Gemeinde und Gemeindegründung (Teil 14): Die Frau des Pastors

Gemeinde und Gemeindegründung (Teil 14): Die Frau des Pastors

Sieben Frauen. Sieben unterschiedliche Geschichten. Eine Sache, die sie verbindet: Die Liebe zu Christus, zu ihrem Mann und der Gemeinde. Dieser Artikel basiert auf Interviews mit Pastorenfrauen verschiedener Gemeinden. Einige von ihnen erzählen aus jahrzehntelanger Erfahrung, während andere gerade am Beginn ihres Lebens als Pastorenehefrau stehen. Die meisten von ihnen durften Schritt für Schritt in diese Position hineinwachsen. Eine der Frauen hingegen beschreibt schmunzelnd, wie sie durch die Heirat in eine völlig neue Rolle katapultiert wurde.

Was ist deine größte Freude im ‚Job‘ als Pastorenfrau?

Sinnerfüllt, ganzheitlich, spannend – dies könnte man als Stellenbeschreibung herausfiltern, wenn man die Antworten hört. In der Position der Pastorenfrau zu sein, enthält viele große Freuden. Zu sehen, wie Gott den eigenen Mann auf wundersame Weise gebraucht, ist herrlich, ‚gerade dann, wenn er sich schwach und unfähig fühlt‘, verdeutlicht eine der Frauen. Es macht aber nicht nur Freude zu erleben, wie Gott im Ehemann und durch ihn wirkt, sondern auch, ihn dabei zu unterstützen. Ihm den Rücken freizuhalten, damit er die Dienste in der Gemeinde tun kann, ist ein essenzieller Teil des Dienstes einer Pastorenfrau. Aber auch das direkte Mitwirken an der Arbeit erwähnen die Frauen, wobei jede einen anderen Schwerpunkt nennt: bei der Entstehung und Überarbeitung der Predigten zu helfen, Paare gemeinsam in der Ehevorbereitung zu begleiten, Gemeindeveranstaltungen zu planen, Denkanstöße für die Ältestensitzung mitzugeben oder ‚einfach‘ ein offenes Ohr und Haus zu haben.

Zwei der Frauen vergleichen die Zusammenarbeit mit ihrem Mann gar mit einem Bauernbetrieb. Jeder ist involviert. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt, eine ganze Lebenshaltung, die von gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung geprägt ist. Deshalb hängt im Haus einer der Pastorenfamilien als Erinnerung und Ziel eine Tafel mit folgendem Satz: „Wir sind eine Familie, die sich mit Leidenschaft in Gottes Gemeinde investiert.“

Wann fühlst du dich wohl in (d)einer Gemeinde?

„Wenn ich die Wertschätzung der Gemeinde für meinen Beitrag zum Dienst meines Mannes spüre und wir als ganze Familie willkommen sind“, lautet eine Antwort. Die Aussage „je besser man die Leute kennt, desto wohler fühlt man sich“, macht deutlich, dass authentische und tiefe Gemeinschaft mit den einzelnen Gliedern der Gemeinde nicht zu unterschätzen ist. „Schwierig ist es vor allem dann, wenn die Gemeinde durch äußerliche, festgefahrene Strukturen diese Gemeinschaft verhindert“. Grundsätzlich wünschen sich die Pastorenfrauen seitens der Gemeinde Transparenz und Verständnis. Es ist erleichternd, wenn sie ihre Begabungen und Grenzen schon von Anfang an kommunizieren dürfen und diese auch akzeptiert werden. Dazu wird bemerkt: „Meine Erfahrung ist jedoch, dass in der Regel viel Verständnis für die eigene Begrenzung da ist, zum Beispiel, wenn ich mich nicht befähigt fühle, seelsorgerlich tätig zu sein.“ Viele der Frauen äußern, wie viel Freude es ihnen macht, ihre Gaben einbringen und dadurch geistlich viel mitbewegen zu können. Sie freuen sich aber auch, dass ihre Ideen und Vorschläge ernstgenommen und mitgetragen werden. Dieses vordergründige Mitwirken kann je nach persönlicher und familiärer Lebensphase variieren. Wenn die Kinder noch klein sind, kann es zeitweise sehr wichtig sein, sich bei den Diensten in der Gemeinde zurückzunehmen.

