„So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag!“
Christus herrscht inmitten seiner Feinde
Es waren bewegte Zeiten, als der Apostel Petrus diese Aufforderung machte. Stephanus war gerade gesteinigt worden (Apg. 7,59.60). Im Anschluss daran brach eine große Verfolgung aus (Apg. 8,1). Die Jerusalemer Gemeinde zerstreute sich. War damit alles vorbei? Nein, die Christen, die sich bis dahin lediglich in Jerusalem und in dem diese Stadt umgebenden Judäa aufgehalten hatten, zogen in andere Gegenden und „verkündeten [evangelisierten] dort das Wort“ (Apg. 8,4).
Die ungläubigen Juden wollten das Evangelium von Jesus Christus auslöschen. Doch Gott gebrauchte diese Verfolgung, damit es sich weiter verbreitete. Darin enthüllt sich die Machtvollkommenheit des souveränen Gottes. In der Auferstehung und Himmelfahrt Christi setzte er seinen Gesalbten auf den Thron Davids (Apg. 2,30.31). Nein, nicht damit er jetzt schon seine Feinde beseitigt oder vertilgt, sondern damit er jetzt inmitten seiner Feinde triumphiert (Ps. 110,1.2; Apg. 2,34.35; Hebr. 1,3.13; 8,1; 10,12.13). Im Grunde ist die gesamte Kirchengeschichte ein Beleg für diese Wahrheit.
Wahrheit oder power
Wenn man erwartet hat, dass die Gemeinde nun erst einmal aus der Schusslinie herausgenommen wurde, täuscht man sich. Kaum waren die Christen den Nachstellungen der Juden entronnen, kam der nächste Angriff. Dieses Mal von einer ganz anderen Seite. Er war tückischer, raffinierter, hinterlistiger und somit gefährlicher. Was passierte?
Bei der Ausbreitung des Evangeliums über die Grenzen Jerusalems und Judäas hinaus stand Philippus, einer der sieben gewählten Diakone, im Brennpunkt. Er wandte sich zunächst von Jerusalem aus nach Norden, nach Samaria. Dort verkündete er „den Christus„. Seine Predigt war von Dämonenaustreibungen und Heilungen begleitet (Apg. 8,5–7).
Das alles beobachtete ein Mann genau. Sein Name: Simon der Zauberer. Dieser Mann war von dem, was er wahrnahm, fasziniert. Aber Simon fühlte sich davon auch überflügelt. Bis zum Kommen des Philippus war er der gefeierte Mann in der Stadt gewesen. Die Leute sagten von Simon, er sei die „Kraft Gottes„, ja, die „große Kraft Gottes“ (Apg. 8,10), sozusagen die „power Gottes“ schlechthin.
Lukas berichtet nicht, wie sich diese große Kraft Gottes kundgab. War es so, dass jeder, der Simon berührte, gleichsam wie von einem Stromstoß durchzuckt wurde? Oder verhielt es sich in der Weise, dass diejenigen, die dieser „Kraft Gottes“ die Hand gaben, von einer wohligen Wärme durchflutet wurden? Oder zeigte sich diese „Kraft Gottes“ darin, dass Menschen umfielen, sobald Simon sie anblies? Details erfahren wir nicht. Aber deutlich ist: Simon erschien seinen Volksgenossen wie ein wandelnder Transformator, der – so meinten jedenfalls die Leute – den aus dem Himmel empfangenen Starkstrom in den für die Lösung ihrer irdischen Probleme benötigten Schwachstrom umzusetzen vermochte.
Aus dem Gespräch Jesu mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen wissen wir, dass auch die Samariter einen Messias erwarteten (Joh. 4,25). Lassen wir es offen, ob die Menschen, die in Simon die „große Kraft Gottes“ erblickten, ihn als Messiasgestalt beurteilten. Aber wenn Lukas berichtet, dass die Menschen diesem Mann „anhingen“ und in dieser Weise über ihn „sprachen“ (Apg. 8,10), dann weisen diese Aussagen darauf hin, dass Simon den Erwartungen seiner Umgebung voll entsprach.
Ausdrücklich fügt Lukas hinzu, dass nicht nur die leichtgläubigen Leutchen von Simon betört waren, also diejenigen, die sowieso alles glaubten, was ihnen vorgesetzt wurde, sondern auch die Tonangebenden in der Stadt, auch die Gebildeten, auch die Stützen des Gemeinwesens dachten so: „und es hingen ihm alle an, sowohl die Kleinen als auch die Großen“ (Apg. 8,10).
Dann aber war Philippus in die Stadt gekommen. Was Simon an ihm sah, das haute diesen Schamanen geradezu um: Philippus brauchte nur zu predigen, und es geschahen Wunder. Ohne Hokus-pokus! Ohne dass ihm der Schweiß der Anstrengung über sein Gesicht floss! In dieser Situation, in der dem Simon die Felle wegzuschwimmen drohten, fasste er einen Entschluss: Er „glaubte“ und ließ sich „taufen“ (Apg. 8,12). Aber bei all diesem frommen Gehabe hatte dieser Mann nur eines im Sinn: Er wollte so nahe wie möglich an Philippus herankommen, um von ihm dessen Fähigkeiten abzuschauen. Lukas berichtet bezeichnenderweise: „Simon hielt sich beständig zu Philippus“ (Apg. 8,13). Er hielt sich also nicht zu Jesus.
Man vergleiche das einmal mit der Taufe des Kämmerers aus Äthiopien. Indem Philippus unmittelbar nachdem der Kämmerer aus dem Wasser heraufgestiegen war, entrückt wurde, stellte der Heilige Geist klar, dass Menschen sich niemals an Diener Gottes binden sollen (Apg. 8,39).
Derartiges aber war jenseits des geistigen Horizontes von Simon. Taufe war für ihn nicht Zeichen und Siegel, durch den Gott dem Täufling seinen Gnadenbund verheißt und besiegelt, sondern sie galt ihm als Mittel, um von seinem „Taufvater“ dessen Zeichen und Wunder abzuschauen: Dieser Philippus schien ja noch größere „power“ zu haben als er! Und genau darauf war Simon scharf. Darüber geriet er „außer sich“ (Apg. 8,13).
Ein heilsgeschichtlich entscheidender Übergang
Aber damit nicht genug des Aufsehen Erregenden! Eines Tages reisten sogar einige der Apostel aus Jerusalem an: Petrus und Johannes. Sie sollten den nichtjüdischen Gläubigen die Hände auflegen, damit auch sie den Heiligen Geist empfingen (Apg. 8,14–17).
Mit dieser Meldung will der Evangelist Lukas nicht die Lehre verbreiten, dass heutzutage Apostel (Neuapostolische Sekte) oder andere „bedeutende“ Christen den neuen Gläubigen erst die Hände auflegen müssen, damit sie den Heiligen Geist empfangen.
Um zu verstehen, warum überhaupt die Apostel aus Jerusalem angereist kamen, haben wir uns klarzumachen, dass sich hier die Ausbreitung des Evangeliums an einem heilsgeschichtlich entscheidenden Übergang befand. Bis dahin war die christliche Gemeinde auf Jerusalem und auf das angrenzende Judäa begrenzt. Zur Gemeinde gehörten nur Menschen, die ethnisch zu den Juden gehörten (Apg. 2,1). Nun überschritt das Evangelium die Grenze der Juden und kam nach Samaria.
Was dieser Übergang bedeutet, können wir aus der Aussage ableiten, die unser Herr unmittelbar vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern mitgab: „Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und ganz Judäa, und Samaria und bis an das Ende der Welt.“ Gemäß dieser Äußerung, vollzog sich die Ausbreitung des Evangeliums also in drei Etappen: 1. Jerusalem und Judäa, 2. Samaria und 3. das Ende der Welt.
Zu Pfingsten war Jerusalem dran. Den Heiligen Geist hatten seitdem nur Menschen empfangen, die fleischlich zu den Juden gehörten. Das war die erste Etappe.
In Apostelgeschichte 8 erfahren wir, wie das Evangelium die Grenzen der Juden überschritt und sozusagen die zweite Etappe antrat. Wegen dieses bedeutsamen Schrittes kamen die Apostel aus Jerusalem. Sie demonstrierten durch das Auflegen der Hände die Einheit des Volkes Gottes: Die Samariter bekamen keinen anderen Heiligen Geist als den, der bereits zu Pfingsten ausgegossen worden war. Mit anderen Worten: Die Gemeinde Gottes setzte sich nun nicht mehr aus einem einzigen Volk zusammen.
