Was Gottes Werk ausmacht

Was Gottes Werk ausmacht

Wortverkündigung zu Johannes 4,27-42:

Werke weisen auf denjenigen, der hinter ihnen steht. Wenn wir uns die Werke und die Handlungen einer Person ansehen, erfahren wir viel über das Wesen und den Charakter der Person. So verhält es sich auch bei Gott. Seine Werke demonstrieren seinen Charakter und seine Eigenschaften. Sie zeigen uns, dass er ein heiliger, gerechter, aber auch ein gnädiger und liebevoller Gott ist.

Das Wort Gottes zeigt uns immer wieder, was Gottes Werk ausmacht. Auch in dem Abschnitt, auf den wir hören wollen, Johannes 4,27-42, erhalten wir wesentliche Hinweise auf wichtige Aspekte, die Gottes Werk kennzeichnen.

Der Zusammenhang

Bevor wir auf die gelesenen Verse eingehen, beachten wir den unmittelbaren Zusammenhang.

Nachdem Jesus gemerkt hatte, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten in Jerusalem und Judäa immer mehr auf ihn aufmerksam wurden, brach er mit seinen Jüngern nach Galiläa auf. Sie schlugen den Weg durch Samaria ein und kamen in die Stadt Sichar. Dort schickte Jesus seine Jünger in die Stadt, um etwas zu essen zu kaufen. Erschöpft von der Reise setzte sich Jesus an den „Jakobsbrunnen“. Dort begegnete ihm eine samaritische Frau. Er kam mit ihr ins Gespräch. Jesus zeigte ihr anhand ihres menschlichen Bedürfnisses nach Wasser, was ihre wahren Bedürfnisse sind: Ihn zu kennen, Vergebung der Sünden und innige Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater zu bekommen, die sich in der wahren Anbetung im Geist und in der Wahrheit äußert.

Die Begebenheit, die der Abschnitt beschreibt, der der Wortverkündigung zugrunde liegt, setzt zum Ende des Gesprächs an. Lesen wir Vers 27: „Und darüber kamen seine Jünger und wunderten sich, dass er mit einer Frau redete. Dennoch sagte niemand: Was suchst du? Oder: Was redest du mit ihr?“

Der Ausdruck zu Beginn des Verses gibt eine Zeit an. Man kann ihn auch übersetzen mit: In diesem Moment, oder: Gerade dann. Das heißt, die Jünger kamen rechtzeitig, um das Ende des Gesprächs mitzubekommen. Worum ging es? Das lesen wir in den Versen 25 und 26: „Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn er kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin es, der mit dir redet.“

Jesus hatte sie auf ihre Schuld und Sünde hingewiesen. Daraufhin erblickte sie in ihm einen Propheten. Sie befragte ihn zu einer bekannten Streitfrage. Es ging um das Thema der Anbetung. Sie wusste von den Prophezeiungen, die auf den heilbringenden Messias hinwiesen. Sie war sich sicher: Dieser Messias würde ihnen alles verkündigen, die ganze Wahrheit. An dieser Stelle offenbarte sich Jesus der Frau als genau dieser Messias.

Gerade als Jesus der Frau sagte, dass er der Messias ist, kamen seine Jünger. Wir können es auch umgekehrt sagen: Gerade als die Jünger kamen, offenbarte Jesus der Samariterin, dass er der Messias ist.

Natürlich kommt jetzt die Frage auf: Warum ist das so wichtig? Was hat das für eine Bedeutung? Eine Antwort auf diese Frage bringt uns zum ersten Punkt der Predigt:

1. Gottes Werk ist in seiner wunderbaren Vorsehung verankert

Gottes Werk ist in seiner Vorsehung verankert, das heißt in seinem Ratschluss, den er vor aller Zeit festgelegt hat. Gott hat in seiner Macht und Weisheit die Dinge so geführt und festgelegt, dass es zu eben der Konstellation kam, von der wir hier lesen.

Eigentlich ist es bereits die zweite Stelle innerhalb dieser Begebenheiten bei der Stadt Sichar, die auf die göttliche Vorsehung verweist.

Das erste Beispiel finden wir vor dem Gespräch mit der Samariterin. Wir lesen dort, dass unser Herr durch Samaria ziehen musste (Joh. 4,4). Obwohl es mindestens zwei bekannte Wege gab, die um Samaria herumführten, war dieses „Muss“ nicht durch irgendwelche Straßenbauarbeiten bedingt, sondern ist im Ratschluss Gottes verankert, in seiner Vorsehung. Gott hatte diese samaritische Frau im Blick, und zwar vor aller Zeit. Aus diesem Grund musste Jesus durch Samaria ziehen.

