Das Zeugnis der Gemeinde durch die Schwachheit, mit der sie auftritt

Das Zeugnis der Gemeinde durch die Schwachheit, mit der sie auftritt

In der Welt zählt, was vor Augen ist. Es ist beeindruckend, wenn jemand gut aussieht, gut reden kann, Erfolg hat oder einen Titel erlangt. Es ist peinlich und beschämend, wenn jemand eine schlechte Figur macht.
Ist das nicht auch unsere Prägung? Haben wir nicht Angst vor Schwäche und streben nach Stärke und danach, andere zu beeindrucken? Geht es nicht auch vielen Gemeinden so? Wurde in einer Ihrer Gemeinden schon einmal darüber nachgedacht, wie man durch Schwachheit ein Zeugnis für das Evangelium sein kann?
Was steckt oftmals hinter unserem Streben nach Stärke? Antwort: Wir sehen auf das Sichtbare und Vergängliche, nicht auf das Unsichtbare und Ewige. Genau dieses Denken prägte die Gemeinde in Korinth. Deswegen schrieb Paulus den zweiten Korintherbrief. Und deshalb ist die Botschaft dieses Briefes so aktuell.
Die Gemeinde in Korinth, die von Paulus selbst gegründet wurde, hatte mit vielen Versuchungen zu kämpfen. Das kam nicht von ungefähr. Korinth war so ziemlich die verruchteste Stadt im gesamten Römischen Reich. Ging es in einer anderen Stadt im Reich drunter und drüber, sprach man sprichwörtlich von „korinthischen Verhältnissen“.
Die Gemeinde in Korinth blieb von ihrer Umgebung nicht unbeeinflusst. Es gab Streit und Spaltungen aufgrund von Stolz, vermeintlicher Stärke und eingebildeter Erkenntnis. Bereits den ersten Korintherbrief schrieb Paulus aus diesem Grund. Er reiste sogar für einen Kurzbesuch von Ephesus nach Korinth, um sich persönlich ein Bild zu machen und die Probleme zu lösen. Doch der Besuch war ein Reinfall und, wie Paulus schreibt, sehr schmerzlich für sie, auch für ihn. Paulus‘ sorgendes Bemühen um die Korinther wurde von ihnen beantwortet mit der Beschuldigung, dass er selbst eine Menge Probleme habe. Dabei waren es die Korinther, die Probleme hatten und Ermahnung benötigten.

Schwacher Paulus, starke „Superapostel“

Die Korinther waren von der Welt um sie herum geprägt. Dinge, die in der Welt wichtig waren, waren es auch für sie. Ihnen ging es um äußere Stärke, Einfluss und Ansehen. Besonders von ihren Leitern erwarteten sie, dass sie etwas hermachten. Doch Paulus war in ihren Augen von vielen Schwächen gekennzeichnet. Er war angeblich kein großer Rhetoriker, konnte nicht hart und mit Autorität durchgreifen, war selber ein einfacher Handwerker und ließ sich entgegen anderen angesehenen Weisheitslehrern nicht für seinen geistlichen Dienst bezahlen. Er trat einfach nicht so auf, wie man sich einen mächtigen Apostel vorstellte. Aber er kritisierte an allem Möglichen herum. Kurz gesagt: nicht beeindruckend, aber sehr nervig und unangenehm.
Dagegen gab es jetzt diese neuen Leiter. Sie waren herausragende Persönlichkeiten, waren studiert und hatten Empfehlungsschreiben. Wenn sie predigten, konnte man gut zuhören. Und sie hatten auch keine Scheu, sich anständig bezahlen zu lassen. Nein, sie gingen nicht nebenbei niederer Handwerksarbeit nach wie Paulus. Auf diese Kapazitäten wollte man bauen.
So kam es dazu, dass die Gemeinde zu ihrem geistlichen Vater, ihrem Gründer, kein Vertrauen mehr hatte und sogar seine Autorität und Integrität als Apostel in Frage stellte.
Wie antwortet Paulus auf diese Anschuldigungen und diese letztlich weltliche Gesinnung der Korinther, die dahintersteckte? Antwort: mit etwas Überweltlichem, mit dem Evangelium. Und das Evangelium – das ist der Hauptpunkt des zweiten Korintherbriefes – wird gerade durch die menschliche Schwachheit deutlich.
Der Brief liest sich dennoch auf den ersten Blick wie ein pures Verteidigungsschreiben. Was hat das mit Demut und Schwachheit zu tun, wenn Paulus doch nur seinen Ruf und sein Amt verteidigen will? Wenn man genauer hinschaut, sieht man: Paulus verteidigt seinen Ruf und sein Amt, indem er seine Schwachheit verteidigt: Ihr werft mir vor, schwach zu sein? Stimmt, ich bin schwach, und wisst ihr was: Ich bin stolz darauf. Wenn ich mich für irgendetwas rühmen will, so rühme ich mich meiner Schwachheiten.
Warum verhält sich das so? Was ist so gut, so ruhmvoll daran, schwach zu sein? Was hat das mit dem Evangelium und mit unserem Heil zu tun?
Das Erste, was Paulus anhand seines Dienstes deutlich macht, ist, dass gerade seine Schwachheit ein angemessenes Zeugnis für das Kreuz ist.

