„Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt, mit Wermut getränkt. Er ließ meine Zähne sich an Kies zerbeißen, hat mich niedergedrückt in die Asche. Ja, du hast meine Seele aus dem Frieden verstoßen, dass ich das Glück vergaß. Und ich sprach: Meine Lebenskraft ist dahin, und auch meine Hoffnung auf den Herrn! Gedenke doch an mein Elend und mein Umherirren, an den Wermut und das Gift! Beständig denkt meine Seele daran und ist tief gebeugt!“ (Klgl. 3,15-20).
Was hat der Prophet Jeremia erleben müssen, dass er solch bittere Verse schreibt? Alles Unglück und Unheil der Welt scheint über ihn hereingebrochen zu sein. Doch gleich darauf fährt er fort: „Dieses aber will ich meinem Herzen vorhalten, darum will ich Hoffnung fassen: Gnadenbeweise des Herrn sind’s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und deine Treue ist groß! Der Herr ist mein Teil! spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.“ (Klgl. 3,21-24).
Jeremia ist total am Ende. Er hat das Gericht, die völlige Zerstörung Israels, erlebt. Er selbst bangt um sein Leben. Seine Situation scheint hoffnungslos. Gleichwohl spricht er von Hoffnung. Wie passt das zusammen? Wie passen Gericht und Hoffnung, wie passen Vernichtung und Gnadenbeweise zusammen? Die Antwort gibt uns das Buch Jeremia.
Der Prophet Jeremia wirkte rund 40 Jahre als Prophet in einer sehr turbulenten Zeit. Es war die Zeit, in der das neoassyrische Reich unterging und in der Ägypten seine Vormachtstellung gänzlich verlor. In dieser Epoche bezwang der babylonische König Nebukadnezar Assyrien und Ägypten und viele, viele weitere, kleinere Länder, und er verleibte sie seinem Reich ein. Es waren für Israel die letzten Jahrzehnte vor der Babylonischen Gefangenschaft.
Jeremia verkündete in dieser Zeit das Gericht, und er rief das Volk zur Umkehr zu Gott auf. Diese Botschaft machte ihn über die Jahre immer verhasster bei den führenden Leuten, aber auch im ganzen Volk, ja, sogar in seiner eigenen Familie. Sie alle wollten Jeremia aus dem Weg schaffen und hätten dabei auch seine Tötung in Kauf genommen.
Das alles ist 2600 Jahre her. Dennoch ist das Buch Jeremia wie für unsere Zeit geschrieben. Diejenigen, die sich schon einmal an das Buch gewagt haben, werden sich vielleicht fragen, wie ich das meine. Man könnte einwenden: Es beinhalte doch Gerichtsworte, sei voller Wiederholungen, und letztlich sei es oftmals düster und niederschmetternd.
Das Buch ist deswegen weitgehend so bedrückend, weil es die Botschaft Gottes in einer gottlosen Zeit an ein gottloses Volk enthält. Israel, das Volk Gottes, hatte sich von Gott ab- und den Götzen zugewandt. Jeremia beschreibt diesen Weg als die „zweifache Sünde“ des Volkes: „Denn mein Volk hat eine zweifache Sünde begangen: Mich, die Quelle des lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen zu graben, löchrige Zisternen, die kein Wasser halten!“ (Jer. 2,13). Jeremia spricht davon, dass man auf Geld, Gebäude und Rituale vertraute, dass man Gottes Wort als Lüge, Fälschung und Menschenwort betrachtete, dass man Ausländer und Arme verachtete, Tagelöhner und Sklaven unterdrückte, okkulte und magische Praktiken ausübte, seine Mitmenschen betrog, dass man Kinder, ja Babys für Götzen umbrachte. Dass man alles tat, außer nach Gott zu fragen!
