Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut — tut alles zur Ehre Gottes!
1.Korinther 10,31
Unsere gesamte Welt, ja, das ganze Universum existiert nur mit einem einzigen Ziel: dass Gott geehrt wird!
Auch unser Leben hat diesen Zweck – wir leben, um Gott zu ehren. Das ist die Antwort auf die Frage, die sich heute die ganze Welt stellt: Was ist der Sinn des Lebens? Wozu lebe ich eigentlich? Als Nachfolger Jesu kennen wir die Antwort: Wir leben für Jesus, zu seiner Ehre.
In dem Predigtvers Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes (1.Kor 10,31) bringt der Apostel Paulus diesen Gedanken klar auf den Punkt.
Aber wie setzen wir das konkret um? Wie „essen und trinken“ wir zur Ehre Gottes? Wie können wir Gottes Gaben richtig schätzen? Wann stehen wir in der Gefahr, etwas übermäßig zu genießen und dabei Gott zu wenig zu ehren?
Diese Fragen wollen wir aus drei Perspektiven betrachten, die wir der Bibel entnehmen, um die komprimierte Aussage in 1.Korinther 10,31 näher zu ergründen.
1. Wir ehren Gott durch seine Gaben
In der gesamten Bibel wird deutlich, dass Gott die Nummer eins in unserem Leben sein soll: Wir sollen allein Gott anbeten (2Mos 20,3-5); wir sollen Gott lieben mit allem, was wir sind (Mt 22,37-38); wir sollen Gott ins Zentrum unseres Lebens stellen (Mt 6,33). Das klingt danach, dass im Idealfall unser Herz allein voll von Gott sein sollte.
Nun leben wir allerdings in einer Welt voller guter Gaben: erstaunliche Wasserfälle, köstliche Pizza, Fußball…
Wenn Gott doch alles für uns sein soll – warum hat Gott diese Welt so schön und attraktiv geschaffen, wenn sie so leicht zu einer Alternative für ihn selbst wird? Wie können wir Gott durch seine Gaben ehren, ohne dass sie an seine Stelle treten?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir an den Anfang der Bibel zurückgehen. Hier finden wir eine Antwort auf die Frage, wie wir mit den Gaben Gottes umgehen sollen. Ab 1.Mose 2,15 erklärt Gott dem Menschen, dass er alles sehr gut und für ihn gemacht hat. Er erklärt ihm, dass der Garten, die Tiere, alle Früchte für den Menschen geschaffen sind. Eine einzige Frucht wird ihm verboten, alles andere soll er genießen. Und dann schafft Gott die wertvollste aller Gaben für Adam: die Frau.
Man könnte meinen: Wenn Adam geistlich genug gewesen wäre, hätte er Psalm 73,25 zitiert: Außer dir (Gott) begehre ich nichts auf Erden. Doch seine Reaktion zeigt das Gegenteil. Er feiert Eva mit einem Liebeslied: Diese ist nun Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist diese genommen (1Mos 2,23).
Wir müssen dabei bedenken, dass diese Situation vor dem Sündenfall – vor der Trennung von Gott – stattfand. Wir sehen hier also eine vollkommene Hingabe an Gott, und die einzig angemessene Reaktion auf die begehrenswerte Gabe Gottes ist es, sich an ihr zu erfreuen. Es ehrt Gott, dass Adam sich über die Gabe Gottes freut. Ebenso ehren wir Gott, wenn wir uns über die kleinen Dinge wie „Essen und Trinken“ freuen und unsere Freude z.B. durch das Gebet zum Ausdruck bringen.
Gottes Gabe – keine Gefahr für unsere Beziehung zu Gott
Warum sind die Gaben Gottes nicht automatisch eine Gefahr für unsere Beziehung zu Gott? Die Bibel macht an zahlreichen Stellen deutlich, dass Gottes Güte, seine Schönheit, seine Herrlichkeit und Macht gerade durch seine Gaben zum Ausdruck kommen:
- Psalm 19,2: Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk.
- Jesaja 40,26: Hebt eure Augen auf zur Höhe und seht: Wer hat diese erschaffen? Er, der ihr Heer abgezählt herausführt, er ruft sie alle mit Namen. So groß ist seine Macht und so stark ist er, dass nicht eines vermisst wird.
- Röm 1,20: Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn; den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen.