1. Unsere Schwachheiten sind ein Zeugnis für das Kreuz

Zuerst sollten wir klären, von welchen Schwächen Paulus spricht. Denn keineswegs alle Vorwürfe, die ihm gemacht wurden, waren berechtigt. Zum Beispiel wurde er beschuldigt, auf ihn sei kein Verlass. Da war die Sache mit dem verschobenen Besuch (2Kor. 1,15-17), oder dass er angeblich vor Ort anders auftrete als in seinen Briefen (2Kor. 10,10). Doch Paulus zeigt den Korinthern, dass er, was auch immer er tut, dabei ihr geistliches Wohl im Auge hat (2Kor. 1,23.24). Der Grund für sein Vorgehen war nicht seine Unzuverlässigkeit, sondern seine Liebe zu ihnen (2Kor. 2,4).
Wenn Paulus von seinen Schwachheiten redet, dann spricht er von Verfolgungen, Erniedrigungen und Nöten, die er um Christi willen erleidet: von seinen inneren Nöten um die Gemeinden; von seinen körperlichen Krankheiten, von Armut und Verachtung. Der Brief ist von Listen der Leiden des Paulus erfüllt: 2.Korinther 1,8-10; 4,8-12; 6,3-10; 11,23-33; 12,7.8. Von außen Kämpfe, von innen Ängste, so fasst Paulus es selbst zusammen (2Kor. 7,5).
Ein Leben voller Erniedrigungen und Schwachheiten – das gibt Paulus zu. Aber ein Leben, das ein lebendiges und glaubhaftes Zeugnis für das Kreuz Christi ist. Im vierten Kapitel spricht er davon, dass er allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umherträgt. Christus hat sich erniedrigt, wurde verfolgt, misshandelt und gekreuzigt. Er wurde arm für uns (2Kor. 8,9). Er wurde zur Sünde für uns (2Kor. 5,21). Er starb für uns (2Kor. 5,15). Christus kam nicht als fliegender Supermann mit Laserblick und Muskelbergen, sondern als leidender Knecht. Paulus nahm deshalb gerne Erniedrigungen auf sich, weil er so für eben dieses Leiden ein Zeugnis ablegen konnte.
Genauso hat es Jesus auch seinen Jüngern verheißen: Sie werden verfolgt und gehasst werden um seines Namens willen. Unsere Leiden und Nöte weisen auf das Leiden und die Schwachheit hin, die Christus für uns auf sich genommen hat. Gerade in unserer Schwachheit sind wir ein Zeugnis für das Kreuz.
Aber was tun wir nicht alles, um solcherart Schwachheiten zu vermeiden? Wenn es nur um das Leiden ginge, wäre es tatsächlich ziemlich bitter. Doch unsere Schwachheiten weisen auch auf die Kraft hin, mit der Jesus uns gerettet hat. Und darum sagt Paulus: Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umher, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird (2Kor. 4,10).

2. In unseren Schwachheiten erfahren wir die Kraft Gottes

Paulus sagt den Korinthern, dass Gott uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit schafft (2Kor. 4,17).
Gott wirkt mit seiner Leben schaffenden Kraft in uns. Christus wurde arm, damit wir reich würden; er wurde zur Sünde, damit wir zur Gerechtigkeit würden; er starb für uns, damit wir leben.

Wirksame Empfehlungsschreiben

Die neuen Leiter, die sich als Apostel ausgaben, hatten beeindruckende Empfehlungsschreiben über ihre Ausbildung und ihre Leistungen. Was hält Paulus dagegen? Was ist sein Empfehlungsschreiben? Es ist die Gemeinde in Korinth selbst: Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann. Es ist ja offenbar, dass ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens (2Kor. 3,2.3). Durch die Verkündigung des Paulus in Furcht und Zittern, unter Not und Anfechtung, ja in all seiner Schwachheit ist eine Gemeinde in einer Stadt voller Sünde und Götzendienst entstanden. Paulus erfuhr Gottes Kraft, weil Gott durch ihn wirkte. Die Korinther erfuhren Gottes Kraft, weil sie das Evangelium erkennen durften und zum lebendigen Glauben kamen. Ihr Leben änderte sich von Grund auf: Irrt euch nicht: Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Weichlinge, noch Knabenschänder, weder Diebe noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes erben. Und solche sind etliche von euch gewesen. Aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes (1Kor. 6,9-11). Durch Gottes Kraft wurden sie zu neuen Menschen: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen. Siehe, es ist alles neu geworden! (2Kor. 5,17).