Diese Beschreibung passt auf unsere heutige Zeit wie die Faust aufs Auge. Wir leben nicht mehr im christlichen Abendland, schon gar nicht mehr im Land der Reformation. Nein! Wir leben unterdessen im nachchristlichen (postchristlichen) Abendland, in dem Theologen davon ausgehen, die Reformation endlich überwunden zu haben. Wir leben in einer gottlosen Gesellschaft, in der zwar sehr viel von Frömmigkeit, Spiritualität, Gutmenschentum und Moral die Rede ist, in der aber Gott und sein Wort abgelehnt werden. Jeremia ist ein modernes Buch. Es beschreibt weitgehend den Zustand unseres Landes, unserer Gesellschaft und unserer Kirchen, und dieser Zustand ist deprimierend und düster! So wie damals Jeremia erleben heute auch wir hautnah die schrecklichen, ja katastrophalen Folgen der Sünde.
1. Die katastrophalen Folgen der Sünde
Das erste, was Jeremia Kapitel für Kapitel deutlich macht, ja was eigentlich sein Buch von vorne bis hinten prägt, ist, dass Sünde zu weiterer Sünde führt.
1.1. Sünde führt zu immer mehr Sünde
Die Basissünden hat Jeremia schon benannt: Abkehr von Gott – Hinwendung zu den Götzen. (Ein Götze ist etwas, was einem wichtiger ist als Gott, worauf man mehr vertraut als auf Gott oder vor dem man sich mehr fürchtet als vor Gott.) Dieser eingeschlagene Weg führt logischerweise zu immer mehr Sünden, denn wenn ich mich von Gott wegbewege, dann wird die Gottesentfernung immer größer und damit auch der Einfluss der sündigen Welt.
Jeremia versucht, dem Volk dieses Dilemma deutlich zu machen, doch dieses antwortet: „Ich bin doch unschuldig; gewiss hat sich sein Zorn schon von mir abgewandt!“ (Jer. 2,35).
Wie konnte das abgefallene Volk so reden? Es diente den Götzen, aber gleichzeitig opferte es Gott dem Herrn. Das Volk Israel hatte sich in die Meinung verrannt, es würde Gott genügen, wie ein weiterer Götze neben die anderen gestellt zu werden.
Sünde führt zu immer mehr Sünde! Das Volk erschrak nicht über seine Sünden! Nein, es heuchelte seine Frömmigkeit oder klagte Gott sogar an. Abkehr von Gott, Hinwendung zu Götzen, Verstoß gegen Gottes Gebote, Heuchelei, Gotteslästerung: „Wie ein Brunnen sein Wasser hervorsprudeln lässt, so haben sie ihre Bosheit hervorsprudeln lassen; von Gewalttat und Bedrückung hört man in ihr; Leid und Misshandlung muss ich beständig mit ansehen“ (Jer. 6,7).
Nahezu 52 Kapitel lang wird diese Folge der Sünde geschildert. Warum so ausgiebig? Warum so breit ausgeführt? Warum immer und immer wieder dasselbe?! Um genau das deutlich zu machen: Sünde führt zu Sünde, führt zu mehr Sünde und zu noch mehr Sünde. Es wird immer schlimmer, es geht immer tiefer hinab, es geht immer weiter von Gott weg.
Nachdem ich das Buch Jeremia studiert hatte, meinte ich gegen Ende, jetzt werde nichts wirklich Neues mehr kommen. Noch weiter bergab könne es gar nicht gehen. Aber Jeremia belehrte mich eines anderen: Als das letzte Häuflein der Juden, das die Zerstörung und den Krieg überlebt hatte und von Nebukadnezars Soldaten nicht verschleppt wurde und gegen Gottes Gebot nach Ägypten geflohen war und sehen musste, wie Gott jedes Detail seines Gerichtswortes erfüllte, als offensichtlich wurde, dass Jeremia während der ganzen 40 Jahre die Wahrheit verkündet hatte, all die anderen Propheten somit gelogen und all die Götzen sich als wertlos erwiesen hatten, und als Jeremia dem Volk dies alles noch einmal vor Augen führte und wiederum zur Umkehr aufrief, wie reagierte da das Volk? Was sagte das Volk in dem Moment, in dem man meint, dass es nun auch der Letzte und der Langsamste und Dümmste begriffen haben muss? „Was das Wort angeht, das du im Namen des Herrn zu uns geredet hast, so wollen wir nicht auf dich hören; sondern wir wollen gewisslich alles das tun, was wir gelobt haben: Wir wollen der Himmelskönigin räuchern und ihr Trankopfer ausgießen, wie wir, unsere Väter, unsere Könige und unsere Fürsten es in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems getan haben; damals hatten wir Brot in Fülle, und es ging uns gut, und wir erlebten kein Unheil!“ (Jer. 44,16.17).
