„Gender-Mainstreaming – Befreiung oder Gesinnungsterror?“, so lautet das aufgegebene Thema. Wir könnten das kurz machen. Das mit dem Gesinnungsterror stimmt, und das wäre dann eher das Gegenteil von Befreiung, wie C.S. Lewis in seinem nahezu prophetischen Buch Die Abschaffung des Menschen schon in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts schrieb: „Denn die Macht des Menschen, aus sich zu machen, was ihm beliebt, bedeutet, wie wir sahen, die Macht einiger Weniger, aus anderen zu machen, was ihnen beliebt.“
Im Folgenden darf ich meine Ansicht begründen. Ich will das in drei Punkten tun.
Ich gliedere meinen Vortrag in 1. ein paar Vorüberlegungen, 2. einen Hauptteil zu Gender-Mainstreaming direkt und 3. eine Ausleitung über politische Versuche der Durchsetzung des Programms.
Da Gender-Mainstreaming ein Modewort für eine hidden agenda, also eine verborgene Tagesordnung ist, möchte ich, bevor ich zum Genderbegriff und seinen umliegenden Ortschaften komme, eine etwas ausführlichere Einleitung geben. Ich möchte Sie sensibilisieren für bestimmte Schlüsselaussagen bzw. -begriffe und letztlich auch für das, was die Genderbewegung Ihnen gerne verschweigen möchte. Daher:
1. Vorüberlegungen
Die derzeitigen großen Linien der Debatte sind ein massiver Angriff auf unsere Freiheit, das christliche Menschenbild und letztlich die Familie, in der sich diese Fragen niederschlagen und damit zum gesamtgesellschaftlichen Erscheinungsbild werden.
Gender-Mainstreaming ist ein Programm, mit dem nicht nur traditionelle Rollen in Familie und Gesellschaft zerstört werden sollen, sondern faktisch die Familie selbst.
Aber: Was ist Familie? „Eine Familie (lateinisch: familia -„Hausgemeinschaft“) ist soziologisch eine durch Heirat und/oder Abstammung begründete Lebensgemeinschaft, im westlichen Kulturkreis meist aus Eltern und Kindern bestehend, gelegentlich durch im gleichen Haushalt wohnende Verwandte erweitert. Die Familie ist demnach eine engere Verwandtschaftsgruppe.“
Ginge es nach der EKD hätte diese gängige Definition längst ausgedient.
Nun ist eines klar: Das Wertesystem, in dem Kinder erzogen werden, wird eine Gesellschaft nachhaltig prägen. Deshalb war es immer ein Ziel autokratischer Herrschaftssysteme (Sparta, Drittes Reich, DDR) und solcher, die es werden möchten, möglichst viel Macht über die Kinder zu bekommen und Kindererziehung möglichst zu kollektivieren oder zumindest möglichst stark in den öffentlichen Raum zu verlagern, während in der Regel christlich begründete oder freiheitliche Systeme stets den gott- oder naturgegebenen Primat der Eltern für ihre Kinder betonten.
Fakt ist, dass sich hier ein Kriegsschauplatz entwickelt, und viele merken es gar nicht, weil es so schleichend geht.
Der römisch-katholische Papst Benedikt XVI., sagte in der Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 2008: „Alles, was dazu beiträgt, die auf die Ehe eines Mannes und einer Frau gegründete Familie zu schwächen, was direkt oder indirekt die Bereitschaft der Familie zur verantwortungsbewussten Annahme eines neuen Lebens lähmt, was ihr Recht, die erste Verantwortliche für die Erziehung der Kinder zu sein, hintertreibt, stellt ein objektives Hindernis auf dem Weg des Friedens dar.“
Dass diese Behauptung des mittlerweile emeritierten römischen Kirchenoberhauptes keineswegs abwegig ist, zeigt folgendes Zitat aus der Endfassung des Beschlusses über den Leitantrag zum Thema Gesellschaft und Familie, den die GRÜNE JUGEND auf ihrem 29. Bundeskongress in Würzburg am 19.11.2007 verabschiedete und den sich die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckard im zurückliegenden Bundestagswahlkampf (2013) wenigstens in Teilen zu eigen machte.
Bitte hören Sie genau hin. Der Textabschnitt ist ein Paradebeispiel der vom 68er Vordenker Herbert Marcuse geforderten „linguistischen Therapie“. Marcuse forderte die Begriffe aus ihrer eindimensionalen Engführung zu befreien (sprich: Definitionen zu vernebeln) und im marxistisch, revolutionären Sinne mehrdeutig zu machen, sowie positiv besetzte Begriffe zu chiffrieren. Schlüsselwörter sind hier zum Beispiel: Antifaschismus, Freiheit, Toleranz, Modernisierung, Erneuerung usw. So wurde etwa die Berliner Mauer in der Diktion des DDR-Regimes zum „Antifaschistischen Schutzwall“.
Nun zum Text der Grünen Jugend:
„Der Grundpfeiler einer freien und toleranten Gesellschaft ist eine freie und tolerante Familie. Familie ist die kleinste Einheit in einer Vielzahl an Individuen und Gemeinschaftsformen. Der Begriff „Familie“ wird bei uns in erneuerter Definition verwendet: Wir verstehen darunter sowohl das klassische Vater-Mutter-Kind-Bild als auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit oder ohne Kind, polygame Lebensgemeinschaften, Patchworkfamilien, Alleinerziehende, aber auch Wohngemeinschaften, wie Studierenden-, Mehrgenerationen- und Senioren-Gemeinschaften oder ganz einfach der engste Freundeskreis. Im Mittelpunkt der Definition steht die Solidarität untereinander, das Füreinanderdasein. Dies wollen wir rechtlich mit einem Familienvertrag absichern und damit die Ehe ersetzen.„
Wir sehen, dass selbst auf diese Weise an sich klare Begriffe wie „Familie“ und „Ehe“ unscharf gemacht werden, um die Tore für eine antichristliche Ideologie wie die Genderideologie zu öffnen, die den gottgegebenen Strukturen dann den Rest geben soll. Wobei die Genderideologie ein weiteres Einfallstor der Zerstörung der traditionellen Familie ist. Alles was hier im Gewand der positiv klingenden Begriffe „Gleichheit“‚, „Antidiskriminierung“, „Freiheit“, „Toleranz“ daherkommt, sind in Wirklichkeit schleichende Gifte um gerade diese Dinge abzuschaffen.
