Warum du als Schaf des guten Hirten dein Heil nicht verlieren kannst

Warum du als Schaf des guten Hirten dein Heil nicht verlieren kannst

Bin ich wirklich errettet? Werde ich noch glauben, wenn ich morgen aufwache? Kann Gott mir meine ständige Untreue auch nach so vielen Jahren als Christ noch vergeben?

Solche und ähnliche Fragen stellen sich viele Christen, wenn sie über ihr eigenes Leben nachdenken. Antworten auf diese Fragen finden wir unter anderem in Johannes 10 ab Vers 22.

Dort lesen wir davon, wie Jesus in Jerusalem während eines Festes zu einer Gruppe spricht. Die Menschen drängen sich um ihn und stellen erneut die entscheidende Frage, ob er wirklich der im Alten Testament angekündigte Christus sei (Joh 10,24).

Jesus antwortet auf diese Frage auf eine Weise, die tiefer geht als nur eine Bestätigung seiner Göttlichkeit. Er verweist auf seine Taten und Worte als Beweise für seine Identität, doch dann stellt er fest, dass sie ihm nicht glauben, weil sie nicht zu seinen Schafen gehören. Und dann kommt Jesus zur eigentlichen Antwort: Er erklärt den Zuhörern die Merkmale seiner Schafe, die Merkmale der Menschen, die seine Kinder sind.

Diese Unterscheidung zwischen den Schafen Jesu und den Ungläubigen bildet den Hintergrund für die folgenden Aussagen Jesu über die Heilsgewissheit seiner Jünger. Er erklärt, warum seine Schafe ihr Heil nicht verlieren können und wie sie durch seine Hand geschützt sind.

Heilsicherheit – Weil es um Jesu Ehre geht:

Jesus richtet seine Aussagen über die sichere Rettung seiner Schafe an Ungläubige. Ihre ewige Rettung ist also ein Beweis dafür, dass er tatsächlich der Messias ist. Jesus rettet uns und bewahrt uns, nicht aufgrund unserer Leistung, sondern um seiner und des Vaters Ehre willen. Denn: Gott würde seine Ehre und Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er eines seiner Schäfchen verlieren würde! Und darum verliert er keines, auch wenn er sie manchmal falsche Wege zu ihrer Erziehung gehen lässt. Letztlich aber ist er der gute Hirte, der das eine verirrte Schaf sucht, bis er es findet und der es zurück in sein Haus bringt. Daher ist die Sicherheit unseres Heils eng mit der Ehre Jesu verbunden. Es ist ein Zeichen seiner Liebe und Treue zu uns, ein Zeichen seiner Macht und Kraft als der wahre Christus.

Heilsgewissheit – Weil du seine Stimme hörst:

In Johannes 10,27 erklärt Jesus: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach. Es ist tatsächlich so, dass Schafe sich gut Stimmen merken können. Sie kennen die Stimme ihres Hirten ganz genau und folgen nur ihm allein durch seinen Zuruf.

Dabei geht es nicht um irgendwelche persönlichen Einflüsterungen. Der Kontext im Johannesevangelium (vgl. Kap. 14-16) macht sehr deutlich, dass Jesus durch das Wort der Bibel zu uns spricht. Mit anderen Worten: Wer das Evangelium versteht, und an Jesus glaubt, gehört zu seinen Schafen.

Darum sagt Jesus sehr klar: Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen (Joh 10,28).

Heilsgewissheit – Weil du dreifach Jesu Schaf bist:

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie (Joh 10,27). Jesus hat einen dreifachen Grund, hier von meinen Schafen zu sprechen.

Erstens: Wir sind als seine Schafe vom Vater dem Sohn geschenkt.

In Johannes 17,6 betont Jesus, dass diejenigen, die ihm gegeben wurden, ein Geschenk des Vaters sind. Ja wir waren verlorene Sünder, hoffnungslose Fälle und wir haben immer noch stark mit Sünde zu kämpfen, aber wir sind ein Geschenk des Vaters aus Liebe zu seinem Sohn. In meinem Büro hängen viele Bilder, die mir meine Kinder geschenkt haben, als sie noch sehr klein waren. Diese Bilder sind eher Kritzeleien und doch schmücken sie meine Wand. Warum? Weil es ein Ausdruck ihrer Liebe zu mir war. Darum halte ich sie in Ehren und ich schätze die Bilder, weil ich meine Kinder liebe. Wir können davon ausgehen, dass Jesus das kostbare Geschenk seines Vaters, den er über alle Maßen liebt, bewahren und schützen wird.