Wirksames Wort

Gott wirkte durch den schwachen Paulus an den schwachen Korinthern. Paulus hatte weder die Möglichkeit noch den Willen zu einem imposanten, beeindruckenden Auftritt in Korinth, um die Leute durch Show und Manipulation von seiner Botschaft zu überzeugen (2Kor. 4,2). Er startete auch kein soziales Hilfsprogramm für die Sklaven, um sie irgendwann später einmal vom Evangelium überzeugen zu können. Die Korinther auf der anderen Seite hatten weder Kraft noch Willen, sich aus ihrer Verderbtheit zu erheben und ihr Leben zu verändern. Gott tat es. Und wodurch? Durch die Verkündigung des Evangeliums: Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft (1Kor. 1,18).
Gott wirkt durch sein Wort. Darum müssen wir vor allem eines tun: Sein Wort verkünden. Sei es zur Stärkung von Gläubigen oder zur Bekehrung Ungläubiger. Gott hat uns schwachen, gefallenen Menschen sein Wort dazu anvertraut: Wir haben aber diesen Schatz [des Evangeliums] in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns (2Kor. 4,7). Wenig später schreibt er weiter: Darum lassen wir uns nicht entmutigen; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert (2Kor. 4,16) Durch seine Schwachheiten wurde Paulus immer wieder und immer mehr auf das ausgerichtet, was wirklich von Bedeutung ist, was ewig währt: die Herrlichkeit in Christus. Dadurch bekam er neue Kraft und Zuversicht: Denn unsere Bedrängnis, die schnell vorübergehend und leicht ist, verschafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. (2Kor. 4,17.18).
Die unsichtbare und ewige Herrlichkeit wiederum wird uns durch das Wort Gottes offenbart und zugesprochen.

Wirksame Kraft

Haben wir überhaupt mit Schwachheiten im Sinne des Paulus zu kämpfen? Manche sind krank und leiden sehr darunter. Aber viele von uns sind doch stark. Uns geht es doch gut. Und wir können dafür dankbar sein. Auch unsere Gemeinden können sich in Freiheit versammeln. Wir werden nicht verfolgt. Das ist gut. Aber wir dürfen uns davon den Blick nicht trüben lassen. Unsere vermeintliche Stärke macht uns nur allzu schnell schwach im Glauben.
Theo Lehmann schreibt treffend: „Noch nie gab es – weltweit betrachtet – so viele christliche Märtyrer wie heute. Noch nie haben so viele Christen für ihren Glauben mit ihrem Leben bezahlt. Noch nie gab es so eine weltweite, zunehmende Christenverfolgung. In dieser Hinsicht leben wir in Deutschland wie auf einer Insel der Seligen. Noch wird bei uns keiner, der sich als Christ bekennt, an die Wand gestellt. Noch praktizieren wir ungestört unsere christliche Aufkleberkultur. Noch ist der Fisch am Autoheck unser geheimes Erkennungszeichen und nicht der staatlich verordnete Aufnäher zur Kennzeichnung ausgegrenzter Christen wie seinerzeit der gelbe Davidsstern für die Juden. Noch ist alles still. […]
Ja, Freunde, noch tanzen wir auf unseren christlichen House-Partys, während der Leib von Christus in anderen Ländern aus tausend Wunden blutet. Noch verkaufen wir das Christentum unter dem billigen Slogan ‚Christsein ist cool‘. Aber was machen wir, wenn eines Tages Christsein nicht mehr cool ist, sondern eine heiße Angelegenheit wird? Ich frage mich, wie lange wir uns dieses läppische Jesus-Getändel und dieses traumtänzerische Christentum noch leisten können, leisten wollen.
Während in anderen Ländern christliche Frauen versklavt und vergewaltigt werden, spreizen bei uns die Mädels auf der Bühne ihre Beine und präsentieren uns ihren gepiercten Bauchnabel, alles ‚für den Herrn‘, ich weiß schon. Ich weiß aber auch, was die Herren in den ersten Reihen von diesem Anblick halten. Während woanders Christen unter der Folter schreien, leiern wir im Dreivierteltakt bis zum Umfallen (im wahrsten Sinne des Wortes) diese nichtssagenden Chorusse, in denen wir uns, sicher im Gemeindesaal sitzend, auffordern, auf den Straßen zu tanzen.
Wer kann von dieser seichten Kost leben, wenn er nicht mehr im Gemeindesaal, sondern in einer gemeinen Gefängniszelle sitzt? Wenn nicht mehr fröhlich getanzt, sondern fies gefoltert wird? Wie sollen die jungen Christen, die wir mit coolen Kurzpredigten unterfordern und unterernähren, sich einmal bewähren, wenn es hart auf hart kommt? Oder denken wir etwa, die weltweite Christenverfolgungswelle wird ausgerechnet um das liebe ‚old Germany‘, die Insel der Seligen, einen Bogen machen? Wir haben wohl vergessen, was Paulus (aus dem Gefängnis!) geschrieben hat: Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Jesus Christus, müssen Verfolgung leiden (2Tim. 3,12).
Ich genieße es voll Dankbarkeit, dass ich nach den DDR-Jahren in einem freien, demokratischen Land leben darf, in dem ich wegen meines Glaubens an Jesus weder diskriminiert noch verfolgt werde. Aber ich sehe das als eine Atempause an, die Gott uns gönnt, zum Luftholen. Denn dass das alles immer so friedlich bleiben wird, wird mir angesichts der Entwicklung in der Welt immer unwahrscheinlicher. Wir sollten die Atempause benutzen, um uns auf die Zeiten vorzubereiten, in denen Christsein nicht mehr ‚geil‘, sondern gefährlich ist. Was wir brauchen, sind bibelfeste, feuerfeste, KZ-fähige Christen.“
Wir streben nach unserer Kraft und vertrauen auf sie, auf Sicherheit und auf unseren Wohlstand anstatt auf Gott. Der zweite Korintherbrief wurde auch für uns geschrieben. Es ist die dringliche Ermahnung, dass wir allein auf Gottes Kraft vertrauen.
Und in diesen Versen wird noch etwas deutlich: Diese Gotteskraft erfahren wir nicht nur in unseren Schwachheiten, sondern wir bezeugen sie durch unsere Schwachheiten: Wir haben aber diesen Schatz [des Evangeliums] in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns (2Kor. 4,7).

