Jesus Christus offenbart den Namen Gottes (Seite 2)

Jesus Christus offenbart den Namen Gottes (Seite 2)

Die Gemeinde ist in Christus erwählt

Dieser Abschnitt ist somit ein Zeugnis für die Lehre von der Erwählung. Darauf geht zum Beispiel der Apostel Paulus in Epheser 1,4–6 ein: „[Gott der Vater hat] uns in [Christus] auserwählt vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe. Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten.“

Gott hat bestimmte Menschen vor Grundlegung der Welt in Christus erwählt. Das heißt, er hat Christus erwählt, und sie Christus gegeben. Darum gehören sie ihm. „Alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein.“ (Joh. 17,10). Das alles gilt von Ewigkeit her. Darum spricht der Prophet Jeremia unter dem Alten Bund zum Volk: „Von ferne her ist mir der HERR erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gnade.“ (Jer. 31,3)

Dass Gott Menschen zu sich zieht und in seine Gemeinschaft hineinnimmt, ist die Erfüllung seiner Verheißungen und darum seine Offenbarung als der treue „ICH BIN, DER ICH BIN“. Darum kann Christus in seinem Gebet bekennen, dass er den Namen Gottes all denen offenbart hat, die dieser ihm aus der Welt gegeben hat, und niemandem sonst.

Die Welt, die außerhalb von Christus steht, hat keinen Nutzen von Christus. Der Herr kennt sie nicht, hat sie nie gekannt (vergleiche Mt. 7,23). Diese Menschen hat der Vater dem Sohn nicht gegeben. Sie gehören ihm nicht. Warum ist das so? Warum hat Gott einen Teil der Menschheit erwählt, sich zum Eigentum genommen, als seinen besonderen Schatz, während er den anderen Teil bei dieser Wahl übergangen oder verworfen hat? Welchen Grund hat er in den Erwählten gefunden? Keinen! Was war an ihnen anders als an den übrigen? Nichts! Haben sie irgendetwas getan, das sie von den übrigen unterscheidet? Nein! Der Grund für die Erwählung liegt nicht in den Menschen. Denn alle Menschen ohne Unterschied sind als Sünder Feinde Gottes und stehen unter seinem Zorn.

Die Lehre von der Erwählung ist nicht sonderlich populär. Das ist kein Wunder, denn sie nimmt dem Menschen jeden Selbstruhm, auch den kleinsten Rest. So etwas hört man nicht gern. Die Bibel spricht jedenfalls sehr deutlich und an zahllosen Stellen von der Auserwählung. Christus erklärt in seinem Gebet, dass bestimmte Menschen Gott angehörten: „sie waren dein.“ Der Vers aus Jeremia 31 redet von einer „ewigen Liebe“ Gottes. Ins gleiche Horn stößt die folgende Aussage: „Denn ein heiliges Volk bist du für den HERRN, deinen Gott; dich hat der Herr, dein Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn seist. Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat der HERR sein Herz euch zugewandt und euch erwählt – denn ihr seid das geringste unter allen Völkern –, sondern weil der HERR euch liebte und weil er den Eid halten wollte, den er euren Vätern geschworen hatte, darum hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt …“ (5Mos. 7,6–8)

Der alleinige Grund der Erwählung ist Gottes Liebe und Treue zu seinem Volk, und Jesus Christus ist dabei der Dreh- und Angelpunkt. Wenn wir also von Erwählung sprechen, dann nicht, um uns auf die Schulter zu klopfen oder um uns über andere zu erheben. Denn Christus ist „der Geliebte„. Wir sind „in ihm“ erwählt. Und zwar nicht, weil wir heilig und tadellos waren, sondern ausdrücklich „damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe“ (vergleiche Eph. 1,4.6). In dieser Absicht hat der Vater uns seinem Sohn gegeben. In dieser Absicht hat der Sohn uns den Namen des Vaters offenbart. In dieser Absicht ist er unser Hohepriester und tritt vor seinem Vater im Gebet für uns ein.

Die Bewahrung der Gemeinde ist Werk des dreieinigen Gottes

Was erbittet Jesus vom Vater? In Johannes 17,9 beginnt er für sein Volk zu bitten. Dann folgen einige Einschübe, ehe er in Vers 11 das eigentliche Anliegen ausspricht: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir!“ Das ist die eine konkrete Bitte in unserem Abschnitt. Christus bittet um die Bewahrung seiner Gemeinde für die Zeit, wenn er nicht mehr leiblich bei ihr sein wird. Sie hat schon immer dem Vater gehört, er hat sie dem Sohn gegeben, und dieser unterstellt sie wiederum dem Schutz des Vaters, der sie in seinem Namen, also in der verwirklichten Erlösung, bewahren wird, solange sie in dieser Welt ist.