Denn beispielsweise ‚gleich‘ sind wir gar nicht. Ein einfaches Exempel: Der Mensch. Abgesehen vom Gattungsbegriff, ist er ein Kunstbegriff, um Gleichheit zu suggerieren. Es gibt aber nicht den Menschen. Es gibt lediglich Individuen. Es gibt nur konkret Männer und Frauen, Arme und Reiche, Dicke und Dünne, Dich und mich usw. Das Konzept der Gleichheit ist nur sinnvoll, wenn wir in unserem Rechtsstand vor dem Gesetz gleich sind. Das aber bedeutet, dass Ungleiches auch ungleich behandelt werden muss.
Die Antidiskriminierungsexperten verwischen diesen Gleichheitsbegriff. Antidiskriminierung führt damit schleichend zur Auflösung der Meinungsfreiheit. Denn Diskriminierung heißt Unterscheidung (aus dem Lateinischen: discriminare = trennen, unterscheiden). Wenn aber alles gleich und damit gleichwertig sein soll, darf man nicht mehr sagen, ich will aber keinen homosexuellen Jugendleiter für meinen Sohn. Folge: Wenn man Bischof von Hereford ist und einen bekennend homosexuellen Bewerber auf eine Jugendleiterstelle seines Bistums ablehnt, wird man eben zu 47.000 Pfund Strafe und 14-tägiger „Schulung“ bei einer Homosexuellenorganisation verurteilt. So geschehen im Jahr 2007 in England. Des Weiteren wird sich ein Spitzelwesen etablieren. Solange in Deutschland die Strafen und so genannte Schadenersatzsummen gering sind, geht das noch. Aber wenn sie steigen und ein Verbandsklagerecht dazu kommt, kann jeder darüber juristisch und finanziell mundtot gemacht werden.
2. Gender-Mainstreaming
2.1. Herkunft und „wissenschaftliche“ Fundierung
Gender-Mainstreaming – diesen Begriff hat man schon gehört. Was er bedeutet, verschwindet allerdings häufig im Dampf soziologischer Terminologien und politisch korrekten Geplauders. Was genau ist Gender-Mainstreaming? Die Frage ist schon Skizze des Problems! Der Begriff ist extrem unscharf und lässt eine präzise Definition kaum zu. Die Herkunft des Begriffes und der Ideologie ist allerdings genau zu lokalisieren – entlarvend genau. Grundlage aller Gender-Ideologien dürfte der Satz von Sartres Gefährtin Simone de Beauvoir sein, man werde nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht. Im Hintergrund steht die Philosophie des Konstruktivismus, die behauptet, wir würden uns unsere Wirklichkeit nur erschaffen. Deshalb sei alles veränderbar.
Der englische Ausdruck gender besitzt im Deutschen kein direktes Äquivalent.
Nach einer Definition des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend werden damit die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechterrollen von Frauen und Männern bezeichnet, die nun eine Angleichung erfahren sollen. „Diese [Geschlechterrollen] sind – anders als das biologische Geschlecht – erlernt und damit auch veränderbar.“
So wird uns vorgemacht: sex sei das biologische Geschlecht, gender das soziale Geschlecht. Diese Trennung ist weder konsequent durchführbar, noch sachgemäß.
Mainstreaming (englisch) hingegen meint so viel wie: Hauptstrom, zum Hauptstrom werden, alles durchdringen. Alles soll also vom Gender-Begriff durchdrungen werden, alles unter dem Gender-Blickwinkel gesehen werden.
Nun muss es durchaus nicht falsch sein, zu überlegen, ob und wie durch die Zuweisung von Geschlechterrollen Benachteiligungen entstehen. Im Gegenteil. Ich werde Ihnen dafür noch Beispiele nennen.
Historisch und faktisch ist Gender-Mainstreaming allerdings ein wesentlich weitergreifendes Konzept, als es uns die recht enge Definition des Bundesministeriums glauben machen möchte. Wenn das Bundesministerium davon spricht, dass Geschlechterrollen erlernt und damit veränderbar sind, sind wir beim pathognomonischen Punkt, also an dem Punkt angelangt, an dem der Arzt im Diagnoseverfahren eine Krankheit sicher erkennt. Es geht also um Veränderung. Das klingt zunächst harmlos. Das ist es in manchen Fällen auch, in anderen aber keineswegs. Der Journalist Volker Zastrow nannte das Konzept des Gender-Mainstreaming in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) eine „politische Geschlechtsumwandlung“.
Der Begriff des Gender-Mainstreaming selbst geht zurück auf den Psychologen John Money. Er war einer der Pioniere der Gender-Theorie. Money war einer der Ersten, die ‚wissenschaftlich‘ zu beweisen versuchten, dass ‚Geschlecht‘ als solches nur erlernt sei.
Um seine Thesen ‚wissenschaftlich‘ zu beweisen, unterzog Money 1967 den knapp zwei Jahre alten Jungen Bruce Reimer einer operativen und hormonellen Geschlechtsumwandlung. Bruce Reimers Penis war zuvor bei einer missglückten Beschneidung versehentlich verstümmelt worden. Das Experiment Moneys lief jedoch aus dem Ruder. Schon als kleines Kind riss sich Brenda, wie Bruce nun genannt wurde, die Kleider vom Leib, um Mädchenspielzeug machte der zur ‚sie‘ umgewandelte ‚er‘ einen weiten Bogen. Als Brenda mit 14 erfuhr, dass ‚sie‘ als Junge auf die Welt gekommen war, ließ ‚sie‘ die Geschlechtsumwandlung rückgängig machen. Im Frühjahr 2004 erschoss sich Bruce Reimer. Sein Zwillingsbruder war zwei Jahre zuvor gestorben. Es gibt Vermutungen, wonach auch er Selbstmord begangen haben soll, weil er die Leiden seines Bruders nicht mehr ertrug.