3. Unsere Schwachheiten sind ein Zeugnis für Gottes Kraft

Im dritten Teil des Briefes setzt sich Paulus sehr scharf mit den falschen Aposteln auseinander. Sie verkünden einen anderen Jesus und ein anderes Evangelium. Ja, sie geben sich sehr fromm als Diener des Christus. Aber in Wirklichkeit sind sie Diener Satans (2Kor. 11,13-15).
Dennoch, die Korinther ertrugen sie gern. Warum? Weil sie selber so waren, weil sie selber auf ihre eigene Kraft vertrauten. Wie oft, wie schnell vertrauen wir auf unsere Kraft? Wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben oder schaffen könnten. Wir bilden uns etwas auf uns ein. Nein, wir müssen uns deshalb nicht erst vor anderen rühmen. Das ist uns heutzutage, gerade in christlichen Kreisen, zu plump. Aber wir erwarten schon Anerkennung für unsere Dienste und unsere Leistung. Und wenn sie ausbleibt, gelingt es uns durchaus einmal so nebenbei auf das hinzuweisen, was wir meinen vorweisen zu können, oder wir sind wegen der fehlenden Anerkennung gekränkt.

Der Ruhm des Paulus

Paulus schreibt: Versteht ihr nicht, ihr Korinther? Wer sich seiner eigenen Stärke rühmt, der weist nicht auf das Evangelium, nicht auf das Kreuz, nicht darauf, dass allein Gott retten kann. Und darum ist es zutiefst töricht. Aber bitte, wenn ihr nur diese Sprache versteht, wollen wir einmal sehen, wem mehr Ehre gebührt, wer der bessere Apostel ist: Sie sind Hebräer? Ich bin es auch. Sie sind Israeliten? Ich auch. Sie sind Abrahams Same? Ich auch. Sie sind Diener des Christus? Ich rede unsinnig: Ich bin’s noch mehr! (2Kor. 11,22.23).
Hat sich Paulus jetzt doch hinreißen lassen? Nein! Er sagt es ja: Er redet unsinnig. Paulus will das Rühmen der falschen Apostel bloßstellen, indem er auch einmal anfängt, sich zu rühmen, aber eben mit der Ansage, dass es bewusst in Torheit geschieht. Doch sein Rühmen nimmt nun einen ganz anderen Verlauf, als man das von den „Superaposteln“ gewöhnt war: Ich habe weit mehr Mühsal, über die Maßen viele Schläge ausgestanden, war weit mehr in Gefängnissen, öfters in Todesgefahren. Von den Juden habe ich fünfmal 40 Schläge weniger einen empfangen; dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten; einen Tag und eine Nacht habe ich in der Tiefe zugebracht. Ich bin oftmals auf Reisen gewesen, in Gefahren auf Flüssen, in Gefahren durch Räuber, in Gefahren vom eigenen Volk, in Gefahren von Heiden, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meer, in Gefahren unter falschen Brüdern; in Arbeit und Mühe, oftmals in Nachtwachen, in Hunger und Durst; oftmals in Fasten, in Kälte und Blöße; zu alledem der tägliche Andrang auf mich, die Sorge für alle Gemeinden (2Kor. 11,23-28).
Paulus spricht nicht von seinen Erfolgen, sondern von seinen Erniedrigungen, ja von seinen Schwachheiten, die er für die Gemeinde auf sich nahm: Wer ist schwach, und ich bin nicht auch schwach? Wem wird Anstoß bereitet, und ich empfinde nicht brennenden Schmerz? Wenn ich mich rühmen soll, so will ich mich meiner Schwachheit rühmen (2Kor. 11,29.30).
Damit wirklich kein Missverständnis aufkommt, dass sich Paulus etwas auf seine Strapazen einbildet (wie Männer auf ihre Narben), beendet er sein törichtes Rühmen mit einer Begebenheit, die sich kurz nach seiner Bekehrung, also am Anfang seines Dienstes für Christus zugetragen hat: Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der gelobt sei in Ewigkeit, er weiß, dass ich nicht lüge. In Damaskus bewachte der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damaszener, weil er mich verhaften wollte; und ich wurde durch ein Fenster in einem Korb an der Mauer hinabgelassen und entkam seinen Händen (2Kor. 11,31-33).
Nach dem, was Paulus vorher erwähnt hat, erscheint dieses Erlebnis ziemlich lahm. Aber es geht ihm eben nicht um die Gefahr, die er ausgestanden hat, nicht um seinen Heldenmut. Es geht ihm um seine Erniedrigung. Eine der höchsten Anerkennungen errang ein römischer Soldat, wenn er als erster auf der gegnerischen Stadtmauer zu sehen war. Dagegen sich in einem Korb zu verstecken und die Stadtmauer hinuntergelassen zu werden, war alles andere als ein Zeichen von Kraft und Autorität.
Verstehen Sie, was Paulus uns sagen will? Er ist mit Knechten und Waffen, mit wehenden Fahnen und mit Empfehlungsschreiben des Hohen Rates nach Damaskus eingezogen, um die Christen gefangen zu nehmen (Apg. 9,1.2). Doch nachdem er Christus kennengelernt und von ihm berufen wurde, ist er heimlich in einem Korb aus der Stadt geflüchtet. Gott hat ihm gleich zu Beginn vor Augen geführt, dass er seinen Dienst in Erniedrigung und Schwachheit tun wird. Eben nicht mehr so, wie Paulus es als angesehener Pharisäer und gelehrter Doktor der Theologie bisher gewöhnt war.
Diese Fluchtaktion erinnert an zwei ähnliche Begebenheiten aus dem Alten Testament: Zum einen können wir an die Kundschafter denken, die in Schwachheit vor den Soldaten Jerichos die Flucht ergriffen (Jos. 2,15), und zum anderen ist an David zu erinnern, der vor Saul floh (1Sam. 19,12). Doch danach schenkte ihnen Gott einen umso größeren Sieg.
Genauso führte Gott Paulus trotz aller Probleme und Schwachheiten wie in einem Triumphzug bis nach Korinth: Gott aber sei Dank, der uns allezeit in Christus triumphieren lässt und den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an jedem Ort offenbar macht! (2Kor. 2,14). Das heißt: Paulus hat nicht dadurch die Leute in Erstaunen versetzt, dass er von seinen Strapazen auf seinen Reisen berichtete, sondern dadurch, dass er das Evangelium verkündigt hat (2Kor. 2,17) und zwar durch die Kraft Gottes. Paulus verkündete nicht: „Wisst ihr, was ich für euch getan habe?“, sondern: „Wisst ihr, was Christus für euch getan hat?“.