Zweitens: Wir wurden als seine Schafe vom Sohn erkauft.

Jesus kennt uns besser als wir uns selbst kennen. Er kennt unsere sündigen Gedanken, Worte und Taten und hat dennoch den unvorstellbar hohen Preis seines eigenen Lebens bezahlt, um uns zu erlösen (1Pt 1,18-19). Durch sein kostbares Blut am Kreuz hat er alle unsere Schuld getilgt und uns ganz und gar für sich gewonnen.

Drittens: Wir sind seine Schafe, weil wir durch den Heiligen Geist in seine Herde hineingeboren wurden.

Jesus spricht in Johannes 3 von der Notwendigkeit der Wiedergeburt und in Johannes 7 vom Wasser des Lebens, das der Heilige Geist ist.

Es ist nicht unsere eigene Entscheidung, Teil seiner Herde zu werden: Gott schenkt dich seinem Sohn. Der Sohn erkauft dich mit seinem Blut. Und der Heilige Geist schenkt dir die Wiedergeburt, sodass du in die Herde des guten Hirten hineingeboren wirst. Aufgrund dieser dreifachen Sicherheit können wir der Verheißung Jesu in Johannes 10,28 voll und ganz vertrauen: Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Unsere Zugehörigkeit zu Jesus als seine Schafe ist fest und unerschütterlich, denn sie gründet sich auf die Liebe des Vaters (Joh 17,23), das Opfer des Sohnes (Joh 3,16) und das Wirken des Heiligen Geistes (Tit 3,5-6).

Heilsgewissheit – Weil du in Jesu und des Vaters Hand bist:

‚Etwas in der Hand haben‘ ist eine Redewendung, die wir gut kennen. Meistens gebrauchen wir sie, wenn wir die Dinge unseres Lebens nicht in der Hand haben. Auch im Johannesevangelium wird diese Redewendung verwendet für den Fall, dass jemand Macht über einen anderen hat. In 3,35 lesen wir: Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.

Christus hat alle Macht über uns. Niemand ist stärker als Christus. Die stärksten widergöttlichen Mächte dieser Welt hat Christus besiegt: Sünde, Teufel, Tod. Sonst wäre er nicht auferstanden. Die Auferstehung Jesu Christi ist das ultimative Siegel seiner Göttlichkeit und seines Sieges. Diese historische Tatsache, die von zahlreichen glaubwürdigen Augenzeugen bezeugt wird, bekräftigt seine unübertroffene Autorität über Leben und Tod.

Nur die Macht des Vaters ist der Macht Jesu ebenbürtig. Nach Jesu Worten bewirken der Vater und der Sohn die ewige Sicherheit der Schafe Jesu: Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen. Ich und der Vater sind eins (Joh 10, 29.30). Die Einheit zwischen dem Vater und dem Sohn umfasst nicht nur ihre gemeinsamen Absichten, sondern auch ihre Identität. Beide Personen des einen Gottes haben die Vollmacht und den Willen, uns festzuhalten und zu bewahren. So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind (Röm 8,1). Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Röm 8,38.39).

Aufgrund anderer Bibelstellen, die (scheinbar) davon sprechen, dass auch ein wiedergeborener Christ das Heil verlieren kann, wird nun aber folgendermaßen argumentiert: Kein Teufel kann mich aus Gottes Hand reisen und Gott selbst wird mich auch nicht loslassen, aber ich selbst kann mich aus seiner Hand lösen.

Heilsunsicherheit – Weil ich meine, mich selbst von Gottes Hand lösen zu können

Sollte es wirklich so sein, dass wir mächtiger als der Teufel, ja mächtiger als Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist in Bezug auf unser ewiges Heil sind? Ist es möglich, dass wir uns von Gottes Hand lösen können, obwohl er allmächtig ist und uns festhält?

