Die Tauflehre im Heidelberger Katechismus (Teil 2)

Die Tauflehre im Heidelberger Katechismus (Teil 2)

Der Heidelberger Katechismus (1563) gehört zu den bekanntesten Bekenntnistexten der Reformation. Er behandelt auch jene Frage, die selbst unter bekennenden Christen umstritten ist: die Tauffrage. Dabei lehnt der Katechismus die „Taufwiedergeburtslehre“ als unbiblisch ab. Denn das Heil wird allein im Glauben ergriffen und nicht auf dem Wege eines „Heilsautomatismus“ von Eltern hin zu ihren Kindern vererbt. Zugleich verteidigt der Heidelberger Katechismus die Kindertaufe als eine biblisch legitime Praxis. – Im ersten Teil hatte der Verfasser dargelegt, mit welcher Aufmerksamkeit und Liebe Jesus den Kindern begegnet ist (BK 15, 29-33). Der zweite, abschließende Text erklärt die biblischen Argumente für eine legitime Kindertaufe. Der Aufsatz geht auf eine Predigt des Autors zurück, die Form der Rede wurde weitgehend beibehalten.

Taufe und Glaube

Es gibt viele Brüder und Schwestern im Glauben, die gern mit uns bekennen, dass niemand auf anderem Weg in das Reich Gottes hineinkommt, als dies bei einem Kind geschieht (Mt. 18,2-3): also unverdient, ohne eigenes Hinzutun, eben aus Gnaden. Diese Geschwister in Christus wissen gemeinsam mit uns aus dem Wort Gottes, dass ihr Heil und damit auch ihre Bekehrung „nicht von dem Wollenden noch von dem Laufenden“ abhängt, sondern einzig und allein von dem begnadigenden Gott (Röm 9,16). Der Glaube an Jesus, mit dem wir die Rettung ergreifen, ist nicht unser Verdienst, sondern ein Geschenk Gottes. Darum danken wir IHM für unsere Bekehrung. Über diesen Ausgangspunkt besteht weitgehende Einigkeit.

Dennoch, so wird von einigen Mitchristen mit Hinweis auf Mk. 16,16 argumentiert, gebe uns die Heilige Schrift eine bestimmte Reihenfolge vor: erst der Glaube, dann die Taufe. Da Säuglinge nicht glauben können, dürften sie auch nicht getauft werden. Was ist dazu zu sagen? Es trifft zu, dass die Reihenfolge, die uns im Neuen Testament am häufigsten begegnet (etwa in der Apostelgeschichte), tatsächlich diese ist: erst kommt es zum Glauben, dann erfolgt die Taufe. Das ist in der Missionssituation übrigens bis heute der Normalfall.

Abraham: Glaube und Beschneidung

Allerdings dürfen wir dabei eines nicht vergessen: Schon bei Abraham lag diese Reihenfolge vor (siehe 1. Mo 17; vgl. Röm 4,10-11!): Am Anfang stand der Glaube des Abraham, danach erst erfolgte die zeichenhafte Bestätigung. Erst glaubte Abraham, und dann erhielt er als Zeichen und Siegel des Gnadenbundes die Beschneidung. Doch das ist keineswegs alles, was wir in 1. Mos. 17 finden. Bereits bei Abrahams Sohn, bei Isaak, war die Reihenfolge schon genau umgekehrt: Isaak sollte als Kind beschnitten werden, damit auch an ihm deutlich würde, dass er im Gnadenbund Gottes steht. Dann war er zum Glauben aufgerufen, den er später einmal persönlich ergreifen sollte. Genauso war es bei den weiteren Nachkommen der Erzväter: erst empfingen sie die Beschneidung als Zeichen und Siegel des Gnadenbundes Gottes, dann wurden sie zum Glauben aufgerufen. Ich erkenne hier mit dem Heidelberger Katechismus eine Parallele zwischen der Beschneidung im Alten Bund und der Taufe im Neuen Bund.