Von außerordentlicher Erhöhung zu besonderer Erniedrigung

Paulus musste schwach werden, damit Gottes Kraft in ihm offenbar wurde. Der starke Paulus benötigte jedoch noch weitere Lektionen, um diese Wahrheit zu verinnerlichen. Deshalb berichtet er jetzt noch von einer außergewöhnlichen geistlichen Erfahrung, einer Vision. Gottes Geist entrückte Paulus bis in den dritten Himmel. Das heißt: bis in die Gegenwart Gottes. Er hörte dort unaussprechliche Worte. Ist das nicht etwas, worauf man stolz sein kann? Eine besondere geistliche Erfahrung? Sicher hatten die Superapostel auch einige solcher spirituellen Erfahrungen zu ihrer besonderen Bevollmächtigung vorgewiesen.
Aber was brachte Paulus diese Erfahrung? Was er sah und was er hörte, war ihm verboten weiterzuerzählen (2Kor. 12,4). Das war ernüchternd, aber es war längst nicht alles: Damit Paulus sich wegen dieser außerordentlichen Offenbarungen nicht überheben möge, wurde ihm ein Pfahl ins Fleisch gegeben (2Kor. 12,7). Die Sache, um die es Paulus geht, ist, dass seine außerordentlichen Erhöhungen ihm weitere Erniedrigungen und Schwächungen brachten.
Paulus wollte das nicht. Er bat den Herrn mehrfach um Erleichterung. Aber der Herr antwortete schließlich: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft, die Paulus selbst in höchsten Visionen gesehen hat, ist in der Schwachheit vollkommen (2Kor. 12,9). Weil Paulus so schwach war, war er ein so überzeugendes Zeugnis für die Kraft Gottes. Es war offensichtlich, dass das, was er tat, nicht er bewirkte, sondern Gott durch ihn.

Die Schwachheit der Gemeinde und Gottes Herrlichkeit

So wie Gott sich durch Paulus verherrlicht hat, so will er es bis heute durch uns, durch seine Gemeinde tun (vergleiche Eph. 3,8-13). Gott wird nicht durch unsere Stärke, unsere Gesundheit, unseren Wohlstand oder durch unser Ansehen verherrlicht, sondern durch unseren Glauben an das Evangelium, durch unser Vertrauen auf Christus. Er wird nicht verherrlicht durch große und prachtvolle Gemeindegebäude, durch starke christliche Organisationen oder durch unsere Beliebtheit in der Gesellschaft, sondern durch die Verkündigung seines Wortes.
Vor Augen sieht man die Not. Aber im Glauben sieht man, wie Gott gerade in der Not wirkt (2Kor. 4,16; 6,8-10). Das ist kein Wohlstands- sondern ein Notstandsevangelium. Zuerst wird unsere eigene Unzulänglichkeit offenbar, dann unser Vertrauen auf Gott, dann Gottes Hilfe in unserem Leben. So bekommt Gott die Ehre. So können wir auf Gottes Macht und Liebe hinweisen.
Das ist Gottes Vorgehensweise in der Welt. Gott erwählt stets das Schwache, um seine Macht zu offenbaren. Er erwählte Abraham und Sarah – alt und unfruchtbar. Er erwählte das kleine Volk Israel – nicht die starke Nation Ägypten. Er erwählte zwölf einfache Handwerker und Fischer zu Aposteln – nicht angesehene Theologen. In diesem Vorgehen bezeugt Gott immer wieder das Evangelium: Er hat keinen Supermann als Retter auf die Erde gesandt. Nein, sein Sohn wurde ein schwacher Mensch, geboren in einem Stall, gebettet in einer Futterkrippe, als Handwerker ausgebildet, als Wanderprediger umherziehend, ohne zu wissen, wo er sein Haupt am Abend niederlegen konnte, und schließlich wurde er verfolgt und dann gekreuzigt. Und als die Menschen ihn aufforderten, als Beweis seiner Macht vom Kreuz herabzusteigen, da blieb er hängen. Nicht weil er keine Macht dazu hatte, sondern weil er unsere Schwachheiten und unsere Sünden auf sich nahm, dafür starb und uns so errettete (Jes. 53,4).

Ihre Rettung und Gottes Verherrlichung

Warum sind Sie gerettet? Warum ist Christus für Sie gestorben? Warum hat er Sie erwählt? Weil Sie würdig waren? Stark genug? Gut genug? Nein, im Gegenteil, weil er seine Gnade der Vergebung und seine Kraft zur Veränderung durch Sie in der Welt offenbaren will. Wir sind Zeugnisse für Gottes Kraft in der Welt, nicht für unsere. Ebenso ist die Gemeinde kein Moralverein von Menschen, die zeigen, dass man auch anders kann, wenn man sich nur genug anstrengt, wenn man nur will. Wir bezeugen, dass unsere Kraft nichts ist und Gott alles wirkt. Wir bezeugen, dass jeder Mensch, ob er stark oder ob er schwach ist, Gottes Hilfe benötigt und dass allein das Wort des Evangeliums die Kraft hat, Menschen zu verändern.