Indem diese Formulierung zu Beginn des Verses 27 einen genauen Zeitpunkt angibt, wird deutlich: Die Jünger kamen nicht früher, sie kamen auch nicht später, sondern pünktlich, so dass sie mitbekamen, wie sich Jesus der Frau als der verheißene Messias offenbar machte.

In seiner wunderbaren Vorsehung richtete es der allmächtige Gott so ein, dass die Jünger zu genau diesem Zeitpunkt am Brunnen eintrafen. Er wollte, dass sie mitbekamen, dass Jesus mit einer Frau sprach und dass er ihr, einer samaritischen Frau, verkündete, dass sie vor dem Messias stand.

Gottes Heil gilt auch den Nationen

Wir hören, dass die Jünger erstaunt waren. Sie brachten ihre Verwunderung nicht laut zum Ausdruck. Aber etwas verwirrt waren sie doch. Worüber? Dass Jesus mit einer Frau sprach.

Es war für einen jüdischen Rabbi nicht nur ungewöhnlich, sondern geradezu verpönt, mit einer Frau zu sprechen. Und dann noch mit einer Samariterin! Und als ob das noch nicht ausreichen würde, war sie darüber hinaus eine mit einer sehr fragwürdigen Vergangenheit. Aber all das sprachen die Jünger nicht aus. Stattdessen: Stille, Verwunderung.

Sie beobachten darauf Folgendes: „Nun ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und lief in die Stadt und sprach zu den Leuten: Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ (4,28.29).

Die Jünger beobachteten, wie die Frau, die wahrscheinlich zugleich verwirrt und erfreut war, ihren Wasserkrug stehen ließ und in die Stadt zurücklief, um dort zu verkündigen, was sie gerade erlebt hatte. Dann brachte sie die Leute zu Jesus.

Genau das sollten die Jünger mitbekommen. Sie sollten erfahren, wie Jesus einer samaritischen Frau offenbar machte, dass er der Christus ist. Sie sollten erfassen, wie die Frau alles stehen und liegen ließ, um in der Stadt zu verkündigen, was sie gerade gehört und gesehen hatte, damit die Leute zu Jesus kommen.

Sie sollten mitbekommen, dass im Retter-Willen Gottes nicht nur Juden eingeschlossen sind, sondern auch andere Völker. Auch die Heiden. (Die Juden hielten die Samariter für eine Art von Heiden, sie sahen in ihnen ein gering zu achtendes Mischvolk.)

Nun sollten die Jünger sehen, wie sich die Heilige Schrift vor ihren Augen erfüllte: „Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse sein Angesicht leuchten über uns, dass man auf der Erde erkenne deinen Weg, unter allen Nationen dein Heil.“ (Ps. 67,2.3).

Sie sollten erkennen, was der Apostel Paulus Jahre später im Römerbrief schrieb: „uns, die er berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Wie er auch in Hosea sagt: Ich werde das mein Volk nennen, welches nicht mein Volk war, und die meine Geliebte, die nicht meine Geliebte war.“ (Röm. 9,24.25). Vielleicht hatten sich die Jünger auch schon angesichts des Reiseweges gefragt, warum sie unbedingt durch Samaria ziehen mussten. Nun diese Situation!

Die Bedeutung der Vorsehung für unseren Dienst

Vielleicht sehen wir es nicht als wichtigen Punkt an. Fakt ist jedoch, dass die Apostel von der Führung Gottes durch seine Vorsehung vollkommen überzeugt waren und sich davon abhängig machten.

Wir lesen besonders in den Berichten des Apostels Paulus, wie Gott ihn manchmal in eine Stadt schickte und dann wieder daran hinderte, in eine andere Stadt zu gehen. Das heißt nicht, dass Paulus ohne Plan und Orientierung durch die Welt lief. Aber er machte sich abhängig von Gottes Befehlen und von seinen Führungen.

Dass Gottes Werk in seiner Vorsehung verankert ist, ist für Mitarbeiter am Evangelium sehr bedeutungsvoll. Einen Mitarbeiter zeichnet eben aus, dass er sich demütig und vollkommen zufrieden der Vorsehung Gottes unterordnet. Es ist ihm die größte Freude zu sehen, dass der Ratschluss Gottes zur Erfüllung kommt.

Ein Beispiel dafür ist immer wieder Johannes der Täufer. Seine Jünger kamen zu ihm, voller Missmut, weil die Leute zu Jesus gingen und sich von ihm taufen ließen. Johannes erwiderte voller Freude: „Er muss zunehmen, ich aber abnehmen.“ (Joh. 3,30).

Der Täufer fand seine Freude darin, zu sehen und zu erfahren, wie Gottes Ratschluss zur Erfüllung kommt.