Wenn man auf diesen Zusammenhang hinweist, hört man häufig den Einwand, Beschneidung und Taufe seien nicht vergleichbar. Dazu ist Folgendes zu sagen: Zweifellos gibt es zwischen der Beschneidung und der Taufe Unterschiede. Zum Beispiel wurden im Alten Bund nur die Jungen beschnitten, im Neuen Bund werden sowohl Jungen als auch Mädchen getauft. Gleichwohl weise ich auf das hin, was der Apostel Paulus im Kolosserbrief schreibt. Paulus richtet diesen Brief an eine Gemeinde, die durch judaistisch-gnostische Lehren in große Verwirrung gebracht worden war. Es kamen dort unter anderem Ideen auf, die darauf zielten, die Sabbath- und Speisegesetze wieder einzuführen und die alttestamentlichen Feste wieder wie früher zu zelebrieren (Kol. 2,16) … und eben auch wieder die Bescheidung zu praktizieren. Wir können hier nicht alle Argumente des Apostels erörtern, sondern beschränken uns darauf, was er über Taufe und Beschneidung sagt. Dazu stellt Paulus den Kolossern eine Frage: Warum wollt ihr euch eigentlich beschneiden lassen, da ihr doch getauft worden seid?! Mit anderen Worten: Die Taufe – das ist doch eure Beschneidung (siehe Kol. 2,11-12).

„Euch und euren Kindern …“

Einen weiteren wichtigen Hinweis gibt uns die Pfingstpredigt des Petrus. Nachdem seine jüdischen Volksgenossen durch die Evangeliumspredigt erkannten, wen sie da durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz genagelt hatten, fragten sie, was jetzt zu tun sei. In der Antwort, die Petrus den Juden gibt, fordert er sie auf, Buße zu tun und die Taufe zu empfangen. Dann fährt er fort: „Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern …“ (Apg. 2,39). Weder im Alten noch im Neuen Bund hat die Heilige Schrift nur Individualisten vor Augen. Vielmehr denkt sie im Rahmen von Familien, bzw. von „Häusern“: „euch und euren Kindern (!) gilt die Verheißung“.

Wenn ich hier auf die Reichweite der Bundesverheißung hinweise, bestreite ich nicht, dass ein Kind glaubender Eltern selbst zum Glauben gerufen ist. Die Heilige Schrift lehrt keinen „Heilsautomatismus“ und keine Taufwiedergeburt! Auch ein Isaak, der bereits mit acht Tagen die Beschneidung empfing, war zum Glauben aufgerufen. Hätte er nicht geglaubt, dann wäre er verloren gegangen. Denken wir in diesem Zusammenhang an das Volk Israel zur Zeit des Elias. Sehr viele, vermutlich alle, waren beschnitten. Aber da abgesehen von 7.000 Getreuen alle anderen ihre Knie vor dem Baal beugten, gingen sie verloren. Denn durch ihren Unglauben hatten sie den Gnadenbund verachtet, der ihnen durch die an die Erzväter gegebenen Verheißungen galt und der ihnen durch die Beschneidung bezeugt und besiegelt worden war. Aus Apg. 2,39 erkennen wir, dass in entsprechender Weise auch im Neuen Bund die Heils-Verheißung den Glaubenden und ihren Kindern gilt.

Darin also geben wir unseren baptistischen Glaubensgeschwistern recht, wenn sie darauf bestehen, dass jeder Einzelne selbst zum Glauben gerufen ist. Tatsächlich kann kein Vater, keine Mutter für das Kind glauben. Das theologische Problem der Baptisten besteht nach unserer Überzeugung jedoch darin, dass sie die Taufe vor allem als einen Bekenntnis- bzw. Gehorsamsakt des Menschen verstehen. Darin können wir ihnen aufgrund der biblischen Texte nicht folgen. In der Taufe bezeugt nicht der Mensch seinen Glauben oder sein Christsein oder sein Wiedergeborensein. Es ist vielmehr Gott, der durch das Wasser verbunden mit dem Wort Gottes seinen Gnadenbund (und damit seine Verheißung) bezeugt und besiegelt.