4. Unsere Schwachheiten führen uns nicht in die Wirkungslosigkeit

Wir können jedoch auch auf der anderen Seite vom Pferd fallen, wenn wir uns unserer Schwachheiten kokett rühmen, um auf diese Weise als besonders fromm, demütig und bescheiden zu wirken, dies in Wahrheit jedoch nur als Ausrede benutzen, um uns zurückzulehnen: „Das kann ich nicht. Dafür habe ich keine Ausbildung, keine Begabung, keine Zeit und kein Geld. Das können andere viel besser. Ich würde ihnen nur im Wege stehen …“.
Gerade in Bezug auf unser Zeugnis, auf die Mission vor der Haustür haben wir derartige Erklärungen schnell parat.
Wir kennen das ja auch aus der Bibel: Abraham und Sara waren zu alt, Joseph war im Gefängnis, Mose konnte nicht vor Leuten reden, Gideon hatte Angst, Elia war lebensmüde, Jesaja war unrein, Jeremia war zu jung, Nathanael hatte etwas gegen Leute aus Nazareth, Petrus war ein Jesusleugner, Matthäus war ein Zöllner, Paulus ein Christenverfolger, Markus hatte aufgegeben, Lazarus war sogar tot. Sie alle hatten ihre Ausreden. Doch Gott gebrauchte sie alle als seine Diener. Er wirkte mit seiner Kraft durch sie. Glauben Sie nicht, dass Gott Sie nicht gebrauchen kann.
Unsere Schwachheiten führen uns nicht in die Wirkungslosigkeit, nicht in die Kraftlosigkeit. Was sagte der Herr zu Paulus? Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen (2Kor. 12,9a). Paulus fährt dann fort: Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne. Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen, denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark (2Kor. 12,9b.10).
Der Apostel war voller Schwachheiten. Aber was hat er bewirkt! Was hat er ausgestanden! Wie viele Menschen hat er erreicht! Er hat treu seinen Dienst verrichtet, in viel standhaftem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Unruhen, in Mühen, im Wachen, im Fasten; in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe; im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und Linken; unter Ehre und Schande, bei böser und guter Nachrede; als ‚Verführer‘ und doch wahrhaftig, als unbekannt und doch wohlbekannt, als Sterbende – und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, und doch nicht getötet; als Betrübte, aber immer fröhlich, als Arme, die doch viele reich machen; als solche, die nichts haben und doch alles besitzen (2Kor. 6,1-10).

