Darauf nahm Mose das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Und sie sprachen: Alles, was der HERR gesagt hat, das wollen wir tun und darauf hören! Da nahm Mose das Blut und sprengte es auf das Volk und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte! Da stiegen Mose und Aaron, Nadab und Abihu und 70 von den Ältesten Israels hinauf; und sie sahen den Gott Israels; und unter seinen Füßen war es wie ein Gebilde von Saphirplatten und so klar wie der Himmel selbst. […] Als aber das Volk sah, dass Mose lange nicht von dem Berg herabkam, da sammelte sich das Volk um Aaron und sprach zu ihm: Auf, mache uns Götter, die uns vorangehen sollen! […] Da riss sich das ganze Volk die goldenen Ohrringe ab, die an ihren Ohren waren, und sie brachten sie zu Aaron. Und er nahm es aus ihrer Hand entgegen und bildete es mit dem Meißel und machte ein gegossenes Kalb. Da sprachen sie: Das sind eure Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben! […] Und es geschah am folgenden Tag, da sprach Mose zum Volk: Ihr habt eine große Sünde begangen! Und nun will ich zu dem HERRN hinaufsteigen; vielleicht kann ich Sühnung erwirken für eure Sünde. Als nun Mose wieder zum HERRN kam, sprach er: Ach! Das Volk hat eine große Sünde begangen, dass sie sich goldene Götter gemacht haben! Und nun vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn aber nicht, so tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast!
aus 2.Mose 24 und 32
In der Bibel geht es um den Bund zwischen Gott und dem Menschen, von Adam bis Christus. Dementsprechend wichtig und herausragend ist der Bundesschluss, von dem wir in 2.Mose 24 lesen. Dort wird nicht nur endlich der Bund geschlossen, der seit Kapitel 19 intensiv vorbereitet wurde. Seit dem Sündenfall lief die ganze Geschichte darauf hinaus, dass dieser Bund zwischen Gott und seinem Volk geschlossen werden konnte. Das Volk sollte endlich wieder mit Gott verbunden sein und so unter seinem Segen leben. So sollten die Menschen Gott verherrlichen und wirkliche Erfüllung finden.
1. Ein Bund mit Gott – das Beste, was dir passieren kann
Du kannst dein Leben nicht besser leben als nach Gottes Anweisungen, in Gemeinschaft mit ihm und unter seinem Segen. Dafür bist du geschaffen, dadurch wirst du Gott verherrlichen und nur so wirst du wahres Glück erfahren.
Wer in einer festen Beziehung mit Gott lebt, ist verbunden mit der Quelle aller Freude, allen Trostes, aller Kraft, aller Weisheit und vor allem darf er Gottes Liebe erfahren.
Es geht nicht einfach darum, dass wir erkennen, wie herrlich er ist, sondern dass wir durch diese Erkenntnis und durch unsere Verbundenheit mit ihm Ermutigung, Kraft, Befriedigung und Glückseligkeit empfangen.[1]
Wir wissen nicht genau, wie groß die Erwartungen des Volkes damals waren, aber die Menschen sagten zweimal volltönig zu (24,3.7). Sie wollten gern in den Bund mit Gott treten. Das Problem dabei war allerdings, dass sie den Bund gar nicht halten konnten. Sie unterschrieben hier also ihr Todesurteil, denn sie waren im Kern nach wie vor Sünder, geneigt zum Bösen. Deshalb durfte das Volk auch nicht auf den Berg kommen, sondern musste einen Sicherheitsabstand einhalten.
Gott selbst hatte diesen Sicherheitsabstand mehrfach geboten. Die Frage, die sich darum stellt, lautet: Warum schloss Gott einen Bund mit seinem Volk?
Drei Antworten sind hier entscheidend:
- Er hat sie zuerst aus Ägypten errettet. Seine Gnade ist die Grundlage des Bundes.
- Er hatte schon mit Abraham einen Gnadenbund geschlossen und hält sich an die ihm gegebenen Verheißungen für Abrahams Nachkommen.
- Er will eine Lösung für das Problem der Sünde schenken, welche durch die Opfer angedeutet wird (24,5.6).