Das Subjekt der Taufe

Auch im Alten Bund bestand der Sinn der Beschneidung nicht darin, dass der Mensch durch diese Handlung seinen Glauben bezeugte. Auch bei Abraham ging es nicht darum! Vielmehr war der Sinn der Beschneidung, dass Gott dadurch seinen Gnadenbund bezeugte, den er mit dem glaubenden Abraham und dessen Nachkommen aufgerichtet hatte. Entsprechend verhält es sich mit der Taufe. Auch in der Taufe geht es im Kern nicht darum, dass der Mensch dadurch seinen Glauben bezeugt oder seinen Gehorsam zum Ausdruck bringt. Vielmehr ist es Gott, der in der Taufe seinen Gnadenbund bezeugt. Die Verheißung dieses Gnadenbundes gilt den glaubenden Eltern und ihren Kindern. Wer behauptet, die Taufe sei im Kern durch Begriffe wie „Gehorsamsakt“ oder „Bekenntnisakt meines Glaubens“ beschreibbar, kann dafür keine biblischen Belege anführen.

Darum haben wir in unserer Gemeinde auch die Taufformel so beibehalten, wie sie in der Bibel bezeugt ist. Bei uns wird niemand „auf das Bekenntnis seines Glaubens“ getauft. Wir bleiben ohne Hinzufügungen oder Abstriche bei der Formel, die uns der Herr in Mt. 28,19 gegeben hat und taufen „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Im Kern der Taufdiskussion geht es also um die Frage: Wer bezeugt bei der Taufe wem, und was wird bezeugt? Geht es bei der Taufe darum, dass der Mensch seinen Glauben bezeugt – oder geht es darum, dass Gott durch die Taufe seinen Gnadenbund bezeugt und besiegelt, den er mit den Glaubenden und deren Kindern aufgerichtet hat? Da wir aus der heiligen Schrift von Letzterem überzeugt sind, brauchen wir uns auch nicht darüber den Kopf zu zerbrechen, ob man bei Kindern einen Glauben in Ansätzen („keimhaft“) finden könne. Darum geht es hier gar nicht. Wenn gläubige Eltern ihr Kind taufen lassen, geht es vielmehr darum, dass der dreieinige Bundesgott bezeugt und besiegelt, dass sein Gnadenbund auch diesem Kind gilt. Damit ist es noch nicht wiedergeboren, sondern muss später diese Verheißung selbst im Glauben ergreifen, sich also zu Jesus bekehren.

Bei der Taufe – sowohl von mündigen Gläubigen als auch von Säuglingen – steht also nicht der Täufling im Mittelpunkt, sondern der dreieinige Gott, dessen Treue und Gnade wir rühmen. Er hat seinen Gnadenbund mit dem glaubenden Abraham und seinen Nachkommen aufgerichtet. Dieses hat er im Alten Bund durch die Beschneidung bezeugt und besiegelt – und im Neuen Bund bezeugt und besiegelt er das in der Taufe. Wir nehmen also nichts von der Aussage in Mk.16,16 weg: erst der Glaube, dann die Taufe. Aber wir berücksichtigen auch das „Wiederum-steht-Geschrieben“: Genau wie bei Abraham der Glaube der Beschneidung vorausging und sich bei seinen Nachkommen die Reihenfolge umkehrte, so verhält es sich auch bei der Taufe.

Mißbrauch der Taufe

Ich bin mir darüber im Klaren, dass die Kindertaufe, wie wir sie heute weitgehend aus der Praxis der Volkskirchen vor Augen haben, bei vielen Glaubenden geradezu zu einer Abneigung gegen jede Form von Kindertaufe geführt hat. Ich kann diese Abneigung gut aus meiner eigenen Biographie nachvollziehen! Tatsächlich wird die Taufe vielfach unverantwortlich missbraucht: Sie wird zu einem Familienfest, bei dem die Paten nicht selten nach dem Geldbeutel ausgesucht werden, im Blick auf die in Aussicht stehende Konfirmation. In den Landeskirchen wird die Taufe überwiegend praktiziert, ohne dass der Pastor nach dem Glauben und dem Glaubensgehorsam der Eltern fragen würde. Aber die Antwort auf diese verkehrte Praxis liegt nun nicht darin, Kindern gläubiger Eltern die Taufe ihrer Kinder vorzuenthalten. Nötig wäre vielmehr das ernst Nehmen von Gemeindezucht. Wenn man jedoch in der Volkskirche konsequent Kirchenzucht anwenden würde, müsste dies zur Auflösung des jetzigen Systems führen, was – nebenbei bemerkt – keine Katastrophe wäre …