Jeder Christ ist ein Empfehlungsschreiben

Jeder Christ hat von Gott die Botschaft der Versöhnung erfahren und angenommen. Dadurch ist er nicht nur gerettet und ein Kind, sondern auch ein Diener Gottes, ein Botschafter und Zeuge für das Evangelium. Wir sind Botschafter der Versöhnung, weil Gott das Wort der Versöhnung in uns hineingelegt hat (2Kor. 5,18-20).
Es ist richtig, dass nicht jeder dazu berufen ist, Prediger, Pastor oder Missionar zu werden. Aber jeder ist dazu berufen, ein Zeuge Jesu Christi in Wort und Tat zu sein, fähig zur Rechenschaft gegenüber jedermann (1Petr. 3,15).
Wir können das Wort der Versöhnung weitergeben, indem wir es in gedruckter Form verteilen, indem wir zur Verkündigung des Wortes in unsere Gemeinden einladen oder indem wir Missionare und Bibelübersetzer unterstützen. Doch vor allem sind wir selbst durch unser Leben ein Empfehlungsschreiben. Die meisten Menschen kennen Christus nicht. Sie haben irgendein Bild von ihm. Aber dieses Bild ist meistens falsch. Wissen Sie, wie diese Menschen Christus kennenlernen? Antwort: durch Sie und durch Ihre Gemeinde. Diese Leute schließen von Ihnen und Ihrer Gemeinde auf Christus. Sie sind ein Brief, egal, ob Sie nach außen nun ein richtiges oder ein falsches Bild von Christus vermitteln. Und darum schreibt Paulus: Aber als Mitarbeiter ermahnen wir euch auch, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen (2Kor. 6,1).
Der Apostel gibt uns im zweiten Korintherbrief noch ein Beispiel für Gemeinden, die schwach waren, jedoch keinesfalls in Selbstmitleid und Wirkungslosigkeit versanken, sondern im Gegenteil, die gerade in und durch ihre Schwachheit Großes bewirkten. Ihr Leben war ein überzeugender Brief für die Liebe Christi. Es waren die Gemeinden in Mazedonien, die durch ihr Bekenntnis zu Christus ausgegrenzt, verfolgt und bitterarm geworden waren. Was sollten diese Gemeinden noch bewirken? Paulus schreibt: Wir wollen euch aber, ihr Brüder, von der Gnade Gottes berichten, die den Gemeinden Mazedoniens gegeben worden ist. In einer großen Prüfung der Bedrängnis hat ihre überfließende Freude und ihre tiefe Armut die Schätze ihrer Freigebigkeit zutage gefördert. Denn nach [ihrem] Vermögen, ja ich bezeuge es, über [ihr] Vermögen hinaus waren sie bereitwillig; und sie baten uns mit vielem Zureden, dass wir die Liebesgabe und [ihre] Gemeinschaft am Dienst für die Heiligen annehmen sollten. Und [sie gaben] nicht nur [so], wie wir es erhofften, sondern sich selbst gaben sie hin, zuerst dem Herrn und dann uns, durch den Willen Gottes (2Kor. 8,1-5).
