Über Sexualität, Kinder und das Evangelium – Warum christliche Ehepaare den Wunsch nach Kindern haben sollen

Über Sexualität, Kinder und das Evangelium – Warum christliche Ehepaare den Wunsch nach Kindern haben sollen

Kinder – ein Thema, das für manche junge Paare nicht so einfach ist: Ob, wann und wie viele Kinder sollen sie bekommen? Anders gefragt: Was ist die richtige Motivation zur Fortpflanzung?

In fast jedem Buch der Heiligen Schrift verurteilt Gott sexuelle Unzucht mit deutlichen Worten, und sie warnt dabei vor seinem Gericht. Doch in seiner unermesslichen Weisheit gab Gott uns auch ein Buch, das sich mit dem richtigen Gebrauch der uns von ihm geschenkten Sexualität beschäftigt: das Hohelied Salomos.

Dieses Buch ist eine Sammlung und wundervolle Verbindung von Liebesgedichten, die vorrangig die erotische Liebe, die körperliche Intimität zwischen Mann und Frau thematisieren.[1] Wie in keinem anderen biblischen Buch spricht Gott hier sehr offen darüber, wie und in welchem Rahmen wir sein Geschenk der Sexualität in vollen Zügen genießen dürfen. Natürlich führt uns auch dieses Buch zu Christus und macht die Notwendigkeit des Evangeliums deutlich. Schließlich soll gerade durch das Einfleischwerden von Ehemann und Ehefrau ein Zeugnis für die tiefe Verbundenheit von Jesus zu seiner Gemeinde gegeben werden (Eph. 5,31.32).

Doch zunächst geht es im Hohelied um das Verlangen nach sexueller Liebe und um die Erfüllung derselben. Sex ist nicht nur für die Vermehrung da. Die körperliche Liebe darf und soll genossen werden. Die Menschen sollen sich daran erfreuen und immer mehr zueinander in der Liebe wachsen.

Aber natürlich hat das Thema Fortpflanzung eine mindestens ebenso große Bedeutung. Gott hat Kinder als süßeste Früchte der Ehe gedacht. Deshalb finden wir, verwoben in die Liebesgedichte, auch immer wieder Hinweise darauf: Am Feigenbaum röten sich die Frühfeigen, und die Reben verbreiten Blütenduft; komm, mach dich auf, meine Freundin; meine Schöne, komm doch! (Hohl. 2,13). Deine Zähne gleichen einer Herde frischgeschorener Schafe, die von der Schwemme kommen, die allesamt Zwillinge tragen, und von denen keines unfruchtbar ist (Hohl. 4,2). Wir wollen früh zu den Weinbergen aufbrechen, nachsehen, ob der Weinstock ausgeschlagen hat, ob die Blüten sich geöffnet haben, ob die Granatbäume blühen; dort will ich dir meine Liebe schenken! (Hohl. 7,13). Unter dem Apfelbaum weckte ich dich auf; dort litt deine Mutter Wehen für dich, dort litt sie Wehen, die dich gebar (Hohl. 8,5).

Blüten, Frühfeigen, Schafe, die allesamt Zwillinge tragen und auch der Apfelbaum sind Bilder nicht nur für Fruchtbarkeit, sondern auch für Fortpflanzung. Gott zeigt uns auf diese Weise, wie er auf wundervolle Weise die (sexuelle) Liebe zwischen Mann und Frau und die Zeugung eines Kindes miteinander verwoben hat. Kinder sollen eine Frucht und ein Zeichen der innigen, treuen, hingebungsvollen Liebe von Mann und Frau sein. Aus ihrer überbordenden Liebe füreinander, die ausführlich in den Gedichten des Hoheliedes beschrieben wird, soll neues Leben entstehen.

Das klingt romantisch und schön. Aber darüber hinaus sollten wir diese Aussagen sehr ernst nehmen. Gerade in Bezug auf das Kinderbekommen stehen wir in der Gefahr, stark von der uns umgebenden Welt, von der Gesellschaft und ihren Ansichten geprägt zu werden. Weshalb entscheidet sich ein Paar dafür, ein Kind zu bekommen, welche Faktoren spielen oftmals eine wichtigere Rolle als die hingebungsvolle Liebe zueinander und zu Gott? Hat Gott der Schöpfer nicht schon Adam und Eva sowie Noah und seinen Nachkommen den Auftrag gegeben: Seid fruchtbar und mehret euch (1Mos. 1,28; 9,1)?

Leider hängt die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt, der Anzahl und dem „ob überhaupt Kinder“ oft von ganz anderen als den biblischen Faktoren ab. Zuallererst werden Vernunftgründe angeführt, warum man noch mit dem Kinderbekommen warten sollte. Es ist durchaus nicht verkehrt, sich vernünftige Gedanken über die Familienplanung zu machen. Doch wie schnell kann der eine oder der andere Grund zu viel Gewicht bekommen, vorgeschoben werden oder einfach falsch sein! Wie oft heißt es, dass der Verdienst noch nicht ausreichend sei, die Karriere erst in den Anfängen stecke, die längerfristige Absicherung noch nicht gewährleistet sei, die Wohnungssituation oder der Wohnort noch nicht der richtige sei, die eigene Reife noch nicht gegeben sei usw. Die Sorge um das zukünftige Wohl des Kindes und auch um den eigenen Wohlstand und die gewohnte Lebensqualität übertönt jedes Gottvertrauen. Doch unser souveräner Gott ist der Herr über Leben und Tod, und einzig von ihm sind wir und unsere Kinder immer zu 100 Prozent abhängig.

Kinder müssen manchmal auch als Statussymbol herhalten. Man möchte ein Kind um des Ansehens willen oder auch nur, um den Stammbaum der Familie zu erhalten. Man bekommt Kinder, weil es alle in der Familie oder in der Gemeinde erwarten. Oder man schiebt es aus Protest gegen diesen Druck extra hinaus.

Kinder sind ein Geschenk und ein großer Segen Gottes für uns. Gott will die eheliche Beziehung, unsere Gemeinden, unser Zeugnis in der Welt, und er will nicht zuletzt unsere Beziehung zu ihm selbst durch sie segnen.[2] Gott möchte, dass Kinder eine Frucht und ein Zeichen der innigen, treuen, hingebungsvollen Liebe von Mann und Frau sind. Aus der überbordenden Liebe zueinander soll neues Leben entstehen. So dürfen Ehepaare auf besondere Weise Gott verherrlichen, das heißt, sein Wesen, seine Liebe in der Welt widerspiegeln. Denn Gott schuf den Menschen und errettet ihn aufgrund seiner überfließenden Liebe.

Das Kinderbekommen ist nicht nur Bestandteil unserer Familienplanung, sondern vor allem anderen Frucht und Zeugnis unseres tiefen, innigen Glaubens an das Evangelium, in dem Gottes Liebe zu uns am deutlichsten wird. Dies muss unsere Motivation sein.


[1]) Eine kurze und gleichzeitig sehr gute Einleitung und Auslegung für das Hohelied Salomos finden Sie in der neuen Reformations-Studien-Bibel (R.C. Sproul [Hrsg.] 3L-Verlag).

[2]) Das heißt nicht, dass eine kinderlose Ehe unvollkommen oder ungesegnet ist: Ehegatten sollen einander treu beistehen und sich füreinander aufopfern. So sollen sie das Evangelium und insbesondere die Beziehung von Christus und der Gemeinde bezeugen und reich gesegnet werden, auch wenn ihnen Gott eigene Kinder verwehrt.