Wann fällt es dir am schwersten, die Frau des Pastors zu sein? Was fordert dich heraus?

„Es fällt mir schwer, wenn ich sehe, wie mein Mann schwierige Situationen ertragen muss, an denen ich nichts ändern kann“, schreibt eine Frau. Das können Konflikte im Leitungsteam, schwierige Mitarbeiter oder wiederholte, mühsame Gespräche sein. Besonders schwer wird es, wenn eine Familie unerwartet die Gemeinde verlässt oder eine Spaltung droht. Solche Anspannungen sind meist auch zuhause zu spüren. Es kann durchaus vorkommen, dass das Pastorenehepaar Phasen der direkten Anfeindungen erlebt, indem es beispielsweise für Probleme, die unter Gemeindemitgliedern entstanden sind, verantwortlich gemacht wird. Schwierig wird es auch, wenn der Ehemann beschuldigt wird, weil sich der Hilfesuchende die Seelsorge anders vorgestellt hat. „Menschen, die geistlich unreif und unsicher sind, stellen Pastoren oder Autoritätspersonen schnell auf ein Podest, doch sobald man etwas tut oder sagt, was ihnen nicht passt, wird man abgeschrieben“, erzählt eine der Frauen rückblickend auf eine schwere Zeit. Den unausgesprochenen Erwartungen von Gemeindemitgliedern zu unterliegen, ist sehr herausfordernd. „Eigentlich will man einfach normal, auf Augenhöhe mit dem Rest der Gemeinde sein“, ergänzt sie. Darüber hinaus sind es oftmals die Gedanken der Pastorenfrauen selbst, die belastend sein können. In dem Gefühl, dass das eigene Verhalten beobachtet wird, fragt sich die ein oder andere beispielsweise, ob sie denn wirklich ein gutes Vorbild ist. Ob sich andere ihr ganz anvertrauen oder nicht alles erzählen, weil sie die Frau des Pastors ist? Zuletzt wird auch der finanzielle Engpass als Herausforderung genannt.

Wie gehst du mit diesen Herausforderungen und dem damit verbundenen Druck um?

Druck kann durch unterschiedliche Umstände, Stimmen und Erwartungen ausgelöst werden. Die Mehrheit der Frauen betont jedoch, dass der größte Druck ihren eigenen Erwartungen an sich selbst entspringt, nicht der Gemeinde. Die Frage: „Was habe ich heute eigentlich gemacht?“ schleicht sich schneller ein, als einem lieb ist. Viele Arbeiten der Pastorenfrauen sind eben nicht messbar. Für Familie oder Gäste zu kochen, Kinder zu erziehen, den Anzug für den Mann herzurichten und das kurze Gespräch mit ihm, bevor er zur Bibelstunde fährt – das alles braucht Kraft und Zeit, aber es ist kein ‚abgeschlossenes Projekt‘, das man nach 2 Monaten Arbeit zufrieden abgeben kann.

Was hilft ganz praktisch, wenn das Gefühl aufkommt, dass diese meist ‚unsichtbare‘ Arbeit nicht genug sei und es doch nötig wäre, sich zusätzlich an dieser und jener Veranstaltung einzubringen? Eine der Frauen fordert auf zu unterscheiden: „Was sind menschliche und was geistliche Notwendigkeiten? Fordern dies Menschen oder fordert dies Gott?“ Von einer anderen Seite wird ein Beispiel gebracht: „Gott verlangt nicht von mir, dass ich jede einzelne Veranstaltung der Gemeinde besuche, aber möchte, dass ich mich im Leib Christi einbringe nach den Gaben und der Kraft, die er mir gegeben hat.“ Sich die von Gott gegebenen Aufgaben vor Augen halten und sich zu erinnern, dass diese nie umsonst getan werden, ist unbedingt notwendig.