Trotz des Fehlschlags diente der in der Literatur so genannte „John/Joan-Fall“ einem Teil der Frauenbewegung als „wissenschaftlicher“ Beleg für die Thesen des Gleichheitsfeminismus. So schrieb die inzwischen – durch Kanzlerin Merkel auch in bürgerlichen Kreisen – salonfähige Alice Schwarzer damals, im Jahr 1975, dass „die Gebärfähigkeit auch der einzige Unterschied ist, der zwischen Mann und Frau bleibt. Alles andere ist künstlich aufgesetzt, ist eine Frage der geformten seelischen Identität.“ Und auch John Money vertrat, obwohl um das Scheitern seines Menschenexperiments wissend, nach außen hin mit zum Teil fragwürdigen Methoden weiter den Erfolg seines Experiments und die Behauptung, bis zum dritten Lebensjahr könne das Geschlecht eines Menschen beliebig geändert werden. Erst nachdem David Reimer (wie sich Bruce / Brenda nun nannte) an die Öffentlichkeit ging, stellte Money seine widersinnigen Behauptungen ein. Seine Thesen jedoch irrlichtern schier unzerstörbar als „wissenschaftlich bewiesen“, quasi als Gespenst des sprichwörtlichen ‚irren Professors‘, umher.
Money war, nebenbei bemerkt, einer derjenigen, die, mit dem Nimbus des ‚weißen Kittels‘ versehen, Pädophilie als ganz normale Form der Sexualität darstellen wollten. In einem Interview, das er 1991 dem pro-pädophilen Journal Paidika gab, vertrat er die Auffassung, Pädophilie könne etwas völlig ‚Normales‘ sein. Diese Behauptung Moneys klingt schon fast ‚harmlos‘, wenn man liest, was der renommierte FAZ-Redakteur Volker Zastrow über Money herausfand: „In einer Zeit, in der die Behandlung solcher Angelegenheiten im Nachmittagsfernsehen noch nicht zum Alltag gehörte, sprach Money sich für Gruppensex und Bisexualität aus, er warb für so genannte fuckinggames von Kindern und ordnete auch extreme sexuelle Perversionen bis hin zum Lustmord als bloße ‚Paraphilien‘ ein, als abweichende Vorlieben.“
Eben jener John Money war auch Träger der Magnus-Hirschfeld-Medaille für besondere Verdienste um Sexualwissenschaft und um Sexualreform. Diese wird seit 1990 von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) vergeben, die diese marktschreierisch als „zu den höchsten Auszeichnungen der internationalen Sexualwissenschaft“ gehörend anpreist. Diese „höchste Auszeichnung“ erhielten neben Money Personen wie Ernest Bornemann, Oswald Kolle und Herman Musaph. Präsident dieser „Gesellschaft“ war jahrelang kein anderer als Helmut Kentler. Diese fünf genannten Männer hatten, vorsichtig gesagt, zur Idee, es könne erlaubt sein, Sexualität mit Kindern auszuleben, ein weit weniger kritisches Verhältnis, als man sich das wünschen sollte. Umso mehr verwundert es, dass die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth auch zu den Preisträgern dieser ‚feinen Gesellschaft‘ gehört und offenbar keine Berührungsängste hat.
Soviel zum ‚Vater‘ des Gender-Mainstreaming und seinen ‚wissenschaftlichen‘ Grundlagen. Es erübrigt sich schon fast zu erwähnen, dass Money zeitweise am Institut des höchst umstrittenen Sexualforschers Alfred Kinsey arbeitete. Dieser schreckte für seine ‚Forschungen‘ nicht einmal vor dem sexuellen Missbrauch von Säuglingen zurück. Wobei man, je mehr man sich mit Kinsey und seinen Helfern beschäftigt, fragen muss, ob nicht die ‚Forschung‘ an immerhin mindestens über 300 Minderjährigen zwischen zwei Monaten (!) und 15 Jahren nur eine Tarnkappe für pädokriminelle Aktivitäten war. So drängt sich bei der Durchleuchtung von Kinseys Taten und seinem Umfeld doch der Gedanke auf, dass diese ‚Forschungen‘ nicht Mittel zum Zweck, sondern schlicht Selbstzweck waren.
Die zweite Quelle der Gender-Bewegung ist – wie schon erwähnt – der Feminismus. Er sieht sein Ziel schon lange nicht mehr in der Gleichberechtigung, sondern in der Gleichmachung. Radikalste Ausformung ist dabei die Idee: „Ohne Frauen keine Männerherrschaft!“
Konkret: Wenn es keine Unterscheidung mehr in Frauen und Männer gibt, gibt es auch kein geschlechtsbedingtes ‚oben‘ und ‚unten‘. Die Abschaffung vorgeblicher Hierarchien vollzieht sich sozusagen in der Abschaffung aller am Hierarchiesystem Beteiligten. Denn „schon allein durch den Umstand, dass alle Welt von zwei Geschlechtern ausgeht, werden Frauen unterdrückt; folglich müssen die Geschlechtergrenzen verschwinden.“ Das klingt etwas wie die Heilung von Kopfschmerzen mit Hilfe der Guillotine.
Entsprechend unfreundlich spöttisch äußerte sich denn schon vor Jahren der Focus zu den Gender-Studiengängen: „Ein ungenießbarer Eintopf aus männerfeindlicher Verblendung, soziologischem Hochmut und linksradikalen Theorieresten, ließe sich da einwenden. Ach wo – wenn es dazu schon Lehraufträge, Dissertationen und viele Meter Fachliteratur gibt, ist die Sache sicher seriös. Auch dass der Lesbenanteil unter den Gender-Koryphäen offenbar überdurchschnittlich hoch ist, kann natürlich kein Argument gegen die Wissenschaftlichkeit der Fachrichtung sein.“
Nun ernsthaft! Dass es erlerntes Verhalten gibt, dass es Ungerechtigkeit gibt, soll freilich nicht bestritten werden. Dass Mann und Frau jedoch unterschiedlich sind, sowohl von ihrer äußeren Erscheinung, ihrem Hormonsystem, ihren Gefühlen und auch nicht umerziehbar in ihrer Gehirnstruktur usw., ist vermutlich den meisten Menschen, die nicht an einer schweren Identitätskrise leiden, bekannt. Männer und Frauen werden also nicht gemacht, sondern sie „sind“.