Jesus hat den vollen Preis für unsere Schuld, für alle unsere Sünden am Kreuz bezahlt. Doch wenn wir uns dennoch vorstellen würden, dass wir uns durch unsere Sünde von Gottes Hand trennen könnten, würden wir täglich unser Heil in Frage stellen, weil wir täglich sündigen. Doch die Schrift versichert uns, dass Gottes Bewahrung für uns mehr als ausreichend ist. Unsere sündigen Neigungen und Schwächen will natürlich der Teufel benutzen, um uns von Gott zu trennen. Doch der Teufel kann uns eben gerade nicht aus Gottes Hand reißen (Röm 8,38.39).

Ernste Warnungen

Die vielen Bibelstellen, die vom erneuten Verlorengehen und vom Gericht sprechen, müssen dennoch sehr ernst genommen werden – gerade von wiedergeborenen Christen. Durch diese ernsten Verse führt Jesus seine Schäfchen, die auf Abwege geraten sind, wieder auf den rechten Pfad. Mir hilft der Vergleich mit einem Verkehrsschild. Es soll vorkommen, dass man so manches Verkehrsschild übersieht oder nicht beachtet. Doch wenn wir zum wiederholten Mal ein Warnschild sehen, dass uns vor einem Abhang warnt und wir aufgefordert werden, abzubiegen, dann bezweifeln wir nicht, ob wir noch Autofahren können, sondern wir nehmen das Schild ernst und biegen ab.

Zudem müssen wir beachten, dass die schwerwiegenden Warnungen immer im Zusammenhang mit Aussagen der Rettung und Bewahrung aus Gnade und der Zusicherung der Treue Gottes stehen (vgl. Hebr 6,9.14-18; Phil 2,12.13). Wir dürfen also nicht die ernsten Warnungen vor dem Gericht und die festen Zusagen der Bewahrung gegeneinander ausspielen. Wir dürfen auch nicht unsere Erfahrungen über Menschen, die sich einmal zu Christus bekannten, später aber vom Glauben abgefallen sind, über die klaren Worte der Bibel stellen. Jesus spricht davon, dass in manchen Menschen der Same zunächst aufgeht (Mt 13,6), weil der Mensch das Wort mit Freuden aufnimmt (Mt 13,20). Doch durch Bedrängnis und Verfolgung nimmt der Mensch später dennoch Anstoß an Jesus (Mt 13,21). Das bedeutet, dass Menschen, die als Christen gelebt haben und irgendwann vom Glauben abfallen, nie wirklich in Christus verwurzelt waren, nie wirklich Christen waren. Johannes schreibt über solche Menschen: Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind (1Joh 2,19).

Die Warnungen, unbedingt an Jesus festzuhalten, dienen nicht dazu, die Verheißungen von Gottes Bewahrung und Treue in Frage zu stellen. Sie zeigen vielmehr, wie wichtig es ist, Gottes Stimme zu hören und seinem Wort zu gehorchen.

In manchen Situationen brauchen wir den Zuspruch, in anderen Situationen muss uns Gott sehr ernst ermahnen, muss uns aufrütteln und erschrecken, wenn wir in einen geistlichen Dämmerzustand geraten oder auf gefährliche Wege abbiegen. Aber immer spricht er in Liebe zu uns. Und immer will er unseren Blick auf seine Liebe und Gnade und Treue in Christus lenken und uns so zur Buße und Freude und Gewissheit führen.

Wir dürfen, ja wir sollen Heilsgewissheit haben:

  1. Weil es um Jesu Ehre geht.
  2. Weil wir seine Stimme hören können.
  3. Weil wir dreifach seine Schafe sind.
  4. Weil wir in Jesu und des Vaters Hand sind.

Weil Jesus zu uns sagt Du bist mein, dürfen wir Verse wie Jesaja 12,1.2 zu unserem zuversichtlichen Dankgebet machen: Ich preise dich, HERR; denn du warst gegen mich erzürnt; [doch] dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet! Siehe, Gott ist mein Heil; ich will vertrauen und lasse mir nicht grauen; denn Jah, der HERR, ist meine Kraft und mein Lied, und er wurde mir zur Rettung! Amen!

Ludwig Rühle arbeitet als Pastor der Bekennenden Ev. Gemeinde in Osnabrück und unterrichtet als Lehrbeauftragter Praktische Theologie an der Akademie für Reformatorische Theologie. Er ist verheiratet mit Katharina und Vater von vier Kindern.