Wie gehst Du mit starken Spannungen in der Gemeinde um?

Bei starken Spannungen in der Gemeinde ist es ebenfalls wichtig, eine klare Unterscheidung zu treffen. Dazu sollte man sich folgende Fragen stellen: „Betrifft mich diese Spannung direkt oder besteht sie ausschließlich zwischen zwei Parteien, mit denen ich nur am Rand zu tun habe?“ Wenn man persönlich betroffen ist, helfen Fragen wie: „Ist die Kritik berechtigt? Hat mein Gegenüber etwas Wahres gesagt? Kann und muss ich tatsächlich etwas ändern?“ Die Reaktion hängt davon ab, wie man diese Fragen beantwortet. Entweder man gibt die geäußerte Kritik in Gottes Hände und lässt los oder man muss eigene Handlungen und Überzeugungen überprüfen. Bei theologischen ‚Angriffen‘ kann es auch der Verweis auf das Gemeindebekenntnis oder auf das Gespräch mit einem Ältesten sein. All dem geht jedoch das Gebet für Frieden und Einheit in der Gemeinde voraus und es ist wichtig zu beherzigen, „dass es nicht die Gemeinde meines Mannes oder unsere ist, sondern die Gemeinde Jesu. Ihm gehört sie, und er arbeitet an den Menschen in ihr. Ich bin seine Mitarbeiterin und nicht die Hauptverantwortliche für das Projekt“, sagt eine der Frauen abschließend.

Wie setzt du Grenzen zwischen Privat- und Gemeindeleben?

„So viel Trennung wie nötig und so viel Einheit wie möglich!“, lautet das Statement einer der Frauen dazu. Die Grenze zwischen Privat- und Gemeindeleben zu ziehen, scheint für jede Familie eine Herausforderung zu sein. Die einen öffnen ihr Zuhause täglich, auch gerne spontan für Besuch und nehmen Gemeindeleute mit auf Ausflüge und in den Urlaub. Andere Familien pflegen Beziehungen wiederum lieber in der Gemeinde, damit das Zuhause ein Ruheort zum Auftanken bleibt. Auch wenn es sich von Gemeinde zu Gemeinde und Familie zu Familie sehr unterschiedlich gestaltet, werden einige klare Grenzen als hilfreich empfunden. Dazu gehört die räumliche Trennung von Wohnbereich und Arbeitszimmer des Mannes. Auch geregelte Arbeitszeiten und freie Zeiten sind nicht zu unterschätzen. „Zwischen 17.00 und 20.00 Uhr ist unsere Familienzeit, mein Mann hat und macht dann keine Termine“, erzählt eine Pastorenfrau. Eine andere schildert: „Gemeindeveranstaltungen am Samstag sollten momentan die Ausnahme bleiben, da dies für die Kinder der einzige freie Tag ist, an dem sie ausschlafen können und programmfreie Zeit haben.“

Grenzsetzung in Bezug auf die Kinder erfordert ebenfalls viel Weisheit. Sie bekommen meistens sehr viel mit von dem, was im Gemeindeleben abgeht – manchmal sehr direkt durch Gespräche der Eltern, aber auch indirekt schon allein durch die Spannung, die in der Luft liegt. Eine der Frauen erzählt vom Weggang eines Pastors aus ihrer Gemeinde. Natürlich fragen die Kinder nach, weshalb er gegangen ist. „Es ist nicht immer klug, alle Informationen offen vor den Kindern auf den Tisch zu legen, da sie ja oftmals noch nicht damit umgehen können.“ Da sich die Kinder verändern, müssen diese gesunden Grenzen immer wieder neu gefunden und angepasst werden.