Durch diese Situation, die in der Vorsehung Gottes verankert ist, wollte Christus den Jüngern die Augen für die Wahrheit öffnen, dass er der Retter der Welt ist, sowohl für die Juden als auch für die Heiden. Gott sammelt sich sein Volk unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Auch diese Frau gehört dazu.

Eine erstaunliche Veränderung

Sie forderte ihre Mitbürger auf, zu Jesus zu kommen: Er hatte ihr alles gesagt, was sie getan hatte und ihr ihre ganze Schuld aufgedeckt. Das konnte sie nicht für sich behalten. Dieser Mann musste der Christus sein! Das musste sie einfach weitersagen. Ganz nach den Worten: „Ich glaube, darum rede ich.“ (2Kor. 4,13).

Es ist schon erstaunlich: Wir sehen hier eine Frau, die in ihrer Stadt nicht nur ein geringes Ansehen hatte, sondern verachtet war. Sie war allein, verlassen, verstoßen. Sie musste in der heißen Mittagssonne zum Brunnen gehen, um nicht den anderen Frauen zu begegnen. Sie vermied wahrscheinlich jeden Kontakt. Und nun? Voller Freude und scheinbar ohne Furcht vor der Reaktion der anderen verkündete sie das, was sie gerade erlebt hatte. Jeden Tag war sie zum Brunnen gegangen und unverändert zurückgekehrt. Auch an diesem Tag kam sie mit dem Bankrott ihres Lebens an den Jakobsbrunnen. Und nun? Sie wurde überwältigt von der Gnade, ergriffen von der heilsamen Kraft Gottes!

Ich denke nicht, dass ihre Aussage zweifelnd gemeint war. Sie zweifelte nicht daran, dass dieser Jesus der Christus ist. Möglicherweise scheint es im ersten Moment so zu klingen, weil sie es als Frage formulierte: „Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ (4,29).

Aber hätte sie zweifelnd gesprochen, wären die Leute wohl kaum aus der Stadt zu Jesus geeilt. Aber sie gingen hinaus. Von daher liegt es nahe, dass die von ihr formulierte Frage einen imperativen Beiklang hatte: Hört zu! Da vor der Stadt sitzt jemand, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Geht hin und prüft selbst, ob er der Christus ist! Tatsächlich: Die Menschen kamen heraus, und sie liefen zu Jesus.

Draußen vor der Stadt

Aus dem Evangelium erfahren wir weiter, was währenddessen am Jakobsbrunnen passiert war: „In der Zwischenzeit baten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iss!“ (4,31).

Es ist schon merkwürdig, dass die Jünger nicht einmal eine Frage stellten, nachdem die Frau weggegangen war. Zumindest erfahren wir nichts davon. Kaum war die Frau weggegangen, gingen sie zur Tagesordnung über: „Rabbi, iss!“

Jesus war von der Reise ermüdet, so lesen wir es zu Beginn des Kapitels. Deswegen hatte er seine Jünger in die Stadt geschickt. Sie sollten Essen kaufen. Aus diesem Grund hatte er auch die Frau um Wasser gebeten.

Die Jünger hatten den Auftrag erfüllt, treu und gehorsam. Und was dann passierte, ist sehr seltsam, oder? Sie scheinen irgendwie nicht bewegt worden zu sein von dem, was sie gerade gesehen hatten. Hatte sie das alles ungerührt gelassen? Alles, worüber sie sich im Stillen wunderten, war, dass Jesus mit einer Frau gesprochen hatte. Sie fragten nicht nach, was es mit dieser Frau auf sich habe. Was der Grund sei, dass sie jetzt so voller Tatendrang und Freude zurück in ihre Stadt gelaufen war.

Was die Jünger im Kopf hatten, waren lediglich zwei Dinge: erstens das gesellschaftliche Problem (Jesus hatte als jüdischer Rabbi mit einer Frau gesprochen) und zweitens das irdische Bedürfnis ihres Meisters, den Hunger zu stillen. Sie waren auf das Irdische fixiert.

Jesus nutzte diese Situation, um die Jünger auf etwas hinzuweisen. Er wies sie darauf hin, dass es mehr zu stillen gibt als nur die irdischen Bedürfnisse. Sie sollten aufhören, in irdischen Kategorien zu denken. Der Sohn Gottes führte ihnen das große Werk Gottes vor Augen. Gerade hatten sie es gesehen. Genau dieses Werk Gottes zu vollbringen ist eine große Freude. Es ist seine große Freude. Jesus stellte den Jünger die zweite Tatsache über das Werk Gottes vor. Darum geht es auch in unserem zweiten Punkt: