Was feiern wir an Weihnachten? Für die Christen ist die Antwort einfach und klar: „dass der Sohn Gottes auf die Erde kam und als Mensch geboren wurde.“ Hierüber herrscht große Einigkeit. Aber haben Sie einmal darüber nachgedacht, dass damit allein eigentlich noch gar nichts ausgesagt ist?
Wenn wir nämlich nicht sagen, warum der Sohn Gottes auf die Erde gesandt wurde und kam, dann hat davon niemand etwas. In der Tat gibt es eine große Verwirrung in Bezug darauf, warum Jesus kam. Ziemlich widersprüchliche Dinge werden geglaubt und gesagt. Zwar haben die meisten etwas damit zu tun, dass sein Kommen mit Gottes Liebe im Zusammenhang steht. Und mit Frieden auf Erden. Mit Hoffnung. Mit Licht und Wärme. Und so weiter. Aber wie genau hängen diese ermutigenden Themen zusammen? Was ist es denn, das Hoffnung macht, das Frieden bringt, das uns die Liebe Gottes erfahren lässt?
Um noch einmal konkret zu fragen: Warum genau ist der Sohn Gottes als Mensch auf diese Erde gekommen? Diese Frage wird, wie schon erwähnt, recht unterschiedlich und auch kontrovers beantwortet. Der Grund für die Kontroverse liegt meines Erachtens darin, dass die biblische Wahrheit über diese Thematik so spannungsgeladen ist. Der Sohn Gottes ist nämlich gemäß der biblischen Botschaft als Mensch geboren, um als „Sündenbock“ zu sterben.
Die Geburt Jesu zu feiern, ohne seinen Tod dabei im Blick zu haben, ergibt keinen Sinn. Jesus selbst sprach regelmäßig von seinem Kommen als von etwas, das ein ganz bestimmtes Ziel hatte. Er sagte, er sei „gekommen, um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben.“ (Mk. 10,45).
Vielleicht erscheint das den Lesern der Bekennenden Kirche nicht so kontrovers: Das ist doch einfach die Botschaft von Jesus, die wir kennen und lieben, weil wir dadurch gerettet wurden. Dennoch wird gerade dieses Verständnis des Evangeliums mehr und mehr in Frage gestellt oder bekämpft. Oft durch Leute, die sich zur so genannten Emerging Church zählen, oder auch durch Vertreter der Thesen der „Neuen Paulus-Perspektive„. Viele von ihnen lehnen das Konzept des stellvertretenden Sühnopfers Jesu ab. So zum Beispiel auch der englische Pfarrer Steve Chalke, der schon 2004 in dem Buch The lost Message of Jesus [deutsch: Die verlorene Botschaft von Jesus] schrieb:
„Die Wahrheit ist, dass das Kreuz nicht eine Form von kosmischem Kindesmissbrauch ist – ein rachsüchtiger Vater, der seinen Sohn für Vergehen bestraft, die er nicht begangen hat. Es ist verständlich, dass Leute sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche diese verdrehte Version des [Kreuzigungs-] Ereignisses als moralisch zweifelhaft und als ein riesiges Hindernis für den Glauben betrachten. Schwerwiegender als das ist jedoch, dass ein solches Konzept in totalem Widerspruch zu der Aussage: ‚Gott ist Liebe‘ steht. Wenn das Kreuz ein Gewaltakt Gottes gegen die Menschheit wäre, die von seinem Sohn getragen wird, dann spottet es der Lehre Jesu, dass wir sogar unsere Feinde lieben und Böses nicht mit Bösem vergelten sollen. Die Wahrheit ist: Das Kreuz ist ein Symbol der Liebe. Es ist eine Demonstration davon, wie weit Gott als Vater und Jesus als sein Sohn zu gehen bereit sind, diese Liebe zu beweisen. Das Kreuz ist ein lebendiges Zeugnis der Schwachheit der Liebe.“
Man kann sich fragen, was denn die Motivation solcher Leute ist, dass sie die Botschaft vom Kreuz, so wie sie die Bibel uns offenbart, nicht anerkennen wollen. Auf jeden Fall ist es deutlich, dass die Bibel genau diese Wahrheit des Sühnopfers lehrt: Gott der Vater hat seinen Sohn in diese Welt gesandt, um das stellvertretende Opfer für die Sünden derer zu sein, die Gott zum Heil erwählt hat.
Wir finden bereits durch das ganze Alte Testament hindurch diese Botschaft, oft in Form von schattenhaften Vorbildern, manchmal aber auch ganz deutlich in prophetischen Vorhersagen, wie zum Beispiel in der berühmten Prophetie Jesajas:
Jesaja 53,4-6:
„Jedoch unsere Leiden – er hat sie getragen, und unsere Schmerzen – er hat sie auf sich geladen. Wir aber, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen eigenen Weg; aber der Herr ließ ihn treffen unser aller Schuld.“
Jesaja 53,10:
„Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen, er wird seine Tage verlängern. Und was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen.“
Das Neue Testament bestätigt diese Vorhersagen als erfüllt. Petrus zum Beispiel predigt zu Pfingsten:
„Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazarener, einen Mann, der von Gott euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat – wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes hingegeben worden ist, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht.“ (Apg. 2,22.23).
Deutlicher könnten die Worte nicht sein! Jesaja und auch Petrus sprechen davon, dass Gott das Kreuz geplant hat und dass es ihm gefiel, seinen Sohn zu zerschlagen. Und dass dies alles zu Gunsten der Gläubigen geschah.
