Warum Weihnachten?

Warum feiern wir Weihnachten? So lautet eine beliebte Umfrage in der Vorweihnachtszeit. Man will damit zeigen, wie wenig die Leute heute über die einfachsten Dinge wissen. Nun, wir kennen die Antwort: Wir feiern den Geburtstag des Sohnes Gottes. Aber warum entschied sich der Sohn Gottes, Fleisch und Blut anzunehmen und ein richtiger Mensch zu werden? Vier zentrale Antworten dazu, finden wir in Hebräer 2,14 und 15: Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.

Die vierte und abschließende Antwort in diesen Versen ist erstaunlich, weil sie so unweihnachtlich klingt: Gottes Sohn wurde Mensch, um dich aus deiner Todesangst zu befreien. Weihnachten hat nichts mit deinem Wunsch nach Harmonie zu tun, sondern mit deiner Angst vor dem Tod. Doch der Reihe nach…

Gottes Sohn wurde Mensch, weil wir Menschen sind

Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden. Mit den Kindern sind, wie aus den Versen davor hervorgeht, die Menschen gemeint, die durch Jesus Christus gerettet werden (Hebr. 2,9-12). Es geht um Gottes auserwähltes Volk (Hebr. 2,16). Weil wir Menschen sind, musste auch Jesus Mensch werden und blieb dennoch Gott. Das meint Weihnachten.

Fleisch und Blut stehen für die Schwachheit und Zerbrechlichkeit des Menschen. Jesus kam in unsere Schwachheit und erlitt dieselben Nöte und Versuchungen wie wir, doch ohne Sünde. Der Hebräerbrief lehrt, dass deswegen Jesus in jeder Situation mit uns wahrhaft mitleiden und uns verstehen kann. Doch es ging nicht nur darum. Nur durch die Menschwerdung konnte er für uns Menschen als Mittler eintreten, unsere Sünden auf sich nehmen und das Gericht dafür erleiden. Gleichzeitig konnte allein Gott die unendlich große Strafe tragen.

Gottes Sohn wurde Mensch, um zu sterben

Römer 6,23 lehrt: Der Lohn der Sünde ist der Tod. Diesen Lohn musste Jesus in Empfang nehmen. Er musste in den Tod gehen, er musste sterben, um uns zu retten. Doch Gott in seiner Natur kann nicht sterben. Aber der Gottmensch Jesus Christus konnte sterben.

Calvin schreibt dazu: „Aber er [Christus] konnte den Tod ja allein als Gott nicht wirklich schmecken, konnte ihn andererseits als Mensch nicht überwinden – und deshalb vereinigte er in sich die menschliche Natur mit der göttlichen; so unterlag er nach der Schwachheit der menschlichen Natur dem Tode, um unsere Sünden zu sühnen – und so konnte er nach der Kraft der göttlichen Natur den Kampf gegen den Tod führen, um für uns den Sieg zu erringen!“[1]

Der Grund der Geburt Jesu war sein Tod. Von Anfang an stand fest, dass er Mensch werden würde, um für uns zu sterben. Sein Tod wiederum wurde zum entscheidenden Instrument, um die Macht des Teufels über uns zu brechen: …damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel (Hebr. 2,14b).

Gottes Sohn wurde Mensch, um die Macht des Teufels zu brechen

Indem Jesus den Tod auf sich nahm, brach er die Macht des Teufels über den Tod. Doch wenn Gott allmächtig ist, wie kann der Teufel die Macht über den Tod überhaupt besitzen? Der Teufel hatte diese Macht nicht von Natur aus, doch er errang sie insofern, als er den Menschen zur Sünde verführte und immer noch verführt. Natürlich sündigt der Mensch auch aufgrund seiner eigenen Begierden, doch der Teufel nutzt diese aus und verleitet ihn umso mehr zur Sünde, um ihn so in den geistlichen, leiblichen und, ginge es nach ihm, ewigen Tod zu führen.

Doch das ist noch nicht alles: Der Teufel tritt nun als Kläger vor Gott auf. Wenn er uns auch nur einer einzigen Sünde bezichtigen kann, sind wir des Todes, sind wir in alle Ewigkeit verdammt. Gegenüber einem unendlich heiligen Gott wiegt eine einzige Sünde unendlich schwer, und unsere Sünden in Gedanken, Worten und Taten sind unzählig.

Doch warum konnte Jesus durch seinen Tod die Macht des Teufels zerstören? Weil er ihm seine stärkste Waffe gegen uns wegnahm: unvergebene Schuld. Er hat auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen und dem unbeschnittenen Zustand eures Fleisches, mit ihm lebendig gemacht, indem er euch alle Übertretungen vergab; und er hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben (Kol. 2,13-15).

Jesus entmachtete die Herrschaften und Gewalten, also den Teufel und seine Dämonen, weil er für unsere Sünden starb! Der Teufel kann uns nun nicht mehr verklagen und verdammen.

Jesus wurde Mensch, um zu sterben. Jesus starb, um den Teufel zu entmachten. Und: Jesus entmachtete den Teufel und befreite uns so aus der Knechtschaft der Todesfurcht: …und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden (Hebr. 2,15).