Dies gilt auch für die Ehe. Das kann beinhalten, dass man am freien Tag nicht über die Gemeinde spricht, damit auch andere Lebensthemen zum Zug kommen. Die Pastorenfrauen hätten nicht stärker betonen können, wie zentral und grundlegend die Pflege der Ehe für den Pastorendienst ist. Dazu ist der persönliche Austausch unverzichtbar. „Am Morgen halten wir gemeinsam unsere Andacht und beten zusammen. Im Lichte von Gottes Wort teilen wir, was uns gerade bewegt und schütten so einander unser Herz vor Gott aus.“ Von einer weiteren Seite wird bestätigt, dass es so wichtig ist, feste Zeiten für das gemeinsame Bibellesen, den Austausch und das Gebet zu haben. Die Ehe ist die kleinste Gemeinde. Wie soll der geistliche Dienst an der ‚großen Gemeinde‘ aussehen, wenn die ‚kleine Gemeinde‘ die geistliche Gemeinschaft vernachlässigt? Eine Frau sagt deshalb: „Als Pastorenehepaar ist das nicht nur unser Privileg, sondern unsere Aufgabe!“ Gegenseitige Liebe und Wertschätzung, die in Gottes Wort gegründet ist, macht es auch leichter, gemeindlichen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen. Die Beziehung zum eigenen Mann muss Vorrang haben, damit der Dienst in der Gemeinde überhaupt gelingen kann.

Was tust du, wenn dich dein Mann aus den Augen verliert?

Die Arbeit des Pastors erfordert sehr viel Energie, vor allem auf der sozialen und emotionalen Ebene. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass der Mann Zeiten der Ruhe und des Auftankens braucht. „Es befreit unsere Beziehung, wenn ich warten kann und weiß, dass sein Rückzug nichts mit mir zu tun hat, sondern mit seinen psychischen Bedürfnissen“, schildert eine der Frauen. Es ist dann zwar ein Verzicht, aber sie weiß, dass ihr Mann sich ihr gern wieder zuwendet, sobald er aufgetankt hat. „Wenn ich über längere Zeit das Gefühl hätte, dass unsere Beziehung zu kurz kommt, wäre das für uns schon ein ernst zu nehmendes Signal.“ Eine Pastorenfrau spricht ehrlich aus: „Ja, es gab Zeiten, wo er mich aus den Augen verloren hat, aber wichtig ist, dass das kein Dauerzustand wird.“ Eine andere Frau erzählte mir, dass sie in solchen Situationen dazu neigt, einfach zu schweigen. Mit der Zeit jedoch hat sie gelernt Dinge anzusprechen: „Es ist keine Lösung zu schlucken und zu erwarten, dass er deinen bösen Blick richtig deutet. Sag ihm, was du brauchst.“ Es geht nicht darum, sich bei seinem Mann aus einer Laune heraus zu beschweren, sondern ihm liebevolle und ehrliche Hinweise auf die eigenen Bedürfnisse zu geben. Ansonsten können solche unausgesprochenen, aber dringlichen Anliegen zu dicken, bitteren Wurzeln heranwachsen. Wichtig ist, dass nicht einer in der Ehe unwissend bleibt über den inneren Zustand des anderen. Gerade weil bei der Arbeit als Pastor oft Ungeplantes den eigentlichen Plan durcheinanderbringt, ist es umso notwendiger, an der Kommunikation eigener Bedürfnisse zu arbeiten. Denn wenn ein Samstagnachmittag plötzlich doch ganz anders aussieht als ursprünglich besprochen, weil der Mann z.B. noch in intensiven Predigtvorbereitungen steckt, beginnt die Planänderung mit guter Kommunikation.

Welchen Umgang hast du mit Finanzen? Hast du oft ein schlechtes Gewissen, dir und deiner Familie etwas zu gönnen?