Die Rede ist von einer Geldsammlung für die bedürftige Gemeinde in Jerusalem. Gerade weil die Gemeinden Mazedoniens aus ihrer tiefen Armut heraus gerne gaben, wurden sie ein umso leuchtenderes Zeugnis für den barmherzigen Gott und für das Evangelium. Denn Christus selbst wurde arm für uns, damit wir durch seine Armut reich würden (2Kor. 8,9). Unsere Schwachheiten sind kein Grund, um Wirkungslosigkeit zu rechtfertigen, sondern Anlass zum Vertrauen und Gehorsam auf Christus. Und gerade in der Art und Weise, wie wir mit unserem Geld und Besitz umgehen, wird deutlich, wem wir wirklich vertrauen (2Kor. 9,6-8).
Unsere Schwachheit ist nicht mit Wirkungslosigkeit und Kraftlosigkeit gleichzusetzen. Die Frage ist, wo unsere Kraftquelle liegt? Sie muss in Gott liegen, denn Gottes Kraft kommt in unserer Schwachheit zum Ziel. Unsere Schwachheiten sind ein Zeugnis für das Leiden Jesu, für das Kreuz. In unseren Schwachheiten dürfen wir selbst zuallererst die Kraft Gottes erfahren. Und nicht zuletzt bezeugen wir gerade dadurch Gottes verändernde Kraft in der Welt.

Das widerfahre mir nur nicht!

„Aber ich möchte doch stark sein, möchte gemocht sein! Ich möchte gesund sein! Ich möchte abgesichert sein! Ich möchte mein kleines Familienglück behalten oder bekommen! Ich möchte Gebetserhörungen erfahren! … Und ich möchte nicht in der Gesellschaft schräg angesehen, gemieden oder gehasst werden, weil ich als Christ Normen vertrete, die nicht mit dem Zeitgeist übereinstimmen.“ Sind es nicht oft solche Gedanken, die unser Reden und Handeln prägen?
Als Jesus seine Leiden ankündigte, entgegnete Petrus: Das widerfahre dir nur nicht! Jesus antwortete: Weiche von mir, Satan! Wie oft sagen wir: „Das widerfahre mir nur nicht!“
Blicken Sie nicht auf Ihre vermeintlichen Stärken, und versuchen Sie nicht, unter allen Umständen Schwachheiten zu verdecken. Lassen Sie sich auch nicht durch Ihre Schwachheiten entmutigen. Gott gibt uns Bedrängnis, Schwachheit, Anfeindung, Not, nicht um uns zu ärgern, sondern damit er sich in uns verherrlicht. Er will uns lehren, dass seine Kraft ausreichend ist und dass sie alles übertrifft, was wir uns in dieser Welt wünschen. Er will unseren Blick auf das Ewige richten. Er ruft uns mit dem zweiten Korintherbrief auf: Wandelt im Glauben, nicht im Schauen! (2Kor. 4,7). Schaut auf das Kreuz! Schaut auf das, was Christus durch sein Leiden und Sterben für euch errungen hat: die ewige Herrlichkeit!
Und was für jeden persönlich gilt, gilt auch für unsere Gemeinden. Wie sieht es in unseren Gemeinden aus? Sind sie klein? Sind sie verachtet? Haben sie wenig finanziellen Spielraum? Haben sie kein schönes Gemeindehaus? Es gibt so viele Dinge, die uns nicht gefallen, die uns vielleicht sogar in unserer Gemeinde peinlich sind. Aber darauf kommt es nicht an, sondern ob die Gemeinde in all ihrer Schwachheit auf Christus vertraut und treu sein Wort bezeugt. Dann wird die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit Ihnen sein (2Kor. 13,13).


1) Geschrieben im September 2004: http://www.josiablog.de/2015/11/gegen-ein-immer-seichteres-christentum-in-deutschland/