Gott bleibt gerecht
Seine Forderung nach vollkommenem Gehorsam nimmt Gott allerdings nicht zurück. Bis heute fordert er vom Menschen, auch von uns Christen, dass wir vollkommen sein sollen, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist (Mt 5,48). Er nimmt seine Forderung nicht zurück, bloß weil wir Sünder sind und gleichzeitig gilt, dass Gott uns in Gnade begegnet. Die Zeichen des Bundes machen das deutlich:
Die Opfer und das Blut bildeten sozusagen die „Unterschrift“ unter den Bundesvertrag. Der eine Teil des Blutes wurde an den Altar gegossen und der andere auf das Volk gesprengt. Die Botschaft war eindeutig: Wer den Bund bricht, Gott oder Mensch, dessen Blut muss fließen, der muss sterben. Es mutet uns vielleicht grausam an, aber wir dürfen nicht die Gnade übersehen, die auch hier durchscheint. Es floss eben nicht das Blut derer, die es verdient hätten, sondern das Blut eines Stellvertreters. Gott macht also schon beim Bundesschluss des Alten Bundes klar, dass es die Möglichkeit eines stellvertretenden Opfers gibt.
Das andere Bundeszeichen war das Bundesmahl der 70 Ältesten: Sie aßen und tranken vor Gott (vgl. 24,11). Das gemeinsame Mahl war das Zeichen des Friedens und der Gemeinschaft. Darum eröffnete Gott ihnen auch einen Blick in den Himmel: Und sie sahen den Gott Israels; und unter seinen Füßen war es wie ein Gebilde von Saphirplatten und so klar wie der Himmel selbst (24,10).
Die 70 Ältesten bekamen von Gott gezeigt, worauf der Bund abzielt: die ewige herrliche Gemeinschaft in Gottes Nähe.
Worum es im Kern geht
Das Ziel des Bundes war also nicht, dass der Mensch der Hölle entgeht, sondern dass er für ewig in Gottes Gegenwart lebt. Das gilt auch uns. Das Ziel unserer Rettung ist nicht (nur), dass wir nicht mehr verloren gehen, sondern dass wir Gemeinschaft mit Gott haben. Wir müssen diese Wahrheit jeden Tag vor Augen haben. Das Ziel unseres Lebens ist nicht, dass wir ein einigermaßen christliches Leben führen und unsere Rettung nicht verspielen, sondern dass wir jeden Tag mit unserer ganzen Kraft nach der Gemeinschaft mit Gott streben (vgl. 1Tim 6,11.12).
Die Ältesten erlebten einen Vorgeschmack des Himmels. Mose selbst durfte sogar bis zur Spitze des Berges und damit in die Wolke der Herrlichkeit Gottes gehen. In diesen 40 Tagen bei Gott brauchte er nichts anderes (vgl. 34,28). Sicher waren es die schönsten Tage seines Lebens: eine Zeit der Herrlichkeit und Erfüllung. Für das Volk unten am Berg jedoch, waren diese 40 Tage eine Zeit der schlimmsten Versuchung.
2. Bundesbruch – wenn dir das Beste nicht gut genug ist
Die Geschichte des Goldenen Kalbs ist erschütternd. Wie konnte es so kurz nach dem Bundeschluss zum Bundesbruch des Volkes kommen? Noch während Mose die Anweisungen zum rechten Gottesdienst empfängt, verfällt das Volk in Götzendienst. Zwei Dinge werden deutlich: Einerseits brauchte das Volk die Beziehung zu Gott. Sie ertrugen es nicht, dass das Sprachrohr Gottes für 40 Tage verstummt war. Sie wollten Gott anbeten. Wir sehen auch hier, wie dringend wir Gottes Wort brauchen, am besten täglich.
Andererseits scheinen die Menschen die bereits geoffenbarten Worte Gottes vergessen zu haben. („Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ „Du sollst dir kein Bildnis machen.“) Sie hatten das Wort noch nicht auf steinernen Tafeln und erst recht nicht in ihren Herzen. So taten sie das, was unserem natürlichen Menschsein am meisten entspricht: Sie beteten Gott nach ihren eigenen Wünschen an.
Sie wollten den wahren Gott (das war das Positive), aber sie wollten ihn so, wie er ihren Wünschen, Vorstellungen und Träumen entsprach. Und auch wenn Aaron noch versuchte, diesen „Gottesdienst“ in die richtige Richtung zu führen (morgen ist ein Fest für den Herrn (32,5)) verwandelte es sich im Handumdrehen in eine heidnische Orgie (sie standen auf, um sich zu belustigen (32,6)).
Zeig mir deinen Gottesdienst und ich sage dir, welcher Gott in deinem Herzen regiert
Wie du Gottesdienst feierst, zeigt, welchen Gott du anbetest.
Wir machen uns heute nicht mehr direkt ein goldenes Kalb, aber wir beten dieselben Götzen an, für die dieses menschliche Machwerk stand:
- Gold: Wir sparen und schließen Versicherungen ab, um Sicherheit im Leben und für die Zukunft zu haben und setzen dann unser Vertrauen darauf.