Steve Chalke nennt sein Buch „die verlorene Botschaft von Jesus“. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie! Wenn wir die Botschaft von Jesus, von seinem Evangelium, nicht verlieren wollen, dann müssen wir unbedingt daran festhalten, was wir aus der Bibel gelernt haben, nämlich dass niemand gerettet werden kann, wenn er nicht an das stellvertretende Opfer Jesu glaubt und dieses für sich in Anspruch nimmt – das heißt, sich vollkommen darauf stützt, dass er nichts eigenes zu seinem Heil, seiner Rettung beitragen kann, sondern es nur von Gott empfangen kann.
Das falsche Evangelium, nach dem Jesus uns am Kreuz nur ein Beispiel gegeben habe und uns zeigen wolle, was Liebe ist und wie weit sie geht, rettet uns nicht! Die Leute, die so etwas predigen, sagen eigentlich implizit, dass wir als unerlöste Menschen fähig wären, dem Beispiel Jesu zu folgen, ihn nachzuahmen, um so Gott zu gefallen.
Wir können aber nie und nimmer Gott gefallen. Durch die Sünde, die durch den ersten Menschen zu uns gekommen ist, sind wir vollkommen verdorben und unfähig, etwas Gutes zu tun. Jede einzelne Faser unseres Wesens ist von der Sünde durchzogen. Wir sind von Natur aus Rebellen, die Gott (und den Nächsten) im Grunde hassen. Dafür müssen wir die gerechte Strafe Gottes empfangen. Diese wurde dem ersten Menschen schon angekündigt. Wer gegen den heiligen, ewigen Gott sündigt, wird durch den ewigen Tod bestraft. Es sei denn, es wird jemand gefunden, der diese Strafe an unserer Stelle erträgt. So jemanden kündigte Gott direkt nach dem Fall des ersten Menschen an: Es wird einer kommen, der der Schlange den Kopf zertreten wird, also einer, der dem Teufel die Macht nehmen wird, die er durch die Sünde über uns hat. Und dass diese Schlange dem Kommenden die Ferse zermalmen wird, bedeutet, dass er für das Werk, das er vollbringt, zu leiden haben wird.
Immer und immer wieder hat Gott danach Vorbilder gegeben, die zeigen, was durch den Kommenden geschehen wird, auf welche Weise schließlich die katastrophale Folge der Sünde für viele abgewendet wird. Er hat zum Beispiel den Opferdienst befohlen, um zu zeigen: Die Sünde muss bestraft werden, sie kann aber durch ein stellvertretendes Opfer vom eigentlichen Übeltäter abgewendet werden. Die Sünde von Menschen wurde symbolisch diesen Tieren aufgelegt, danach wurden sie anstelle dieser Menschen getötet. Es mussten jeweils reine Tiere sein. Das deutete an, dass derjenige, der kommen wird, um die Sünde vieler zu tragen, rein und heilig sein muss. Nur dann braucht er nicht für seine eigene Sünde zu sterben, sondern kann die der anderen auf sich nehmen.
Den Empfängern dieser prophetischen Botschaft wurde durch die ganze Zeit der alttestamentlichen Offenbarung fortwährend eingeprägt: Du kannst nicht anders vor dem gerechten Zorn Gottes gerettet werden, als dass ein anderer, dieser Andere, der kommen wird, an deine Stelle tritt. Und diesen Einen, diesen Stellvertreter, versprach Gott zu senden, und er hat sein Wort an Weihnachten zu erfüllen begonnen. Jesus ist gekommen. Er ist gekommen, um an unserer Stelle zu leiden. Dazu wurde er von Gott bestimmt.
Das war kein „kosmischer Kindesmissbrauch“. Denn der Sohn Gottes wollte es selbst ebenso. Er ist gesandt worden, aber er hat sich aus eigenem Willen dazu entschlossen, sich senden zu lassen und diesen Auftrag zu erfüllen.
Johannes 10,17.18: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wiederzunehmen.“
Steve Chalke verkündet, dass das Kreuz Gottes Symbol der Liebe sei. Aber er gibt keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage, wie denn Gottes Liebe durch das Kreuz zu uns kommt. Das kann er nicht, weil er sonst sein seichtes und falsches Evangelium aufgeben müsste. Ja, Gottes Liebe kommt im Kreuz zum Ausdruck, und zwar dadurch, dass er seinen Sohn als reines, heiliges Opfer für unsere Sünde bestrafte.
Wir haben keine andere Wahl, wenn wir nicht selber für unsere Sünde ewig leiden wollen. Wir müssen diese Tat als für uns geschehen in Anspruch nehmen. Es gibt keine „sanftere“ Lösung. Es gibt kein unblutiges Evangelium!
Halten wir an dem fest, was uns Gott in seinem Wort eindeutig offenbart hat und feiern wir Weihnachten in dem Sinn: Der Sohn Gottes ist auf diese Erde gekommen, als menschliches Kind geboren, um schließlich ein Opfer für unsere Sünden zu werden. Gelobt sei Gott für diese wunderbare Nachricht!
Ein Kommentar
Die dreifache Wahrheit des Evangeliums (2/3)… Pingback
[…] Steve Chalke bekanntgemacht wurde. Siehe zum Beispiel eine Besprechung unter diesem Link: https://bekennende-kirche.de/artikel/kosmischer-kindesmissbrauch/ [2] Nicht umsonst wird Jesus auch als der Friedefürst bezeichnet (Jes 9:5, Vgl. Eph 2:14), […]
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