Marketing, Manipulation und Magie in Sachen Heiliger Geist
Simon, der im Geheimen schon Philippus beneidete, weil er feststellen musste, dass dieser Mann mehr als er konnte, war seit dem Kommen der Apostel nicht mehr zu halten. Als er sah, wie Petrus und Johannes den samaritischen Glaubenden den Heiligen Geist verliehen, wurde ihm einerseits die große Distanz zu den Aposteln klar, andererseits aber machte er sich nun an die Apostel heran. Dabei verfolgte er ein einziges Ziel: Er wollte ihnen ihre „Kunst“ abkaufen, den Heiligen Geist zu verleihen (Apg. 8,18).
Dieser Plan Simons zeigt, dass dieser Mann nichts, aber auch gar nichts vom Evangelium verstanden hatte. In seiner Wahrnehmung war das Auftreten der Apostel, die die Einheit der Gemeinde bekundeten, eine Inszenierung zur Demonstration eigener religiöser power. Simon kalkulierte: Eine derartige Fähigkeit könne jeder erwerben, ähnlich wie man heute ein Patent von seinem Erfinder abkaufen kann. Natürlich: Der Preis muss stimmen! Bei einer so übermenschlichen Gabe würde er sicher nicht niedrig ausfallen. Aber im Prinzip, so sein Denken, könnte jeder diesen Trick hinkriegen: „Gebt auch mir diese Macht!“ (Apg. 8,19). Dass es Christus ist, der durch Philippus und die Apostel wirkte, war diesem Magier völlig unverständlich.
Aber im Grunde ist das, was Simon hier im Schilde führte, noch erschreckender: Simon meinte nicht nur, den Heiligen Geist wie eine Ware mit Geld kaufen zu können, sondern er dachte auch gleich an den Verkauf. Entlarvend ist, wie er sein Angebot begründet: „damit jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange“ (Apg. 8,19).
Mit anderen Worten: Für sich selbst hatte Simon im Blick auf den Heiligen Geist keinerlei Interesse. Er benötigte ihn nicht für sich. Für sein eigenes Herz brauchte er diesen Geist nicht, es reichte ihm, wenn er durch seine Hände lief.
Hätte man Simon die Frage gestellt, ob er denn tatsächlich ein „Geschäft“ in Sachen Heiliger Geist betreiben wolle, hätte er das vermutlich entrüstet von sich gewiesen. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte er stattdessen auf die gewaltigen „missionarischen“ Möglichkeiten hingewiesen, die er ausfüllen könne, wenn der Heilige Geist auch durch seine Hände laufen („gechannelt„) würde. Mit seinen PR–Erfahrungen und als ausgemachter Branchenkenner in Sachen samaritischer Religiosität könne gerade er doch gut die Marktlücke in Sachen göttlicher power professionell ausfüllen. Kurzum: Es würde nur Vorteile bringen, wenn der Heilige Geist auch durch seine Hände fließen würde.
Bei diesem Geschäftemacher in Sachen Heiliger Geist ist wichtig, sich klarzumachen, dass Simon in magischen Kategorien dachte. Für ihn war das Handeln der Apostel eine wirkungsvollere, eine weiter entwickelte Form seines eigenen Schamanismus. Das Evangelium der Gnade Gottes in Christus Jesus wurde in seinen Denkrastern zu einer Vermittlung religiöser power: Achten wir auf die Formulierung: „Gebt mir die Macht“! Darum ging es ihm!
Bis zum Kommen des Philippus nach Samaria sagte man von Simon: „Dieser ist die große Kraft Gottes!“ Nachdem der Magier die durch Philippus ausgeführten Zeichen und Wunder und den durch die Apostel übertragenen Heiligen Geist wahrgenommen hatte, zog er daraus die Folgerung: Das ist noch eine größere Kraft Gottes! Hier liegt noch eine Steigerung spiritueller power vor! Also will ich die haben!
Die Samaria–Erklärung
Genau an diesem Punkt schritt der Apostel Petrus ein. Wenn man so will, gab Petrus hier die Samaria–Erklärung ab.
Ich nenne sie einmal so in Anlehnung an die Berliner Erklärung, die vor etwas mehr als 100 Jahren formuliert werden musste, nachdem die so genannte Pfingstbewegung von den USA über Norwegen nach Deutschland hinüber geweht war.
An Deutlichkeit lässt die Samaria–Erklärung nichts zu wünschen übrig: „Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwerben zu können! Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag! Denn ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit“ (Apg. 8,20–23).