- Fruchtbarkeit: Sexualität wird heute zur menschlichen Identitätsfrage. Erst wenn du sexuell erfüllt bist, dann hast du ein gutes, erfolgreiches, schönes, sinnvolles Leben.
- Macht: Es geht um die Kontrolle über den eigenen Körper und über meinen Lebensweg. Ich habe mein Leben im Griff und bestimme, wo es lang geht. Ich lebe selbstbestimmt bis hin zum Tod. Ich lebe meinen Traum usw.
Das Goldene Kalb steht für all die Dinge, von denen wir uns Glück, Freude, Erfüllung und Sinn erhoffen. Es steht auch für unseren Götzendienst. Das ist dir sicherlich nicht neu. Aber ich möchte den Gedanken noch etwas vertiefen.
Ein Gott nach unserem Bild
Es ist eben nicht immer so, dass wir Gott direkt mit diesen Götzen ersetzen wollen. Es ist vielmehr öfter so wie beim Volk Israel. Wir wollen die Beziehung zu Gott, aber wir wollen auch, dass Gott so ist, wie wir uns ihn wünschen. Kennst du solche Gedanken:
- Könnte es nicht wenigstens die eine Woche, wo wir mit der Familie einmal im Jahr campen, schönes Wetter sein?
- Warum muss ich gerade in der Woche krank werden, wo ich so viel zu tun habe?
- Hätte mir Gott nicht einfach diesen Job, diese Wohnung, diesen Partner… geben können?
- Könnte Gott uns nicht von diesem oder jenem Schicksalsschlag bewahren?
Wie oft murren wir über Gottes Führung und Handeln und stellen uns gleichzeitig vor, wie er es hätte besser machen können?
Ich will nicht sagen, dass wir keine Träume oder auch Wünsche an Gott haben dürfen. Gott fordert uns sogar auf, mit unseren Bitten zu ihm zu kommen. Doch wie oft sind wir einfach nur unzufrieden mit dem, wie Gott es dann eben macht: in kleinen, alltäglichen Dingen genauso wie in großen Dingen: Hätte man (Gott) das nicht besser machen können?
Letztlich vertrauen wir Gott nicht. Wir murren. Wir sorgen uns. Wir machen uns unser Bild, wie Gott sein müsste. Und dann fangen wir an, von irdischen Dingen das zu erwarten, was uns eigentlich nur Gott geben kann.
Aber welches Bild wir uns auch immer von Gott erdenken, wir können Gott immer nur geringer, kleiner, schlechter machen als er ist. Auch wenn du dir noch so ein schönes, vollkommenes Bild von Gott machst, es kann Gott immer nur schlechter machen, ungerechter und unweiser. Jedes Bild, welches wir uns von Gott machen – und sei es noch so schön – ist ein Schlag in das Gesicht Gottes.
Glück ohne Gott?
Aber ist das wirklich so? Stellen wir uns vor: Wir hätten immer genügend Geld und Sicherheit, sexuelle Erfüllung und das eigene Leben unter Kontrolle… und das für alle Menschen! Wären so nicht alle versorgt und glücklich? Krieg und Streit würden der Vergangenheit angehören, oder? Was kann es denn Besseres geben?
Es gibt etwas so unendlich viel Besseres: Ein Herz, welches mit Gott verbunden ist und darum nicht mehr egoistisch nach diesen Dingen strebt, sondern Gott verherrlicht, indem es mit hingebungsvoller Liebe für andere eintritt. Dafür sind wir geschaffen. Nur darin werden wir Glück, Erfüllung und Leben finden.
Doch davon war beim Volk Israel nichts zu sehen: Da sprach der HERR zu Mose: Geh, steige hinab; denn dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, hat Verderben angerichtet! Sie sind schnell abgewichen von dem Weg, den ich ihnen geboten habe; sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben es angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das sind eure Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben! Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe dieses Volk beobachtet, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk (32,7-9).
Das führt uns wieder zur Frage: Warum hat Gott überhaupt den Bund geschlossen? Wenn er jetzt sogar Mose fragt: So lass mich nun, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und ich sie verzehre; dich aber will ich zu einem großen Volk machen! (32,10)
Ein veränderter Diener
Gott fängt eine Verhandlung mit Mose an, ob er das Volk nicht lieber vernichten soll. Das klingt sehr radikal, aber wenn Gott das wirklich gewollt hätte, hätte er Mose einfach darüber informiert. Stattdessen merkt man beim genaueren Hinsehen, dass Gott möchte, dass Mose als Mittler für das Volk eintritt.
