Grußwort des Schriftleiters

Grußwort des Schriftleiters

Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia gesagt ist, der spricht: ‚Eine Stimme ist in Rama gehört worden, viel Jammern, Weinen und Klagen; Rahel beweint ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr sind‘.

Matthäus 2,17.18

Dieser Vers ist vielleicht der traurigste aller Verse in den Weihnachtsgeschichten der Evangelien. Statt Frieden auf Erden liest man von Jammern, Weinen und Klagen.

Dabei hat der Vers gleich eine dreifache Referenz. Er verweist einmal auf Rahel, die Frau von Jakob und Mutter von Joseph und Benjamin. Sie ist bei der Geburt ihres jüngsten Sohnes ganz in der Nähe von Bethlehem gestorben und ist dort auch begraben worden (1Mos 35,16-20).

Dann zitiert dieser Vers den Propheten Jeremia, der „Rahel“ als Sammelbezeichnung für die zahlreichen Mütter verwendet, die damals über ihre Söhne getrauert haben, nachdem diese in den Kämpfen mit den Babyloniern gefallen sind oder ins Exil verschleppt wurden (Jer 31,15).

Und drittens sagt Matthäus, dass dieser Vers sich in der Weihnachtsgeschichte erfüllt hat. Er beschreibt die herzzerreißende Reaktion der Mütter, deren Kinder Herodes auf der Suche nach dem neugeborenen König weggenommen und getötet hatte (Mt 2,17.18).

Die dunkle Seite von Weihnachten

Wie passt eine so traurige Aussage zur Weihnachtsgeschichte, zum Fest der Liebe, der Lichter und des Friedens?

Dieser Vers macht uns deutlich, dass die gute Nachricht von Weihnachten deshalb so hell strahlt, weil der Hintergrund so dunkel ist. Denn eine Sache wird durch das wiederholte Weinen der Rahels sehr klar: Diese Welt ist stockfinster. Die schreckliche Sünde von Herodes macht das deutlich, genauso wie das furchtbare Leid, das diese Mütter durchmachen müssen: Sie wollen sich nicht trösten lassen. Nein, Weihnachten ist kein Fest, das diese ganz nette Welt noch ein bisschen netter macht.

Weihnachten ist vielmehr das Fest, an dem wir daran denken, dass der herrliche und ewige König des Universums sich nicht zu schade war, Mensch zu werden, sich nicht zu schade war, in einer dreckigen Krippe zu liegen, sich auch nicht zu schade war, kurz nach seiner Geburt zu fliehen – und das alles, um als Licht der Welt in unsere dunkle Welt zu leuchten.

Das helle Licht von Weihnachten

Jesus leuchtet in die Finsternis und die Finsternis hat es nicht begriffen, schreibt Johannes im ersten Kapitel seines Evangeliums (Joh 1,5). Aber diese Welt hat das Licht nicht nur übersehen – sie hasst das Licht. Denn erst im Licht wird deutlich, wie finster diese Welt ist, wie finster das Herz jedes einzelnen Menschen ist. Das völlig grausame Handeln des Herodes macht das mehr als deutlich.

Während man von dem Kindermord liest und angesichts der Grausamkeit den Kopf schüttelt, darf man nicht vergessen, dass wir heute keinen Deut besser sind als Herodes.

Damals hat er die Kinder auf dem Altar des Machterhalts geopfert. Etwa 100.000 abgetriebene Kinder pro Jahr alleine in Deutschland sind das prinzipiell gleiche Opfer – nur dieses Mal auf dem Altar der Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit. Der Unterschied zwischen damals und heute ist das Motiv, nicht der Grad der Dunkelheit.

Aber bei aller Verblendung hatte Herodes doch vielen seiner Zeitgenossen und auch vielen unserer Zeitgenossen eine Sache voraus: Er hatte verstanden, wie hell das Licht der Welt ist. Ihm war Jesus nicht gleichgültig. Er hat auch Jesus nicht als Anlass genutzt, um ein säkularisiertes Familienfest zu feiern.

Das Licht löschen?

Herodes hat alles dafür getan, um das Licht der Welt zu löschen – allerdings vergeblich. Die toten Jungen von Bethlehem und die Tränen ihrer Mütter waren der Kollateralschaden des versuchten Machterhalts.

Jesus „löschen“ zu wollen, hat keinen Sinn. Das haben noch ganz andere versucht und ausnahmslos alle haben sich bei diesem Vorhaben selbst „gelöscht“. Die einzige Antwort auf das Licht der Welt ist, dass du diesem Licht vertraust, ihm glaubst und dich über es freust, weil du verstanden hast: Es gibt nur eine Hoffnung in dieser dunklen Welt. Es gibt nur eine Hoffnung für die Tränen der Rahels dieser Welt.

Denn Jesus ist nicht nur das Licht für alle Tränen dieser alten Erde, sondern auch der, der auf der neuen Erde alle Tränen abwischen wird (Offb 7,17; 21,4). Und nur mit dieser Perspektive können wir wirklich Weihnachten feiern.

Danke für 2024!

Auch in diesem Jahr blicken wir als Herausgeber der Bekennenden Kirche sehr dankbar zurück auf das vergangene Jahr. Es war uns wieder möglich, vier Ausgaben herauszugeben und damit hoffentlich viele Christen im deutschsprachigen Europa zu ermutigen und zu stärken. Gott hat uns die nötigen Finanzen und Mitarbeiter an die Seite gestellt. Von daher bedanken wir uns ganz herzlich bei allen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement das Erscheinen der Zeitschrift möglich machen.

Ebenso danken wir allen, die die Zeitschrift im vergangenen Jahr durch ihre finanziellen Gaben unterstützt haben. In diesem Jahr wird es voraussichtlich so sein, dass wir leicht rote Zahlen schreiben werden. Eine gedruckte Zeitschrift herauszubringen, wird tatsächlich immer schwieriger, weil die Kosten steigen und die Spenden zurückgehen. Schon so manche Zeitschrift musste darum eingestellt werden. Doch wir sind davon überzeugt, dass auch in dieser digitalen Zeit ein gedrucktes Magazin wichtig ist und zur Verbreitung des Evangeliums sowie zur Zurüstung für Christen sehr hilfreich ist. Wir freuen uns darum über jeden, der zum Ende des Jahres unsere Arbeit nochmals unterstützen möchte, so dass die Bekennende Kirche auch in den nächsten Jahren weiterhin gedruckt und versandt werden kann. Wenn Sie von der Bekennenden Kirche profitieren, bitten wir Sie auch über eine regelmäßige Unterstützung nachzudenken.

Nicht zuletzt wollen wir uns bei allen Lesern herzlich bedanken für das Interesse und die positiven Rückmeldungen. Möge auch diese 99. Ausgabe Ihnen die Schönheit des Lichts dieser Welt und den Trost des Evangeliums groß machen.

Wir wünschen allen Lesern eine gesegnete Weihnachtszeit, Trost in allen Anfechtungen und Zuversicht in Gottes Führung im neuen Jahr für Sie persönlich, für Ihre Gemeinde und für unser Land.

Ihr

Jochen Klautke