Kommen wir schließlich noch zu dem Einwand, wonach die Kindertaufe im Neuen Testament nirgendwo zu finden sei. Dazu ist zunächst auf die Analogie zur Beschneidung hinzuweisen. Darüber hinaus gibt es weitere Hinweise, die es sehr wahrscheinlich machen, dass die Kindertaufe in der Gemeinde von Anfang an üblich war. Der Erste, der ausdrücklich eine andere Meinung vertrat, war Tertullian. Er lebte zu Beginn des 3. Jahrhunderts und geriet später in eine schwarmgeistige Strömung. In seinen Schriften finden wir im Wesentlichen bereits sämtliche Argumente, die man bis heute gegen die Kindertaufe vorträgt. Die große Mehrheit in der Alten Kirche scheint jedoch die Kindertaufe an Eltern glaubender Kinder akzeptiert zu haben, denn es ist – nach allem, was wir aus den Quellen wissen – kein Streit darüber entbrannt.

Taufe ganzer „Häuser“

Und dann ist noch an die bekannten Bibelstellen zu erinnern, wonach Glaubende sich jeweils mit ihrem ganzen Haus taufen ließen (Apg. 16,15.33; 1. Kor. 1,16). Es gibt keinen zwingenden Grund, dabei die Kinder auszuschließen. Auch bei den sogenannten Proselytentaufen im Judentum gehörten die Kinder selbstverständlich dazu, und im Alten Testament waren beim „Haus“ unstrittig die Kinder einbezogen. Wäre es im Neuen Testament anders gewesen, hätte man einen ausdrücklichen Hinweis darauf erwarten dürfen. Die Zugehörigkeit der Kinder zum Haus war offenbar so selbstverständlich, dass sie in diesem Zusammenhang nicht eigens betont werden musste. Um Missverständnisse auszuschließen, sei hier noch einmal betont: Wenn wir die Kindertaufe bejahen, dann geht es um die Taufe der Kinder glaubender Eltern. Ich rede nicht einer Praxis das Wort, in der nicht nach dem Glaubensgehorsam der Eltern gefragt wird.

Irrtümer in der Kirchengeschichte

Recht bald in der Kirchengeschichte wurde dann jedoch eine ganz andere Auffassung über die Taufe verbreitet. Dabei wurde behauptet, der Mensch empfange durch den Vollzug der Taufe das Heil. Salopp formuliert: Man verstand die Taufe als eine Art „Schluckimpfung gegen die Hölle“.

Besonders im Mittelalter und in den darauffolgenden Jahrhunderten kamen im römischen Katholizismus (und nicht nur dort) Riten auf, die nur von dieser falschen Ansicht aus überhaupt nachvollziehbar sind. Hier sei ein Beispiel genannt:

Bei der Taufe bläst ein Priester dem Täufling dreimal ins Gesicht, um auf diese Weise den Teufel zu verjagen. Die Ohren des Täuflings werden mit Speichel benetzt, während der Taufende ausruft: „Ephata“, das heißt: „Werde geöffnet“. Dadurch sollen die geistlichen Fähigkeiten im Kind geweckt werden, damit es die himmlischen Dinge zu empfangen vermag. Wenn im Anschluss an diese Riten der Täufling in ein weißes Tuch gehüllt wird, soll damit die eingetretene Unschuld der Seele des Kindes dokumentiert werden. In einem solchen Vollzug der Taufe zeigte sich der Irrglaube, dass das Kind dadurch zu einer neuen Kreatur umgeschaffen werden könnte.

Zur biblischen Begründung berief man sich hier auf die (falsch verstandenen) Aussagen von Apg.22,16 (Taufe als „Abwaschung der Sünden“) und Tit.3,5 („Bad der Wiedergeburt“). Der Heidelberger Katechismus geht in den Fragen 72 und 73 auf dieses Missverständnis ein. Zusammengefasst erklärt er dazu folgendes: Das Heil kommt nicht durch das Taufwasser, sondern einzig und allein durch das Blut, das Jesus Christus auf Golgatha für uns vergossen hat, und durch den Heiligen Geist. Das Taufwasser bewirkt nicht das Heil, es macht nicht dasjenige, was schwarz ist, weiß. Das Taufwasser bezeugt und besiegelt vielmehr das Heilsgeschehen, das Gott der Vater auf Golgatha durch seinen Sohn vollbracht hat.