Der Mensch ist Sklave der Sünde! Der „Vernunft“ nach müsste er längst schon erkannt haben, dass er sich auf einem falschen Weg befindet, dass es mehr und mehr bergab geht. Dennoch entscheidet sich der Mensch weiter zu sündigen. Warum ist das so? Weil Sünde alles auf den Kopf stellt! Auch unsere hochgelobte Vernunft! Das was gut ist, wird als schlecht betrachtet, das was schlecht und sündig ist, wird als gut und erstrebenswert erachtet. Ein Blick darauf, wie unsere Gesellschaft Abtreibung, Homosexualität, Ehebruch, Magie, Betrug und Egoismus beurteilt, zeigt, dass sich daran bis heute nichts geändert hat. Schlussfolgerung: Aus Sünden lernt ein Sünder nicht! Jeremia formuliert es folgendermaßen: „Kann wohl ein Mohr seine Haut verwandeln, oder ein Leopard seine Flecken? Dann könnt ihr auch Gutes tun, die ihr gewohnt seid, Böses zu tun!“ (Jer. 13,23). Das führt automatisch zur nächsten katastrophalen Folge von Sünde:
1.2. Sünde verhindert Umkehr und Treue
Gibt es hier einen Ausweg? Gibt es eine Lösung aus dem Dilemma, aus dem Teufelskreis der Sünde? Auf den ersten Blick lautet die Antwort: Ja! Jeremia verkündet das Gericht nicht um des Gerichtes willen, sondern gerade, um den Ausweg aufzuzeigen. Er ruft zur Buße auf und dazu, zu Gott umzukehren: „Geh hin, rufe diese Worte aus gegen den Norden hin und sprich: Kehre um, Israel, du Abtrünnige! spricht der Herr. Ich will mein Angesicht nicht vor euch verdüstern, denn ich bin gnädig, spricht der Herr, und zürne nicht ewig!“ (Jer. 3,12). „Denn so spricht der Herr zu den Männern von Juda und zu Jerusalem: „Pflügt einen Neubruch und sät nicht unter die Dornen! Beschneidet euch für den Herrn und beseitigt die Vorhaut eurer Herzen, ihr Männer von Juda und ihr Einwohner von Jerusalem, damit mein Zorn nicht ausbricht wie ein Feuer, das niemand löschen kann, wegen der Bosheit eurer Taten!“ (Jer. 4,3.4).
Jeremias Bußruf ist nicht nur ein Aufruf, äußerliche Dinge zu ändern, sondern es ist ein Ruf zur Herzensumkehr. Das Volk soll von ganzem Herzen, in Gedanken, Worten und Taten Gott folgen. Es soll Gott lieben, ganz so, wie der Bund mit Gott es forderte: „Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen.“ (5Mos. 6,5.6).
Mit dem Herzen umkehren bedeutet, die Gesinnung, die Einstellung und dadurch das ganze Leben komplett zu ändern – das wäre nötig! Aber das ist nicht möglich. Jeremia bringt die Sache auf den Punkt: Sünde führt zu immer mehr Sünde, weil das menschliche Herz (die Gesinnung) gänzlich verdorben ist. Wenn sich alles im Menschen gegen Gott sträubt, dann gibt es nichts mehr, was ihn zu Gott treibt… keine Vernunft, kein Gefühl, keine Angst, kein Wille!