Das Schönste an diesem Gespräch ist das Vorbild des Mose. Und damit meine ich nicht sein vorbildliches Eintreten für das Volk. Es geht um den Grund, warum Mose für sein Volk eintritt. Mose ist ein Beispiel, wie Gott das halsstarrige Herz des Menschen verändern kann.
Dieser Mose war früher ganz anders eingestellt. Vor einigen Jahrzehnten wollte er das Volk aus eigener Kraft befreien und tötete einen Sklavenaufseher. Gott nahm ihn daraufhin in seine Schule und schickte ihn für 40 Jahre in die Wüste Midian. Mose erlebte eine 40-jährige Schule der Demütigung und des Glaubens. Und nun tritt dieser veränderte Mose Gott zur Ehre Gottes für das Wohl des Volkes ein: Warum sollen die Ägypter sagen: Zum Unheil hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und von der Erde zu vertilgen? Wende dich ab von der Glut deines Zorns und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk [bringen willst]! Gedenke an deine Knechte, Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und zu denen du gesagt hast: Ich will euren Samen mehren wie die Sterne am Himmel, und dieses ganze Land, das ich versprochen habe, eurem Samen zu geben, sollen sie ewiglich besitzen! (32,12-13)
Die Hoffnung für das Volk ist auch nach diesem Bundesbruch nicht verloren. So wie Gott Mose verändert hat, so kann, ja so will er auch das Herz des gesamten Volkes verändern. Das ist das Versprechen, welches Gott im Alten Bund für den Neuen Bund gegeben hat.
3. Der Neue Bund: besser geht´s nicht
Hinter dem Befehl an Mose steckt nicht wirklich der Plan, das Volk zu vernichten, sondern er sollte Gottes verändernde Gnade anhand von Moses Herzen zeigen. So merkwürdig es klingt, Gott zeigt mit seiner Frage nach Vernichtung, dass er das Volk retten will.
Dennoch werden nicht wenige nach der Zusage Gottes, das Volk insgesamt zu verschonen, hingerichtet (32,25-29). Aber auch dieses Gericht unterstreicht die Gnade Gottes. Denn müsste man nicht annehmen, dass das Volk, nachdem der totgeglaubte Mose die steinernen Tafeln zerschlagen hatte, in ihrem sündigen Treiben erstarren würde?
Aaron hatte dem Volk die Zügel schießen lassen (32,25) und das Volk lag wie im Bann der Sünde. Erst als die Leviten mit dem Schwert losschlugen, konnte sich das Volk aus dem Bann der Sünde lösen. Diese Begebenheit zeigt demnach umso mehr, wie hoffnungslos die Lage des Volkes und der Zustand ihres Herzens war.
Gott versprach zwar, das Volk nicht mehr zu vernichten. Die Sünde jedoch war geschehen und sie stand zwischen Gott und dem Volk. Somit blieb auch der Zorn Gottes drohend wie ein Damoklesschwert über dem Volk.
Und so erfährt Mose, dass Gott nicht mehr in der Mitte des Volkes sein könne. Gott würde stattdessen einen Engel schicken, der vor dem Volk her geht: Der HERR sprach zu Mose: Ich will den aus meinem Buch tilgen, der gegen mich sündigt! So geh nun hin und führe das Volk an den Ort, von dem ich zu dir geredet habe. Siehe, mein Engel soll vor dir hergehen. Aber am Tag meiner Heimsuchung will ich ihre Sünde an ihnen heimsuchen! (32,33-34)
Ein besserer Mose
Mose trat in den Riss, er trat für das Volk ein. Er bat für das Volk. Er erinnerte Gott an dessen Verheißungen. Und nun ging er noch einen Schritt weiter. Wir dürfen noch einmal sehen, wie Gott Mose verändert hat. Denn Mose wusste, dass der Bund sich nie erfüllen konnte, solange die Sünde noch auf dem Volk lag. Er bat Gott um Vergebung: Und nun vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn aber nicht, so tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast! (32,32)
Was für eine Liebe! Mose war bereit, die Strafe stellvertretend auf sich zu nehmen. Er wollte das göttliche Gericht erleiden, damit das Volk gerettet werden kann. Doch Gottes Antwort lautete nein, denn ich will den aus meinem Buch tilgen, der gegen mich sündigt! (32,33)Das heißt so viel wie: Jeder, der sündigt, muss für seine eigene Schuld geradestehen.
Das bedeutet für uns: Wir brauchen mehr als einen Mose. Wir brauchen den, auf den uns Mose hinweist: Christus. Letztlich gibt es nur einen Mittler: Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus (1Tim 2,5).