Dieser an sich simplen Wahrheit allerdings widersprechen – wie wir sahen – zahlreiche Gender-Konstrukteure. Wenigstens insofern haben die Gender-Ideologen recht, dass ihre Befindlichkeit reichlich konstruiert ist. sie entzieht sich der wissenschaftlichen Überprüfbarkeit durch dessen Abwertung – freilich nicht ohne sich und die eigene Anschauung mit akademischen Weihen reichlich zu versehen.
Wie akademisch diese mittlerweile 250 Lehrstühle arbeiten, macht ein Beispiel aus Norwegen deutlich. 2010 hatte der Komiker und Soziologe, Harald Eia eine siebenteilige Fernsehdokumentation zu verschiedenen Reizthemen der politischen Korrektheit erstellt, die er „Gehirnwäsche“ nannte. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte Eia über seine Motivation zur Sendung über Gender-Mainstreaming: „Ich wollte, dass die Menschen in der Sendung auch von anderen Wissenschaftstheorien hören. In den Medien ist die wissenschaftliche Debatte über Gender-Forschung auf einem sehr niedrigen Niveau. Ich dachte mir, da fehlt doch was. Die biologischen und psychologischen Aspekte nämlich.“
Eia wollte das so genannte Gender-Paradox in Norwegen hinterfragen. Das Paradox besteht darin, dass man in Norwegen seit Jahren „gender-sensibel“ erzieht aber Männer und Frauen dennoch weiterhin überwiegend klassische Berufe wählen. Hierfür wollte Eia Erklärungen finden.
Für seine Sendung befragte er im Wechsel verschiedene Forscher zu gender-relevanten Thesen. Während Biologen, Psychiater und Psychologen auf die Anfragen der ‚Gender-Forscher‘ hin recht vernünftig argumentierten, kamen von den ‚Gender-Forschern‘ auf die Anfragen der Naturwissenschaftler bestenfalls ausweichende Antworten. Auf die Frage nach dem Unterschied männlicher und weiblicher Gehirne zum Beispiel erhielt Eia die vielsagenden Antworten „Ich weiß nicht, ob daran etwas stimmt!“ oder „Ich denke, das ist altmodische Forschung!“ – Wir erinnern uns: Linguistische Therapie!
Auf die Frage Eias: „Worin besteht ihre wissenschaftliche Grundlage, wenn sie sagen, Biologie sei keine Grundlage bei der Berufswahl der Geschlechter?“, erhält er von einer ‚Gender-Forscherin‘ zur Antwort: „Meine wissenschaftliche Grundlage? Ääähh… Ich habe eine theoretische Basis, wie man sagen könnte! Es gibt darin für mich keinen Platz für Biologie. Das würde… äähh… Ich finde, dass die Soziologie gegen ein Denken in Unterschieden unter den Menschen auftreten sollte … dagegen, dass diese Unterschiede biologisch seien.“
Kurzum: Da darf eine Wissenschaft nur Fragen stellen (und Antworten finden), die in ein vorgefertigtes Denkschema passen. Das nennt man in der Philosophie Dogmatismus. Dieser ist in wissenschaftlichem Denken wohl kaum geeignet, großartige Erkenntnisgewinne zu produzieren oder auch nur zuzulassen. So fragten die Genderisten im Interviewverlauf auch zunehmend verständnislos nach den Motiven der Naturwissenschaftler für deren Erkenntnisse: Warum tun die, was sie tun? Welche Interessen stehen dahinter?
Offenbar war man schon selbst so davon überzeugt und geprägt, dass Wissenschaft nur das herausfinden kann und darf, was man vorher als ideologisch zielführend festgelegt hat, dass man sich gar nicht mehr vorstellen konnte, jemand könne einfach um des Erkenntnisgewinnes ein Wissensgebiet beforschen und nicht um die Bevölkerung mit vermeintlich wissenschaftlichen Erkenntnissen in eine bestimmte Richtung zu drängen. Je mehr die ‚Gender-Forscher‘ mit Fakten konfrontiert wurden, desto mehr zeigte sich, dass es ganz offensichtlich gar nicht um Fakten ging.
Das Ganze wirkte am Schluss wie Hegels berühmtes Bonmot auf Heines Behauptung, seine Philosophie stimme nicht mit den Tatsachen überein. Worauf er geantwortet haben soll: „Umso schlimmer für die Tatsachen!“ Kommen wir nun zur Praxis.
2.2. Makabere Anwendungsbeispiele
Welche Blüten dieser Gender-Wahn treibt, berichtete sogar Der Spiegel – im allgemeinen ein Magazin, dass eines Konservatismus‘ unverdächtig ist. „Der Nationalpark Eifel ist ein schöner Flecken Erde zwischen Bonn und Aachen. Lichte Buchenwälder wechseln sich ab mit duftenden Heidewiesen. Es ist ein Ort, an dem alle Menschen gleichermaßen Ruhe und Erholung finden, Männer wie Frauen; ein Ort, so möchte man meinen, wo der Geschlechterkampf pausiert.
Das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen traute dem Frieden nicht und schickte ein Expertenteam los, eine Soziologin, eine promovierte Ökotrophologin, sie hatten einen wichtigen Auftrag: ‚Gender Mainstreaming im Nationalpark Eifel – Entwicklung von Umsetzungsinstrumenten‚. Das klingt kompliziert, aber dahinter stand die Überzeugung, dass Sexismus nicht vor den Grenzen eines Naturschutzgebiets haltmacht.
Nach elf Monaten Arbeit legte das Forscherteam einen 67-seitigen Abschlussbericht vor. Es empfahl zum Beispiel, Bilder von der Hirschbrunft möglichst aus Werbebroschüren zu streichen, denn so etwas fördere ‚stereotype Geschlechterrollen‘. Die Landesregierung überwies 27 000 Euro für die Studie.“
Ein Beispiel aus Wien (Achtung! Keine kabarettistische Einlage von mir, sondern bitterer Ernst!): Seit 1999 gibt es den ersten Geschlechtersensiblen Kindergarten in Wien. Auf der Homepage der besagten Einrichtung erfuhr man: „Bei uns gibt es besondere Förderung für Mädchen.“ Die besteht in „sich wehren und verteidigen (zwicken in der Krippe, verdrängen vom Platz in der Garderobe, wegnehmen der Autos)“ und „schreien und auf sich aufmerksam machen können“.
