Die Predigt am Sonntagmorgen ist für unser geistliches Leben die vielleicht wichtigste Stunde in der Woche. Sollten wir als Zuhörer das etwa auf die leichte Schulter nehmen? Sollten wir unvorbereitet oder gar übermüdet (von was auch immer man am Samstagabend gemacht hat) oder in Hektik zu spät zum Gottesdienst kommen? Für den geistlichen Gewinn, den wir aus einer Predigt ziehen, ist nämlich nicht nur der Prediger zuständig, sondern mindestens genauso der Hörer. Die Bibel legt sogar noch mehr Gewicht auf das rechte Hören als auf das rechte Predigen.
Und wir Zuhörer können noch viel mehr zum Profitieren aus Predigten beitragen, als ausgeschlafen und pünktlich zu sein, wie Jay Adams in diesem Buch ausführlich darlegt und auf den Punkt bringt. Vor allem ist es eine Sache unserer Einstellung. Bin ich aufgeschlossen dafür, Gottes Wort zu hören? Mit welchen Erwartungen und welcher Denkweise höre ich eine Predigt? Wie kann ich mich in meinem Denken verändern, um Gott wirklich zu mir reden zu lassen, welches menschlichen Werkzeugs auch immer er sich dazu bedient?
Jay Adams, der wie in seinen vielen anderen hilfreichen Büchern stets seelsorgerlich, bibelzentriert und in leicht lesbarem Stil schreibt, beantwortet in diesem kurzen und extrem wichtigen Buch unter anderem Fragen wie: Wie gehe ich mit Ablenkungen um? Wie erkenne ich Gottes Botschaft aus dem Bibelabschnitt und der Predigt? Wie kommen wir vom Verstehen zum Anwenden, um Gott und unserem Nächsten besser zu dienen? (Denn das eigene Wohlfühlen ist schließlich nicht der Zweck der Predigt, auch wenn das heute eine verbreitete Auffassung ist.) Wie können wir den Prediger ermutigen? Und nicht zuletzt: Wie gehen wir mit schlechten Predigten um und machen noch das Beste daraus? Ein Kapitel über Predigtanalyse hilft, beim Zuhören stets den Durchblick zu behalten und vervollständigt das Buch. Dieses Buch füllt eine bedeutende Lücke.
In seinem Resümee schreibt Adams: „Gott ruft uns auf, dass wir uns ihm und seinem Wort als aktive, empfängliche, eifrige und betende Zuhörer nahen. Kraft- und lustlose Gottesdienstbesucher, die geistlich und körperlich träge sind, dürfen keinen Segen von ihm erwarten. Bloße körperliche Gegenwart in der Gemeinde bedeutet an sich nichts und kann vielmehr als Affront oder sogar Aufstand gegen Gott betrachtet werden. Stattdessen müssen wir lernen, erwartungsvoll, motiviert und aktiv empfangsbereit unter der Predigt zu sitzen und, durch die Kraft des Heiligen Geistes gestärkt, uns auf das Wort Gottes zu konzentrieren. In allzu vielen Gemeinden steht heute nicht mehr das Kreuz, sondern die gepolsterte Kirchenbank im Zentrum des Interesses.“
Wer Adams‘ Ratschläge und Anweisungen beherzigt, wird künftig besser von Predigten profitieren und somit selbst ausgerüstet werden zum Werk des Dienstes, für die Erbauung der Gemeinde (Eph. 4,12).
Jay Adams: Aufgepasst und mitgedacht. Wie man von Predigten am besten profitiert. Betanien Verlag 2016 [ISBN 978-3-94571-14-4 ], Paperback, 154 Seiten, Preis: € 9,90.
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