In Christus hat Gott das getan, was Mose nicht tun konnte. Das ist unvorstellbar, denn an den Auseinandersetzungen zwischen Gott und Mose sehen wir sehr deutlich, dass Gott nichts mit Sünde gemein haben kann, und darum keine Gemeinschaft mit Sündern haben kann. Ja wir sehen auch, wie Gott einen Mittler sucht. Wer konnte ahnen, dass Gottes eigener Sohn dieser Mittler, ja mehr noch, sogar unser Stellvertreter werden sollte?
Am Kreuz geschah das Unglaubliche. Dort ließ sich Gottes eigener Sohn, „aus dem Buch des Lebens streichen“, das heißt er gab sein Leben hin und nahm Gottes Zorn auf sich, um uns ewiges Leben zu schenken. So ist Gott!
Was Mose nicht erreichen konnte, dass tat Gottes Sohn für uns. Durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz reinigte er unsere Herzen von Sünde.
Und auch jetzt, während du dich immer noch vor deinen goldenen Kälbern niederwirfst, vor deinen Wünschen, und Vorstellungen von Gott, obwohl du das Evangelium kennst, tritt Christus im Himmel für dich ein. Und er führt dich so, dass es dir, egal was passiert, zum Besten dienen muss. Dabei erfüllt er nicht immer alle deine Wünsche, aber am Ende wirst du bei ihm wunschlos glücklich sein.
Wahre Gemeinschaft mit Gott
Durch Christus sind wir bereits jetzt mit Gott verbunden. Durch seinen Heiligen Geist schreibt er Gottes Worte auf die Tafeln unseres Herzens. Er verändert unser Wesen und füllt es mit Liebe. Gott wohnt nicht mehr symbolisch in einer Stiftshütte oder einen Tempel unter seinem Volk, sondern tatsächlich in seinem Volk. Er hat sich mit uns verbunden. So ist der wahre Gott!
Du kannst dir keinen besseren Gott ausmalen, ausdenken, wünschen… Du kannst dir keine größere Liebe vorstellen… Du kannst Gott nicht besser machen, als er ist. Darum kann Paulus, nachdem er von der Liebe Gottes in Christus geschrieben hat, nur noch ausrufen: Dem aber, der weit über die Maßen mehr zu tun vermag als wir bitten oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Ehre in der Gemeinde in Christus Jesus, auf alle Geschlechter der Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen (Eph 3,20-21).
Halte nicht an deinen Vorstellungen von Gott fest, sondern bete Gott so an, wie er ist, so wie er sich uns in seinem Wort und in seinem Sohn offenbart hat und auch so, wie er in deinem Leben handelt.
Das fällt uns oft schwer, gerade wenn wir Leid und schwere Zeiten erfahren. Aber gerade dann ist es so wichtig, auf Jesus und seine Liebe zu schauen. Das wird dir helfen, deine Hoffnung nicht auf deine Vorstellung von Gott zu setzen, sondern auf den wahren Gott selbst.
Dabei dürfen wir wissen, dass es nichts Besseres gibt, als mit Gott in einem Bund zu stehen. Der Puritaner John Owen schreibt: „Im gläubigen Anschauen der Herrlichkeit Christi werden unsere Seelen Ruhe finden. Unsere Sinne neigen dazu, von Ruhelosigkeit, Ängsten, Sorgen, Gefahren und Kummer erfüllt zu sein, von ungezügelten Leidenschaften und Lüsten. All das stürzt unsere Gedankenwelt in ein Chaos von Finsternis und Verwirrung. Doch sobald sich unsere Seele der Herrlichkeit Christi zuwendet, finden auch unsere Sinne Ruhe und Frieden.“[2]
Das Ausmaß der Herrlichkeit Jesu können wir nicht ergründen oder es verstehen. Wir können uns darüber freuen und ihn dafür anbeten. Beim Lesen unserer Bibel und dem Nachdenken darüber, schreibt Owen, „mag es wohl geschehen, dass unsere Herzen erfüllt werden von einem Bewusstsein der unermesslichen Herrlichkeit Gottes, die uns im Angesicht Jesu Christi aufleuchtet, sodass wir von einer unaussprechlichen Freude erfasst werden. So entsteht jener ‚Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, der unsere Herzen und Gedanken bewahrt in Christus Jesus‘ (Phil 4,7).“[3] Amen.
[1] Vgl. John Owen, Die Herrlichkeit Christi, Waldems [3L] 2013, S. 12.
[2] John Owen, Die Herrlichkeit Christi, Waldems [3L] 2013, S. 19.
[3] Ebd. S. 20.