Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist! spricht der Herr der Heerscharen. Wer bist du großer Berg? Vor Serubbabel sollst du zur Ebene werden… Denn wer ist’s der den Tag geringer Anfänge verachtet?
Sacharja 4,6b.7a.10a
Gott wird sein Reich bauen – nicht durch menschliche Kraft, nicht mit menschlichen Methoden, auch nicht nach menschlichen Maßstäben von Größe. Und nichts, nicht einmal die höchsten Berge, werden ihn daran hindern können!
Krisenzeiten
Angesichts der aktuellen Nachrichten kann ich mir gut vorstellen, dass den einen oder anderen von Zeit zu Zeit Zweifel beschleichen, ob diese Worte Gottes immer noch gelten.
Vor einigen Wochen haben die Katholiken in Deutschland mit großer Mehrheit deutlich gemacht, dass sie das biblische Bild der Ehe hinter sich lassen wollen. Damit folgen sie den evangelischen Landeskirchen. In vielen Freikirchen gibt es mittlerweile Bestrebungen, es den großen Kirchen gleich zu tun. Dabei ist die Preisgabe des biblischen Eheverständnisses nur eines von vielen Symptomen einer grundlegenden geistlichen Krise der Gemeinden in der westlichen Welt.
Aber nicht nur im Bereich der Kirche gibt es schwerwiegende Probleme. Die Politik steht vor riesigen wirtschaftspolitischen Herausforderungen angesichts der immer höheren Inflation. Einige Traditionsunternehmen in Deutschland sind bereits in Konkurs gegangen, viele andere mittelständische Unternehmen und gastronomische Einrichtungen befürchten, dass sie im Winter angesichts der explodierenden Energiepreise dasselbe Schicksal ereilt. Es drohen Millionen Bundesbürgern kalte Wohnungen und der soziale Abstieg. Auch wenn das Geld in der Vergangenheit oft knapp war – die meisten Menschen in unseren Breiten konnten sich in den letzten Jahrzehnten sicher sein, dass die Wohnung im Winter warm und die lebensnotwendigen Dinge erschwinglich waren. Doch diese Gewissheiten lösen sich gerade in Luft auf.
Kurz gesagt: Die geistliche Krise geht Hand in Hand mit einer gesellschaftlichen Krise.
Wenn wir uns gerade in dieser Situation vielleicht fragen, wie es mit Gottes Verheißungen heute steht, werfen wir einen kurzen Blick auf die Umstände, in die Gott diese Worte ursprünglich gesprochen hat.
Gottes Kinder vor 2500 Jahren
Um das Jahr 520 v. Chr. sah die Situation in Israel ähnlich aus wie heute. Es war knapp 20 Jahre her, dass der persische König Kyrus den Juden erlaubt hatte, nach Jerusalem zurückzukehren. Die Menschen waren anfangs sehr optimistisch: „Gott wird uns helfen. Bald wird der Tempel wieder stehen. Wir gehen einer goldenen Zukunft entgegen.“
Aber dann kamen die Probleme: Die Sünde falscher Prioritäten führte in eine geistliche Krise. Fremde Mächte von außen behinderten den Tempelbau. Wirtschaftliche Probleme im Innern lähmten den Fortschritt. Der Grundriss des neuen Tempels sah mickrig aus im Vergleich zum alten. Die gute Stimmung geriet ins Wanken. Der Wiederaufbau des Tempels wurde vorläufig gestoppt. Und der weltliche Anführer Serubbabel war entmutigt.
In dieser schwierigen Situation ermutigt Gott sein Volk und besonders Serubbabel mit den oben zitierten Zusagen aus Sacharja 4:
Es ist nicht eure menschliche Kraft, es ist nicht Erfolg nach menschlichen Maßstäben, der in meinem Reich zählt. Der Bau meines Reiches geht auch nicht unbedingt Hand in Hand mit politisch oder gesellschaftlich ruhigen Zeiten. Entscheidend ist das, was ich durch meinen Geist tun möchte. Das sieht meistens nicht beeindruckend aus. Es fängt oft ganz klein an. Aber es ist sicher und unaufhaltsam, denn ich werde mein Reich bauen.
Kein Skeptiker
„Der Heilige Geist ist kein Skeptiker, er hat nichts Zweifelhaftes oder unsichere Meinungen in unsere Herzen geschrieben, sondern feste Gewissheiten, die gewisser und fester sind als das Leben selbst.“
Diese Worte schrieb Martin Luther in Vom unfreien Willen, seiner berühmten Auseinandersetzung mit dem Gelehrten Erasmus von Rotterdam.
In einer Zeit, in der scheinbar feste Gewissheiten nicht mehr gewiss sind, sagt Gott uns zu, dass er sein Reich zwar durch Menschen, aber nicht durch menschliche Kraft oder Methoden baut. Das bedeutet im Umkehrschluss eben auch, dass menschliche Faktoren und Krisen sein Reich niemals zerstören können. Jahrhunderte später bestätigte Jesus diese Zusage: Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen. (Mt 16,18b) Gott lässt sich nicht aufhalten, selbst nicht in Zeiten, in denen die Pforten des Totenreichs immer stärker zu werden scheinen.
Neue Gesichter – alte Grundlagen
Im Vertrauen darauf, dass dieser Gott auch in herausfordernden Zeiten seine Gemeinde baut, erscheint die Bekennende Kirche mittlerweile seit mehr als 20 Jahren. Die vergangenen 15 Jahre hat Dr. Jürgen-Burkhard Klautke als Schriftleiter die Arbeit maßgeblich geprägt. Dafür wollen wir ihm als Vorstand noch einmal ganz herzlich danken!
Mit dieser Ausgabe der Bekennenden Kirche beginnt nun meine Tätigkeit als Schriftleiter. Bereits seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Artikel und arbeite im Vorstand des herausgebenden Vereins mit. Beruflich war ich in den vergangenen Jahren schwerpunktmäßig als Lehrer an einem christlichen Gymnasium tätig. Seit diesem Sommer arbeite ich neben weiteren Aufgaben als Pastor der Bekennenden Evangelisch-Reformierten Gemeinde in Gießen. Ich bin glücklich mit Natalie verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Damit ist nun der Generationswechsel nicht nur im Vorstand, sondern auch in der Redaktion abgeschlossen. Und auch wenn die Gesichter neu sind, bleibt der Auftrag der alte: Die einzigen Gewissheiten zu verkündigen, die wirklich feststehen, damit biblisch-reformatorische Gemeinden entstehen und wachsen – zu Gottes Ehre.
Mit herzlichen Grüßen in Christus,
Jochen Klautke