Taufe nicht heilsnotwendig

Das Sakrament der Taufe ist nicht eine Art „Heilskanal“, durch den das Heil oder die Frömmigkeit in den Menschen hineinfließt, sodass ohne diesen Vollzug das Heil eben nicht zum Menschen geleitet werden könnte. Darum ist die Taufe auch nicht in dem Sinn heilsnotwendig, als ob ein nicht getauftes Kind glaubender Eltern, das dann früh stirbt, von der Heilsverheißung in Christus ausgeschlossen wäre. Aus diesem Grund kennen wir in unserer Gemeinde nicht die Praxis der Nottaufe.

Wenn ein Kind vor seiner Taufe gestorben ist, muss der Pastor nicht zu den glaubenden Eltern sagen: Schade, dass es nicht getauft worden ist, nun geht es verloren. Vielmehr kann er diese Eltern mit der Verheißung des Evangeliums trösten und ihnen sagen: Die Verheißung des Heils in Christus gilt nicht nur für euch Eltern, die ihr Christus glaubt, sondern auch für euer Kind. Deswegen braucht ihr nicht zu zweifeln, dass euer Kind jetzt beim Heiland ist, selbst wenn es nicht die Taufe als Zeichen und Siegel des Gnadenbundes empfangen konnte.

Der Scheck

Wenn nun aber die Taufe nicht das Heil selbst ist, sondern dieses verkündet und besiegelt, dann stellt sich die Frage, warum manche Aussagen der Bibel scheinbar den Eindruck erwecken, als würden hier Zeichen und Bezeichnetes ineinander fließen. Wir übersehen leicht, dass ein solcher bildlicher Sprachgebrauch auch in anderen Zusammenhängen allgemein üblich ist. Nehmen wir an, jemand erhält einen Scheck in Höhe von 1.000,- Euro. Dann stehen auf diesem Papier der Name, der Betrag, die Unterschrift. Der Gebende sagt: Hier gebe ich dir 1.000,- Euro. Das Zeichen (der Scheck) und das Bezeichnete (1.000.- Euro) werden mit einem Begriff benannt. Wollte man „überkorrekt“ sein, müsste man dieser Aussage – „Ich gebe dir 1.000.-Euro“ – widersprechen: Man hat ja lediglich ein Papier erhalten, für das man, wenn es auf der Bank eingelöst wird, 1000,- Euro gutgeschrieben bekommt. Aber so sprechen wir nicht, wenn wir miteinander umgehen, und so spricht auch die Bibel nicht.

Ein weiteres Beispiel aus dem Alltag soll diese Überlegungen abschließen: Wenn einem neuen Hausbesitzer am Tag seines Einzugs der Haustürschlüssel überreicht wird, dann hat er zunächst nur den Schlüssel empfangen. Da er aber durch diesen Schlüssel Zugang zu allen Räumen des neuen Hauses besitzt, ist dieser kleine Schlüssel das Zeichen und das Unterpfand dafür, dass ihm nun das ganze Haus zugeeignet ist.

Das mit dem Wort Gottes verbundene Taufwasser ist und gibt nicht selbst das Heil. Das Heil liegt genauso wenig im Taufwasser, wie es beim Abendmahl im Brot und im Wein liegt. Unser Heil liegt in Christus, der vor rund 2000 Jahren am Kreuz auf Golgatha sein Blut für uns vergossen hat, auferstanden ist, jetzt zur Rechten des Vaters im Himmel sitzt und von dort wiederkommen wird. Die Taufe ist das Zeichen und das Siegel des in Christus verankerten Gnadenbundes Gottes, der die ganze Verheißung des Evangeliums von der Vergebung der Sünden enthält. Dieses Heil empfängt niemand auf eine andere Weise als so, wie es ein Kind empfängt – geschenkweise.