„Du darfst Schönheit erleben und genießen und dafür Geld in die Hand nehmen – auf das Maß kommt es an!“, ist dazu eine Aussage. Doch gerade das fällt einigen Pastorenfrauen sehr schwer, obwohl der Lohn ihres Mannes über die Gemeinde oder den Gemeindeverband gut geregelt ist. Hier kann es helfen, ein Budget zu erstellen, wobei ein Teil beispielsweise fest für Urlaub eingeplant wird. Auch sollte das verdiente Geld nicht ständig als ‚Spende‘ der Gemeinde betrachtet, sondern akzeptiert werden, dass der Arbeiter seines Lohnes wert ist (Lk 10,7). Außerdem steht der Mann in der Verantwortung, seine Familie zu versorgen. Je nach Situation kann es nötig sein, dass die Frau vorübergehend einen zusätzlichen finanziellen Beitrag leistet. Es wäre jedoch nicht gut, wenn sie über einen längeren Zeitraum dafür sorgen müsste, den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. In der Gemeinde wird es immer Leute geben, die entweder mehr oder weniger Geld zur Verfügung haben. Es ist befreiend, wenn sowohl beim Geber als auch beim Empfänger das Bewusstsein herrscht, dass es immer Gottes Geld für Gottes Reich ist.

Hinweise und Ratschläge

Eine Falle, vor der alle Frauen warnen, ist, sich selbst zu vergleichen. Eine erklärt: „Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass es mir nicht leichtfällt, für Gäste zu kochen, und dies hat sich überhaupt nicht mit meinem Bild einer guten Pastorenehefrau vertragen, die das mit links jede Woche mehrmals macht.“ Aber sich krampfhaft zu verstellen, ist sehr anstrengend. „Gott kann mich so für meinen Mann und für seine Gemeinde brauchen, wie ich bin und dafür möchte ich offen und bereit sein“, sagt sie abschließend.

„Du machst überall Abstriche – auch in anderen Berufen“, gibt eine andere Frau weiter. „Es ist so hilfreich, aus dem Denken der Opferrolle herauszukommen und die Vorteile schätzen zu lernen, die der Pastorenberuf mit sich bringt.“ Sie ist besonders dankbar für das gemeinsame Frühstücken und die Zeit, morgens gemeinsam mit ihrem Mann Bibel lesen zu können, aber auch für das große Privileg, ganz nah an den Menschen dran sein zu dürfen.

Ein wichtiger Ratschlag vor allem für frisch gebackenen Pastorenfrauen lautet, sich von Klatsch und Tratsch fernzuhalten. Da man oft viel über innergemeindliche Angelegenheiten oder seelsorgerliche Fälle weiß, ist es geboten, solche Informationen nicht leichtfertig weiterzugeben, auch wenn die Versuchung da ist.

Für Frauen, die sich überlegen, einen Pastor zu heiraten, könnten folgende Fragen anregend sein: Teile ich die Freude an Theologie, an der Lehre von Gottes Wort? Habe ich die Bereitschaft die Gemeinde zu lieben und sie als etwas ganz Wichtiges anzusehen?

„Mein Mann arbeitet als Hirte der Gemeinde die ganze Woche für die Sache des Herrn!“ Einen Blick für die Gemeindeglieder zu haben und die Liebe zu ihnen zu teilen, ist eine besondere Aufgabe.

Jede Pastorenfrau hat eine andere Hintergrundgeschichte und wird im Dienst mit etwas anderem konfrontiert werden. Es wird ermutigt, am Vertrauen zu Gott festzuhalten: „Er will dir nichts Gutes vorenthalten! Er befähigt dich, wozu er dich berufen hat.“ Vorbilder zu haben und von ihnen zu lernen ist gut, aber es hilft nicht, sich daran zu messen.

„Als Pastorenfrauen haben wir einen gewissen Einfluss. Lasst uns diese Chance gebrauchen, um Gott zu dienen und die Gemeinde damit positiv zu prägen.“

„Das Herzstück deiner Aufgabe ist die Beziehung zu deinem Mann.“

Fazit

Trotz vieler Berichte, Einblicke und Ratschläge ist die Rolle der Pastorenfrau nicht klar definiert und bleibt flexibel gestaltbar, lässt Spielraum für die ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten. Es gibt in den meisten Gemeinden sehr wohl Erwartungen, die sie zu erfüllen hat, aber eine konkrete Stellenbeschreibung ist auch in der Bibel nicht zu finden. Was nun? „Unsere Berufung ist genau dieselbe, wie die aller anderen Frauen in der Gemeinde – Gott wohlgefällig zu leben als Ehefrau und Mutter und treues Mitglied der Gemeinde Christi“, schreibt Mary Somerville in ihrem Buch Von Herzen eins mit einem geistlichen Leiter. Als Frau eines geistlichen Leiters ist es die höchste Priorität, von Herzen eins mit Christus und dem eigenen Mann zu sein. In der Erkenntnis und Ehrfurcht Gottes zu wachsen, führt zu einer freudigen Willigkeit, die Aufgaben auszufüllen, die Gott einem gibt.