Was Gott uns im Buch Jeremia deutlich machen will, ist, dass Sünde viel schlimmer, viel katastrophaler ist, als wir sie uns vorstellen können! Die Folgen der Sünde sind unausweichlich! Das ist die dritte katastrophale Folge der Sünde:
1.3. Ein unheilbares Herz
„Überaus trügerisch ist das Herz und unheilbar; mehr als alles andere“ (Jer. 17,9). Das Herz ist trügerisch, darum wird der Mensch von seinem eigenen Herz betrogen. Das Herz ist unheilbar, darum kann der Mensch seine Herzenseinstellung, seinen Charakter nicht ändern. Sünde ist unausweichlich! Und weil das so ist, ist auch das Gericht Gottes unausweichlich. Die nächste katastrophale Folge von Sünde ist:
1.4. Das Gericht Gottes
Gleich im nächsten Vers, nachdem der Herr den unheilbaren Zustand unseres Herzen deutlich gemacht hat, sagt er: „Ich, der Herr, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem einzelnen zu vergelten entsprechend seinen Wegen, entsprechend der Frucht seiner Taten“ (Jer. 17,10). Darum steht schon zu Beginn des Dienstes Jeremias das Urteil Gottes fest: „Und der Herr sprach zu mir: Von Norden her wird das Unheil über alle Bewohner des Landes entfesselt werden. Denn siehe, ich rufe alle Geschlechter der Königreiche des Nordens, spricht der Herr, damit sie kommen und jeder seinen Thron aufstellt vor den Toren Jerusalems und gegen alle seine Mauern ringsum und gegen alle Städte Judas.“ (Jer. 1,14.15).
Und das macht Jeremia sehr deutlich: Gott erfüllt sein Wort, auch sein Gerichtswort. Er hat es an Israel erfüllt, und er wird es früher oder später an der ganzen Welt, an jedem einzelnen Menschen erfüllen.
Wir können nun vielleicht besser verstehen, warum Jeremia in seinen Klageliedern schreibt: „Und ich sprach: Meine Lebenskraft ist dahin, und auch meine Hoffnung auf den Herrn!“ (Klgl. 3,18). Und doch bekennt er zwei Verse weiter: „Dieses aber will ich meinem Herzen vorhalten, darum will ich Hoffnung fassen: Gnadenbeweise des Herrn sind’s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende.“ (Klgl. 3,21.22). Also war das Gericht doch nicht so vollständig, so unausweichlich?
1.5. Ein Hoffnungsschimmer
„Siehe, ich setze dich am heutigen Tag über die Völker und über die Königreiche ein, um auszurotten und niederzureißen, und um zu zerstören und abzubrechen, um zu bauen und zu pflanzen“ (Jer. 1,10). „Denn so spricht der Herr: Das ganze Land soll verwüstet werden; doch ich will ihm nicht ganz ein Ende machen“ (Jer. 4,27). „Besteigt ihre Mauern und verderbt, aber richtet sie nicht völlig zugrunde!“ (Jer. 5,10). „Aber auch in jenen Tagen, spricht der Herr, will ich mit euch nicht ganz ein Ende machen“ (Jer. 5,18).
Dieser Hoffnungsspur kann man trotz aller Sünde und allen Gerichtes durch das ganze Buch Jeremia, ja durch das gesamte Alte Testament folgen. Schon Mose hatte verheißen: „Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, dass du den Herrn, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, damit du lebst“ (5Mos. 30,6). Diese Hoffnungsspur führt uns nun zur Mitte des Buches Jeremia, zu den Kapiteln 30 bis 33. Man nennt diese Kapitel auch das Trostbuch Israels. In diesem Trostbuch verheißt Gott die wahre Lösung und Befreiung. Er spricht davon, dass er selbst, wie schon Mose verheißen hat, das unheilbare Herz heilen will, nicht, indem er es irgendwie repariert, sondern indem er es ganz neu macht. Fast das ganze Buch Jeremia beschreibt die katastrophalen und unausweichlichen Folgen der Sünde. Angesichts dessen kann man nur erahnen, wie viel größer, wie viel mächtiger und herrlicher Gottes Gnade ist.