Einige Kapitel zuvor hatte Christus davon gesprochen, wie diese Bewahrung aussehen wird: „Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch bleibt in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie beachtet ihn nicht und erkennt ihn nicht; ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Joh. 14,16.17)

Was der Sohn Gottes da angekündigt hat, macht er nun wahr: Er bittet den Vater um den Beistand oder Tröster, der die Gemeinde bewahren soll. Der Heilige Geist tritt auf den Plan. Die ganze Dreieinigkeit wird eingespannt, um das Volk Gottes zu erhalten. Die Glieder des einen Volkes Gottes sind Glieder eines Leibes, des Leibes Christi. Darum besteht der Zweck dieser Bitte um Bewahrung darin, dass sie „eins seien“ (Vers 11). Die Kirche Jesu Christi ist in dieser Welt dazu aufgerufen, Christus als ihren einzigen Herrn und Heiland zu bekennen, an dem einen Glauben festzuhalten, das eine Wort Gottes als alleinige Richtschnur für Lehre und Leben zu nehmen und zu verkündigen und in der einen Liebe mit Christus und untereinander verbunden zu sein. Wo dies gegeben ist, da ist die eine heilige, allgemeine, christliche Kirche, da ist der eine Leib Christi sichtbar.

Christus offenbart seinem erwählten Volk den Namen Gottes. Er bewirkt ihr Heil. Er sorgt für ihre Bewahrung. Er bittet für sie. Er tritt vor Gottes Thron für sie ein. Er trägt sie hindurch. Er erhält sie bei sich als die Glieder seines Leibes.

Er bittet nicht für die anderen, nicht für die Welt. Er bittet nicht ausdrücklich gegen die Welt, sondern er übergeht sie. Er schließt sie aus. Auf diese Weise führt er den Willen seines Vaters aus, wie einst Jeremia, der den Auftrag erhielt: „Du aber sollst für dieses Volk keine Fürbitte einlegen, sollst weder Flehen noch Gebet für sie erheben und nicht in mich dringen; denn ich werde dich keineswegs erhören!“ (Jer. 7,16)

Diese Tatsache ist ein großer Trost. Christus bittet für sein und des Vaters Eigentum. Er tritt vor dem Vater für genau die ein, die der Vater als sein Eigentum kennt und anerkennt. Für keinen mehr, aber eben auch für keinen weniger. Und Gott wird keinen, den er sich einmal zum Eigentum erwählt hat, jemals fallenlassen. Darum können wir uns darauf verlassen, dass dieses Hohepriesterliche Gebet erhört worden ist. Daran dürfen und brauchen wir nicht zweifeln.

In der Errettung seines Volkes wird Gott verherrlicht

Indem Jesus Christus seiner Gemeinde den Namen Gottes offenbart, indem er sich den Seinen wirksam mitteilt, indem er sie durch sein kraftvolles Wort und Werk aus dem Reich der Sünde erlöst, sie in Gottes Gegenwart führt und darin bewahrt, verherrlicht er sich selbst. In Vers 10 bekennt er: „Ich bin in ihnen verherrlicht.“ Die erlöste Gemeinde ist seine Braut. Sie ist seine Zierde, und von ihr empfängt er allen Dank und alle Ehre. Davon erhalten wir eine sehr eindrucksvolle Schilderung im Buch Offenbarung: „Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die 24 Ältesten vor dem Lamm nieder, und sie hatten jeder eine Harfe und eine goldene Schale voll Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied, indem sie sprachen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen, und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott, und wir werden herrschen auf Erden.“

Anschließend stimmen sogar die himmlischen Heerscharen in dieses Lob ein: „Und ich sah, und ich hörte eine Stimme von vielen Engeln rings um den Thron und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend; die sprachen mit lauter Stimme: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Lob!“ (Offb. 5,8–12)

Jesus Christus, das Lamm, das sich klaglos zur Schlachtbank führen ließ, wird alle Ehre und allen Ruhm ernten. Er selbst stellt sich, ebenfalls in der Offenbarung, als „das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte“ vor (Offb. 22,13). Das Wort „Ende“ meint wörtlich „Ziel„. Christus in seiner Herrlichkeit ist das Ziel aller Dinge. Denn in ihm verherrlicht sich der dreieinige Gott letzten Endes selbst. Darum ist alles Handeln Gottes in dieser Zeit diesem einen Ziel untergeordnet.

Schluss

Fassen wir zusammen: Jesus Christus offenbart uns den Namen Gottes. Gott der Vater tritt uns in seinem Namen als der Gott entgegen, der seine Verheißungen bezüglich unserer Erlösung in die Tat umsetzt. Wenn Jesus uns diesen Namen offenbart, eignet er uns in Wirklichkeit die Verheißungen und ihre Erfüllung zu, die in ihm selbst, in seiner Person, begründet sind.

Gottes Verheißungen gelten denen, die er vor Grundlegung der Welt in Christus erwählt, bzw. die er seinem Sohn vor Grundlegung der Welt gegeben hat. Für sie hat Jesus sein Heilswerk ausgeführt, vom Anfang bis zum Ende, und für sie tritt er als ihr Hohepriester vor seinen Vater.

Alles Handeln Christi für und an uns ist auf ein Ziel ausgerichtet: dass er selbst verherrlicht wird in uns. Dazu hat er uns vom Vater erhalten, dazu hat er uns den Namen Gottes offenbart, dazu hat er am Kreuz für uns das Heil erworben, dazu trägt er uns durch seinen Heiligen Geist durch alle Anfechtungen, Bedrängnisse und Widrigkeiten hindurch. Und in dem verherrlichten Christus verherrlicht sich der dreieinige Gott selbst.