„Bei uns gibt es besondere Förderung für Jungen.“ Denen soll interessanterweise genau dieses Verhalten aberzogen werden. Hier will man „Konflikte begleiten (Alternativen zu Schreien, Toben, Hinhauen anbieten)“.
Mädchenförderung bedeutet dann natürlich auch „geschlechtergerechter Sprachgebrauch (direkt ansprechen, Verwendung der weiblichen Formen)“ und mündet in der „Ermutigung, sich den Platz zu nehmen, den sie brauchen und der ihnen zusteht (Beispiel: Schutzräume schaffen, Quotenregelung, Mädchenvormittag)“.
Jungenförderung dagegen bedeutet: Unterstützung beim Ertragen von Frustration. Diese Unterstützung werden sie bei dem Programm wohl auch brauchen.
Aber natürlich werden die Jungen im Rahmen dieses Gerechtigkeitsprogramms auch gefördert. Etwa beim „Verlieren, beim Warten und Zurückstecken eigener Bedürfnisse„. Zum Ausgleich dürfen sie mit Puppen spielen, lernen die „positive Besetzung von Schlüpfen in ‚weibliche‘ Rollen (Prinzessinnenkleid, Nägel lackieren)“ und „positive Körperwahrnehmung (Massage, Kosmetikkorb – eigenen Körper pflegen und achten, schön sein, Anbieten von männlichem und weiblichem Verkleidungsmaterial – in andere Rollen schlüpfen), fürsorgliche und behutsame Interaktion mit anderen Kindern aufnehmen“. Und sie bekommen „Bildungsgut“. Darunter verstehen die geschlechtersensiblen Pädagoginnen bei Mädchen offenbar „Technik, Werken, Computer“, während die Jungen „Rollenaufteilungen beachten und ändern, kritisch hinterfragen, Alternativen anbieten“ lernen dürfen.
Es ist nicht ganz uninteressant, wie hier Eigenschaften, die doch angeblich so „böse“ sind und den Jungen abgewöhnt werden müssen, den Mädchen anerzogen werden sollen. Hier geht es noch nicht einmal mehr um Gleichheit, sondern schlicht um Rollentausch, um nicht zu sagen: um Herrschaft. Kein Wunder also, dass die Macher dieser Homepage auf die traditionellen Begrifflichkeiten – deren Entsprechung es in der gegenderten Realität angeblich gar nicht gibt – zurückgreifen müssen und besonders häufig von männlich, weiblich, Jungen, Mädchen, weiblichen Rollen usw. schreiben. Hinter all den Großworten steckt eine hidden agenda, eine Subbotschaft, die eigentlich durchgesetzt werden soll und die keineswegs Gleichberechtigung oder Gleichheit vor dem Gesetz sucht, sondern Macht für Frauen und Unterdrückung von Männern will.
Ein weiteres Beispiel des Spiegel aus Berlin. Hier „spielten Dissens-Mitarbeiter bei einer Projektwoche mit Jungs in Marzahn einen ‚Vorurteilswettbewerb‘, an dessen Ende die Erkenntnis stehen sollte, dass sich Männer und Frauen viel weniger unterscheiden als gedacht. Es entspann sich eine heftige Debatte, ob Mädchen im Stehen pinkeln und Jungs Gefühle zeigen können, Sätze flogen hin und her. Am Ende warfen die beiden Dissens-Leute einem besonders selbstbewussten Jungen vor, ‚dass er eine Scheide habe und nur so tue, als sei er ein Junge‘,“ so steht es – laut Der Spiegel – im Protokoll: „Einem Teenager die Existenz des Geschlechtsteils abzusprechen ist ein ziemlich verwirrender Anwurf, aber das nahmen die Dissens-Leute in Kauf, ihnen ging es um die ‚Zerstörung von Identitäten‘, wie sie schreiben. Das Ziel einer ‚nichtidentitären Jungenarbeit‘ sei ‚nicht der andere Junge, sondern gar kein Junge‘.“
2.3. Gender-Mainstreaming als „War against boys“
Um es noch einmal deutlich zu sagen: Zweifellos gibt es Situationen, in denen es sinnvoll ist, nach Geschlecht zu differenzieren. Selbstverständlich ist es angezeigt, Jungen und Mädchen geschlechtergerecht zu behandeln in dem Sinne, dass man ihrer jeweiligen Eigenart als Junge, als Mädchen, gerecht wird. Damit sich dieses Sosein aber ‚artgerecht‘ entfalten kann, bedarf es einer positiven Begleitung. Es bedarf, kurz gesagt, im Idealfall der Eltern, an denen Kinder sich abschauen können, was sie zu ihrer individuellen Reifung und Identitätsfindung benötigen.
Aber dieser Ansatz, der ja eine positive Erkenntnis aus der Gender-Debatte sein könnte, wird gerade nicht verfolgt. Die derzeitigen großen Linien der Debatte sind vielmehr ein massiver Angriff auf das natürliche Menschenbild und damit letztlich auf die Familie und unsere Freiheit – und letztlich gegen Jungen, als die schwächeren Männer.
Eine sinnhafte Komplementarität von Mann und Frau, eine Gleichberechtigung in der Differenz ist – wie gesagt – durchaus hilfreich. Eben weil Frauen und Männer unterschiedlich sind, wären zum Beispiel in der Schule auch unterschiedliche Lernwege hilfreich. So finden Jungen (statistisch) eben bestimmte Schulformen, die einer typisch weiblichen Pädagogik entspringen, „voll doof“, während Mädchen viele andere Dinge nicht nachvollziehen wollen. Da Mädchen aber nach gängiger feministischer Ideologie immer ‚Opfer‘ sind, muss etwas getan werden. Deshalb ist Mädchenförderung auf allen Ebenen in Ordnung, während Jungen dieser vorgeblich nicht bedürfen.