Sehr versöhnlich, sehr vermittelnd, sehr ausgleichend klingen diese Worte nicht! Was Petrus hier sagt, ist nichts Anderes als: Simon, deine Geistmanipulationen, deine Tricksereien zur Produzierung eines spirituellen „powerful life“ sollen samt dir dorthin fahren, wo sie herkommen: ins Verderben, in die Hölle! – Simon, auch wenn du dich noch so sehr in unserer Nähe herumtreibst und dich noch so fromm–religiös gebärdest: „Du hast keinerlei Anteil an diesem Wort“ (Apg. 8,21). „Wort“ steht hier für das Evangelium. Petrus weist damit auf das Wort der Wahrheit hin, weil dieses Wort dem manipulativ–magischen Gedankengebäude Simons diametral entgegensteht. – Simon, du kalter Makler in Sachen Heiliger Geist, komm aus deinem Versteck! Sei aufrichtig! Gib dem Herrn dein Herz! Mit dem Verweis auf Simons „Herz“ weist Petrus auf das hin, was ebenfalls nicht in ein Denken in Kräften und Mächten passt. Gleich darauf wiederholt der Apostel es noch einmal: „Es ist die Tücke deines Herzens“ (Apg. 8,22). Petrus macht damit klar: Simon, wenn du dich auf Kraftströme ausrichtest, dann übersieh eines nicht: Kraftströme und power sind äußerlich und damit unpersönlich. Simon, du willst deine Hände gefüllt haben?! Wo bleibt dein Herz? Wo bleibst du selbst? – Simon, du willst in den Himmel stürmen!? Hinab ins Verderben! Simon, Dich fasziniert die Süße eines powerful life!? Du wirst die „Galle der Bitterkeit“ ernten und gerätst in die „Fesseln der Ungerechtigkeit“ (Apg. 8,23)!
Reaktion Simons
Dennoch, so erklärte Petrus, sei für Simon nicht alle Hoffnung verloren: Der Apostel rief ihn zur Umkehr und zur Buße auf. Simon sollte Gott bitten, dass er ihn aus seiner Unaufrichtigkeit (von der „Tücke“, von dem „Anschlag seines Herzens“) und aus seiner Verstrickung (von seiner „Bindung an das Unrecht“) befreien möge).
Wie reagierte Simon auf diesen Ruf zur Umkehr? Beugte er sich vor Gott und flehte um Sündenvergebung? Leider nein! Stattdessen redete er weiter in seinen eingefahrenen Denkbahnen: „Betet ihr für mich zum Herrn, damit nichts von dem, was ihr gesagt habt, über mich komme!“ (Apg. 8,24).
Vielleicht klingt diese Bitte auf den ersten Blick religiös–fromm. Aber Ausdruck von Glauben ist sie keineswegs. Simons Überlegungen waren vielmehr folgende: Wenn ein so mächtiger Mann wie Petrus einen Fluch auf mich gelegt hat, vermag dieser mächtige Mann diesen Fluch auch wieder von mir wegzunehmen. Er soll für mich beten. Mit anderen Worten: Der Magier hielt Petrus weiterhin für einen religiösen Kraftprotz.
Noch etwas fällt auf: Petrus sollte für Simon gar nicht um Schuldvergebung beten. Es ging dem Simon lediglich um Verschonung vor Strafe. Damit erinnert die Bitte Simons an das wiederholte Ersuchen des verstockten Pharao: „Bittet ihr für mich, dass die Plagen nicht über mich kommen„. (2Mos. 8,4.24; 9,28; 10,17).
Entzauberung des Zauberers
Wenn man darüber nachdenkt, wie gefährlich diese Versuchung für die junge, gerade aus der ersten Verfolgung gekommene Gemeinde war, kann einem die Frage kommen: Hätte Gott die Seinen, die doch gerade durch die Zerstreuung so geschwächt schienen, nicht erst einmal an dieser gefährlichen Klippe unbemerkt vorbeiführen können?
Tatsächlich stellten Simons Ideen für die Gemeinde Gottes eine riesengroße Gefahr dar. Noch im 2. Jahrhundert, ja bis hinein in das 3. Jahrhundert mussten sich die Kirchenväter mit Simons Anhängerschaft auseinandersetzen.