Die gesamte Schöpfung Gottes gibt uns somit einen Eindruck davon, wie Gott ist. Und wir ehren Gott, indem wir uns an diesen Gaben erfreuen, da wir dadurch einen Eindruck von Gott erhalten. Gott hat diese Welt geschaffen, um sich uns mitzuteilen. Und er hat uns Augen und Ohren und eine Nase gegeben, damit wir seine Gaben erleben können und erkennen, wie herrlich er ist. Das bedeutet praktisch, dass wir beispielsweise guten Honig, Sport und Musik von Johann Sebastian Bach benötigen, um Gott in angemessener Weise zu ehren.
2. Wir ehren Gott statt seiner Gaben
Jetzt ist es allerdings so, dass wir aufgrund unserer sündigen Natur dazu neigen, die Gabe Gottes an die Stelle des Gebers zu stellen. Und wir sind in zweifacher Hinsicht herausgefordert, wenn es um einen richtigen Umgang mit den Gaben Gottes geht.
Erstens: Wenn es um ein Entweder-oder geht
Gott hat uns zahlreiche, wunderbare Gaben gegeben. Allerdings ist es möglich, dass wir diese nicht so gebrauchen, wie er es sich gedacht hat. Wir können zum Beispiel Kunst (Filme, Musik) genießen – aber manchmal nur unter der Bedingung, Kompromisse einzugehen, indem wir stark sexualisierte Inhalte, endlose Gewalt oder Gotteslästerungen einfach ignorieren. Wir können Freundschaften genießen – aber manchmal nur unter der Bedingung, Kompromisse einzugehen, weil wir eventuell feststellen, dass der Einfluss falscher Freunde auf uns größer ist als unser Einfluss auf sie. Wir können die Beziehung zum Partner genießen – aber manchmal nur unter der Bedingung, Kompromisse einzugehen, indem wir vorehelichen Geschlechtsverkehr tolerieren oder mit einem nicht-christlichen Partner zusammen sind.
Für diese „Entweder-oder-Situationen“ gelten Verse wie:
- Ps 73,25: Außer dir brauche ich nichts auf Erden.
- Lukas 24,26:Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und… so kann er nicht mein Jünger sein.
Wann genießen wir etwas zur Ehre Gottes?
Woher wissen wir jetzt konkret, wann der Genuss von Gottes Gaben Gott ehrt? In 1.Timotheus 4,3-5 schreibt Paulus an Timotheus, dass einige Irrlehrer verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen. Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.
In diesem Text nennt Paulus zwei Kriterien, wann der Genuss von Gottes Gaben Gott ehrt: erstens das Wort und zweitens das Gebet.
Geheiligt durch das Wort
Wie sieht das praktisch aus? Stell dir vor, du hast eine Gabe Gottes vor dir (Sexualität, gutes Essen, Hobbys) und anhand des Wortes verstehst du: Diese Gabe hat Gott für genau den Zweck geschaffen, für den ich sie jetzt benutze. Dann ist die Gabe durch das Wort Gottes geheiligt. Bezogen auf die Sexualität kann dies zum Beispiel bedeuten, dass ich 1.Korinther 7,2 aufschlage und erkenne, dass aufgrund der Unzucht jeder Mann seine eigene Frau (und jede Frau ihren eigenen Mann) haben soll. Oder ich schlage Hebräer 13,4 auf und verstehe, dass das Ehebett in Ehren gehalten werden soll. Wenn wir auf das achten, was Gott in seinem Wort über eine Gabe sagt, dann ehren wir Gott mit dieser Gabe.
Geheiligt durch das Gebet
Es gibt aber auch viele Dinge, zu denen Gottes Wort nichts direkt sagt. Wir haben zum Beispiel keinen Vers, in dem ausdrücklich erwähnt wird, dass wir keine Computerspiele spielen sollen. Hier können wir uns praktisch fragen: „Kann ich Gott loben und danken, wenn ich diese Gabe genieße? Oder genieße ich diese Gabe vielmehr mit einem schlechten Gewissen, weil ich meine Lebenszeit verschwende?“
Das sind zwei Kriterien anhand derer wir prüfen können, wann der Genuss von Gottes Gaben Gott ehrt. Doch machen wir uns nichts vor. Dort, wo wir eine Entscheidung zu treffen haben: „Gott oder seine Gabe“, da ist es meistens nicht einfach eine rationale Entscheidung, sondern vielmehr ein Kampf, weil Gott seine Gaben ja so attraktiv gemacht hat und weil er uns so gemacht hat, dass wir sie auch genießen wollen.