Ein erschütterndes Beispiel dafür, dass es einem aggressiven Feminismus gelungen ist, Begriffe wie „männlich“ und „weiblich“ gefühlsmäßig mit anderen Attribuierungen wie „Täter“ und „Opfer“, „eher negativ“ und „eher positiv“, „eher unwichtig“ und „wichtig“ usw. zu versehen, das „Männliche“ quasi zu stigmatisieren, zeigt sich in der Wahrnehmung etwa der Suizidrate. So berichtet der Soziologe Walter Hollstein: „Rund drei Viertel der Suizidtoten in Deutschland sind Männer. Seit 2006 schwanken die Zahlen zwischen 74,5 und 78 Prozent. Unter den Jugendlichen sind gar 86 Prozent der Suizidtoten männlich; Kinderärzte schätzen diese Zahlen noch höher. […] Eine öffentliche Problematisierung dieser Fakten ist bisher ausgeblieben. […] Wenn die Zahlen männlicher Suizidopfer auf Frauenseite zu Buche stünden, wäre der Aufschrei gewaltig.“ Hollstein hat drei Ursachen dafür ausgemacht: Einen Feminismus, der seit „40 Jahren kämpferisch auf die Bedürfnisse“ von Frauen aufmerksam macht. Des Weiteren etwa 250 Lehrstühle für „Frauen- und Geschlechterforschung“ und letztlich das geschlechtsbezogene Engagement der „Frauen“.
Ist das so? Ja! Tatsächlich sind es die Jungen, die statistisch gesehen auf der Strecke bleiben. Das wird aber erst langsam wahrgenommen, ohne dass viel dagegen getan würde. Die Mehrzahl der Schulversager, Stotterer, Legastheniker sind Jungen.
Der Nürnberger Pädagogikprofessor Wolfgang Tischner fasst zusammen: „Im Schulbereich beobachtet man bereits seit den 90er Jahren, dass die Jungen gegenüber den Mädchen in Bezug auf den Erfolg schulischen Lernens massiv ins Hintertreffen geraten sind. Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Pisa-Studie unterstreichen diese Beobachtungen auf das deutlichste. Allein was die Zahl der Abiturienten angeht, ist der Anteil der Jungen in den letzten dreißig Jahren von 60 auf 44 Prozent gefallen. Hinzu kommt, dass die Abiturnoten der Jungen im Schnitt um fast eine Note schlechter ausfallen als die ihrer Mitschülerinnen. Alarmieren muss auch, dass der Anteil von Jungen bei den Sonderschülern in den letzten dreißig Jahren von 60 auf 64 Prozent, bei den Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss gar von 55 auf 65 Prozent gestiegen ist. […] ‚Jungen‘ […] bleiben in der Bundesrepublik doppelt so oft sitzen wie Mädchen, fliegen doppelt so oft vom Gymnasium, landen doppelt so oft auf einer Sonderschule.“
Das liegt aber nicht daran, dass sie dümmer als Mädchen sind; sie sind eben anders. Als Lehrer und Schüler kann man die Erfahrung machen, dass Mädchen häufiger ruhig sind, brav, auswendig lernen, was man ihnen sagt, und es quasi auf Knopfdruck wiedergeben können. Jungen lernen anders. Sie wollen begreifen, diskutieren, sich auseinandersetzen, um Anschauung ringen, siegen. Lernen hat für sie mitunter auch etwas mit Wettbewerb zu tun. Dem Lehrer sind oft die braven, fleißigen, angepassten Mädchen verständlicherweise lieber.
Das zumindest legt ein Bericht des Bundesbildungsministeriums von 2007 nahe, aus dem hervorgeht, dass „in Deutsch, Mathematik und Sachkunde […] Mädchen bei gleichen Leistungen bessere Noten als Jungen“ erhielten. „Das liege möglicherweise auch daran, dass das sozial zumeist angepasstere Verhalten der Mädchen in die Note einfließe. Insgesamt schneiden männliche Schüler den Experten zufolge deutlich schlechter ab als weibliche.
Bleiben dann die Jungen nicht auf der Strecke? Die Antwort ist hier ein schlichtes: „Ja!“ Doch woran liegt das? Eine Studie des Aktionsrates Bildung aus dem Jahr 2009 bestätigt, „dass der Grund für die Zensurenlücke“ darin liegt, dass Jungen im „Kindergarten und [in der] Schule massiv benachteiligt“ werden. Die Benachteiligung ist offenbar statistisch signifikant. So kommt der Professor für Schulpädagogik, Jürgen Budde, in dem Bericht des Bundesbildungsministeriums zu dem Schluss, „dass Jungen in allen Fächern bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten kriegen als ihre Mitschülerinnen. Selbst wenn sie die gleichen Noten haben wie Mädchen, empfehlen die Lehrer ihnen seltener das Gymnasium. Kurzum, Jungs werden bei gleicher Leistung schlechter behandelt.“
Ein Grund dafür scheint laut der Studien die Tatsache zu sein, dass in Kindertagesstätten und Grundschulen ganz überwiegend nur Frauen arbeiten. Auch die Identitätsfindung wird hierdurch offenbar erschwert. „Jungen haben […] oftmals gar nicht die Chance, eine ausgereifte Geschlechtsidentität zu bilden, da sie im Kindergarten und in der Grundschule meist mit Erzieherinnen und Lehrerinnen konfrontiert seien. In keinem Bundesland liegt der Anteil männlicher Erzieher in den Kindertagesstätten bei mehr als zehn Prozent.“
Man müsste also die Notwendigkeit, differenzierte Lernwege anzubieten – ebenso wie positive Rollenvorbilder beiderlei Geschlechts – betonen, und genau das könnte eine ‚geschlechtersensible‘ Sicht leisten.
Nur das ist gerade nicht das Thema von Gender-Mainstreaming. Dazu noch einmal Wolfgang Tischner: „Ernst zu nehmende Schulkritiker führen diese Besorgnis erregende Entwicklung maßgeblich darauf zurück, dass die Schule unter dem Einfluss feministischer Strömungen in der Pädagogik und dem Bemühen, einer vermeintlich bestehenden Diskriminierung von Mädchen entgegenzuwirken, zu einem ‚jungenfeindlichen Biotop‘ geworden sei. So sei das vergleichsweise schulkonforme und daher pflegeleichte Verhalten der Mädchen sowohl von weiblichen als auch von männlichen Lehrpersonen unter der Hand zur Norm erhoben und das der Jungen an diesem Maßstab gemessen worden. Der natürliche Bewegungsdrang von Jungen werde vorschnell als Disziplinlosigkeit geahndet, meist harmlose Raufereien zwischen ihnen als bedrohlich eingeschätzt und pathologisiert. ‚Wer sich heute auf dem Schulhof oder in der Klasse der traditionellen Jungenrolle gemäß aufführt‘, so ein ZEIT-Artikel […] ‚wird von Lehrern als aggressiv und sozial defizitär empfunden und entsprechend behandelt.‘ Nicht zufällig stellen Jungen rund zwei Drittel der Klientel von Jugendpsychiatern und Erziehungsberatungsstellen.“
Aber gerade diese nach Differenzierung verlangende Situation wird von der Gender-Ideologie nicht aufgegriffen, ja negiert.
Differenzierung widerspricht der Gender-Ideologie grundsätzlich, da ja alle gleich sind und nur in falschen Rollenklischees erzogen wurden. Wenn alles nur Erziehung und Umwelteinfluss ist, dann müssen die Jungen eben lernen, gute Menschen zu werden, das heißt Menschen im Sinne der Gender-Ideologie. Zur Illustration soll folgendes, die gängige Gender-Literatur kritisch hinterfragende Zitat dienen: „Unterdessen sollen Jungen mittels ‚profeministischer‘, ‚antisexistischer‘ und ‚patriarchatskritischer‘ Jungenarbeit lernen, dass sie so, wie sie sind, nicht sein sollten und einem falschen Männlichkeitsbild hinterherjagten. Besonders männlicher Dominanz und Homophobie sowie ‚patriarchalen und phallozentrischen Strukturen‘ wird der Kampf angesagt. Weil ‚jedes Festhalten an Männlichkeiten‘ ein hierarchisches Geschlechterverhältnis reproduziere, sei die ‚Kultur der Zweigeschlechtlichkeit‘ zu dekonstruieren. Jungen sollen sich vom ‚Männlichkeitsdruck‘ befreien und letztendlich von einer positiven männlichen Identität verabschieden. ‚[…] nicht die stabile männliche Identität [kann] das erste Ziel von Jungen- und Männerarbeit sein. […] Das Ziel einer nicht-identitären Jungenarbeit wäre somit nicht der ‚andere Junge‘, sondern ‚gar kein Junge‘.“
Die hier erhobene Forderung eines ‚Dekonstruieren[s] von Männlichkeit‘ ist nicht weniger als der hybride Versuch einer identitätszerstörenden ‚Umerziehung‘ und ‚schwarze Pädagogik‘. […] ‚Bestimmte Haltungen und Denkweisen der Jungenarbeit sind daher eher Teil des Problems, nicht deren Lösung‘.“
3. Gender-Mainstreaming und politische Durchsetzung
Was muss man nun tun, um eine Ideologie, die sichtbar der Lebenswirklichkeit zuwider läuft, dennoch durchzusetzen? Von unten nach oben macht wenig Sinn, weil es schlicht normale Menschen nicht interessiert. Bleibt nur die so genannte Top-Down-Methode. Das heißt, die Ideologie muss von oben nach unten möglichst umfassend durchgeschaltet werden. Das, was also hier vorgeblich im Namen der Freiheit geschieht, wird in der Realität über Druck erreicht. Das bedeutet Schlüsselpersonen werden in der Gender-Strategie geschult und suchen nun loyale Mitarbeiter, die sie auf diese Sicht einschwören. Ziel ist es laut einer Broschüre für Fortbildungsleiter im Bereich der bayerischen Behörden ‚nach und nach alle Bereiche‘ zu ‚gendern‘. Die Broschüre ist zwar nur ein ‚Hinweis‘ und keine Dienstordnung, befleißigt sich aber einer Diktion, die klar macht, dass es um Befehl und Gehorsam geht. Die Hinweise wünschen keine Diskussion und erlauben keinen Widerspruch. Die Worte: ‚können‘, ‚sollen‘ usw. kommen praktisch nicht vor. Dagegen ist viel von ‚muss‘, ‚haben hinzuführen‘, ‚sind zu‘ usw. zu lesen. Auf der Homepage des Bundesfamilienministeriums steht das alles auch ganz offen nachlesbar.
Was macht man nun, um diesen Wahnsinn gesamtgesellschaftlich zu implementieren? Die Top-Down-Strategie funktioniert ja nur innerhalb bestimmter Abhängigkeitsverhältnisse. Wenn ein Mitarbeiter keine Beförderung will, ökonomisch unabhängig ist oder einfach in einem Betrieb arbeitet, der keine Genderbeauftragte hat, muss man ja trotzdem irgendetwas unternehmen.
Zusammen mit der Vorstellung, dass beide Ehepartner arbeiten gehen müssen (oft geht es tatsächlich nicht anders), hat sich eine Strategie entwickelt dafür zu sorgen, dass dieser Zwang zu einer gesellschaftlichen Wirklichkeit wird. Erst einmal nimmt man Familien über Steuern Geld weg. Dann bekommt man für braves Verhalten einen Teil über Subventionen zurück. Elterngeld mit Vätermonaten zum Beispiel. Und noch mehr Geld bekommt, wer seine Kinder dem Staat zur Erziehung überlässt. Kinderkrippe, Ganztagesschule sind die Mittel der Wahl. Das bedeutet, anstatt Familien ihr Geld zu lassen, zwingt man Frauen mitzuverdienen, damit nachher eine Tagesmutter bezahlt werden kann.
Das ist in etwa so sinnvoll, wie wenn man als Bauer ein Schwein verkaufen muss, um nachher beim Metzger ein Pfund Schnitzel zu kaufen.