Dafür, dass Simons Ideen verführerisch waren, gab es durchaus Ansätze: Rein äußerlich gab es Parallelen zwischen Philippus und Simon. Beide vollbrachten Außergewöhnliches, Wunder (Apg. 8,7.11). War es so weit hergeholt zu meinen, Philippus stelle mit seinem Auftreten lediglich eine Steigerung von Simons Getue dar? War es nicht geradezu zwangsläufig, dass junge Christen in tiefe Verwirrung gerieten, als Simon durch seinen „Glauben“ und durch sein „Sich–Taufen–Lassen“ seiner Umgebung den Eindruck erweckte, er sei einer von ihnen? (Apg. 8,13). Wie sollten die gerade Bekehrten zwischen diesen beiden Wundertätern unterscheiden können?
Dass Philippus und Simon in Wahrheit wie Himmel und Hölle voneinander geschieden waren, wird man erst begreifen, wenn man nicht die Erscheinungen ins Blickfeld nimmt, sondern wenn man durch die äußere Fassade hindurchschaut. Der Kernunterschied lag darin, dass Simon der Mann der „Kraft“ war. Seine Botschaft war die der Kraftströme, der Macht. Demgegenüber gaben Philippus und die Apostel die Nachricht weiter, in der der zentral stand, der gekommen war, um das Recht Gottes zu erwirken.
Ich bitte hier nicht missverstanden zu werden: Auch Christus tat Wunder wie auch seine Boten Philippus und die Apostel. Auch Christus wird „Gottes Kraft“ genannt (1Kor, 1,24). Auch das Evangelium ist eine „Kraft Gottes“ (Röm. 1,16; 1Kor. 2,5).
Aber im Zentrum des Evangeliums steht die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes. Bevor wir bei Christus von den Machtdemonstrationen wie von seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt hören, musste er ans Kreuz. Denn dort offenbarte Gott seine Gerechtigkeit, sein Recht. Die Kundgabe der Kraft Gottes ist erst die Folge von Karfreitag.
Darum: Wer sich direkt nach der Kraft Gottes ausstreckt, ohne Beachtung des Kreuzes, der verfehlt das Evangelium!
Man kann sich diesen Unterschied auch an den zentralen Begriffen der Samaria–Erklärung vor Augen führen. Hier begegnen uns Worte wie Verderben, Gabe Gottes, Wort, Herz, Aufrichtigkeit, Buße, Bosheit, Vergebung, Ungerechtigkeit. Von „Kraftströmen“ oder „Machtdemonstrationen“ lesen wir nichts.
In Simon dem Zauberer trat der jungen Gemeinde die Versuchung entgegen, durch Verbindung mit geheimen (okkulten) Quellen und durch Vermittlung von außergewöhnlichen Kräften den Menschen Hilfe vorzugaukeln, wenn diese sich dem Dargebotenen öffnen und sich ihm ausliefern.
Rückblickend war es gut, dass die frühe Kirche gleich am Anfang lernen musste zu unterscheiden, damit sie niemals das Evangelium der Wahrheit und der Gerechtigkeit Gottes in eine Botschaft religiöser Macht, power und Sensationen pervertiert. Es war deswegen so notwendig, diese Bedrohung zu durchschauen und ihr entgegenzutreten, weil die Gemeinde seitdem immer wieder mit dieser Gefahr konfrontiert wurde.
Frage an uns: Wie verhält es sich heute? Haben wir nicht heute mehr Probleme damit, dass wir als Christen so unscheinbar und schwach sind, als dass wir Sünder sind? Interessiert uns nicht eher, wie wir groß und einflussreich werden, als wie wir heilig und gottwohlgefällig leben? Ist es ein Zufall, dass uns heute vielfach das „Evangelium“ in Kategorien von Therapie und Heilung dargeboten wird als in denjenigen von Schuldvergebung und Rechtfertigung?
Religion liegt heutzutage im Trend. Aber ist das noch der biblische Glaube?
Gott gab einmal dem Paulus die Botschaft, er solle sich an seiner Gnade genügen lassen, weil Gottes Kraft gerade in seiner Schwachheit zum Ziel kommt (2Kor. 12,9.10). Der Apostel nahm sich tatsächlich vor, nichts zu wissen als nur Jesus und ihn als den Gekreuzigten (1Kor. 2,2).
Haben wir dieses Zeugnis recht gelesen? Dieser Mann Gottes nahm sich vor, nicht anders auf die Kanzel zu gehen als mit der Botschaft des Gekreuzigten. Dieser Prediger traf hier eine Entscheidung!
Auch der Aufruf des Petrus, Buße zu tun, hatte keinen anderen Inhalt als die Aufforderung, das Evangelium nicht zu verdrehen, sondern es recht aus zu teilen.