (Colorado Springs, CO: David C Cook, 2021), S. 208-209.

[56] Andrew T. Walker, God and the Transgender Debate, United Kingdom: Good Book Company, (2017), S. 157.

[57] Ebd.

[58] Hebr 12,14 (Hervorhebung von mir).

[59] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 774. (Frz.: usage and honnesteté) Die französische Fassung findet sich in Calvin, Sermons…Deutéronome, S. 736.

[60] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 774.

[61] Ebd. Ein Zwischenspiel ist ein dramatisches Theaterstück.

[62] Ebd.

[63] Ebd.

[64] Ebd., S. 773.

[65] Siehe Benjamin Charles Milner, Calvin’s Doctrine of the Church, Studies in the History of Christian Thought, v. 5 (Leiden: Brill, 1970). S. 10–83.

[66] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 773.

[67] Calvin, Commentaries on the Four Last Books of Moses: Arranged in the Form of a Harmony, 3, S. 110.

[68] John Calvin, Sermons on Deuteronomy, S. 773.

[69] Ebd.

[70] Yarhouse, “Understanding the Transgender Phenomenon.”