Eltern dürfen Kinder auf die Welt bringen, ins Bett bringen und dann wieder abgeben, klagte letzthin eine junge Mutter. Um sicherzustellen, dass Frauen nicht auf die Idee kommen, ihre Kinder selbst zu erziehen, werden sie systematisch schlechter gestellt, zum Beispiel durch stückweises Zurückfahren der Witwenrente, obwohl die Frauen doch einen unglaublichen Anteil der Familienarbeit leisten. Das wird zukünftig nicht mehr honoriert. Vielmehr sollen beide arbeiten und zusätzlich noch den Haushalt machen und zusätzlich Kinder erziehen. Doch der Tag hat nur 24 Stunden. Wie gut, dass es den Staat gibt, der die Kinder nimmt – und damit miterzieht! Da Gender-Mainstreaming eine Leitaufgabe ist, wird sie langfristig mehr oder minder in allen erzieherischen Einrichtungen von der Krippe bis zur Universität eine Rolle spielen. An manchen amerikanischen Universitäten wurden schon die getrennten Toiletten abgeschafft. Es gibt ja keine Männer und Frauen im eigentlichen Sinn, sondern nur Menschen – da reicht ein Klo. Und an der Universität Leipzig wurde das Wort Professor durch Professorin ersetzt. Den Professor erkennt man am Wort „Herr“ vor dem Wort „Professorin“.
Die Behauptung, Mütter müssten die freie Wahl zwischen Job und Erziehungsarbeit haben, ist ja eine Lüge. Das Geld, das man Familien zur Subventionierung von Erziehungseinrichtungen wegnimmt, könnte man doch auch denen anbieten, die ihre Kinder selbst erziehen wollen. Warum tut man das wohl nicht?
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Wer will oder muss, kann seine Kinder ja fremdbetreuen lassen. Auf eventuell nachteilige Entwicklungen haben verschiedene Fachwissenschaftler aus der Bindungsforschung, aber auch mein Freund, der Neurophysiologe Manfred Spreng, ausreichend hingewiesen. Aber das Problem ist ein anderes. Wieder wird behauptet, alles geschähe, um uns freier zu machen, die Ketten von Kinder, Küche, Kirche zu zerbrechen. Doch worum geht es wirklich? Um die Lufthoheit über den Kinderbetten – wie es ein SPD-Generalsekretär einst formulierte.
Im Juli 2007 gab Ingrid Sehrbrock der Westdeutschen Zeitung ein Interview. Wer ist Frau Sehrbrock? Nach einer Tätigkeit als Lehrerin wurde sie 1987 persönliche Referentin der Staatssekretärin für Frauenangelegenheiten des Landes Hessen, danach (1989) Bundesgeschäftsführerin der Frauen-Union der CDU und Leiterin der Abteilung Frauen- und Familienpolitik der CDU.
Von 1999 bis März 2013 war Sehrbrock Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des DGB, in dem sie das einzige CDU-Mitglied ist. Die Funktionärin sagte: „Unser Ziel muss sein, dass der Besuch von Krippen, Kindergärten und Ganztagsschulen verpflichtend wird.“ Wenn man es ernst nähme mit der „Chancengleichheit“ der Kinder, dürfe es „keine Wahlfreiheit für die Eltern“ geben, fügt sie hinzu.
Es wird endlich Zeit, dass Christen sich informieren und aktiv werden! Es wird Zeit, sich zu Wort zu melden, wenn Erzieherinnen komische sexualisierte Spiele im Kindergarten einführen, wenn ‚Pro familia‘ an der Schule auftaucht und Unterricht übernimmt. Es wird Zeit, in unserem Umfeld über die Lächerlichkeit und die Gefährlichkeit der ganzen Sache und ihrer Zusammenhänge aufzuklären.
Wie schrieb Joachim Fernau über das Ende der sexuellen Revolution der sogenannten Goldenen 20er Jahre? „Der erste Lacher traf die Gesellschaft mitten ins Herz. Es war klar: Das war der Anfang vom Ende dieser Epoche. Ihr Habitus war lächerlich geworden.“ Und Erich Kästner schrieb im Simplizissimus bitterböse, frivol und doch entlarvend über die „sexualpathologischen Tanzlokale“:
„Hier können kaum die Kenner
In Herz und Nieren schauen.
Hier sind die Frauen Männer.
Hier sind die Männer Frauen.
[…]
Hier findet sich kein Schwein zurecht.
Die Echten sind falsch, die Falschen sind echt,
Und alles mischt sich im Topf,
Und Schmerz macht Spaß, und Lust zeugt Zorn.
Und oben ist unten, und hinten ist vorn.
Man greift sich an den Kopf.
Von mir aus, schlaft euch selber bei!
Und schlaft mit Drossel, Fink und Star
Und Brehms gesamter Vögelschar!
Mir ist es einerlei.
Nur, schreit nicht dauernd wie am Spieß,
Was ihr für tolle Kerle wärt!
Bloß weil ihr hintenrum verkehrt,
Seid ihr noch nicht Genies.
Na ja, das wäre dies.“
Das Gelächter über die Gender-Gesellschaft geht weiter. So schrieb vor einem Jahr Harald Martenstein in Die Zeit über das Einheitsgeschlecht: „Wenn man der Natur ihren Lauf lässt, kommen am Ende verschiedene Geschlechter heraus, die sich, trotz vieler Gemeinsamkeiten, in ein paar Punkten unterschiedlich verhalten. Ich frage mich, was daran schlecht sein soll und wieso man es ändern will. Ein Einheitsgender, die Mauen oder die Fränner oder wie immer das dann heißt, so was wäre doch total langweilig. Frauen und Männer in klischeehaften Situationen – ich bin dafür. Bei den Schnecken gibt es das Gegenteil ja bereits, Schnecken haben alle ein Einheitsgeschlecht. Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich dagegen kämpfen, dass die Schnecke in unserer Gesellschaft das neue Rollenmodell wird. Rumschleimen, Salat essen, überall zu spät kommen und ein einziges Geschlecht haben, ich toleriere das, ich kann damit umgehen, aber es soll bitte nicht Pflicht werden.“
Um das zu verhindern, bedarf es der Wachsamkeit und des wachsenden Widerstandes. Vernunft und Argumente gegen diese Ideologie stehen auf unserer Seite.