Predigtskizze zu 1Timotheus 1,15
1. Einleitung
In den Versen 12-17 von 1Timotheus 1 bezeugt Paulus Gottes Erbarmen mit ihm. Zu Beginn, in Vers 12, dankt er „Christus Jesus, unserem Herrn, dass er ihn treu erachtet in den Dienst eingesetzt hat“, ihn, der „zuvor ein Lästerer und Verfolger und Frevler war“ (V. 13). Das Ende dieses Abschnitts ist ein wunderbarer Lobpreis Gottes (V. 17). Mittendrin, in Vers 15, erläutert Paulus, was der Grund dafür ist, dass Jesus Christus in diese Welt gekommen ist.
Dieser Vers gliedert sich in vier zu unterscheidende, inhaltlich jedoch eng miteinander zusammenhängende Teile. Daraus ergibt sich dann wie von selbst eine Gliederung in vier Punkte.
2.1. Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert
Gott ist der Ewige und Unwandelbare und nicht ein Mensch, dass er lüge (4Mos. 23,19). Von daher ist sein gesamtes Wort, das er uns geoffenbart hat – also die ganze Bibel – glaubwürdig … und aller Annahme wert. Und doch gibt es in Gottes irrtumslosem Wort Stellen, die von größerem Gewicht sind als andere. Dazu zählen auf jeden Fall Aussagen wie die aus 1Timotheus 1,15. In ihnen geht es um das Kommen Christi Jesu in und sein Erlösungswerk für unsere gefallene Welt.
Im Gegensatz zu unseren menschlichen Worten, die oft so unnütz, wertlos oder gar verlogen sind, ist das Wort, das Gott selbst zu uns gesprochen hat, aller Annahme wert. Der Grund ist deutlich: Hier hat der gesprochen, der uneingeschränkt treu und vertrauenswürdig ist. Und zudem haben wir hier eine gute, ja die beste aller nur möglichen Botschaften. Deshalb verdient sie unter allen Umständen Wertschätzung, Anerkennung und vor allem persönliche Annahme im Glauben.
2.2. … dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist
Genauso wie die Existenz Gottes in 1Mose 1 oder in Johannes 1 als selbstverständlich vorausgesetzt wird, teilt uns Paulus hier in 1Timotheus 1,15 das Kommen des Sohnes Gottes in unsere Welt mit, und zwar als eine feststehende und unerschütterliche Tatsache. Sie bedarf keines Beweises und noch nicht einmal einer Begründung. Wir Menschen werden von der Frau geboren und leben nur
kurze Zeit (Hiob 14,1), Jesus Christus hingegen, der zugleich wahrer Gott und wahrer, gerechter Mensch ist (Heidelberger Katechismus, Frage 18) und für immer lebt (Hebr. 7,25), hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens (vergleiche Hebr. 7,3). Deshalb spricht unser Vers davon, dass Christus Jesus nicht einfach nur in sie hineingeboren wurde, sondern dass er in die Welt gekommen ist. Bemerkenswert ist in 1Timotheus 1,15, dass dort die uns geläufige Reihenfolge vertauscht und anstatt von Jesus Christus vielmehr von Christus Jesus gesprochen wird. Dadurch legt der Apostel Paulus die Betonung auf den uns von Gott gesandten Retter. Er zeigt auf, dass dieser gemäß seiner menschlichen Natur niemand anders als Jesus von Nazareth ist.
2.3 … um Sünder zu retten
Als der Engel dem Josef im Traum erschien, gebot er ihm, Maria zu sich zu nehmen und dem Sohn, den sie gebären werde, den Namen Jesus zu geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden (Mt. 1,21). Der Name des Sohnes Gottes zeigt also bereits an, warum Gott sich so sehr erniedrigt hat und Mensch geworden ist und das auch noch unter den ärmlichsten Bedingungen. Während seines Erdenlebens wies Jesus selbst darauf hin, dass er gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist (Lk. 19,10).
Das Kommen Jesu in unsere Welt können wir erst dann richtig ein- und wertschätzen, wenn wir davon erfasst sind, dass ein Sünder sich in einer Situation befindet, in der es keine andere Möglichkeit gibt, als von außen, oder besser noch, von oben her befreit zu werden. Er befindet sich in einer Lage, aus der er unter keinen Umständen mehr aus eigener Kraft herauskommen kann. Und dieser Zustand ist so schrecklich und so hoffnungslos, dass die Bibel ihn als geistlichen Tod bezeichnet (Eph. 2,1). Selbst völlig entkräftete Schiffbrüchige, die aus eigener Kraft nicht einmal mehr ein ihnen zugeworfenes Rettungsseil ergreifen können, stellen dafür nur einen schwachen Vergleich dar. Wenn wir uns als hilflose Sünder erkennen und gleichzeitig von ganzem Herzen daran glauben, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um durch sein Sterben und Auferstehen uns Sünder zu retten, wird uns das Heil zuteil.
2.4 …von denen ich der größte bin
Paulus bezeichnet sich selbst hier als den schlimmsten aller Sünder. Er spricht also nicht einfach nur abstrakt davon, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, sondern er bezieht die Tatsache des Kommens des Gottessohnes in diese Welt und das von Gott damit verfolgte Ziel direkt auf sich selbst. Damit macht er unmissverständlich deutlich, dass er selbst dieser Rettung dringend bedarf. Er spricht hier in der Gegenwartsform, das heißt die Sünde, wie auch die Rettung aus ihr, ist nicht nur etwas Vergangenes, sondern auch etwas Gegenwärtiges. Das gilt auch für uns: Wir sind durch und durch Sünder, auch als Kinder Gottes. Wir sind aber Sünder, die von der Gnade Gottes gefunden worden sind.
3. Schluss
1Timotheus 1,15 erinnert uns einerseits an die schmerzhafte Erkenntnis, dass wir angesichts unserer eigenen Gerechtigkeit hoffnungslos verlorene Sünder sind, ohne Wenn und Aber. Dieser Vers will uns andererseits aber nicht in Verzweiflung stürzen, sondern uns vielmehr den Heiland groß machen, der in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten. Nur derjenige, der beides glaubt, kann das Kommen Christi in diese Welt erfassen. Wenn uns die erwiesene Gnade Gottes neu groß geworden ist, wird uns das beim Umgang mit den Fehlern unseres Nächsten barmherziger machen.