2. Die herrlichen Folgen der Gnade
„Von ferne her ist mir der Herr erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gnade.“ (Jer. 31,3). „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der Herr. Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: ‚Erkenne den Herrn!‘ Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der Herr; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken!“ (Jer. 31,31-34).
Gott verheißt seinem Volk, dass er ihr unheilbares Herz heilen wird. Er wird die Sünden, die wie mit diamantener Spitze in ihr Herz geschrieben sind (Jer. 17,1), wegnehmen und dafür sein Wort und seinen Geist geben. Jeremia sah mit an, wie Gott sein Gerichtswort über Israel und über die heidnischen Völker erfüllte. Wir dürfen im Neuen Testament, im Neuen Bund, sehen, wie Gott sein Gnadenwort erfüllt hat!
3. Ein Blick auf das Ende
Werfen wir einen Blick auf das Ende des Buches. Dort lesen wir, wie der vorletzte König Israels, Jojakim, der seit Jahren im Gefängnis in Babylon lag, vom babylonischen König rehabilitiert wurde. Kurz davor lesen wir von der totalen Zerstörung, Entweihung und Entvölkerung Jerusalems. Aber an diesem tiefsten Tiefpunkt war Gott mit der Geschichte noch nicht am Ende! Sondern dieser böse König aus dieser verdorbenen Linie Davids wurde erhöht. Seine Geschichte ging weiter. Dieser abtrünnige, sündige Mann wird zusammen mit vielen anderen sündigen Menschen in den Stammbaum eingereiht sein, aus dem der Erlöser der Sünder kommen wird: Jesus Christus, der Sohn Gottes.
Jesus Christus hat die Verheißung der Gnade erfüllt. Er hat den Neuen Bund gebracht. Wie hat er ihn gebracht? Was hat er getan, um die katastrophalen Folgen der Sünde in die herrlichen Folgen der Gnade zu verwandeln? Er hat das Leid aufgrund der Sünde, von dem Jeremia in seinen Klageliedern spricht, und das Gericht über die Sünde, von dem Jeremia in seinem prophetischen Buch spricht, auf sich genommen. Er hat unsere Schuld vor Gott bezahlt, auf dass wir Frieden und Versöhnung mit Gott haben.
Wir stellten die Frage, ob es einen Ausweg aus dem Gericht Gottes gibt, einen Ausweg aus der Sündenschuld. Die Antwort lautet: Jesus Christus ist der Ausweg! Nicht weil Christus das Gericht auslässt, sondern weil er es stellvertretend für sein Volk auf sich genommen hat! Jesus spricht an einer Stelle ganz konkret von diesem Neuen Bund, den Jeremia verheißen hat: „Desgleichen [nahm er] auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk. 22,20). Jesus verbindet den neuen Bund mit seinem Blut, also mit seinem Tod. Der Neue Bund tritt in Kraft, weil Christus das Gericht ertragen hat und so den Menschen aus der Gefangenschaft der Sünde befreite.
Wer diese Botschaft des Evangeliums von Herzen glaubt, ist gerettet. Doch der Mensch ist durch menschliche Vernunft, Erfahrung und Worte nicht von dieser Botschaft zu überzeugen. Gerade durch die Sünde wird ihm diese Botschaft zur Torheit und zum Ärgernis. Gott selbst muss die Herzen durch sein Wort und seinen Geist aufschließen. Er muss, wie Jeremia sagt, sein Wort in das menschliche Herz schreiben. Darum reden die Apostel in ihren Schriften immer wieder davon, dass durch Gottes Wort der Glaube zur Errettung gewirkt wird (vergleiche Röm. 1,16; 2Tim. 3,15; 2Petr. 1,3.4; Joh. 15,3ff). Aus diesem Grund sind wir Christen dazu aufgerufen, das Wort Gottes mit Freimütigkeit zu verkündigen (vergleiche Röm. 10,13-17).