Gott hat zum Beispiel sexuelle Erfüllung für die Ehe vorgesehen. Diese Tatsache führt allerdings nicht dazu, dass dieses innere Bedürfnis erst in der Ehe zum Vorschein kommt. Es ist sogar ziemlich schwierig, den eigenen Körper davon zu überzeugen, dass er nichts verpasst, wenn er auf etwas verzichtet, wozu er ja eigentlich geschaffen wurde. Doch manchmal müssen wir auf Dinge warten, um etwas viel Besseres zu erhalten. Vor der Ehe müssen wir auf Sex warten, weil der Segen in der Ehe weitaus größer sein wird.
Die Bereitschaft zu verzichten
Ich bin der Überzeugung, dass wir Gott gerade darin ehren, dass wir bereit sind, auf Dinge im Leben zu verzichten – auch wenn es manchmal nur für eine gewisse Zeit ist. So kann uns der Schmerz beim Warten sogar zum Segen werden, indem wir uns umso mehr an Gott hängen.
Unser Gott ist ein Gott der Freude, und er ruft uns nicht auf, zu warten, weil er will, dass wir uns schlecht fühlen. Er ruft uns auf, zu warten, weil er will, dass wir die größte Freude erleben, die ein Mensch überhaupt erleben kann: ihn selbst. Natürlich ist für die Welt nichts absurder als eine Person, die nach sexueller Reinheit strebt. Und das nicht aufgrund irgendwelcher religiöser Pflichten, sondern aus Glauben daran, dass er eine größere Freude erlebt, die Gott denen bereit hält, die ihm vertrauen. Und am Ende erscheint uns Gott umso wertvoller, wenn wir auf vorübergehende Freuden verzichten, um mehr von ihm zu haben. Das sind die Situationen, in denen wir entscheiden müssen: entweder Gott oder seine Gabe!
Wenn es um ein Mehr oder Weniger geht
Häufig lassen sich die Fragen allerdings nicht mit einem „entweder – oder“ beantworten. Deshalb gibt es noch eine zweite Herausforderung, wie wir Gott statt seiner Gaben ehren: dort, wo es um ein „Mehr oder Weniger“ geht. Das gilt für alle Situationen, in denen wir Gottes gute Gaben genießen, aber wissen, dass eine bestimmte Menge „ungesund“ für uns ist.
- Bei unserem Hunger: Wenn wir nicht mehr essen, um unseren Hunger zu stillen, sondern weil unser Appetit so groß ist und wir es übertreiben.
- Bei unserer Familie: Wenn unsere Familie nicht nur Vorrecht und Verantwortung für uns ist, sondern zum Hauptinhalt des Lebens wird.
- Bei unserem Haus: Wenn unser Haus nicht einfach nur schön und funktional ist, sondern zu unserer Visitenkarte und zu unserem eigentlichen Stolz wird.
- So könnten wir weitermachen mit unserem Auto, unserem Sport, unserer Schönheit, unserem Intellekt.
Dort wo das der Fall ist, fordert Gott uns auf, uns bewusst zu beschränken:
- Dankbar zu essen, aber nicht um unsere Gier zu stillen.
- Unsere Familie zu lieben, aber sie nicht zu einem Hindernis zu machen für unseren Dienst im Reich Gottes.
- Geld und Wohlstand dankbar anzunehmen, aber opferbereit zu geben, weil wir von Gott und nicht vom Wohlstand unsere Zufriedenheit erwarten können.
Gott ruft uns immer wieder zu bewusster Beschränkung auf, damit seine Gaben nicht seinen Platz einnehmen. Und darin müssen wir uns immer wieder prüfen, da unsere Haltung zu Sport, Hobby, Auto, Haus durch unseren Medienkonsum oder den Wunsch nach Anerkennung im Bekanntenkreis schnell eine Schieflage erhalten kann. Und wenn wir feststellen, dass wir Gottes gute Gaben in einer ungesunden Weise genießen, sollten wir lernen, auf Dinge zu verzichten und neu Prioritäten zu setzen, damit wir Gott ehren anstatt seiner Gaben.
3. Wir ehren Gott ohne seine Gaben
Es ist möglich, dass du vor die Frage gestellt wirst: Wie ehre ich Gott mit Gaben, die er mir geschenkt hat, die er mich hat genießen lassen, aber die er mir dann auf einmal nimmt? Die Gesundheit, den Dienst in der Gemeinde, die Arbeitsstelle, das eigene Haus, einen über alles geliebten Menschen?