Gottes Sohn wurde Mensch, um uns aus der Knechtschaft der Todesfurcht zu befreien

Vielleicht sagen Sie jetzt: Ich habe keine Angst vor dem Tod. Klar, denn Sie haben noch nicht länger und tiefer darüber nachgedacht. Tod ist ein Thema, mit dem wir uns nicht gerne auseinandersetzen. Aber genau das macht unsere Angst im Blick auf den Tod nur umso deutlicher. Schon die Vorboten des Todes wie Krankheit, Hunger, Not, Verfolgung, Terror und Gewalt bereiten uns Angst, und wir verbringen viel Zeit damit, vor ihnen zu fliehen, uns abzulenken, uns zu betäuben oder uns davor zu schützen. Die Furcht vor dem Tod bündelt alle unsere Ängste. Wir fürchten den Kontrollverlust, die Trennung von unseren Lieben, die Endgültigkeit des Todes, die Ungewissheit über das, was danach kommt, weil wir ahnen, dass wir unser Leben vor dem heiligen und gerechten Gott werden verantworten müssen. Wir fürchten uns vor dem ewigen Tod, vor dem Gericht, vor der Hölle.

Der Mensch rebelliert sein Leben lang gegen Gottes Anspruch auf sein Leben. Der Gedanke: „Ich will mein eigener Herr und Gott sein, ich bestimme mein Leben selbst und schulde niemandem Rechenschaft!“, ist letztlich ein Ausdruck seiner Knechtschaft aufgrund der Todesangst.

Und wissen Sie, das ist richtig! Ja, wir sollten Angst vor dem Tod haben, nicht nur vor dem leiblichen, sondern auch vor dem ewigen Tod: Denn wir kennen ja den, der sagt: Die Rache ist mein; ich will vergelten!“ spricht der Herr, und weiter: Der Herr wird sein Volk richten. Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!(Hebr. 10,30.31). Und doch: Wir brauchen keine Angst mehr vor dem Tod und vor dem Gericht zu haben, weil Jesus Fleisch und Blut annahm, um für uns in den Tod zu gehen und durch seinen Tod den Tod tötete und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.

Jeder Mensch hat eine tiefe Angst vor dem Tod, bewusst oder unbewusst. Diese Angst hält ihn in einer lebenslangen Knechtschaft. Aber er wird aus dieser Gefangenschaft befreit, weil Jesus die Macht des Teufels gebrochen hat. Und Jesus konnte diese Macht brechen, weil er selbst in den Tod gegangen war. Und Jesus konnte sterben, weil er Fleisch und Blut annahm. Deswegen feiern wir Weihnachten.

Ist das Ihr Grund, Weihnachten zu feiern? Oder heißt für Sie Weihnachten zu feiern, für ein paar Tage die Flucht aus all den Problemen, Ängsten und Fragen zu ergreifen? Die Flucht in ein gemütlich beleuchtetes Zimmer mit Weihnachtsbaum, Geschenken und gutem Essen wird Sie nicht retten vor Tod und Gericht, sondern allein die Flucht zu Christus, die Zuflucht zu seinem Werk am Kreuz.

Was meine ich damit? Bekennen Sie Ihre Sünden und bitten Sie um Vergebung. Glauben Sie an Jesus und folgen Sie ihm nach.

Gottes gigantische Rettungsaktion

Wenn man auf der Autobahn von einer ganzen Reihe von Krankenwagen und Polizeiautos überholt wird, hat man keine Ahnung, was da vorn auf der Strecke genau passiert ist. Doch an der gigantischen Rettungsaktion lässt sich erkennen, dass es sich um einen besonders schweren Unfall handelt. Vielleicht spüren Sie gar keine Angst vor dem Tod. Vielleicht spüren Sie die Last Ihrer Sünden und des Zornes Gottes nicht. Vielleicht wissen Sie noch gar nicht, worin Ihre Schuld vor Gott besteht und wieso Sie verloren sind. Aber aus der gigantischen Rettungsaktion Gottes können Sie erkennen, wie schlimm es um Sie steht.

Um uns zu retten, musste Gottes Sohn Mensch werden und am Kreuz sterben: um uns von Todesfurcht und von der Macht des Teufels und letztlich vor dem Gericht Gottes wegen unserer eigenen Sünde zu erlösen. Christen müssen den leiblichen Tod nicht mehr als Vorstufe für den ewigen Tod und das Böse in dieser Welt, ja das Wirken des Teufels nicht mehr als Gefährdung ihres Heils fürchten. Christen müssen das Leid in diesem Leben nicht mehr als Vorstufen des ewigen Gerichtes erleben. Wer an Christus glaubt, ist mit Gott versöhnt. Der Tod ist für ihn nur noch das Eintrittstor in die ewige Herrlichkeit bei Gott.

Und wenn wir uns demnächst einander „Frohe Weihnachten“ wünschen, dann sollten wir daran denken, dass Christus Fleisch und Blut annahm, um die Macht des Teufels über uns zu zerbrechen, um uns aus seiner Knechtschaft und unserer Todesangst zu befreien und um uns ewiges Leben zu schenken. Ja, wir haben allen Grund, uns aus tiefstem Herzen frohe Weihnachten zu wünschen.


[1]) Johannes Calvin, Institutio II,12,3. Accent 3;