Doch häufig verliert man die Ausrichtung auf Gott und schaut auf sich selbst. Man ist automatisch damit beschäftigt, das anzustreben und letztlich anzubeten, was nach eigenem oder dem Ermessen anderer Wert gibt. Sei es nun viel Wissen, eine hohe Moralität, das perfekte geistliche oder Familienleben zu haben oder besonders fleißig und leistungsfähig zu sein- die Jagd nach diesen Dingen wird schnell zum Antrieb im Dienst und Leben. Und es ist eine endlose Jagd, denn sie geht sofort wieder los, sobald eine andere Familie mit noch besser erzogenen Kindern in die Gemeinde kommt oder die Frau eines Ältesten von ihrer disziplinierten Morgenroutine erzählt. Corrie ten Boom schreibt passend dazu: „Wenn du dir die Welt anschaust, wirst du verzweifelt sein. Wenn du nach innen schaust, wirst du deprimiert sein. Aber wenn du auf Christus schaust, wirst du zur Ruhe kommen.“ Nach diesem Artikel könnte bei angehenden und erfahrenen Pastorenfrauen der Eindruck entstehen, dass diese Aufgabe besonders viel Talent abverlangt und nur von vielseitig begabten Frauen ausgeübt werden kann.

Und doch wird jede Frau früher oder später mit einem Blick nach innen erkennen: „Ich kann es nicht. Und auch mein Mann kann es nicht.“ Und es ist wahr: Keiner kann es, auch der begabteste nicht! Niemand ist ausgerüstet oder talentiert genug. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagt Jesus zu seinen Nachfolgern. Aber er sagt auch: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Jeder, auch der Schwächste, den Gott zu diesem Dienst ausersehen und berufen hat, kann und soll ihn tun. Falls sich Pastorenfrauen in irgendeiner Weise von Christen in anderen Positionen unterscheiden, dann vielleicht darin, dass ihnen vielleicht noch häufiger ihr Unvermögen bewusst wird. Doch weil Christus sie in diesen Dienst gestellt hat, sorgt er auch dafür, dass sie ihn tun können.

Esra beispielsweise war gebildet und ausgerüstet für den vor ihm liegenden Dienst. Er wurde sogar vom Königshof autorisiert und mit einem Team von Fachleuten ausgesandt. Er hatte alles, was nötig war, um diese Aufgabe zu bewältigen. Doch er betete und fastete, weil er erkannte, dass alles nichts ist, wenn nicht Gott, der Herr, ihn befähigt (Esr 8,21-23). Dieses Gebet durchdringt das Leben im Dienst für Gott. Und im Gebet wird der Blick neu ausgerichtet auf den, der alles hat und gerne gibt (Mt 7,11). Auf Christus schauen, in seinem Wort bleiben. Täglich, stündlich, ständig wegschauen von der eigenen Unfähigkeit oder Fähigkeit hin zu ihm und seinen Verheißungen. Dann ist nicht mehr so wichtig, wer wir sind, und was wir können und tun, sondern wer er ist, und was er getan hat und tut. Sein Werk am Kreuz, seine tiefe Liebe und Annahme werden uns Ruhe schenken. In Paul Gerhardts Zeilen kommt dies gut zum Ausdruck:

Dem Herren musst du trauen, wenn dir’s soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen: es muss erbeten sein.

Priscilla Hobeika, Jahrgang 2000, studiert Theologie am Seminar für biblische Theologie in Beatenberg (Schweiz).