Schwierige Reaktion
Manchmal erleben wir, wie Gott uns eine geliebte Gabe wegnimmt und es schmerzt gewaltig. Wie reagieren wir jetzt? Ist es in Ordnung, darüber zu trauen, oder ist es geistlicher, wie Hiob zu sagen: Der Herr hat gegeben, der Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gepriesen? (Hi 1,21) Mit welcher Reaktion ehren wir Gott angesichts verschiedener schwerer Verluste, die jeden von uns treffen können? Ist es in Ordnung, wenn wir an Gaben festhalten, die Gott uns nimmt – wenn wir sie nicht loslassen wollen, weil wir sie so sehr lieben? Sind es nicht Gaben, die Gott als lebendigen Ausdruck seiner Liebe und Schönheit extra angefertigt hat für unser Leben – ob es der eigene Körper, die Freunde, der Partner oder das Kind ist?
Ja, es ist okay, daran festhalten zu wollen, solange wir diese Gabe nicht an Gottes Stelle lieben, sondern als ein Geschenk von Gott als unserem liebenden Vater. Gaben, die uns so kostbar sind wie ein Liebesbrief des eigenen Partners, wie das Erbstück der Eltern oder wie das selbstgemalte Bild vom eigenen Kind.
Gottes Verlust
Aber wenn es uns dann aus den Händen gleitet und wir es zu Grabe tragen müssen, dann mag es sein, dass im Moment unseres größten Verlustes Gott uns den Moment seines größten Verlustes vor Augen stellt: das Kreuz von Golgatha! Es ist gut möglich, dass wir dort, wo die Seele verkrampft und unser Herz zerbricht vor Sehnsucht und Trauer und Leid, durch den Film von Tränen hindurch ihn in einer Deutlichkeit wahrnehmen wie nie zuvor. Dass wir erkennen, was es für Gott bedeutet hat, den loszulassen, von dem er seit aller Ewigkeit sagt: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.
Womöglich erleben wir dann ein Stück mehr von dem, was es für Gott bedeutet hat, die schönste und herrlichste aller Gaben zu geben für Sünder wie uns. Angesichts seines Todes sagte Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht und Gott verherrlicht in ihm (Joh 13,31). Durch nichts anderes wurde Gott jemals mehr geehrt als durch den Tod seines eigenen Sohnes. So kann es sein, dass Gott uns Dinge nimmt, die wir lieben, um uns dadurch ein tieferes Verständnis davon zu geben, wie sehr er uns liebt. Und daraus kann eine so tiefe Dankbarkeit entstehen, dass wir Gott ehren können, auch ohne seine Gaben.
Diese Sichtweise ist am Ende nur deshalb möglich, weil es die eine Gabe gibt, die Gott uns niemals nehmen wird: die Gabe seiner Gnade. Es ist die Gnade Gottes, die uns Rettung ermöglicht und die uns – als seine Kinder – im Glauben an ihn bewahren wird. Und so können wir Gott ehren, auch ohne seine Gabe, weil es eine Gabe gibt, die er uns nicht nehmen wird: seine Gnade!
Zusammenfassung
1.Korinther 10,31 ermutigt uns, Gott zu ehren, egal was wir tun: Wenn du heute dein Mittagessen und Zeit mit der Familie genießt, erinnere dich daran, Gott zu ehren, durch seine Gaben.
Wenn du morgen im Arbeitsalltag herausgefordert bist, Gott zu ehren, statt seiner Gaben, dann entscheide dich immer für ihn, wenn es heißt: „Gott oder seine Gabe“.
Lerne, auf Dinge zu verzichten, wenn es um ein „Mehr oder Weniger“ seiner Gaben geht. Und lass uns täglich bereit dazu sein, dass Gott uns eine gute Gabe nimmt und mit Jesu Hilfe darum ringen, ihn zu ehren, auch ohne seine Gaben. Denn bei aller Trauer dürfen wir wissen, dass der Tag kommen wird, an dem wir die Aufforderung dieses Verses nicht mehr brauchen: der Tag, an dem Gott seine Schöpfung erneuern wird und selbst vollkommen alles in allem für uns sein wird. Bis dahin ist es nicht so entscheidend, was das Leben bringt, solange wir wissen, wozu wir leben: zu seiner Ehre. Amen.
Paul Koch absolviert derzeit sein Vikariat in der Bekennenden Evangelischen Gemeinde Osnabrück. Er hat Theologie in Beatenberg/CH und Hamburg studiert und war u.a. als Jugenddiakon in der St.-Martini-Gemeinde Bremen tätig. Er ist verheiratet mit Melanie und Vater einer Tochter.